Pro:
Franka Potente im ruhigen, Matt Damon im actionreichen; Bild und Ton der DVD; Audiokommentar
Kontra:
einfache Story, Chris Cooper + Julia Stiles verschenken ihr Talent, keine deutschen UT beim Audiokommentar
Empfehlung:
Ja
Franka Potente überzeugt in ihrem actionreichen Hollywood-Hauptrollen-Debüt!
Robert Ludlums Roman um den Agenten Jason Bourne, der sich auf die Suche nach seiner eigenen Identität macht, wurde schon 1988 für das amerikanische Fernsehen mit Richard Chamberlain verfilmt. Kein allzu großer Erfolg trotz einiger recht ordentlicher Kritiken. Aber so ein Stoff gehört auch ins Kino und das dachte sich wohl Doug Liman, der sich des Stoffes 2002 erneut annahm.
I N H A L T
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Ein kleines Fischerboot liest einen schwerverletzten im Wasser treibenden jungen Mann (Matt Damon) auf. Er hat zwei Kugeln im Rücken und eine Metallkapsel in der Schulter. Dank der Rettung der Fischer überlebt der Mann und ist nach zwei Wochen wieder einigermaßen aufgepeppelt.
Die Suche nach seiner Identität führt den jungen Mann nach Zürich, denn auf der Metallkapsel in seinem Körper war die Nummer eines Schweizer Bankkontos vermerkt. In dem Schließfach dieses Kontos findet er einen Ausweis auf den Namen Jason Bourne, viel Bargeld, eine Waffe und noch sechs weitere Ausweise auf andere Namen.
Ist er Jason Bourne? Woher kann er so gut mit Waffen umgehen und beherrscht mehrere Kampfsportarten? Und warum ist die Polizei hinter ihm her? Die Suche nach Antworten auf diese Fragen führt ihn nach Paris, wo laut des Ausweises Jason Bourne wohnt.
Mit Hilfe der jungen deutschen Herumtreiberin Marie Helena Kreutz (Franka Potente), die ihm für 20.000 Dollar geholfen hat von Zürich nach Paris zu kommen, macht er sich auf die Suche nach seiner Identität, auf seinen Fersen, Profikiller des CIA!
M E I N U N G
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„Die Bourne Identität“ kann nicht gerade durch eine ausgefallene und durchdachte Story gefallen, eine solche ist Fehlanzeige. „Die Bourne Identität“ ist eher schönes Action-Popcorn-Kino für einen gemütlichen, kurzweiligen Abend.
Regisseur Doug Liman lässt es immer wieder krachen. Sein Jason Bourne ist ein wahre Kampfmaschine und die Autoverfolgungsjagd durch Paris in einem abgewrackten Mini sorgt für starkes Tempogefühl. Aber es kracht nicht nur.
Liman gibt dem Film seine ruhigen Momente und in diesen kann eine Person vollauf überzeugen: Franka Potente gefällt mir in ihrer Rolle ausgesprochen gut. Sie ist nicht nur das schnöde Anhängsel von Jason Bourne, sondern sie spielt eine junge, selbstbewusste Frau, die auch mal Widerworte gibt und zudem das Tempo sehr gut auch mal aus der Geschichte rausnimmt. Noch charmanter ist sie übrigens im Originalton mit ihrem leichten deutschen Akzent.
Matt Damon schien mir im ersten Moment etwas fehlbesetzt, nicht nur aufgrund seines jungenhaften Aussehens, aber er vermag zu überraschen. Damon spielt eine wahre Kampfmaschine und zeigt vor allem in den Actionszenen deutlich mehr als man von ihm erwartet hätte. Eine Überraschung.
Eine solche negativer Art gibt es bei den Nebendarstellern. Chris Cooper hat zum Beispiel in „American Beauty“ oder in „Adaption“ bewiesen, was für ein hervorragender Charakterdarsteller er ist. Hier verkommt seine Rolle des leitenden CIA-Agenten allerdings zum Abziehbild des Filmbösewichts. Er wirkt lustlos und fällt vor allem im Vergleich mit Brian Cox, der seinen Vorgesetzten spielt, stark ab. Fehlbesetzt ist Julia Stiles. Der Jungschauspielerin will man die Rolle der Projektleiterin der CIA für Paris nicht abnehmen und außerdem vergeudet sie ihr großes Talent in diesem Film als Statistin und Stichwortgeberin.
Insgesamt schafft es Doug Liman trotz der nicht gerade atemberaubenden Story dem Zuschauer einen Film zu präsentieren, der mit zwei überraschen guten Hauptdarstellern und sehenswerten Actionszenen (vor allem auch die zwischen Matt Damon und Clive Owen) zu unterhalten weiß. Sieben von zehn Punkten für den Film.
D V D
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Technische Informationen:
Bildformat: 1,85 : 1
Tonformat: DTS, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras:
- Audiokommentar
- Slideshow
- Artwork
- Location
- Filmographien
- Interview
Die DVD-Umsetzung des Films ist über weite Strecken hervorragend. Das Bild ist erste Klasse. Erfreulich ist hier, dass ein deutsches Master verwendet wurde, auf dem auch einzelne im Film vorkommende Texte auf Deutsch gezeigt werden. Die Schärfe des Bildes ist erste Klasse, von Rauschen oder Bildfehlern keine Spur und das etwas dunklere Bild passt perfekt zum Streifen.
Wenn man schon das Bild als hervorragend bezeichnet, muss man es beim Ton erst Recht. Ein absolutes Surround-Erlebnis bekommt man beschert (vorausgesetzt man hat die richtige Anlage).
Highlight der Extras ist der Audiokommentar von Regisseur Doug Liman, der - einziges größeres Manko der DVD - leider ohne deutsche Untertitel auf der DVD ist. So muss man seine Englischkenntnisse bemühen, um dem interessanten Audikommentar zu lauschen. Dann bekommt man aber einiges für sein Geld geboten. Liman legt kaum Pausen ein, vermittelt dem Zuschauer fast andauernd wissenswertes und kommt sogar auf Themen wie die Iran-Contra-Affäre zu sprechen, die eine wichtige Rolle für seine Art der Inszenierung des Films spielte. Einer der besten und interessantesten Audikommentare, die auf DVD gebrannt wurden. Das kann man ohne Übertreibung sagen.
Die anderen Extras können da nicht mithalten. Das mit „Die Geburt der Bourne Identiät“ betitelte Making Of bietet leider kaum Einblick in die Dreharbeiten, sondern ist mehr ein fünfzehn Minuten langer Werbefilm mit kurzen Statements der Akteure. Da hat man schon interessantere Making-Of’s gesehen.
Das alternative Ende ist nicht so alternativ, wie man annehmen könnte. Das freudige Wiedersehen von Bourne und Marie fällt noch etwas freudiger aus und die vier unveröffentlichten Szenen fehlen dem Film nicht sonderlich (zwei hätten ihm sogar eher geschadet).
Als weiterer Punkt wird im Menü der Extras unnötigerweise „die ungekürzte Bauernhaus-Szene“ angekündigt. Hätte man auch eigentlich unter die „Deleted Scenes“ packen können, und bereichert den Film ebenfalls nicht gerade.
Neben dem obligatorischen Kinotrailer bilden ein Musikvideo von Moby („Extreme Ways“), ein DVD-Rom-Part und zwei Werbetrailer zu „Hulk“ und „Johnny English“ den Abschluss.
F A Z I T
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„Die Bourne Identität“ kann als Popcorn-Kino vollauf überzeugen und Fans von lockerer Action-Unterhaltung werden begeistert sein. Bild und Ton in hervorragender Qualität, so wie der starke Audikommentar machen die DVD zu einem Pflichtkauf für diese Fans und lassen die restlichen, eher schwachen Extras vergessen.
Zweifelhafter ist aber, ob man sich auf die Fortsetzung, in der im Jahr 2004 Matt Damon und Franka Potente wieder durch die Straßen Europas hetzen dürfen, freuen darf. Denn eigentlich findet der Film einen guten Abschluss. Da diese aber wohl auf einem weiteren Buch von Doug Liman beruht, kann es ja vielleicht eine positive Überraschung geben.
Film: 7 von 10 Punkten!
DVD: 4,5 von 5 Punkten!
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Gesamt: 8 Punkte auf meiner 10er Skala!
D A T E N
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Titel Deutschland: Die Bourne Identität
Originaltitel: The Bourne Identität
Genre: Thriller
USA 2002, FSK 12, Laufzeit: 119 Minuten
Darsteller: Matt Damon (Jason Bourne), Franka Potente (Marie Helena Kreutz), Chris Cooper (Conklin), Clive Owen (Der Professor), Brian Cox (Ward Abbott), Adewale Akinnuoye-Agbaje (Nykwana Wombosi), Gabriel Mann (Zorn), Julia Stiles (Nicolette), Orso Maria Guerrini (Giancarlo), Tim Dutton (Eamon), Denis Braccini (Picot), Nicky Naude (Castel), David Selburg (Marshall)
Regie: Doug Liman
Produzenten: Patrick Crowley, Richard N. Gladstein, Doug Liman
Drehbuch: Tony Gilroy, William Blake Herron nach einem Roman von Robert Ludlum
Musik: John Powell
Kamera: Oliver Wood
Schnitt: Saar Klein
W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0258463/
Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=22523
© Björn Becher 2003 weiterlesen schließen
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