Pro:
schöne Bilder, ausführlicher Text, viele Geschichten
Kontra:
Bändel, veränderte Geschichten, keine Erläuterungen für Erwachsene
Empfehlung:
Ja
Diese kleine, kompakte, aber seitenstarke Kinderbibel erscheint auf den ersten Blick sehr ansprechend. Doch sucht man vergeblich nach einer Angabe des Autors und des Entstehungsjahres. Lediglich der Illustrator John Dillow ist angegeben. Auch Vor-, Nachwort oder sonstige Erläuterungen gibt es nicht. Der Klappentext gibt außerdem keine wirklich hilfreiche Information, wenn er sagt, dass dieses Buch „wunderbare Illustrationen“ enthält und in „einer einfachen, lebhaften Erzählweise“ geschrieben ist. Auf 384 Seiten erstrecken sich die Geschichten des Alten und Neuen Testaments. Die Geschichten des AT sind in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, während die Geschichten des NT allen Evangelisten entnommen sind, teilweise „nur“ einem, teilweise aber auch als Zusammenschnitte mehrerer. Die Reihenfolge orientiert sich hier also nicht an der der Bibel sondern an thematischen Gesichtspunkten. Geeignet erscheint mir das Buch sowohl zum Vorlesen für kleine Kinder, auch wegen der zahlreichen Bilder, als auch zum selber lesen für Erstleser oder ältere Kinder.
Am Beispiel der Sintfultgeschichte werde ich jetzt die Gestaltung der Geschichten beschreiben:
Jede Seite ist mit einem Streifen zum Thema passender kleiner Bilder am Rand ausgestattet. Im Falle der Sintflutgeschichte, die hier „Ein neuer Anfang“ heißt, sind dies Werkzeuge, Baum und Arche, verschiedene Tiere, Gewitterwolken und Regen, Taube und Rabe und der Regenbogen.
Der Text ist in einer einfachen aber nicht zu kindlichen Sprache gehalten und orientiert sich relativ eng am Bibeltext. Alle wichtigen Motive und Details sind aufgenommen, nur das Ende kommt meiner Meinung nach zu kurz. Das doch so wichtige und zentrale Versprechen Gottes in dieser Geschichte findet in vier Zeilen Platz, während sich der Rest der Geschichte auf über vier Doppelseiten erstreckt. Natürlich ist der Text auch mit zahlreichen Bildern bestückt, was die Seitenzahl erklärt, aber diese vier Zeilen am Ende werden der Hoffnung spendenden Botschaft des Textes nicht gerecht. Mit einigen Ausschmückungen versucht der Autor, die Geschichte ansprechender zu gestalten, was ihm relativ gut gelungen ist. Er beschreibt beispielsweise, wie die Tiere zur Arche hüpfen, springen, kriechen, krabbeln usw., was sich besonders die kleinen Kinder sicher gut vorstellen können. Auch die Vorstellung, dass der Regen wie auf eine Trommel auf das Archendach prasselte in Verbindung mit dem Bild der Arche im Sturm, ist sicher spannend und anschaulich für die Kinder. Wobei der Illustrator gut daran getan hat, auf untergehende Pflanzen, Häuser oder gar Menschen zu verzichten. Es finden sich aber leider nur literarisch-ästhetische Ergänzungen in dieser Kinderbibelgeschichte. Hintergrundinformationen oder Anregungen, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, fehlen völlig. Dafür ist der Text aber kaum gekürzt und ziemlich ausführlich. Was sich, wie schon erwähnt, nicht auf das Ende bezieht. Dieses beinhaltet lediglich das Versprechen Gottes, nie wieder eine Flut über die Erde zu schicken und den Regenbogen als Zeichen dafür. Weder der Dank der Menschen noch die Verhaltensregeln für das nachsintflutliche Leben werden hier angesprochen. Ebenso fehlt die Aufforderung an Mensch und Tier, die Erde wieder neu zu bevölkern. Am Anfang der Geschichte steht jedoch hierzu ein Satz: „Die Welt brauchte einen neuen Anfang.“ In diesem einen Satz steht das, was am Schluss fehlt. Durch die Flut ist nun ein Neuanfang möglich. Doch am Anfang der Geschichte findet dieser Satz leider nicht die nötige Beachtung und ist wahrscheinlich bis zum Ende schon wieder vergessen, so dass es schwer sein wird, die Botschaft dieser Geschichte zu erkennen. Zusätzlich steht dasselbe auch noch in der Überschrift. Um die Bedeutung der Überschrift zu erkennen, müsste man aber diese aufmerksam lesen und bedenken und sich womöglich nach dem Lesen noch die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Überschrift und der Geschichte von der Flut stellen. Um diesen Verknüpfung von Überschrift und Text zu erkennen, könnte einfach nur das Ende umformuliert und z.B. der Satz am Anfang an das Ende gesetzt werden.
Die Bilder des Illustrators finde ich sehr ansprechend. Sie sind bunt, jedoch nicht „knallig“, was Kinder aufgrund ihrer Farbigkeit ansprechen wird und Erwachsene nicht abschreckt. Zu dieser relativ langen Geschichte gibt es neun doppelseitige und kleine Darstellungen, die den Bau der Arche, den Einzug der Tiere, die Arche im Wasser, die Aussendung der Vögel, den Auszug aus der Arche und den Regenbogen zeigen. Die Bilder gleichen zwar typischen Kinderbuchillustrationen, sind aber trotzdem auf ihre Art realistisch und mit kleinen Details wie Eichhörnchen im Baum o. ä. ausgeschmückt.
Ein eindeutiges Urteil über diese Kinderbibel lässt sich, wie man merkt, nicht fällen, da sie sowohl Vorteile als auch Nachteile aufweist. Was aber schon auffällt, bevor man die Bibel aufgeklappt hat, sind zwei Bänder, die an den beiden Umschlägen befestigt sind, deren Nutzen jedoch fraglich ist. Als Lesezeichen sind sie eher ungeeignet, also können sie eigentlich nur zum Verschnüren gedacht sein. Doch wozu muss man ein Buch verschnüren? weiterlesen schließen
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