Pro:
Bissige, lustige Satire auf 007
Kontra:
Kein ruhiger Kunstfilm
Empfehlung:
Ja
Kann ein Depp ein Land von einem Diktator befreien – äh, vor einem Diktator bewahren? Diese nicht mehr ganz zeitgemäße Frage stellt sich der Film Johnny English – sollen wir das mit „der engelhafte Johannes“ übersetzen? ER kann es, das will ich schon mal verraten. ER, das ist dieser engelhafte Mensch, gespielt von Rowan Atkinson. Er macht so ziemlich alles falsch, was ein Geheimagent falsch machen kann, aber witzige Zufälle und der selbstlose Einsatz seiner Kollegin (Nathalie Imbruglia) bringen ihn dann doch ans Ziel.
INHALT
Der Bösewicht Sauvage (schöner Name: Der Wilde), gespielt von John Malkovich – köstlich als Bösewicht – hat schon hunderte von Gefängnissen auf der Welt als gewinnträchtige Betriebe (wie können Gefängnisse gewinnträchtig sein?), und jetzt plant er seinen großen Coup: Er will ganz England zu einem einzigen Gefängnis machen.
Aber bei den Geheimagenten Ihrer Majestät sieht es schlecht aus: Der einzige, der in Frage kommt – weil die anderen gerade zufällig gestorben sind – ist Johnny English. Schon im Büro, in dem ihm der Auftrag erteilt wird, spielt er mit dem schießenden Kugelschreiber herum, ohne zu bedenken, dass die Sekrätärin in der Schusslinie steht.
Und so geht es weiter: Er macht alles falsch, drückt immer die falschen Knöpfe; und die einzige Rakete, die er im Wagen hat, verpulvert er, um eine Autos-die-zu-schnell-fahren-Blitz-Anlage zu beseitigen. Als er bei der Krönung des Diktators schließlich dem Erzbischof von Canterbury die Unterhose runterzieht, um zu beweisen, dass es ein unechter Erzbischof wäre – der unechte hat nämlich eine Tätowierung am Arsch – hat der Blödsinn wohl seinen Höhepunkt erreicht. Immer ist es jedenfalls seine Kollegin (Natalie Imbruglia), die den Karren wieder aus dem Dreck zieht. Deren Annäherungen beantwortet er natürlich immer mit völlig ungeschickten Erwiderungen, and als es endlich zum ersten Kuss kommen soll, stößt er aus Versehen an den Schleudersitz-Knopf.
Achtung: Beim Abspann nicht schon aufstehen!
MEINUNG
Was haben wir als Kinder gelacht, wenn im Zirkus die Clowns sich gegenseitig verprügelt haben, über ihre eigenen Schuhe gestolpert sind, komische Töne gemacht, sich die Hose heruntergezogen haben, sich wie kleine Kinder benommen haben, die egoistisch und gemein sind, und denen dennoch alles schief geht? Und wie haben wir als Jugendliche gelacht, wenn James Bond ein übertriebener Held war- völlig unrealistisch – und alle Probleme löste und dabei auch noch nette Agentenkolleginnen oder –feindinnen flachlegte?
Diese beiden Komponenten kommen hier zusammen. Johnny English ist ein Held, der nicht nur alles falsch macht, sondern dem schließlich sogar alles gerät. Er ist wie der Clown aus unseren Kindertagen und wie James Bond aus unserer Jugendzeit in einem. Er ist so dumm, so bekloppt, so unattraktiv, so ungeschickt, dass er ständig wie ein Clown die tollsten Dummheiten und Fehler macht.
Ihm zur Seite steht die tolle Kollegin Natalie Imbruglia, die mir hier viel besser gefallen hat als in ihrem Video-Clip oder in ihrer Serie. Sie ist von einem hübschen Lärvchen zu einer schönen Frau mutiert. Sie spielt den weiblichen Gegenpart zum dämlichen Johnny English, und ihr gelingt einfach alles. Sie ist die wahre Heldin, sie ist in Punkte Erotik diejenige, die den Anfang macht, sie ist schön, schlau, kämpferisch geschickt und emanzipiert. Sie findet die richtige Leiter, während unser dummer Held den Kloabfluss hochklettert und prompt mit Scheiße begossen wird.
Auch die Monarchie kommt hier nicht zu kurz. So ist es nicht nur so, dass der Bösewicht sich schließlich als der wirkliche und echte Thronfolger herausstellt (daher auch der ECHTE Erzbischof), nachdem er die Queen zur Abdankung gezwungen hat, nein, es kommt schließlich so weit, dass im selben Moment, wo dem Tyrannen schließlich die Krone aufgesetzt wird, natürlich unser lieber Johnny English auf dem Thron gelandet ist und versehentlich gekrönt wird.
FAZIT
Wer Clowns und Blödsinn mag, wer schon Mr. Bean als kindischen Egoisten und dämlichen Karrieristen mochte, wer schon bei James Bond über die Übertreibungen gelacht hat, wer es erträgt, dass den Übertreibungen bei Bond hier sogar noch „die Krone aufgesetzt“ wird, der findet hier einen Film, bei dem Geist und Philosophie nicht fehlen, auch wenn sie zunächst von herzlichem Lachen übertönt sind. Wer allerdings ein ruhiges, schönes Kunstwerk sucht, der ist hier fehl am Platze. weiterlesen schließen
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