Pro:
Vorteile: Spannung bis zuletzt
Kontra:
Nachteile: Keiner
Empfehlung:
Ja
Nun ja, heut mal wieder zur Abwechslung ein etwas älterer Film aus dem Jahre 1948, in welchem Alfred Hitchcock Regie geführt hat. Ja, Hitchcock-Filme haben es mir wahrlich angetan, wenn gleich doch noch etliche in meiner Sammlung fehlen. Aber "Rope" oder wie der deutsche Titel heißt "Cocktail für eine Leiche", habe ich doch unter unserem Stapel gefunden, den ich mir wer-weiß-wie-lang-schon nicht mehr gesehen habe.
Doch zunächst einmal kurz zum Inhalt des Films, welcher von dem "perfekten Mord" handelt, wobei ich mir Gedanken dazu machte, was man darunter versteht. Wenn ein Mord gut durchdacht und ausgeführt wird ohne dass die Leiche oder man selber entdeckt wird? Na ja, jedenfalls, und das ist ganz sicher steckt in jedem Hitchcock-Film eine Menge Spannung, so auch in diesem, wobei es im Grunde ganz egal ist aus was für einer Sicht man dies sieht.
Anfangen tut der Film schon mal mit einer recht tragisch klingenden Musik in Moll, wobei man einen fürchterlichen Schrei noch außerhalb eines mehrstöckigen Hauses hört, welches an einer recht belebten Straße steht. Und jetzt fährt die Kamera zu einem Fenster hoch, dessen Vorhänge am helllichten Tag verschlossen sind. Wie zu einer Theateraufführung öffnet sich beidseitig der Vorhang, wobei wir Zeuge werden, als zwei junge Männer einen etwa gleichaltrigen mit einem Seil erdrosseln, und dann den leblosen Körper in einer großen Holztruhe im Wohnzimmer verstecken. Deckel zu und fertig. Und schon gibt es aus der Sicht von Shaw (John Dall) einen Grund auf dieses gelungene Ereignis mit Champagne anzustoßen, auch wenn es Philip (Farley Granger) gar nicht nach anstoßen zu Mute ist. Ihm tut´s jetzt schon leid, dass er überhaupt bei dieser Sache mitgemacht hat, wobei das Sprichwort "Mitgehangen - mitgefangen", haargenau den Nagel auf den Kopf trifft. Philip muss jetzt, auch wenn es ihm sichtlich sehr schwer fällt, seine Nerven behalten, zumal die geladenen Gäste gleich zu einer Cocktailparty erscheinen werden.
Jedoch bevor die Gäste kommen, kommt noch die Haushälterin Mrs. Wilson, die die letzten Vorbereitungen zu treffen hat, wobei noch kurzfristig umdisponiert wird, sodass das Buffet, so wie es Shaws will, auf der Holztruhe angerichtet wird. Nun wird die Truhe festlich und feierlich mit einem schönen Tischtuch und zwei silberfarbigen Kerzenständer eingedeckt, was meiner Meinung schon recht makaber aussieht, zumal ja jeder der Zuschauer weiß, dass darin eine Leiche liegt. Shaw, der mir irgendwie "erhabener" über den Dingen vorkommt, macht ganz beiläufig, hämisch dabei grinsend, gegenüber seiner Haushälterin, sowie Philip die Bemerkung, dass dies nun einem Altar, bzw. Opfertisch gleicht.
Ja, und dann kommen auch schon die Gäste. Zuerst Kenneth, ein guter Freund von Shaws und Philip, aber auch von David, der tot in der Truhe liegt. Und dann kommt Janet, die, bevor sie die Verlobte von David wurde, mit Kenneth sehr gut befreundet war. Dann noch der Vater von David, Mr. Kentley (Cedric Hardwicke), und dessen Schwägerin Mrs. Atwater, sowie ein früherer Lehrer, bzw. Professor Rupert Cadell (James Stewart), der den jungen Männern, die philosophischen Grundsätze lehrte, die ihnen als Rechtfertigung ihrer Tat dienen.
Na ja, und jetzt ist die Party in vollen Gängen, man amüsiert sich und spricht über dies und jenes. So auch Shaw, der in seinen Unterhaltungen mit seinem früheren Professor den Spaß wirklich auf den Gipfel treibt, indem er immer wieder Andeutungen von ihrer Tat macht, zumal es ihn brennend interessiert, ob er jemals dahinter kommt, und dann, wie er sich anschließend verhalten wird. Ein Psychospielchen, dass er jedoch nicht allein mit seinem früheren Professor macht, sondern auch mit Davids Vater, dem er ein Bündel alter Bücher übergibt, die mit dem selben Strick zusammengebunden sind, mit welchem zuvor sein Sohn erdrosselt wurde.
Ein recht leidiger Genosse ist dieser Shaw, wobei sich jetzt der Zuschauer fragt, wen will er mit diesem schon recht makabreren, mit sehr viel schwarzem Humor bespickten Verhalten mehr fertig machen. Ist es der Professor, oder seine Freunde oder gar Davids Vater?
Und dann natürlich, kommt jemand hinter diesen "perfekten" Mord?
Na ja, ein bisschen Spannung lass ich noch, sodass ich gleich zur eigenen Meinung komme.
Na ja, wer diesem Film sehr aufmerksam gefolgt ist, dem wird es aller Wahrscheinlichkeit nicht entgangen sein, dass es heißt, das Telefon steht im Schlafzimmer. Und da Shaw und Philip zusammen in diesem Apartment wohnen, ist es nicht auszuschließen, dass es sich um zwei homosexuelle junge Männer handelt, welche noch Studenten sind. Aber das allein, das es nur ein Schlafzimmer in diesem Apartment gibt ist es nicht, was die Vermutung bei mir aufkommen lässt. Vielmehr ist es das gegensätzliche Verhalten von Shaw und Philip. Shaw ist der dominierende, männliche in diesem Pakt, den nichts so leicht erschüttern kann, der immer cool drauf ist, wobei er sich auch kaltschnäuzig wie überheblich, überheblich über alles gibt. Und Philip? Ja dieser spielt mehr die weibliche Rolle, bei welchem die Nerven schnell blank liegen, viel zu viel denkt, und so überaus unsicher und sentimental wirkt. Na ja, ein sentimentaler Musiker eben, wobei ich nur so am Rande bemerken möchte, dass sehr viele Musiker mitfühlend sind.
Eine Szene, so ziemlich am Anfang des Films zeigt es in aller Deutlichkeit, dass Shaw den Ton angibt. Shaw spricht fast schon euphorisch, ja sichtlich erleichtert über den Mord, und was er dabei empfunden hat, was für ein erhabenes Gefühl es war, als der Körper kraftlos in seinen Armen zusammengebrochen ist. Philip hingegen gibt ihm wohl recht, jedoch nur, weil er ihm hörig ist. Im Grunde fühlt er sich "Sau-Elend" nach der Tat, was er vor ihm nur sehr schlecht verbergen kann. Immer wieder wird er von ihm ermahnt, sich endlich zusammenzureißen, was ihm jedoch weniger glückt, und er den ganzen Abend recht angespannt wirkt. Was ihm sehr zu schaffen macht, ist, dass die Leiche noch im Wohnzimmer ist.
Im Grunde kann ich Shaw nicht verstehen, warum er seinen Freund Philip mit seinem recht komischen Humor gar so peinigt und quält. So meint Shaw zum Beispiel hämisch grinsend, dass das Whiskyglas, aus welchem David zuletzt getrunken hat, nun ein Museumstück wär.
Ja, und als Philip auffällt, dass ein Teil des Stricks aus der Truhe rausschaut, und er mit zitternder Stimme nach seinen Freund ruft, meint dieser nur, dass er diesen einfach rausziehen soll, zu welchem Philip jedoch nicht im Stande ist. Wie erstarrt steht er da, und sieht geschockt zu, wie lässig sein Freund am Strick zieht, und ganz salopp schwingt, und in der Küchenschublade verschwinden lässt. Sehr gut hat mir die Einstellung der Szene gefallen, als die Schwingtür zur Küche genau in diesem Moment offen ist, als Shaw zu Philip grinsend, den Strick von oben in die Schublade fallen lässt. Sozusagen weg damit, diese Sache ist für mich nun erledigt.
Es klingt fast schon heraldisch, wie Shaw über Philip herrscht, wobei er ihn immer und immer wieder ermahnen muss, dass er sich endlich zusammenreißen, und keinen Fehler machen soll. Na ja, man sieht es Philip an, dass mit jedem ermahnen seine Nervosität steigt, wobei er sich nicht mehr beherrschen kann, und zu ihm sagt, dass nun mal Fehler "menschlich" sind, was wiederum von Shaw als "absolut gewöhnlich" abgetan wird. Und mit dem "absolut gewöhnlichen" gibt sich Shaw nicht ab. Er fühlt sich wie und als Gott, dem es erlaubt ist die Entscheidung zu treffen, wer als "Übermensch" zählt, und wer nicht. Wer die Berechtigung zum Leben besitzt und wer nicht, wobei es nur die intelligenten, mutigen, starken, selbstbewussten sind. Er zählt sich zu den "Übermenschen" für welche "Moral" nicht gilt. Nur das gewöhnliche, wehleidige, schwache Volk hat auf "Moral" zu achten, wobei sie seiner Meinung nach auch keine Berechtigung zum Leben haben. Na ja, wenn man es genau nimmt, zählt auch Philip dazu, auch wenn er hochintelligent ist. Erst nachdem Philip schon etliche Gläser intus hat, fasst er Mut zu Shaw zu sagen, dass es eigentlich menschlich ist, dass jemand einen Fehler macht.
Philip handelt im Grunde wie jeder Mensch, der einen Mord begangen hat. Sein Gewissen meldet sich, wobei er eine Schuld empfindet, jedoch auch eine große Angst hat, dass irgendwer, irgendwann dahinter kommt.
Und Shaw, der Mann ohne Gefühl, ohne Gewissen und ohne Moralvorstellung. Da fragt man sich, wie passen diese Charaktere überhaupt zusammen? Und wird Philip es schaffen, bis zuletzt im Beisein der Gäste, einen kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn sein Freund recht spitze und scharfzüngige Bemerkungen von sich gibt? Das fängt schon damit an, als Kenneth fragt, ob jemand Geburtstag hat, wobei er zur Antwort gibt, dass das Gegenteil davon der Fall ist. Kenneth schaut in diesem Moment genauso entgeistert drein wie Philip. Und dann, als Kenneth von einem Gast mit David verwechselt wird, erschrickt in dem Moment Philip fast zu Tode.
Ohne viel Respekt entgegen zu bringen, von oben herab, behandelt Shaw seine Gäste. Bis auf seinen früheren Professor, dem er sich mit seinem Gehabe doch nicht gewachsen fühlt. Über "Mord" und "Moral" zu reden, oder besser zu philosophieren, fängt er also mit seinem früheren Professor an, wobei er von ihm verlangt, dass er mal eine Geschichte von Philip erzählen soll. Über was diese handelt, das überlässt er ihm. Also erzählt er diese, als Philip Hühnern den Kragen umgedreht hat, worüber natürlich Philip sehr aufgebracht reagiert, und abstreitet so was jemals getan zu haben. In diesem Moment wird Philip ganz genau von seinem früheren Professor beobachtet, wie er bei diesem Gesprächs-Thema Mord, zunehmend nervöser wird, was für ihn wiederum kein Grund ist, mit einem anderen Thema fortzufahren. Es wird munter weiter über das Thema philosophiert, wie sinniert, wobei fast alle übereinstimmend der Meinung sind, dass Mord viele Probleme aus der Welt schafft, und Shaw letztendlich das Wort ergreift, und findet, dass Mord schon eine Kunst ist, die nur demjenigen gebührt zu begehen, die dem normalen Menschen Haushoch überlegen ist, wobei die Opfer der Gattung von Menschen entspricht, deren Leben sowieso überflüssig erscheint. So einfach ist es, wobei nur der wirklich intellektuelle, das heißt, der geistig gebildete die Berechtigung zum Leben hat, und auf keine Moral zu achten braucht. Wer auf Moral zu achten hat, sind in seinen Augen die dummen.
Das ist doch wirklich eine Abgefahrene Theorie, wobei Shaw und Philip, Nietzsches Theorie über den Übermenschen, so wie es ihr Professor gelehrt hat, falsch interpretiert haben. Klar, beinhaltet diese, dass nur ein "harter" und "mitleidloser", aus sich heraus "Schaffender" zum Übermenschen geboren ist, was aber nicht heißt, dass die anderen, keine Berechtigung zum Leben haben, wobei auch der "Wille zur Macht" nicht heißt, dass man die Herrschaft über andere einnimmt, sondern ist vielmehr so gemeint, dass man seinen eigenen inneren Schweinehund bekämpft, einfach mehr aus sich macht.
Na ja, jetzt schauen Shaw und Philip recht dumm aus der Wäsche, zumal der Professor dahintergekommen ist, dass David der erste Gast auf der Cocktailparty war.
Was mir bei diesem Film aufgefallen ist, ist, dass der ganze Film von der Kulisse her einem Theater gleicht. Okay, der ganze Film basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück, welches auf einer wahren Begebenheit beruht, wobei die Vorführung genauso lang dauert wie der Film. Nur, so hat es auf den ersten Blick den Anschein, dass Hitchcock den ganzen Film in einer einzigen Plansequenz erzählt, wobei es einem bei genauerem betrachten auffällt, dass der Film zusammengeschnitten ist. Sehr geschickt hat er das gemacht, indem er z.B. ganz nah an eine Person mit der Kamera herangefahren ist, und sozusagen die dunkle Jacke, die die Person anhat, als Schnitt genommen hat, wobei die zweite Aufnahme wiederum mit einem dunkel beginnt. Und obwohl es in diesem Psycho-Thriller keine große Schießerei oder sonst was gibt, hält die Spannung bis zuletzt an, wobei es nicht allein die Dialoge und die Wortgefechte sind, die den Zuschauer bei der Stange halten, sondern natürlich auch der etwas schwarz angehaucht Humor. Sehr spannend fand ich persönlich die Szene, als die Gäste sich anregend unterhalten und die Haushälterin derweilen mit dem Aufräumen, sprich dem Abräumen er Truhe anfängt. Den Deckel der Truhe hat sie schon in der Hand, wobei sie in diesem Moment von Shaw, von ihrem Vorhaben abgehalten wird. Sehr gruselig z.B. fand die Szene, als die Truhe feierlich zu einem Altar, bzw. Opfertisch eingedeckt wurde. Da lief mir echt ein eiskalter Schauer über den Rücken. Hitchcock versteht es schon seinen Zuschauern das Grauen zu lehren, wobei seine liebsten Motive im Film von Angst, Gedächtnisverlust und Schuld handeln. Okay, bei diesem Film ist auch von Moral die Rede, die jedoch nur für eine ganz bestimmte Gattung von Menschen gilt.
Daten zum Film "Cocktail für eine Leiche"
Darsteller: James Stewart, John Dall, Farley Granger
Regisseur(e): Alfred Hitchcock
Komponist: Leo F. Forbstein
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 - 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Universal/DVD
Erscheinungstermin: 9. November 2006
Produktionsjahr: 2001
Spieldauer: 77 Minuten
Ein eiskalter Krimi, der den Mord dort geschehen lässt, wo er im Grunde zuhause ist. Nämlich in der guten Stube, in schlichter Umgebung, dort wo ihn die wenigsten vermuten.
Einfach ein super Film, den ich mir immer wieder gerne anschaue, weil er eben so schön sadistisch ist, dass einem beinahe das Herz stehen bleibt.
Fazit: Siehe unterster Abschnitt weiterlesen schließen
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