Pro:
Tommy Lee Jones, die Action-Szene auf der Fähre, der DVD-Preis
Kontra:
Bekanntes Thriller-Schema, kein sonderlich origineller Handlungsablauf
Empfehlung:
Ja
Wo Tommy Lee Jones draufsteht ist normalerweise auch jede Menge dieses bärbeißigen Filmraubeins enthalten. Doch diesmal sollte man fairerweise voranschicken, dass bei diesem von Oscar-Gewinner Bruce Beresford inszeniertem Action-Thriller mit leicht angehauchten dramatischen Momenten, sich der Filmstar mit dem markanten Dackelblick schon ein wenig rar macht.
Ob sich diese DVD trotzdem lohnt, sollte eigentlich ganz am Ende dieses Berichtes feststehen.
Filmhandlung
Der Geschäftsmann Nick Parsons (Bruce Greenwood) macht seiner Frau Libby (Ashley Judd) ein Geschenk, von dem sie schon lange geträumt hat. Schon bald danach unternehmen die beiden Eheleute mit der frisch erworbenen Luxusjacht „Morning-Star“ eine ausgedehnte Segeltour. Nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht mit reichlich Alkohol, wacht Libby mitten in der Nacht völlig orientierungslos auf. Als sie auf die andere Seite des Bettes greifen will, merkt sie, dass ihr Ehemann verschwunden ist. Stattdessen bemerkt Libby überall an sich und in der Kajüte eine Unmenge an Blut haften. Sie folgt panisch der Blutspur, die aber an der Reling des Bootes abrupt endet. Sie findet ein Messer an der Stelle und hebt es auf. In diesem Moment wird sie von den gleißenden Lichtern der Küstenwache eingehüllt und aufgefordert die Klinge fallen zu lassen.
Nach anfänglichem Schmerz über den Verlust ihres Ehemanns, wird Libby allerdings schnell bewusst, dass es zur Anklage gegen sie kommen wird. Alle Beweise sprechen gegen sie. Nachdem auch noch ans Licht kommt, dass eine hohe Lebensversicherungssumme abgeschlossen wurde, glauben ihr die Geschworenen entgültig nicht mehr und sie muss hinter Gitter. Ihren kleinen Sohn überlässt die zukünftige Strafgefangene der Obhut einer guten Bekannten und Freundin.
Als Libby eines Tages aus dem Gefängnis die Freundin anruft um mit ihrem Sohn zu sprechen, verrät dieser unabsichtlich, dass ihr Mann Nick wahrscheinlich noch lebt. Libby ist verzweifelt, doch so lange sie im Gefängnis sitzt kann sie nichts unternehmen. Von einer Mitgefangenen erfährt sie, dass, wenn ihr Mann tatsächlich noch lebt, dann könnte sie ihn ohne Folgen einfach umbringen, da man in den USA für ein und das selbe Verbrechen nur einmal verurteilt werden kann.
Nachdem Libby 6 Jahre abgesessen hat, muss sie sich bei ihrem Bewährungshelfer (Tommy Lee Jones) melden. Der vermutet gleich, dass er eine menge Ärger mit seinem neuen Schützling bekommen wird. Und richtig, Libby macht sich aus dem Staub um an Informationen heranzukommen, wo sich ihr Sohn befinden könnte. Sie wird schließlich aufgegriffen und der Bewährungshelfer soll sie wieder zurückbringen. Doch der hat die Rechnung ohne die hartnäckige Mutter gemacht, die alles daransetzt um ihren Sohn zu finden. Sollte ihr der Ehemann dazwischenkommen um so besser, ihre Strafe dafür hat sie ja schon abgesessen...
Kritik
„Doppelmord“, ist eigentlich ein Thriller von der Stange, wie es ein gutes Dutzend in ähnlicher Art schon gegeben hat. Seine Story ist nicht sonderlich originell und sicher schon einige Male in dieser oder sehr ähnlicher Form verfilmt worden. Er erinnerte mich zeitweise ein wenig an „Der Feind in meinem Bett“ mit Julia Roberts. Doch tiefgründiges, oder wirklich überraschendes sucht man hier leider vergebens. Der Handlungsverlauf dümpelt im geradlinigen Fahrwasser des Genres vor sich hin, ohne sich allzu auffallend positiv, oder auch negativ hervorzuheben.
Aufgefallen ist mir allerdings ein sehr gut aufgelegter Tommy Lee Jones, der ein bisschen Pfeffer in die etwas eintönige Geschichte bringt. Zwar ist seine Rolle leicht klischeehaft – Ex-Anwalt mit Alkoholproblemen leitet ein heruntergekommenes Heim für ehemalige Straftäter, der sich dann im Laufe der Handlung natürlich beweisen muss – doch Jones macht mit seiner Leinwandpräsenz dieses kleine Script-Manko schnell wieder wett. Schade deshalb, dass er erst relativ spät im Film zum Einsatz kommt. Ashley Judd halte ich dagegen in der Verkörperung der Mutter, die um ihren Jungen kämpft, für nicht unbedingt ideal besetzt. Irgendwie ist die Verwandlung von dem Ehefrau-Püppchen zur taffen Einzelkämpferin für mich nicht nur nicht ganz glaubhaft, sondern gleicht in einigen Szenen fast schon einer Karikatur. So fehlte nur noch, dass die zierliche Schauspielerin in den Gefängnissequenzen wie einst Linda Hamilton in Terminator 2 Klimmzüge am hochgestellten Zellenbett macht. Hier haben sich die Macher zweifellos ein bisschen zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Ein Highlight des Filmes ist aber unverkennbar die Action-Sequenz, in der die beiden Hauptdarsteller mit dem Auto von der Fähre in den See stürzen. Hier gelang den Filmemachern eine sehr spannend aufgebaute und wirklich aufregende Abfolge an Bildern, die aber leider auf diese wenigen Minuten beschränkt bleibt. Alles andere ist dagegen eher biedere Krimi-Hausmannskost.
Und auch der Schluss ist bedauerlicher Weise viel zu voraussehbar umgesetzt worden, auch wenn man irgendwie versuchte noch einen einigermaßen mitreisenden Höhepunkt zusammenzuzimmern.
DVD
Beim Bild und dem Ton gibt es so gut wie nichts auszusetzen. Gestochen scharf und mit genügend Kontrast, kommen die Filmbilder auf den Bildschirm. Selbst in den Nachtaufnahmen ist noch jedes Handlungsdetail einwandfrei zu erkennen. Der Ton gibt sich relativ zurückhaltend. Erst in den Action-Szenen sind einige Soundeffekte auszumachen, die den Lautsprecherboxen ein wenig mehr Arbeit abverlangen.
Paramount gab sich schon immer seit sie dieses Medium bedienen, was das Thema Bonusausstattung anbelangt ein wenig geizig. So leider auch hier. Außer dem obligatorischen Kinotrailer gibt es nur noch eine sehr kurze Behind the Scenes Featurette. Hier lassen die Verantwortlichen und die Schauspieler des Films noch einmal den Streifen Revue passieren. Doch das Ganze riecht stellenweise allzu sehr nach einer einzigen gegenseitigen Lobhudelei.
Dieser Beitrag kann auf Wunsch mit deutschen Untertiteln angesehen werden.
Laufzeit: 101 Minuten
Bildformat: 2.35:1
Tonformat: Deutsch / Englisch Dolby Digital 5.1 / Tschechisch / Ungarisch Dolby Surround
Untertitel: Englisch, Deutsch, Dänisch, Polnisch, Schwedisch, Norwegisch u.a.
Fazit
Wer sich mit einfach gestrickten Thriller-Elementen und einer Hollywood-gerechten Aufbereitung zufrieden gibt, dürfte von diesem Film wohl nicht enttäuscht werden. Man sollte halt alles andere als Tiefgründigkeit oder gar Logik erwarten, auch wenn einem der Streifen das an manchen Stellen sogar vorgaukeln will. Zurücklehnen, und die routiniert vom Regisseur Bruce Beresford in Szene gesetzte Handlung genießen, dürfte hier viel eher das alleinige Motto lauten. Gute Schauspieler, (Ein herausragender Tommy Lee Jones) attraktive Drehorte, - wie unter anderem das mystisch angehauchte New Orleans, werden 101 Minuten sicher für anspruchslose, aber nichtsdestotrotz anständige Unterhaltung sorgen.
Die Extras sind natürlich mehr als bescheiden und hat meine Gesamtwertung noch mal etwas nach unten gedrückt. Das gut auf DVD umgesetzte Bild und auch der einwandfreie Ton können diesen Mangel auch nicht mehr ganz ausgleichen.
Erfreulich ist natürlich wiederum der Preis. Für ca. 8 Euro für die es die Scheibe zur Zeit zu haben gibt, wird da so manchem Filmfreund die Entscheidung um einiges leichter gemacht. (Paramount bietet außerdem noch einige andere ihrer älteren DVDs für diese Summe an.)
© winterspiegel für Ciao & Yopi weiterlesen schließen
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