Pro:
Einfühlsames Stück Erzählkino, die Schauspieler
Kontra:
Nicht viel
Empfehlung:
Ja
„Hearts in Atlantis“ entstand nach der gleichnamigen Novelle von Stephen King. Scott Hicks machte sich nicht lange nach dem Erscheinen des Romans, an eine Inszenierung des Stoffes. Das Drehbuch stammt von William Goldman, aus dessen Feder auch schon das Buch zur sehr gelungenen Kingverfilmung „Misery“ stammt. Durchaus bemerkenswert dürfte wohl sein, dass man ein schauspielerisches Kaliber wie Anthony Hopkins für die Rolle des geheimnisvollen Ted Brautigan gewinnen konnte.
Der Film bezieht sich hauptsächlich auf den ersten Teil des Buches, der den ereignisreichen Sommer wiederspiegelt in dem der damals 11jährige Bobby Garfield, den mysteriösen Ted kennen lernt, der sein Leben für immer verändern sollte.
STORY
Der 50-jährige Bobby Garfield (David Morse) bekommt eine Benachrichtigung in der ihm mitgeteilt wird, dass sein Jugendfreund Sully bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Nachdem er bei der Begräbniszeremonie, die ihn in die Stadt führt in der er als Kind gelebt hat erfahren muss, dass auch seine Jugendfreundin Carol Gerber schon vor Jahren gestorben ist, versetzt ihm das einen Schock.
Er besucht das verfallene, aber immer noch existierende Haus, in dem er damals mit seiner Mutter lebte. An dieser Stätte kommen längst verblasste Erinnerungen in ihm hoch, die ihn in die Vergangenheit seiner Kindheit schauen lassen...
Bobby verlor seinen Vater schon früh, und seine Mutter die hart arbeitet, aber trotzdem immer unter Geldmangel leidet versucht die Erziehung von ihn, mehr schlecht als recht zu bewerkstelligen. Bobby wiederum verbringt viel Zeit mit seinen Freunden Sully und Carol. Als eines Tages ein mysteriöser Mieter, der ihre angeschlagene Finanzlage aufbessern soll bei ihnen einzieht, merkt Bobby dass es mit ihm etwas besonderes auf sich hat. Ted Brautigan scheint auf geradezu mystische Weise auf die Belange und Sehnsüchte von Bobby einzugehen, und so entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen dem Jungen und dem alten Mann, der sich für Bobby zu einer Art Vaterfigur entwickelt.
Bobby beginnt Ted für ein Entgeld aus der Zeitung vorzulesen, und sich nach verborgenen „Zeichen“ umzusehen. Diese Anzeichen sind die Vorboten „niederer Männer“, wie Ted sie nennt, und die es auf ihn anscheinend abgesehen haben. Bobby glaubt anfangs nicht daran, und als er bald darauf tatsächlich die ersten Anzeichen sieht, verschweigt er sie Ted.
Als der geheimnisvolle alte Mann eines Tages mit dem Jungen in eine Spelunke geht, erfährt Bobby mehr von seinem Vater und das der, im Gegensatz zu dem was ihm seine Mutter berichtete, im Grunde ein guter Mensch war. Auch muss er erkennen, dass die „niederen Männer“ Ted schon bedrohlich nahe auf den Fersen sind. Auch Ted der eine, wie Bobby erfahren muss, besondere Gabe der „Hellsicht“ hat, entgeht dieser Umstand nicht. Er trifft Vorbereitungen sich aus dem Staub zu machen, bevor es zu spät ist...
SCHAUSPIELER
Anthony Hopkins
Setzt hier ein leises, schauspielerisch aber nicht weniger beeindruckendes Glanzlicht. Sein distinguiertes und feinfühlige Spiel, gibt der Figur des mysteriösen alten Mannes eine teilweise fast surreale Note, in der er aber stets glaubwürdig bleibt.
Nach der bitterbösen Rolle des „Hannibal“, ist dieser Charakter des zwielichtigen Mannes geradezu das entgegengesetzte Extrem, und wie ich finde mit Hopkins eine absolute Idealbesetzung.
Anton Yelchin
Als ich im Vorfeld erste Bilder von ihm sah, war ich skeptisch, ob er der Rolle des Bobby Garfield gerecht wird, er schien mir etwas zu bausbäckig und dicklich. Auch sonst schien er eher nicht in das „Spielbergsche“ Kinderstarschema zu passen, das uns in den meisten Filmen dieser Art von Hollywood präsentiert wird.
Doch im perfekten Zusammenspiel mit Hopkins stellt sich heraus, welch gute Wahl dann doch im Endeffekt mit Yelchin getroffen wurde.
Mika Boorem
Hat als Jugendfreundin (Carol Gerber) von Bobby eine unglaubliche Ausstrahlung und Natürlichkeit, die sich außerdem mit einem besonders hübschen Äußeren verbindet.
Sie ist diejenige die mich nach Hopkins am meisten beeindruckt hat.
Als sie in einer Szene verletzt wird, bringt sie das mit einer herzergreifenden Intensität und Echtheit rüber die mich schon beeindruckt hat, sehr überzeugend.
Hobe Davis
Gibt die Mutter von Bobby genau so wieder, wie ich sie mir im Buch vorgestellt habe. Diese Gradwanderung zwischen hassenswerter, böser Rabenmutter und doch das Beste für Bobby zu wollen, ist ihr wie ich meine recht gut gelungen.
KRITIK
Dieser Film drängt sich geradezu auf mit „Stand by my“, einer weiteren King–Verfilmung aus dem Jahre 1986 verglichen zu werden. In beiden Adaptionen blickt der Hauptprotagonist in einer Rückblende, in die eigene Vergangenheit seiner Kindheit zurück, und in beiden Fällen sind es auch die sechziger Jahre. Dieses Stilmittel obwohl nicht mehr ganz taufrisch, funktioniert gerade bei dieser Art von Streifen. Das dachten sich wohl auch die Macher des vorliegenden Filmes, und benutzten es sozusagen als Rahmen.
Dieser Streifen zeigt in melancholischen Erinnerungen, den letzten Sommer der Kindheit von Bobby Garfield. Regisseur Hicks zeigt ein durch Kinderaugen verklärtes Bild der sechziger Jahre, das einen an eine traumhafte Zeit glauben lässt, wie es nur in Kindheitserinnerungen möglich ist. In diese Idylle bricht der mysteriöse Ted Brautigan ein, und bringt mit einem Mal Spannung und Nervenkitzel in diesen so beschaulichen Ort.
Hier hat sich der Drehbuchautor Goldman vom Originalbuch entfernt, in dem King vielfältige Bezüge zu seiner Romanreihe um den „Dunklen Turm“ eingebaut hat. Waren die „niederen Männer“ im Buch noch gefährliche Aliens aus einer anderen Welt, so wird aus diesen FBI – Agenten, die Ted seiner ungewöhnlichen hellseherischen Fähigkeiten verfolgen. Wichtiger schien es Goldman zu sein, die außergewöhnliche Beziehung zwischen Ted und Bobby aufzuzeigen, und ihre Magie die daraus entsteht.
Filmisch ist das natürlich viel eleganter zu lösen, als sich auf außerirdische Einflüsse festzulegen. Doch auch so wurden die „niederen Männer“ düster und geheimnisvoll ins rechte Licht gerückt.
Ein wichtiger Punkt, der Kennern des Romans natürlich vor allem aufgefallen ist, dürfte der radikal veränderte Schluss sein. Soviel sei verraten – im Buch gibt es so etwas wie ein
„Happy End“, in der Verfilmung dagegen fällt dieses versöhnliche Ende ganz weg.
Meiner Meinung nach hätte man ruhig diese Buch-Variante übernehmen können. Aber alles in allem ist dieses Film-Ende zwar etwas trauriger, aber immer noch passend.
FAZIT
„Hearts in Atlantis“ ist ein schöner Film für die ganze Familie - über die Kindheit und ihren Zauber. Aber auch, dass dieser Zauber so eindringlich er auch gewesen war, mit der Zeit der Realität des Erwachsenwerdens weichen muss, und unsere Freunde von damals nur eine Bestandsaufnahme in unserem Leben waren.
Wer „Stand by my“ gut fand, dürfte auch an „Hearts in Atlantis“ gefallen finden, obwohl der wohl nicht ganz an seine Klasse herankommt, dazu fehlt ihm vielleicht der richtige Feinschliff. Auch etwas mehr Action, die meist nicht - oder nur im Ansatz - zu sehen ist, hätte den Film sicher noch mal aufgewertet.
Nichtsdestotrotz bleibt dieser Streifen ein sehenswertes Kleinod, das einen träumen lässt, und vielleicht sogar anregt über das Mysterium der eigenen Kindheit nachzudenken.
(c) winterspiegel für Ciao & Yopi weiterlesen schließen
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