Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (DVD) Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- abschreckendes Beispiel für Jugendliche sehr interessant wahre Begebenheit
- schockierend, düster
- Filmmusik und die beiden Hauptdarsteller
- sehr realistisch
Nachteile / Kritik
- erst ab 16 jahren freigegeben
- viele Abweichungen vom Buch, wichtige Passagen fehlen
- ein sensationslüsterner Boulevardfilm, der sich unbemerkt das falsche Mäntelchen \\\"intellektuelle soziale Studie\\\" übergezogen hatte
- leider nicht ganz so ausführlich wie das Buch
Tests und Erfahrungsberichte
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... vom Weg abgekommen ... die DVD
3Pro:
schockierend, düster
Kontra:
viele Abweichungen vom Buch, wichtige Passagen fehlen
Empfehlung:
Ja
Nachdem ich vor kurzem über das Buch berichtet habe, schreibe ich heute über die DVD zum Film "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo".
Das Buch wurde nach Tonbandprotokollen eines Interviews geschrieben, welches Stern-Reporter 1978 mit Christiane F. führten. Sie trafen die damals 15-jährige bei einem Gerichtsprozess.
Die Handlung
Berlin - Gropiusstadt 1975.
Die 13jährige Christiane lebt in einer trostlosen Hochhaussiedlung in zerrütteten Familienverhältnissen. Eines abends nimmt ihre ältere Freundin Kessi sie zum ersten Mal in die Diskothek "Sound" mit. Dort nimmt Christiane ihren ersten Trip, da sie sich unsicher fühlt und dazugehören will. Der Anblick des ersten bewusstlosen Fixers, der auf der dreckigen Toilette der Diskothek liegt, ist für sie ein Schock.
Bald muss sie feststellen, dass fast alle ihre neuen Freunde Heroin spritzen. Ihre Mutter will die Veränderungen, die mit Christiane vorgehen, gar nicht so genau wahrnehmen. So verbringt sie immer mehr Zeit mit ihrer neuen Clique. Jetzt ist sie jedes Wochenende im "Sound". Sie verliebt sich in Detlef. Nach einem David Bowie-Konzert snieft Christiane zum ersten Mal Heroin. Von da an ist der Weg zur ersten Spritze nicht mehr weit. Sie erkennt die Gefahr nicht und glaubt, sich unter Kontrolle zu haben. Es kommt so weit, dass nicht nur Detlef, sondern auch sie selbst auf dem Strich anschaffen gehen muss. Mehrere ihrer Freunde sterben durch die Droge. Das Leben wird für Christiane und Detlef zum Alptraum. Ihre Körper verfallen immer mehr. Als Christiane sieht, wie Detlef mit einem Freier schläft, rastet sie aus. Aber das ist noch lange nicht das Ende...
Vergleich zum Buch
Der Film beginnt quasi mitten im Buch. Das ganze Vorgeplänkel wurde weggelassen. Somit weiß man auch gar nicht richtig, wieso das alles passiert.
Während Christiane im Buch schon einige Zeit vorher Pillen schluckte, beginnt sie hier erst im "Sound" damit.
Die Handlung insgesamt weicht auch ab und zu vom Buch ab und einige wichtige Sachen wurden weggelassen.
So könnte man annehmen, Christiane ginge gar nicht zur Schule, wenn sie es nicht einmal kurz erwähnen würde. Das finde ich schade, ich hätte gerne mal gesehen, wie es ihr in der Schule erging. Aber die Drehorte kann man sowieso an einer Hand abzählen - Christianes Zuhause, das "Sound", der Bahnhof Zoo, die Konzerthalle und die Fixerbude sind fast schon alles.
Filmische Umsetzung
Am Anfang des Filmes ist Christiane ja noch völlig klar. Dazu erklingt dann auch immer sehr melodiöse Musik von David Bowie. Später, wenn sie nur noch im Rausch ist, erklingen bloß noch so grässliche Töne, die so richtig nerven.
Der Film enthält Szenen, die man sich beim Lesen gar nicht so bildlich vorstellen kann. Sie sind schockierend und teilweise sogar ekelerregend.
Auch der Verfall von Christiane ist gut dargestellt. Während sie anfangs sehr hübsch aussieht und sich ja auch schminkt, um ins "Sound" reinzukommen, hat sie später total dicke Augenringe, aufgeplatzte Lippen und unreine Haut.
Die Darsteller
Natja Brunkhorst (Christiane), Thomas Haustein (Detlef), Jens Kupahl (Axel), Reiner Wölk (Leiche), Jan Georg Effler (Bernd), Christiane Reichelt (Babsi), Daniela Jaeger (Kessi), Kerstin Richter (Stella), Peggy Bussieck (Puppi), Kerstin Malessa (Tina), Bernhard Janson (Milan), Cathrine Schabeck (Linda)
Natja Brunckhorst spielt die Rolle der Christiane F. sehr überzeugend. Sie erzählt ihre Geschichte in einer sehr gleichgültigen Stimmlage und ihre Rolle berührte sie selbst sehr, wie ich damals mal gehört habe.
Bei Thomas Haustein (Detlef) hatte ich zunächst den Eindruck, dass er sehr laienhaft spielt. Er muss in seiner Rolle ja auch nicht viel sprechen. Aber bei der Szene mit dem Entzug war ich doch sehr beeindruckt, denn so was zu spielen ist sicherlich eine große Herausforderung.
Infos zum Film
Drehbuch: Hermann Weigel (nach dem gleichnamigen Buch, aufgeschrieben nach Tonbandprotokollen von Kai Hermann und Horst Rieck)
Produzenten: Bernd Eichinger, Hans Weth
Musik: Jürgen Knieper
FSK: ab 16
Laufzeit: 135 Min.
Infos zur DVD
Die Vorderseite der DVD-Verpackung seht ihr oben abgebildet (HaHa,, nur bei Ciao!!!). Die Rückseite
Ist schwarz mit ein paar kleinen Bildern aus dem Film und einem kurzen Text. Auf
der DVD selbst befindet sich das selbe Bild wie auf der Packung.
Kinotrailer: 4 weitere DVDs
Filmographie: Natja Brunckhorst, Christiane Felscherinow, Uli Edel
Specials: Produktionsnotizen
Audio: Dolby Digital 5.1
Mein Fazit
Als ich den Film in den 80ern das erste Mal sah, war ich doch ziemlich schockiert.
Inzwischen ist man ja etwas abgestumpft dadurch, was jetzt so alles im Kino und
TV läuft. Trotzdem ist es ein trauriges Schicksal, das dort gezeigt wird und das leider
auch heute noch sehr aktuell ist.
Die Freigabe ab 16 finde ich voll in Ordnung, denn einige Szenen sind wirklich
schwer zu verdauen. So auf jeden Fall die Darstellung des gemeinsamen Entzugs in
Christianes Zimmer oder ihr Zusammenbruch im Badezimmer.
Der Film insgesamt ist sehr dunkel gehalten, filmisches Highlight ist sicherlich der
Auftritt von David Bowie, der auch etwas länger gezeigt wird. Auf der DVD-Hülle wird
er ja auch extra angepriesen.
Die Extras der DVD sind zwar ziemlich dürftig, das stört mich aber nicht weiter.
Im Vergleich mit dem Buch hat auf jeden Fall das Buch gewonnen, denn das ist viel
ausführlicher und besonders am Schluss fehlen dem Film viele, viele Seiten…
Trotzdem zu empfehlen (in Verbindung mit dem Buch), weil er so richtig schockiert
und hoffentlich abschreckt.
Übrigens bekommt ihr die DVD bei Amazon für 7,97 Euro, bei ebay manchmal noch billiger.
Ich bedanke mich für´s Lesen, Bewerten und Kommentieren und wünsche euch
einen schönen Tag,
Tweety30___ weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 08.09.2011, 17:54 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Ich kenne den Film, ist gut gemacht, kommt aber an das Buch nicht ran
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Soziale Studie oder sensationslüsternes Boulevardkino ?
Pro:
Filmmusik und die beiden Hauptdarsteller
Kontra:
ein sensationslüsterner Boulevardfilm, der sich unbemerkt das falsche Mäntelchen \\\"intellektuelle soziale Studie\\\" übergezogen hatte
Empfehlung:
Nein
FILMHANDLUNG:
Berlin - Stadtteil Gropiusstadt 1975 /76.
Christiane Vera Felschinow (14 Jahre) lebt in einer nicht gerade idyllischen Hochhaussiedlung. Mit ihrer Mutter und Schwester
Bereits der erste Satz im Off führt in eine negative Stimmung ein und beschränkt den weiten Rahmen dieser Stadt (50 km Durchmesser) auf einen kleinen Radius. Die Folgesätze sind: Christiane ist unzufrieden, daß sie mit 14 noch keinen Busen hat und will unbedingt in eine Diskothek, die man erst mit 16 betreten darf.
Und der Zuschauer erfährt, daß sie aus einer geschiedenen Familie stammt. Die Filmproduzenten benutzten diesen Vorspann als erklärende Einleitung für eine Sucht, die offenbar mit dieser Problemkombination zwangsläufig entstehen muss.
Kurz wird die familiäre Situation angerissen. Die Mutter ist vom Vater seit einiger Zeit geschieden. Ihre Schwester hatte bisher mit Christiane zusammengewohnt und zieht zu ihrem Vater. Obwohl Mutter (etwas unbeholfen) und deren Freund Christiane Aufmerksamkeit schenken und sie integrieren wollen lehnt sie es ab. Eines Tages nimmt ihre etwas ältere Freundin Kessi sie zum ersten Mal in die Diskothek ,,Sound'' mit. Dort sieht sie z.B. einen bewußtlosen Fixer. Die Kamera zeigt eine schockierte Christiane. Doch wie lange wird dieser Schock anhalten ? Sie nimmt ausgerechnet während eines Horrorfilmes in der Kinoecke der Diskothek ihren ersten Trip. Es wird ihr schlecht. Ein netter Junger hilft ihr wieder auf die Beine und gibt ihr ein Taschentuch. Detlef. Kurze Zeit später trifft sie diese neuen Leute schon regelmäßig. Diese etwas indolente Haltung von ihr zieht meiner Meinung schon einen tiefen Graben zwischen den Empfindungen der restlichen 99, % ihrer Altersgenossen.
Christiane F. stellt fest, daß etliche der Sound-Besucher Heroinkonsumenten (im ersten Stadion) sind. Sie verbringt immer mehr Zeit mit diesen neuen Bekannten und verliebt sich in Detlef. Nach einem David Bowie Konzert schnupft Christiane das erste Mal Heroin. Obwohl ihr die Wirkung nicht sehr gefällt (Übelkeit) wiederholt sie es bald. Innerhalb von Wochen werden aus dem Schnupfen des beige-braunen Pulvers intravenöse Injektionen. Selbst jetzt glaubt sie noch, sich unter Kontrolle zu haben. Obwohl sie in der ersten Zeit ihres Konsums schon abgewrackte Prostituierte beiderlei Geschlechts sieht und einen bekannten Herointoten (Axel) ist der Wille des weiteren Kosums schon stärker als die (verständlichere) Reaktion, diesem Trauerspiel doch den Rücken (noch ohne Entzugserscheinungen) zu kehren. Sie und Detlef benötigen immer mehr Geld und prostituieren sich ... Wie wird die Geschichte weitergehen ?
Mir gefiel das Spiel der gerade neu entdeckten Schauspielter Nadja Brunckhorst und Thomas Haustein in den Hauptrollen. Der Film selbst gefiel mir nicht.
FILMMUSIK
(Jürgen Knieper, David Bowie, Brian Eno):
- TVC 15
ist von Bowies 1975-er LP "Station to Station". Einer Single-Kurzfassung, der Text handelt von einem Mädchen, daß von ihrem Fernseher verschlungen wird. (in der Diskothek gespielt)
- "Stay"
ist auch von "Station to Station" bekannt. Hier in der US-Single Version.
Auch dieser Titel hat nichts mit Drogen zu tun. Es geht um Bowies Beziehungsprobleme und seinen labilen Zustand,
zu einer Zeit, wo die Scheidung zu seiner Frau eingereicht war. Er selbst scheint eine Warnung vor seiner eigenen Person auszusprechen und ist alles andere als zufrieden über sein Leben in jenen Monaten. Dieser Track wurde ebenfalls in der Diskothek gespielt.
- "Look back in Anger"
hört man, als sie das erste Mal in die angeblich modernste Diskothek Europas geht. . Der Film soll Anfang 1976 spielen, dieser Song stammt von "Lodger" (1979). Chronologischer Fehler, den man kaum bemerkt.
- "Boys Keep Swinging"
vor Beginn des Konzertes (Joints werden rumgereicht und Schläger prügeln sich). Auch dieser Bowie-Track ist aus 1979 und "Lodger" entnommen.
Persönlich wage ich zu bezweifeln, ob diese David Bowie-Titel jemals in irgendeiner Diskothek beliebt waren und oft gespielt wurden. David Bowie war doch eher beliebt bei älteren LP-Käufern. Ich persönlich habe früher nie in irgendeiner Diskothek einen Song von David Bowie gehört, mit Ausnahme von "Rebel Rebel" in einem Würzburger Jugendzentrum.
- "Station to Station"
wird während des Konzertes von Bowie gespielt. Er ist zwar persönlich einen Tag zum Dreh des Films gekommen, als Musikgrundlage wird aber eine Live-Aufnahme aus jener Zeit verwendet. Dieser Titel hat in der Tat kurze Anspielungen auf Drogen und ein paar Sätze wie "Too late", doch wenn man den Text liest, so ist dies nur kleines Fragment des Selbstfindungsprozesses Bowies 1975, keineswegs Anpreisung von Drogen. David Bowie gibt zu, daß er seinen kranken und öden Zustand erkennt und daß er ihn bald überwinden möchte. Ausserdem handelt "Station to Station" auch von (momentan abwesender) Liebe in seinem Leben und der Kabbala. Im Gegensatz zu Christianes Buch ein recht kluger Text der Selbsterkenntnis mit dem Willen und der Kraft, bald wieder einen Platz an der Sonne haben zu wollen, der ihm durch sein momentanes Verhalten leider noch verschlossen ist.
- "Changes One"
Im Film schenkt der Freund ihrer Mutter Christiane die David Bowie LP "Changes One". Auch diese wurde erst später veröffentlicht. Der dann von Christiane kurz angespielte Song "Heroes" ist übrigens nicht auf jener Best-Of enthalten.
- Die Instrumentals "V2 Schneider" (von Heroes) und "Warzawa" (von Low, minus Bowie selbst)
passen durchaus in die penetrant ausweglos inszenierte Atmosphäre und den subjektiv ausgewählten Negativa der Berliner Stadtkulisse. Selbst wenn man die Horror- Seiten der Stadt als Fremdenführer zeigen möchte (wie z.B. eine damalige S-Bahn Fahrt von Tegel nach Wannsee durch verfallene ehemalige S-Bahnschächte im Osten, oder den Smog im Winter von Siemensstadt, was ich damals - allerdings neben den schönen Dingen, die diese Stadt bot - einigen Besuchern aus "Westdeutschland" zumutete...) kommen mir bei dem Film keine Erinnerungen an meine persönliche Zeit in West-Berlin (ca. 1983 / 84) auf. Einer Stadt, der ich ein vielfaches an Farbe und Spannung abgewann und im Herzen behielt, im krassen Gegensatz zum Film. Selbst die Häuserschluchten von Kreuzberg oder Wedding haben einen historischen Charme und machen einen nächtlichen Spaziergang / Heimweg von einer mitternächtlichen Kneipentour zum unvergesslichen Erlebnis, das durchaus eine Kulisse für Poesie und schöne nostalgische Sepia-Fotografie abgibt. Am Rande: Damals war ich an der Kunstschule des Lette-Vereins eingeschrieben und schätze noch heute die reiche Kulisse jener Stadtteile. Allerdings Gropiusstadt hatte ich nie besucht.
Wenn "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" Ende 1975 / Anfang 1976 spielt, dann war zu dieser Zeit lediglich "Station to Station" von David Bowie auf dem Markt. Diese Platte war noch recht funky und zugänglich, mit Ausnahme von kurzen Teilen des Titelsongs, wie gesagt. Und Christiane F. konnte zu jener Zeit die runterziehenden Klänge (der Instrumental-/Synthesizer-Tracks) von "Low" (1977) und "Heroes" (1978) noch gar nicht gekannt haben, so sehr das auch in das Schema Ulrich Edels unsensiblem Film gepasst haben mag. Der aufmerksame Zuhörer merkt, daß bei "Heroes" und seinen Instrumental-Collagen teilweise durchaus schon wieder freundliche und exotische Tupfer zu hören sind, die Low ja völlig abgingen. Doch solche Nuancen wahrzunehmen, das ist im rabenschwarzen "alles ist ausweglos" Depressions-Blei des Films ja nicht von Belang.
- "Heroes"
der Titelsong. Wurde zwar in David Bowies Berliner Zeit im Hansa Studio (1978) aufgenommen, hat aber textlich wieder rein gar nichts mit Drogen zu tun. Heroes handelt von einem Liebespaar, das sich an der Mauer regelmäßig trifft. Durch die Trennung von Ost und West lies der Beobachter Bowie die beiden sich wenigstens an diesen Tagen wie kleine Helden fühlen. Bezogen auf den Mut sich wieder mal unter diesen Umständen gegenseitig zu sehen.
Auch die Stimme Bowies im Titelsong präsentiert einen neuen Künstler, der kraftvoll und optimistisch seine Stigmata der beiden Vorjahre überwunden hatte. Der endlich wieder in der Lage war eine anspruchsvolle wie radiotaugliche Single seinen erwartungshungrigen Fans (und RCA) zu präsentieren.
Man hört "Heroes" (in der dilettantischen deutschen Übersetzung) während der Szene, als die Gruppe einen Lotterieladen im Mercedes-Sternhaus aufbricht und Geld stiehlt. . Da hätte eher ein Song von den Sex Pistols gepaßt. Aber selbst dann wäre der Zusammenhang von jugendlichem Unternehmungsdrang zu dem Hintergrund einer Heroinsucht wieder recht unnatürlich, beides passt irgendwie nicht zusammen. Heroin macht ja bekanntlich träge, desillusioniert und zieht eine Umgebung vor dem (permanent eingeschalteten) Fernseher mit überfüllten Aschenbechern vor.
UNTERSCHIEDE von BUCH : FILM
Wer diesen Film sehen und einen roten Faden erkennen wollte, der musste damals schon in Grundzügen von dem Buch gehört haben. Das Buch geht viel detaillierter und länger auf die Zeit vor der Heroin-/Tablettensucht ein als Ulrich Edels Streifen. Evtl. wäre so etwas auch für den Zuschauer zu langweilig gewesen. Vielleicht kann man es so formulieren: Wenn man das Buch gelesen hat und interessant findet, dann kann der Film eine zusätzliche optische Ergänzung darstellen. Häufig stellt er (manchmal wahllos aussortierte) Beschreibungen des Buches visuell 1 : 1 einfach nach. Und beschränkt sich natürlich auf die Wohnung und die Gegend um den Bahnhof Zoo bis Kurfürsten- /Genthiner Straße.
Aber 5 Jahre später gedreht (1975 versus 1980). Großstädte ändern ihr Gesicht ja häufig. Der Film vermittelt den Eindruck, alles ging ganz schnell. Im Stern-Buch ging alles recht langsam.
Am Rande: Mittlerweile habe ich einige Punkte "entdeckt", wo man Christianes Sätzen ihres eigenen Tagebuches nicht unbedingt wörtlich glauben kann.
Frau Felscherinow gab vor nicht allzu langer Zeit in einem Pressegespräch zu, daß sie 1976 imBuch einiges aus ihrem Leben vorenthalten hatte und anderes wieder interpretiert hatte. Damit will ich natürlich nicht ableiten, daß das Buch hauptsächlich aus Unwahrheiten besteht, nein. Ich denke, ich hacke nicht auf dem Mädchen herum, wenn ich (wie sie selbst) anmerke, daß man Heroinsüchtigen nicht alles wörtlich glauben darf.
In diesem Kontext nun ein Beispiel. Etwas, was ja für eine zentrale Handlung dieses Films die Grundlage war:
Jeme kurze Beziehung von Detlef und Christiane. Christiane schreibt davon einiges in ihrem Buch. Sie soll auch beim Drehbuch als Beraterin manchmal anwesend gewesen sein. Wahrscheinlich war Christiane für ihre persönliche Image-Pflege daran gelegen, daß sie in ihrer Jugend (oder besser Kindheit ) nicht nur ihren Körper verkaufte. Sondern auch einen "richtigen" Freund hatte; mehr noch, eine Liebesbeziehung, die sich die meisten Menschen für ihre Jugenderinnerungen wünschen.
Dieses Bild kommt allerdings ins Wanken, wenn man ein Interview (des 1960 geborenen) Detlef aus dem Jahre 1995 liest: Da behauptet er, es wäre eine typische Junkie-Zweckgemeinschaft gewesen, und keine Liebesbeziehung. Es gibt ja einige Internetseiten, bitte mal recherchieren.
Die Entnahmen aus dem Buch erscheinen mir oft recht willkürlich. Wie hätte wohl das Kinopublikum 1981 reagiert wenn Christiane folgendes gesagt hätte (ein Zitat von S. 324):
"Ich fand es teilweise irgendwie gut, daß es früher noch etwas gab, woran die Leute glaubten. Ich habe auch selbst im Unterricht mal gesagt ' 'Irgendwie wäre ich gerne in der Nazi-Zeit Jugendlicher gewesen. Da wussten die Jugendlichen doch noch, wo es längst geht, da hatten sie Ideale. Ich glaube, für einen Jugendlichen ist es besser, falsche Ideale zu haben als gar keine. Aber es ist schon was dran. " (????) Oder Ihre Bemerkungen über die RAF.
Anm.: Auch in der Ex-DDR gab es Alkoholismus und einige Heroin- und Kokainsüchtige. ABer keine Publikation wie Christiane F. Und in der Hitler-Zeit war z.B. Herrmann Göring ein fast zeitlebens Opiatsüchtiger ("Mein Führer, natürlich können wir Stalingrad halten ....").
WAS FINDE ICH AN DEM FILM WIDERSPRÜCHLICH UND DUBIOS:
- Ein Dokument über die "Jugend" 1976 ? Ich finde NEIN - nicht einmal im weitesten Sinne, selbst wenn man den Kreis der prozentual wenigen harten Süchtigen mit einbezieht.
- Meiner persönlichen Lebensbeobachtungen ist eine richtige "Beziehung" sehr untypisch für Suchtkranke. Sie entstand ja vor ihrer eigenen Sucht und nicht erst in der langen Folgezeit. Damals hatte der hübsche Teenager sicher noch körperliche und emotionale Ressourcen und einiges an Illusionen. Die aber bekanntlich bei Heroin-Konsum recht rasch auslaugen, und da ist der Film ja auch schon zu Ende.
Ein weiteres Werturteil meinerseits: Bei Interviews (Fernsehen, Presse) ist mir ihr Freund Detlef als die sympathischere und gutmütigere Person in Erinnerung. Die erwachsene Christiane F. fand in den Medien offenbar nie ein anderes Thema als sich selbst und erging sich dazu oft in unrelevanten Details.
Der Film hing sich an den Millionerfolg des Buches an.
Mir gefallen Ulrich Edels Filme allgemein nicht besonders, da sie einerseits sensationslüstern sind und auf den unsensiblen "bad news are good news" Psycheteil der Zuschauer ansprechen. Er aber andererseits versucht in der Presse als "intellektueller" und sozial interessierter Filmemacher zu gelten, ein Anspruch, dem ich ihm abspreche.
Sein Film "Last Exit to Brooklyn" (er fand 1983 endlich wieder ein ähnliches Sujet des heroinsüchtigen Autors William Borroughs) war recht ähnlich: Diesmal wurde New York nach allen möglichen Negativa und Sensationen ausgeschlachtet. Ein Bewohner dieser Stadt traute sich mal in amazon.com zu sagen: "life here in those times was not at all like this movie"), "Rasputin" zeigt einen durch und durch schlechten Rasputin (aus zwei Biographien aus meiner Schulzeit weiß ich, daß Rasputin durchaus gute Seiten und Prinzipien hatte. Seine Affären am Rande darf man sicherlich erwähnen, aber mit einer Beschränkung auf dieses Sex and Crime-Thema wird man der historischen Gestalt des Dimitrow Rasputin in keiner Weise gerecht. Und man zeigt wieder, wie wenig Respekt man von anderen Menschen hat. Ulrich Edel wäre bei der Bild-Zeitung gut aufgehoben, ober bei deren linken Pendant, dem Stern.
Ich meine subjektiv, daß "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" nicht repräsentativ für ein Berlin 1976 ist. Darüber hinaus nicht einmal nicht für das öde isolierte Alltagsleben Süchtiger. Wenn man so einen typischen Alltag verfilmen würde, käme niemand in den Kinosaal, und das wollte der Regisseur und der Stern-Verlag ja sicher nicht.
Bei Herrn Edel habe ich den Eindruck, daß er immer auf der Lauer für solche Filmstoffe liegt, da Sex, Crime und Tratsch sich gut verkauft. Das ist nicht besonders edel. Bessere Filme sind meiner Meinung "Andy Warhols Trash" (mit einem impotenten Junkie, den Joe Dallesandro spielte, http://www.paulmorrissey.org/trash.html
oder "The man with the golden arm", der die Wirkung von Opiaten in einem Kontext zeigt, der nicht von finanziellen Beschaffungsproblemen überschattet ist. Aber die gleiche Öde und Langeweile (minus Freunde, Hobbies und Beziehungen) aufzeigt.
Es ist sicher schwierig eine Analyse der Gründe von Süchten zu machen. Evtl. ist dies auch gar nicht möglich. Manche Menschen werden bei Problemen süchtig (Elvis Presley in seiner unpopulären Zeit), manche seltsamerweise, wenn sie gar keine haben auf dem Höhepunkt ihrer Karriere sind und trotz bis dato glücklicher Beziehung (Whytney Houston). Manche durch Zufall (Keith Richards), manche suchen selbst gezielt nach einer Selbstzerstörung (der schwindsüchtige Kreis um Leute wie Lou Reed und Nico, die zeitweise allen Ernstes krampfhaft versuchten, dies vergeblich als Mode darzustellen, mit dem Wunsch auf möglichst Vielen diese Stigmata zu übertragen) . Wer einmal völlige emotionale Leere und Phantasielosigkeit aus diesem Clan anhören möchte:
http://musik.ciao.de/Metal_Machine_Music_Lou_Reed__Test_2951375
Da der Film "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" sich ja selber als sozial kompetente und aufrüttelnde Wahrheit aus der "geteilten Stadt" interpretiert: Da vermisse ich zumindest den Versuch von Analyse und Hintergund. Also, weil man (wie 30 %) aus einer geschiedenen Familie kommt und das Wohngebiet etwas öde ist, ... also das reicht nicht, finde ich. Daneben möchte ich anmerken, daß Berlin die Großstadt Europas ist mit den meisten Grünflächen, Parks und Seen und billigen Freizeitangeboten ist. Und ein S-Bahn Ticket nach Wannsee ist genauso teuer wie an die Kurfürsten-Straße.
Ich habe den Eindruck, daß das Produktionsteam Berlin (wie die meisten Westdeutschen damals) vorher gar nicht näher kannte. Und dann dieser oberlehrerhafte Stil ...
Diskotheken werden in diesem Boulevard-Streifen bunt und schillernd gezeigt. Das "normale" Leben ist angeblich grau. GRUNDFALSCH wieder, es ist meiner Ansicht nach umgekehrt. Junkies werden in keinerlei Diskotheken, Jugendzentren, Gaststätten etc.für einen wiederholten Besuch geduldet. Es sei denn in ihrer allerersten Zeit der Sucht, wenn sie es noch verheimlichen und verbergen können. Und Süchtige gehen selbst aus ökonomischen und Interessgründen kaum dahin, da dies ja Eintritt und Getränke kostet, dieses Geld braucht man ja für seine Sucht.
So, und der Rest des Lebens soll also "grau" sein ? Oberflächliche wie falsche Analyse: Evtl. ist Ulrich Edel in diesem Punkt (wie Christiane F. und der Stern) ein typischer nihilistischer Deutscher. Nach Sebastian Haffner war Deutschland schon immer weniger fähig, dem beruflichen und privaten Alltag etwas Spannung und Farbe abzugewinnen - im Vergleich zu anderen Nationen. Es musste schon kurz nach der Reisgründung 1871 immer Großes, Besonderes und von außen kommendes, eine beglückende Massenbewegung sein. Falls dies nicht der Fall war oder nicht klappte (wie immer): Weltschmerz und Haß auf das angeblich ungerechte Leben, daß allen anderen etwas bot, nur angeblich einem selbst nicht. . Ich hoffe heute herrscht so eine spießige und oberflächliche Sichtweise nicht mehr vor , bin da eigentlich - nach dieser Lernphase - recht optimistisch ...
Historischer Blick aus der Ferne der Zukunft - auf Berlin und 1976: Ein Historiker im Jahre 2500 wird mit "Christiane F." kaum ein objektives Bild zu Berlin 1976 bekommen. Durch den immensen Verkaufs- und Kinoerfolg wird jener glauben, daß sei das typische Berlin gewesen. Ein Fehlurteil der Zukunft. Falls dieses stimmen sollte, gäbe es da eine Parallele zum Jahr 1913. Da war ein blühendes junges und angesehenes Land, kulturell, wirtschaftlich und nebenbei ein (kaiserlicher) Rechtsstaat mit den modernsten Gesetzen für seine Individuen. Keine Todesstrafe gab es mehr, selbst Majestätsbeleidigungen zogen allenfalls ein paar Wochen Kerker nach sich. Auch die anderen wichtigen Staaten Europas standen in stolzer Blüte. Und da machte sich seltsamerweise mit Nietzsche, Trakl oder den Buddenbrocks schon bereits eine Zivilisationsmüdigkeit und unerklärliche "Endzeitstimmung" breit. Das intellektuelle Wort war "Kulturpessimismus", obwohl es so charmante Publikumserfolge wie den "Hauptmann von Köpenick" gab. In dieser unwahren Massenstimmung gegenüber der realen Historie wurde überall millionfach von der Bevölkerung ein großer Krieg gefordert. Angeregt durch ein eher belangloses Attentat zwischen Österreich und Serbien.Halbwegs und grundlos verliebt in einen angeblich süßen Tod (Charles Baudelaire) ? Die Folgen des ersten Weltkrieges hinterliesen einen desillusionierten Kontinent, der nie mehr zu dem Glück und der Würde zurückkehren sollte, den er in seinen glücklichen und aufbrechenden Jahren unter Wilhelm I. und II. besessen hatte. Und nach dem verlorenen Krieg war natürlich der (eher kriegs-desinteressierte) Kaiser als Sündenbock schuldig und wurde ins Exil geschickt. Und die Jagd nach groben unsensiblen Sensationen wurde von den Bevölkerungen in der Weimarer- und Hitlerzeit eifrig weitergeführt. Tod nach außen um der Langeweile zu entgehen, der demonstrativen Unwilligkeit, dem persönlichen Berufs- und Privatleben etwas interessantes abzugewinnen? Ein fatales Leichengift, das scheinbar auf die späteren Generationen unbemerkt übertragen wurde.
Und 1976: Tod nach innen? Da war eine neue junge Demokratie, die von 3 Alliierten in Westberlin gesichert wurde. Nach zwei-einhalb Jahrzehnten aufstrebenden Wirtschaftswunder und Selbstentfaltung lies Mitte der Siebziger der Boom langsam nach und es zeichnete sich erstmals eine Rezession ab. Wäre das schon genug, um wieder einen neuen Todeskult - diesmal nach innen - entstehen zu lassn ? Ich denke nein. Oder waren wir Deutsche verärgert, daß wir - obwohl wir den zweiten Weltkrieg (zugegebenermaßen mit Hilfe der Amerikaner) gewonnen hatten - nicht respektvoll genug von den Alliierten behandelt wurden. So wie sich es eigentlich gegenüber einer dominanten und ehrgeizigen Siegernation gebührt hätte?
Der Leser im Jahre 2500 würde evtl. den Kopf schütteln und irgendwas murmeln "ja in welchem Kontext konnte denn diese Nation überhaupt mal etwas glücklich sein ? Und falsche Schlüsse ziehen, da ja der Großteil der Bevölkerung nicht so dachte. Aber wie bei der Raubtierfütterung bekommen diejenigen die meiste Aufmerksamkeit und die größten Brocken, die am lautesten und nachhaltigsten auf sich aufmerksam machen.
Christiane F. machte Filmpromotion: Sie war persönlich in manchen europäischen Städten zur Premiere eingeladen und schrieb in das Begeitheft des Films wörtlich: "ich habe in jener Zeit viele wichtige Erfahrungen gemacht". Liebe Christiane, welche wichtigen Erfahrungen meinst Du damit ?
Der Film schwelgt in schockierenden und unappetitlichen Details, so daß schon bald der Spannungsbogen flach wird.
Dennoch kommt urplötzlich der Schluss-Satz: "Aber ich habe es geschafft !?".
Das ist FALSCH. Sie blieb einige Zeit clean. Christianes Leben war bis Mitte der Neunziger Jahre mit etlichen längeren Rückfällen in die Sucht gezeichnet. Finanziert mit den 900.000 DM (sagte sie in einem Interview), die sie aus den Buchtantiemen erhielt.
Christiane F. hatte im realen Leben (gemäß ihren späteren Stellungnahmen) nie mehr die Chance, von irgend jemanden als etwas anderes gesehen zu werden als der Junkie und die Ex-Prostituierte. Überall wurde sie erkannt. Dank Stern und Edel.
Ferner hatte ich einmal von einem Sozialarbeiter erzählt bekommen, daß dieser in seiner ganzen Berufslaufbahn noch nie einen Menschen getroffen hatte, der auch nur annähernd während einer Heroin-Sucht in der Lage gewesen wäre, eine emotionale Beziehung zu einem Menschen aufzubauen oder zu erhalten. Junkie-Zweckgemeinschaften wegen Beschaffung und Geld gibt es natürlich. Selbst diese können oft nur von kurzer Dauer sein, wegen permanenten Streits um gegenseitige Übervorteilung. Was der Film auch andeutet.
Ein Musiker (ich sage mal nicht, wer gemeint ist, nicht David Bowie) schrieb aufrichtig in einer Biographie, daß er in seiner Zeit mit Opiaten mehr als 5 Jahre keine einzige Erektion gehabt hatte, was sich naturgemäß auf sein Privatleben auswirkte. Wenn das die weiblichen Fans aus der Ferne gewusst hätten. Man hat bei (den wenigen) prominenten Heroinsüchtigen ebenfalls den Eindruck, daß, wenn sie es schafften wieder ein anderes Leben zu führen, sie dazu neigten, dem vergangenen Trauerspiel zumindest ein etwas interessantes Gesicht posthum zu geben. Und dann mit der Wahrheit im Nachhinein nicht immer ganz ehrlich umgingen.
Biographien schreiben von Bowie, daß er während seiner Heroin-Kokainzeit (1975-77) sich sehr unwohl und unkreativ gefühlt hätte. Seine Frau und fast seine ganzen Freunde verlor. Platten wie Low konnten auch nur unter der dynamischen Schirmherrschaft von Toni Visconti und Brian Eno aufgenommen werden, die den Künstler forderten und ins Studio brachten. Bekanntlich sind ja seine eigenen musikalischen Beiträge 1976 / 77 im Vergleich zu anderen Langspielplatten recht minimal. Auf jeweils der Hälfte der (rein instrumentalen) Kompositionen ist er selbst gar nicht anwesend ...
Und dann kam 1980 (als er das längst längst überwunden hatte und niemand mehr davon sprach) unerwartet ein Rollen-Angebot für Ulrich Edels ersten Kinofilm:
Bowie würde in diesem Film so dargestellt, als wäre er - selbst in jener Zeit, als es ihm persönlich am schlechtesten ging - noch der Mädchenschwarm schlechthin gewesen . Was er zu Zeiten von Ziggy Stardust (1972 / 73) zweifellos war. Aber 1976 bei Low, ich weiß nicht so recht ... (Vielleicht hat jemand der weiblichen Leser eine andere Meinung zu Bowie 1977, bitte mir mitteilen) . Dieses Film-Angebot zur nachträglichen Imageaufpolierung, dem konnte Bowie scheinbar nicht wiederstehen. Fand ich ehrlich gesagt ziemlich trivial von ihm, das hätte er nicht nötig gehabt. Er hatte ja auch während seiner Sucht-Phase kaum über das Thema geredet und für seine künstlerischen Beiträge ist dieses Thema eigentlich nie relevant gewesen. Eben bis 1981 der Film ins Kino kam, für den er extra noch mal eine Konzertszene zu 1975 nachdrehte.
Ich erinnere mich, daß 1981 (nach Filmstart) plötzlich viele Jugendliche mit David Bowie Stickern auf den Jacken herumliefen, zu einer Zeit als die Popularität des Künstlers schon länger nachgelassen hatte. Bei Jugendlichen, die vorher dem Werk des Briten keine Beachtung geschenkt hatten. Diese "Mode" war allerdings nur von kurzer Dauer. Ich weiß nicht so recht ... Oder warum hatte sich Bowie ausgerechnet dem Iggy Pop als Schirmherr und Karriereförderer angedient und nicht z.B. Sinead O`Connor oder Marc Bolan ? Vielleicht gab es Bowie eine uneingestandene Befriedigung, endlich jemand zu sehen, der noch an den gleichen Stigmata leidet, die er früher selber hatte. Gepaart mit einem plötzlichen Helfersyndrom. Und die Teilnahme am Film geschah aus ähnlichen Motiven ?? Doch das sind jetzt Spekulationen ...
- Der Problemzyklus der Zeit 1977 ist mir aus eigenem Erleben meiner Kindheit in Erinnerung: Jugendarbeitslosigkeit und einer etwas lauen Musikkultur, politische Probleme ...
Doch was hat das mit Heroin zu tun ? Politische und wirtschaftliche Probleme gab es im 20. Jh fast immer, eventuell mit Ausnahme der Fünfziger und Sechziger Jahre.
Falls man bei privaten und beruflichen Problemen gezwungenermaßen zu harten Drogen greifen muss, dann müsste die Bevölkerung logischerweise bald aus 100 % Süchtigen bestehen. Das ist doch wohl sicher hoffentlich nicht die Botschaft des Filmes, oder? Bekanntlich gibt es ja (und gab es nie) kein Szenario, wo irgendein Staat oder irgendeine Philosophie den gesamten Problemhorizont einfach abschaffen konnte.
PRODUKTION:
Diese DVD aus dem Jahre 2000 ist zwar digital überarbeitet worden und im Tonformat Dolby Digital 5.1, trotzdem beschränkt sich der Ton haupsächlich auf die Mittelbox. Das Bild ist nur im 4:3 (nicht im 16:9) Format. Der einzige Unterschied zum Video sind die "Filmographien" und die "Produktionsnotizen". Das bedeutet so gut wie keine Boni. Wer den Film auf Video hat, braucht die DVD nicht zu kaufen, evtl. kommt mal eine neue Version heraus.
Das Bild ist etwas an der Seite abgeschnitten. Der Ton nicht ganz synchron.
Drehbuch : Hermann Weigel (nach dem gleichnamigen Buch, aufgeschrieben nach Tonbandprotokollen von Kai Hermann und Horst Rieck)
Kamera: Justus Pankau, Jürgen Jürges (begonnen)
Ausstattung: Rainer Schaper, Holger Scholz
Schnitt: Jane Seitz
Ton: Lothar Mankewitz
Musik : Jürgen Knieper, David Bowie, Brian Eno
Darsteller: Natja Brunkhorst (Christiane), Thomas Haustein (Detlef), Jens Kupahl (Axel), Reiner Wölk (Leiche), Jan Georg Effler (Bernd), Christiane Reichelt (Babsi), Daniela Jaeger (Kessi), Kerstin Richter (Stella), Peggy Bussieck (Puppi), Kerstin Malessa (Tina), Bernhard Janson (Milan), Cathrine Schabeck (Linda)
Produktionsfirma: Solaris-Filmproduktion GmbH, Berlin / Maran Film GmbH & Co. KG, Geiselgasteig / Popular-Film, Stuttgart / CLV-Filmproduktions GmbH, Berlin / Süddeutscher Rundfunk (SDR), Stuttgart
ZUSAMMENFASSUNG
Ulrich Edels / Bernd Eichingers Film "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" kam im April 1981 in 120 deutsche Kinos. Im April 1981 war ich nach der Vorstellung (im Würzburger Bavaria) recht niedergeschlagen, fand aber, daß dieser Film der am wenigsten spannende und überraschende war, den ich in jenen Jahren sah.
Das Konzept war einfach wie erfolgversprechend:
Christianes Stern-Buch hatte sich 3 Millionen mal verkauft und war durch zahlreiche Kommentare in den Medien jedem (selbst mir, ich hatte es nicht gelesen) bekannt. Man bekam das Thema geradezu von den Medien aufgedrängt.
Ebenfalls war schon lange hinlänglich bekannt jene naturgesetzliche Sucht-Wirkung von Heroin im Blutkreislauf und die sozialen Folgen des Konsums und der teuren Beschaffungs-Kriminalität ...
Die einzelnen Suchtschicksale unterscheiden sich damals wie heute kaum voneinander. Der eine stiehlt täglich, der andere handelt selbst mit Drogen, der /die andere prostitutiert sich. Wenig Neues 1981 wie 2005, sowas kann man schon in Romanen der Zwanziger Jahre nachlesen. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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gromis, 04.09.2005, 18:27 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
grüß dich, ich war gerade dreizehn als ich den Film gesehen hab und ich muss sagen mich der Film nur neugierig gemacht und keineswegs abgeschreckt, ich finde deinen Bericht superklasse du stetzt ich hervorragend mit dem Film auseinander und &uum
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Eine erschütternde Lebensgeschichte
Pro:
realistisch und alter Film
Kontra:
Wenig Bonusmaterial, viele Dunkle Szenen
Empfehlung:
Ja
Dieser Film ist nichts für schwache nerven aber für Kinder und Jugendlichen die in den Drogenkunsum fallen.
Dieser Film soll Jugendlichen zeigen was in dieser Szene damals und auch heute los ist wenn man fixt.
Da er schon etwas älter ist, auf einer realistischen geschichte baut und auch "alles" zeigt ist er ein super "aufklärungsfilm".
Wer seine Kinder voher abschocken will oder sich "selbst" mal ein bild machen will zwischen Sucht und Liebe sollte sich die DVD kaufen.
Wer jedoch kein Blut sehen kann sollte es sich nochmal überlegen.
Informationen
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