Pro:
Peter Ustinov, Dramatik, Umsetzung ...
Kontra:
Uwe Ochsenknecht als Papst
Empfehlung:
Ja
Werbung im TV. Man schaut gelangweilt weg. Doch was ist da, die Vorschau zu der Neuverfilmung von Luther. Mensch den Film muss ich sehen. Das dachte ich mir und machte sofort meine Freunde darauf aufmerksam. Kurzer Hand gingen wir gleich am 2.11.03 ins Kino um den Film zu sehen. Hier nun mein Bericht:
Im Jahre 1505:
Ein Mann läuft durch den Regen. Blitze schlagen überall neben ihm in den Boden ein. Er schreit nach Erbarmen. Verzweifelt rennt er weiter, fällt bei jedem Schritt hin. Hält sich die Hände schützend vor dem Gesicht. Er brüllt :“ Gott verschone mich und ich werde Dir für immer treu sein, ich werde Mönch!“ ...
So hat es sich ungefähr bei einem Unwetter zugetragen, welches der junge Martin Luther erlebt hatte. Er hält sein Versprechen und wird Mönch im Augustiner-Kloster in Erfurt. Ganz zum Ärger seines Vaters, der hätte sein Sohn lieber das Rechtsstudium zu Ende machen sehen.
Sein Groll wird noch verstärkt, als Martin bei seiner ersten eigenen Messe versagt.
Martin Luther hat ständig Gewissens Probleme, er zweifelt das Tun in der Kirche an und fühlt sich miserabel. Er versteht vieles nicht.
Seine Zweifel werden besonders durch eine Pilgerfahrt nach Rom verstärkt, wo er Menschen sieht, die Geld zahlen, damit Ihre Verwandten nicht im Fegefeuer brennen.
Daraufhin wird im angeboten ein Theologie Studium in Wittenberg zu beginnen, damit er Antworten auf seine Fragen bekommt.
Nun stellt er seine eigenen Thesen aus und nagelt diese, ganze 95 Thesen, aus Protest an die Kirchentür.
Rom verlangt natürlich sofortige Widerrufung dieser Thesen, doch Luther bleibt standhaft. Der Papst und der Kaiser versuchen Luther mit allen Mitteln zu stoppen, drohen sogar mit der Inquisition.
Aber Luther hat auch Freunde, z.B. Friedrich den Weisen.
Schafft es Luther seine Thesen durchzubringen? Wie war das mit der Übersetzung des neuen Testaments? Schaut selbst.
****Kommentar****
Ich muss dazu sagen, dass ich auch schon die Erstverfilmung gesehen habe. Ich war also doppelt gespannt, ob die neue Version genauso gut werden würde. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Gleich zu Anfang kann man Zeuge wirklich guter Special Effects werden, nämlich bei dem Unwetter, wo die Blitze haarscharf in Luthers Nähe einschlagen. Sonst aber gibt es kaum Special Effects, paßt ja auch nicht in einen Film, der um 1500-1600 spielt oder?
Zu den Schauspielern sage ich jetzt noch nix, das kommt gleich noch mal in einer extra Rubrik.
Mein Freund meinte bei der Vorschau, dass die Kulisse ziemlich künstlich aussehen würde. Der Meinung war ich aber ganz und gar nicht. Die Landschaftsbilder waren deutlich und sehr realistisch, genauso wie die Schloss oder Kirchenkulissen. Man merkte zwar einen leichten Unterschied, zu amerikanischen Filmen, z.B. das sie nicht so gewaltig waren und das schon mit weniger Mitteln gearbeitet wurden, aber trotzdem überzeugten sie.
Am meisten hat mich die Dramatik in dem Film berührt. Z.B. die junge Frau Hanna mit ihrer verkrüppelten Tochter Greta (die übrigens total süß war). Die Geschichte hat mich am meisten immer fast zum heulen gebracht, weil die Kleine einem so leid tat und die Mutter alles versuchte, damit es der Kleinen gut geht. Sie hat ihr sogar einen Ablass gekauft, damit die kleine nicht im Fegefeuer landet.
Auch die Revolten war sehr dramatisch und klasse dargestellt. Man konnte die Wut und den Ärger der Leute gegen die Kirche fast körperlich spüren.
Der Film hat uns auch mehr als deutlich gezeigt, welchen Einfluss die damalige Kirche auf die Menschen hatte. Sie konnte mit jedem Ablass und ausgedachten Specials Geld machen. Sie redeten zu den Menschen ständig von Sünden, Vergeltung und Fegefeuer. Heute würden wir über solche Sachen lachen, aber wenn man sich in die Lage der Menschen hineinversetzt, ist es gar nicht mehr lustig. Das hat der Film wirklich klasse verbildlicht.
Doch neben Dramatik und Spannung enthält der Film viele witzige Szenen im Zusammenhang mit Peter Ustinov, aber dazu später mehr.
Passend dazu hörte man im Hintergrund super gefühlvolle Musik. Instrumentale Begleitung verstärkte die Emotionale Tiefe der Szenen und brachte mich ein Mal mehr fast zum weinen. Auch so würde ich mir einen Soundtrack des Filmes kaufen.
****Schauspieler****
Erst dachte ich bei dem Luther-Schauspieler (Joseph Fiennes) „Was ist das für einer?“ Doch später überzeugte er mich von seinem Können. Besonders in den Szenen, wo er in den Klosterkammer sich selber schlägt und debattiert.
Auch Maria Simon als Hanna, Mutter des verkrüppelten Kindes hat ihre Arbeit sehr gut gemacht. Sie sprach zwar wenig, aber Ihre Gestiken sagten eigentlich schon das meiste aus.
Am meisten bin ich, und nicht nur ich, von Sir Peter Ustinov begeistert. Seine Rolle war nicht nur komisch, er hat das doppelt so gut rüber gebracht, wie es kein anderer machen könnte. Er strahlte eine Ruhe, Gelassenheit und Scham aus, das kann man sich gar nicht vorstellen. Witzige Sprüche wie „... kann ich denn endlich mein Geschenk haben“ brachten die Zuschauer reihenweise zu lachen. Dadurch wurde der Film auch aufgelockert und die düstere Atmosphäre etwas erhellt.
Ein bißchen fehl am Platze wirkte Uwe Ochsenknecht als Papst. Da stellt man sich doch ein eher unbekannteres und älteres Gesicht vor. Hat jetzt nichts mit seiner Fähigkeit als Schauspieler zu tun, mehr damit, dass die Rolle nicht zu ihm passt.
****Fazit****
Habt ihr meine Bericht ganz gelesen? Dann wisst ihr, dass diese Verfilmung wirklich klasse ist und ich auch noch mal gerne ins Kino gehen würde. Es ist kein Film nur für Bibelfreunde und Kirchengängern, schließlich trägt es auch zur Allgemeinbildung bei und natürlich zur Unterhaltung.
****Film-Info****
Regie:
Eric Till
Drehbuch:
Camille Thomasson, Bart Gavigan
Producer:
Brigitte Rochow, Christian P. Stehr
Produzenten:
Alexander Thies, Kurt Rittig, Dennis A. Clauss, Franz Thies, Gabriela Pfändner
Casting:
Brigitte Rochow
Kamera:
Robert Fraisse
Schauspieler:
Joseph Fiennes als Martin Luther
Claire Cox als Katharina von Bora
Sir Peter Ustinov als Friedrich der Weise
Bruno Ganz als Johann von Staupitz
Uwe Ochsenknecht als Papst Leo X
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