Pro:
romantisch, zum Teil recht humorvoll, eine sehr attraktive Julia Ormond
Kontra:
ist vor allem gut, wenn man das Original nicht kennt
Empfehlung:
Ja
Heute gibt es noch einen TV-Tip von mir für alle Romantiker und Fans von guten Remakes alter Klassiker. Dieser Streifen ist einer von denen, die ich mir immer wieder gern mal ansehe, weil er so schön romantisch ist und zwei so gute Darsteller hat, die ich sehr schätze.
Der Film kommt heute abend um 21 Uhr auf dem dritten Programm WDR.
** Die Geschichte **
John Fairchild (John Wood), der Chauffeur der stinkreichen New Yorker Industriellenfamilie Larrabee hat ein Problem: mit Sorge beobachtet er seine junge Tochter Sabrina (Julia Ormond). Das Mädchen ist hoffnungslos in David (Greg Kinnear), den jüngeren der beiden Larrabee-Söhne, verschossen. So heftig, daß sie Wochenende für Wochenende auf einen Baum klettert, um die vielgelobten und gutbesuchten Parties der Familie und natürlich ihren Stern zu beobachten.
Dabei kriegt sie natürlich auch die immer gleiche Masche von David mit, um Mädchen aufzureißen: im Palmengarten verabreden, Champagner dazu und fertig ist das Schäferstündchen. Doch nicht einmal das schreckt Sabrina garnicht ab.
Irgendwann wird es ihrem Vater zu bunt. Er schickt seine Tochter für ein Jahr nach Paris, damit sie dort eine Ausbildung macht. In erster Linie will er sie natürlich von David fernhalten.
Nur widerstrebend richtet sich die linkische und schüchterne Sabrina in Paris ein, immer ihr Idol an der Wand. Doch die Zeit in der Weltstadt heilt allmählich ihre Verliebtheit, als sie nach anfänglichen Schwierigkeiten an Selbstvertrauen gewinnt, nicht zuletzt durch die Freundschaft mit Louis (Patrick Bruel), dem Fotografen von Irene, in deren Modelagentur sie arbeitet. Von ihm lernt sie einiges über Fotografie und natürlich über die Schönheiten der Stadt und die Liebe.
Inzwischen geht das Leben bei den Larrabees weiter. Linus (Harrison Ford) kümmert sich um die Geschäfte des Firmenimperiums mit harter und eiskalter Hand, David spielt Tennis und kümmert sich um die Frauen. Doch es gibt einen Lichtblick am Himmel - er verliebt sich in die patente Ärztin Elisabeth (Lauren Holly). Und: was für ein Glück - deren Eltern sind Inhaber eines Elektronik-Konzerns, mit dem man doch so gut fusionieren könnte.
Nach zwei Jahren kehrt Sabrina nach Long Island zurück. Bei ihrer Ankunft begegnet sie als erstem David Larrabee. Der ist hingerissen von der Schönheit der jungen Dame, erkennt sie aber überhaupt nicht wieder. Klar, er hat ja Sabrina auch als junges Ding nie wahrgenommen. Erst sein älterer Bruder Linus muß nur einen Blick auf die attraktive Frau werfen um sofort zu erkennen, wen er da vor sich hat. Und nun ist auch David wie paralysiert und beginnt, ihr geradezu den Hof zu machen. Das ruft natürlich Linus auf den Plan, der schon die lukrative Firmenverbindung durch die Lappen gehen sieht.
Also wird ein Plan geschmiedet: von nun an beschäftigt er Sabrina rund um die Uhr, damit sie nur ja nicht in Davids Nähe kommt, der vorübergehend durch einen kleinen Unfall ans Bett gefesselt ist. Bis zur Hochzeit mit Elisabeth darf er quasi keinen Einzelkontakt mehr mit der Chauffeurstochter haben.
Linus, dem man nachsagt, er sei der einzige Herzspender der Welt, der noch lebt, scheut sich auch nicht davor zurück, Sabrina Gefühle vorzugaukeln.
** Darsteller **
Hauptfigur ist hier einmal mehr Julia Ormond (Katharina II., Legenden der Leidenschaft). Zunächst ein total hässliches Entlein, daß ihr Leben nur nach dem Partyplan der "Herrschaft" ausgerichtet hat, lernt sie erst fern von der Heimat Abstand zu ihren Gefühlen, den Blick auf andere Dinge im Leben und Selbstbewußtsein, nicht zuletzt auch durch eine äußerliche Veränderung.
Eine regelrechte Entdeckung ist Greg Kinnear (Besser geht's nicht, The Gift), der hier erneut sein komisches Talent an den Tag legen kann als sympathischer Schwerenöter, der hinter allem her ist, was nicht schnell genug auf den Bäumen ist. Doch auch er muß eine Lektion lernen, sich endlich für jemanden entscheiden und sogar mal sein leichtes Leben hintenan stellen
Harrison Ford (Das Kartell, Schatten der Wahrheit) hielt ich hier anfangs für eine Fehlbesetzung. Schon die Kostümierung mit Anzug und Fliege ist für den Zuschauer ein dermaßen ungewohnter Anblick des Darstellers, den man am ehesten in strikt männlichen, kämpferischen Rollen sieht, daß man das Ganze mit Misstrauen beobachtet. Aber er macht seine Sache schon recht gut, obwohl er schon stärkere Charaktere gespielt hat. Trotzdem wurde er für diese Rolle für einen Golden Globe nominiert - kaum zu glauben.
In weiteren Rollen sind John Wood (Chocolat) und Angie Dickinson (Das Glücksprinzip) zu sehen.
Besonders witzig fand ich vor allem Dana Ivey, die Sekretärin von Linus Larrabee mit ihrer kaltschnäuzig witzigen und scharfzüngigen Art. Einfach köstlich.
** Filmkritik **
"Es regnete niemals am Abend einer Larrabee-Party. Die Larrabees hätten sich das nie bieten lassen." - so lautet einer der ersten Sätze des Films, der wie ein Bericht der Hauptdarstellerin selbst beginnt. Diese Erzählweise hört später auf ab dem Zeitpunkt, wo nicht mehr die Larrabees im Mittelpunkt des Interesses stehen, sondern Sabrina selbst, quasi mit dem Zeitpunkt ihres Erwachsen-Werdens und ihres eigenen Selbstbewusstseins.
Der Film ist - wie möglicherweise viele von euch wissen - ein Remake eines Klassikers aus dem Jahr 1954 mit Audrey Hepburn und Humphrey Bogart in der Rolle des Linus. Ich habe schon gelesen, daß die Neuverfilmung bei weitem nicht an das Original heranreicht. Aber das kann mich nicht schrecken, da ich den alten Schinken einfach nicht kenne. Gut so, denke ich, denn dann ist man unvoreingenommener.
Von Anfang an erzählt der Film mit leichtfüßiger Hand von den Gegensätzen zwischen Herren und Dienern, von den Träumen der Dienerschaft, wie es wäre, an deren Stelle zu sein. Und vor allem für ein junges Mädchen, die dem jungen Herrn hinterherschmachtet - reichlich Kitsch könnte man denken. Aber wie gesagt, das ganze wird mit einem Augenzwinkern berichtet und von schön trockenem Humor begleitet. Wenn es z. B. heißt "weil die 24 Stunden Überwachung von David Larrabee kein anerkannter Ausbildungsberuf ist", (schickte Fairchild seine Tochter nach Europa), dann muß man schon schmunzeln über die oft sehr treffend witzigen Formulierungen.
Als dann die Geschichte mit dem um die Gunst der Dame kämpfenden Brüderduo beginnt, gewinnt die Geschichte an Fahrt, bei der man als Zuschauer ein ums andere Mal verwirrt ist - Linus, der noch lebende Herzspender, zeigt Gefühl. Oder ist das alles kalkuliert, alles, was er da über sich erzählt, nach Drehbuch formuliert und abgekartet? Oder ist dieser kalte Mann tatsächlich mal froh, etwas von sich preisgeben zu können? Es gibt ja Menschen, die lösen bei einem solche Effekte aus. Ich muß zugeben, ich hab diese Figur lange nicht so richtig einschätzen können und umso größer war dann der Überraschungseffekt.
Hier muß ich noch einmal sagen, daß Harrison Ford in dieser Rolle allzu steif und hölzern wirkt, aber vielleicht gibt ihm ja genau das ein wenig von der Glaubwürdigkeit.
Alles in allem ist es "nur" ein netter Film. Vermutlich wollte Syndey Pollack ("Tootsie") an die erfolgreichen Traditionen der romantischen Filme à la "Während du schliefst" oder "Schlaftlos in Seattle" anknüpfen, aber dazu fehlen diesem Streifen einfach noch die wirklich leidenschaftlichen Darsteller, pointierte Dialoge und die Leichtigkeit der Handlung.
Im Vergleich zum Original, das ich mir letztendlich doch einmal angesehen habe, schneidet dieser aber auf jeden Fall besser ab in meinen Augen. Wo dort Humphrey Bogart als Linus zwar glaubwürdiger wirkt als hier Harrison Ford, hat mich da aber die etwas übertrieben kindchenhaft wirkende Audrey Hepburn leicht genervt und den Film dadurch etwas abgewertet. Außerdem finde ich das Remake bei weitem witziger und natürlich auch etwas zeitgemäßer.
** Meine Meinung **
Auch wenn er nicht an den Charme von den oben genannten Filmen heranreicht, ist diese Neuverfilmung des Klassikers doch durchaus sehenswert. Eine äußerst attraktive Julia Ormond und ein paar gute spritzige Sprüche machen ihn auf jeden Fall brauchbar für einen netten Fernsehabend.
** Daten **
USA 1995
Genre: Kömödie
Regie: Sydney Pollack
Musik: John Williams (Oscar-Nominierung)
FSK 6
** Die DVD **
Die DVD, die mir vorliegt, hat keinerlei Bonusmaterial oder zusätzliche Features zum Film. Lediglich eine Kapitelanwahl bzw. eine Sprachauswahl ist möglich. Es gibt auch keine Untertitel.
Technische Daten:
- Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0) Englisch (Dolby Digital 2.0)
- Untertitel: Deutsch
- Bildformat: 16:9
- Dolby, HiFi Sound, PAL
- Laufzeit: 122 Minuten
Allerdings gibt es, wie ich gelesen habe, wohl noch eine andere Version mit den Features: Trailer, Behind the Scenes, Interviews, Dokumentation: Harrison Ford - Held wider Willen. weiterlesen schließen
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