Pro:
hervorragend animierte und detailreiche Unterwasserwelt und Mimiken, anrührende und bewegende Geschichte (wenn auch simpel)
Kontra:
plakative Moralkeule, sich ziehende Längen, lustiger erwartet und erhofft, verliert Vergleiche gegen Dschungelbuch, Bambi, Shrek, Ice Age oder Toy Story
Empfehlung:
Ja
„Finding Nemo“ ist der erfolgreichste Animationsfilm, der bis dato über die Kinoleinwand geflimmert ist. Doch dies muss nicht unbedingt heißen, dass er auch der lustigste und beste ist.
Der Film aus dem Hause Pixar (die sich auch schon für „Monster AG“ oder den hervorragenden Streifen „Toy Story“ verantwortlich zeigten) behandelt die Suche eines Vaters nach seinem Sohn. Sowohl der Vater Marlin, als auch der Sohn Nemo sind Fische, Clownfische um genau zu sein. Nach dem Tod seiner Frau und der 399 damals noch ungeborenen Brüder von Nemo, ist Marlin übervorsichtig. Er erlaubt seinem Sohn nichts, hat bei allem Angst, dass diesem etwas passieren könnte.
Genau damit erreicht er allerdings, dass Gegenteil des gewollten. Wie es nun mal so ist, widersetzt sich Nemo den Befehlen seines Vaters und als er an seinem ersten Schultag in das weite Meer hinaus zu einem Boot schwimmt, wird er von einem Taucher aus dem Wasser gefischt.
Marlin, der dies nicht verhindern kann, startet nun eine Suchaktion nach Nemo. Gemeinsam mit der vergesslichen Fischdame Dory macht er sich auf eine lange Reise, in welcher er nicht nur unzählige Gefahren überwinden muss, sondern vor allem sehr viel über das Verhältnis von Vater zu Sohn lernt.
„Finding Nemo“ ist vom optischen Genuss pur. Man sah wohl bis dato noch in keinem Animationsfilm eine so sagenhaft animierte Unterwasserwelt. Die Graphiker aus dem Hause Pixar haben vorzügliche Arbeit geleistet. Man kann seine Zeit im Kino alleine damit zubringen, die Details zu beobachten, die in jeder Ecke zu sehen sind und in ihrer Gesamtheit so vielfältig sind, dass sie alle für ein menschliches Auge sicher selbst bei zehnmaligem Anschauen des Films nicht zu entdecken und zu erfassen sind.
Nicht nur die Unterwasserwelt wurde hervorragend animiert, auch ihre Bewohner. Mit hervorragenden Mimiken wurden Haupt- und Nebenakteure ausgestattet. Die Züge wirken menschlich und sagen oftmals mehr aus als tausend Worte. In diesen Punkten kann man Pixar absolut keinen Vorwurf machen und nur den Hut vor dem hervorragenden Ergebnis ziehen.
Trotzdem kann der Film in seiner Gesamtheit nicht wie erhofft begeistern. Als Komödie für Jung und Alt wurde der Streifen angekündigt und genau hier scheitert er ein ganzes Stück weit. Das die Geschichte mehr als simpel ist, schadet dabei null. Dies ist bei genialen Disneyklassikern wie dem „Dschungelbuch“ oder „Bambi“ ebenfalls der Fall. Die Geschichte ist auch anrührend, bewegend und ergreifend. Hier kann man den Machern nichts vorwerfen.
Das Problem ist der Humor. Dieser wurde eindeutig auf Kinderniveau ausgelegt. Dies ist sehr schade. Man kann einen Film sowohl für Kinder als auch für Erwachsene grandios lustig machen. Dies wurde mit Filmen wie „Ice Age“ oder „Shrek“ bewiesen. „Finding Nemo“ hat viele lustige Stellen und man muss immer mal wieder lachen, doch „Finding Nemo“ hat genauso viele langweilige und sich ziehende Stellen. Disneytypisch werden diese Stellen mit der zu plakativen Moralkeule ausgefüllt. Das geht auch subtiler, wie vor allem „Shrek“ beweist.
Dass der Humor bei mir nicht richtig zünden wollte, kann viele Ursachen haben. Vielleicht liegt es an der deutschen Synchronisation, die zwar von den Hauptakteuren Christian Tramitz, Anke Engelke und Domenic Redl hervorragend rübergebracht wird (und auch das Blödelduo Erkan & Stefan stört deutlich weniger als erwartet), aber bei der sicher einige Witze verloren gegangen sind, wie es eigentlich fast immer bei der Übersetzung vom Englischen ins Deutsche der Fall ist. Es dürfte aber wohl eher an der Art des Humors liegen, die einfach zu niedlich ist, zu süß und kindgerecht daherkommt, immer darauf bedacht ja nicht anstößig zu sein. Zudem kann man die Witze meistens schon erraten. Und die schlechtesten Witze sind immer diejenigen, die man hundert Meilen gegen den Wind riecht. Und genau diese kommen in „Finding Nemo“ zu oft vor, viel zu oft.
F A Z I T
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“Finding Nemo” ist wahrlich kein schlechter Film. „Finding Nemo“ ist auf jeden Fall sehenswert. Es ist ein emotional berührender und spannender Film, der aber in diesen Punkten gegen ältere Filme wie „Bambi“ und „Das Dschungelbuch“ (in der Version von 1967) eindeutig den kürzeren zieht. „Finding Nemo“ ist auch ein lustiger und unterhaltsamer Film, doch in diesen Kategorien muss er sich ebenfalls der Konkurrenz - nämlich „Shrek“ und „Ice Age“ geschlagen geben. So ist „Finding Nemo“ sicher der bisher erfolgreichste Animationsfilm und wohl auch der am besten animierte, aber dann doch nicht der unterhaltsamste. Da ist der Streifen doch nur guter Durchschnitt und das ist schon etwas enttäuschend. Sechs von zehn Punkten!
D A T E N
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Titel Deutschland: Findet Nemo
Originaltitel: Finding Nemo
Genre: Animation
USA 2003, FSK o.A., Laufzeit: 100 Minuten
Regie: Andrew Stanton, Lee Unkrich
Produzenten: Graham Walters
Ausf. Prod.: John Lasseter
Drehbuch: Andrew Stanton, Bob Peterson, David Reynolds
Originalsprecher: Albert Brooks (Marlin), Ellen DeGeneres (Dory), Alexander Gould (Nemo), Willem Dafoe (Gill), Brad Garrett (Bloat), Allison Janney (Peach), Austin Pendleton (Gurgle), Stephen Root (Bubbles), Vicki Lewis (Deb/Flo), Joe Ranft (Jacques), Geoffrey Rush (Nigel), Andrew Stanton (Crush), Elizabeth Perkins (Coral), Barry Humphries (Bruce)
Sprecher Deutschland: Christian Tramitz (Marlin), Anke Engelke (Dorie), Domenic Redl (Nemo), Udo Wachtveitl (Crush), Erkan Maria Moosleitner (Hammer & Hart), Stefan Lust (Hammer & Hart), Thomas Fritsch (Niels), Jean Pütz (Herr Rochen), Martin Umbach (Kahn), Michael Gahr (Puff), Sibylle Nicolai (Bella), Claus Brockmeyer (Sushi), Kai Taschner (Blubbel), Marina Köhler (Lee & Luv), Frank Lenart (Jacques), Claudia Lössl (Cora), Maxi Belle (Racker), Thomas Albus (Bruce), Willi Röbke (Zahnarzt), Geraldine Haacke-Guillaume (Darla), Johannes Bachmann (Kaul), Sophia Krois (Perle), Kevin Iannotta (Egon), Walter von Hauff (Mondfisch)
Kamera: Sharon Calahan, Jeremy Lasky
Schnitt: David Ian Salter
Musik: Thomas Newman
Produktionsdesign: Ralph Eggleston, Ricky Vega Nierva, Robin Cooper, Anthony Christov, Randy Berrett
Ton: Gary Rydstrom
Animation: Dylan Brown
Casting: Kevin Reher, Mary Hidalgo, Matthew Jon Beck
W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/title/tt0266543/
Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=34763
© Björn Becher 2003 weiterlesen schließen
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