Sexy Beast (DVD) Testberichte

Tests und Erfahrungsberichte

• Kingsley vs. Winstone

  

  08.11.2002, 10:56 Uhr von
  Bjoern.Becher
  Nach 4 Semestern in Freiburg, studiere ich nun Jura in Würzburg. Hier bei YOPI schreibe ich haupt...

  3

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  Ein Kinobesuch stand für mich mal wieder auf dem Programm und es sollte ein Film werden, der von der Kritik überschwänglich gelobt wurde, über den es aber vor allem hier auch viele negative Stimmen gab. So war ich gespannt wie dieser Film werden sollte. Der Titel des Films ist übrigens "Sexy Beast".
  
  Zuerst kurz ein paar Worte zum Inhalt des Films.
  
  Der Inhalt
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  Der ehemalige Gangster Gal Dove (Ray Winstone) genießt seinen Ruhestand in der Sonne Spaniens. Zusammen mit seiner Frau Deedee (Amanda Redman), seinem Kumpel Aitch (Cavan Kendell) und dessen Frau Jackie (Julianne White) lebt er ein schönes Leben bestehend aus Sonnenbaden, Partys und gutem Essen.
  Selbst als ein Felsen, der von einem Berg herabstürzt, Gal nur um Haaresbreite verfehlt und die Fliesen seines Swimmingpools zerstört, kann dies die gute Stimmung und die Idylle nur kurzfristig stören.
  Doch eines Abends vergeht allen die gute Stimmung. Aitch und Jackie berichten angsterfüllt Gal und Deedee, dass Don Logan unterwegs ist und Gal überreden will für einen Job nach London zu kommen.
  Alle haben zwar Angst vor Logan, doch Gal will standhaft bleiben und nicht aus seinem Ruhestand zurückkehren.
  Doch am nächsten Tag steht Don Logan (Ben Kingsley) vor der Tür. Er will Gal für einen Bankraub des Gangsters Teddy Bass (Ian McShane) und schnell wird allen klar: Don Logan akzeptiert kein "Nein" von Gal.
  
  Soviel also erst einmal zum Inhalt des Films. Wer mehr wissen will, muss sich den Film schon im Kino anschauen, jetzt aber meine eigene Meinung.
  
  Meine Meinung
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  Regisseur Jonathan Glazer war bisher vor allem in England bekannt geworden durch Videoclips, Sexy Beast ist sein erster Kinofilm und in diesem setzt er um, was er mit den Clips gelernt hat. Teilweise schnelle Schnitte und starke Bilder zeichnen den Film über weite Strecken aus.
  
  Aber Glazer zeigt, dass er auch anders kann und lässt seine Geschichte erst einmal sehr behäbig beginnen. Er präsentiert die schöne Welt des Ex-Gangsters Gal im Sonnenparadies Spanien. Alles, die Bilder, die Musik, vermitteln dem Zuschauer Gals Leben voller Gemütlichkeit, ohne jegliche Hektik, ohne jede Sorgen.
  
  Doch plötzlich wandelt sich das Bild, wo eben noch gemütliche langsame Kamerafahrten waren und nix passierte außer das Gal seinen Körper von einer Liege zur nächsten wuchtete, dort sind plötzlich schnelle Schnitte und ein starkes Psycho-Duell.
  Dies passiert mit der Ankunft von Ben Kingsley als Don Logan. Zwischen den beiden beginnt ein Psycho-Duell, dass besser ist als fast alle Duelle dieser Art, die man im Kino je gesehen hat.
  
  Dies liegt vor allen an den beiden Hauptdarstellern. Überragend Ben Kingsley, der wirklich den bösesten Gangster der in jüngster Vergangenheit im Kino zu sehen war, spielt und damit es endgültig schafft sein Gandhi-Image zu zerstören. Es ist beängstigend im zu zusehen. Alles in ihm ist böse und berechnend, er vermittelt perfekt den Eindruck den er wohl dem Zuschauer vermitteln sollte: Dieser Mann ist der Meinung alles muss so laufen, wie er es will.
  
  Als Gegenpart überzeugt Ray Winstone nicht minder eindrucksvoll. Er spielt den gemütlichen Gal genauso überzeugend wie den verängstigten Gal, der aber alles dran setzt, dass man seine Angst nicht erkennt.
  
  Alle anderen Darsteller müssen hinter diesen beiden etwas zurückstehen, nicht nur schauspielerisch, sondern vor allem da der Film im ersten Teil voll auf die beiden Protagonisten Ben Kingsley und Ray Winstone zugeschnitten ist.
  
  Bemerkenswert ist nur noch Ian McShane als Oberboss Teddy, der Mann vor dem sogar Don Logan Angst hat und McShane zeigt mit eiskalter Mine auch einige Male warum dies so ist.
  
  Wie eben schon erwähnt, kann man den Film in 2 Teile teilen und da fängt auch leider die Kritik an. Ist der erste Teil mit dem Psychoduell zwischen Gal und Don absolut genial und gehört er mit zum besten, was in letzter Zeit im Kino lief, so lässt der zweite Teil doch merklich nach.
  
  Erfrischend ist zwar auch noch im zweiten Teil die Ironie, welche den ganzen Film auszeichnet und den Filmen von den typischen Gangsterthrillern abhebt, aber trotzdem plätschert für mich der zweite Teil über einige Strecken nur vor sich hin.
  
  Auch ist der Film für viele Kinobesucher sicher absolut nichts, weswegen ich auch einige kritische Stimmen teilweise verstehen kann, aber man muss vor diesem Film wissen, dass dies kein einfacher Thriller ist, sondern ein Film, bei dem man äußerst viel denken muss und der einem immer wieder Bilder vorknallt, die einem eine Hülle von Interpretationsmöglichkeiten bieten.
  
  So erscheint Gal in seinen Alpträumen eine Art Monster, halb ein Kaninchen, halb ein Mensch (so zumindest mein Eindruck), doch die Rolle dieses "Monsters" ist nicht geklärt. Diese Rolle muss der Zuschauer selbst interpretieren durch eigenes Nachdenken und wer dies nicht macht, geht aus dem Kino und sagt "Schlechter Film", dabei trifft dies überhaupt nicht zu.
  Das "Monster" verkörpert meiner Meinung nach die Angst von Gal und ist meiner Meinung nach ein krasser Gegensatz zu einer anderen Szene, in der Gal mit seinem Freund Aitch und dem spanischen Jungen Enrique, auf Kaninchenjagd ist. In der einen Szene haben die Kaninchen Angst vor Gal, nun hat Gal Angst vor einer Person, die durch ein Kaninchen verkörpert wird.
  
  Trotzdem ist auch mir das mehrmalige Auftauchen des Kaninchens nicht ganz klar, was sich aber vielleicht bei mehrmaligen Sehen ändert.
  
  Insgesamt kann man sagen, dass "Sexy Beast" ein zweiteiliger Film, dessen erster Teil einfach überragend ist, dessen zweiten Teil aber ins Mittelmaß abrutscht. Eine relativ gute Bewertung kann ich dem Film trotzdem ohne Bedenken geben, da erstens der erste Teil so gut ist, dass er den zweiten Teil aufwiegt und auch, da der zweite Teil doch einige starke Elemente hat. Ich kann den Film zwar auch empfehlen, trotzdem möchte ich der Mehrheit der Leute abraten und zwar allen, die Lust auf einen gemütlichen Popcorn-Kino-Abend haben oder die in der Mehrheit auf einfach gestrickte Filme stehen, die einfach nur unterhalten soll, denn bei diesem Film muss der Zuschauer selbst viel dazu beitragen, dass ihn der Film unterhält.
  
  Sexy Beast bekommt von mir 7 von 10 möglichen Punkten!
  
  Zum Abschluss meines Berichtes noch ein kleiner Überblick über die wichtigsten Akteure des Films.
  
  Titel Deutschland: Sexy Beast
  Originaltitel: Sexy Beast
  Genre: Krimi-Komödie
  Großbritannien und Spanien 2000, FSK 16, Laufzeit: 88 Minuten
  
  Darsteller: Ray Winstone (Gary "Gal" Dove), Ben Kingsley (Don Logan), Amanda Redman (Deedee), Ian McShane (Teddy Bass), Cavan Kendall (Aitch), Julianne White (Jackie), Álvaro Monje (Enrique), James Fox (Harry), Robert Atiko (Andy)
  
  Regie: Jonathan Glazer
  Produzent: Jeremy Thomas
  Drehbuch: Louis Mellis, David Scinto
  Musik: Roque Baños
  Kamera: Ivan Bird
  Ausstattung: John Scott
  Schnitt: John Scott, Sam Sneade
  Kostüme: Louise Stjernsward
  
  © Björn Becher 2002 weiterlesen schließen

• Ben Kingsley - sonst nix

  

  25.07.2002, 18:07 Uhr von
  T-Shirt
  Vorsicht! 30-jähriger freier Journalist aus Berlin muss zu allem seinen Senf dazugeben - bevorzug...

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  Wie wird aus einem sanftmütigen Kämpfer für den gewaltfreien Widerstand ein cholerischer, zur Brutalität neigenden Psychopath? Ben Kingsley, der vor allem durch seine Rolle als Mahatma Ghandi bekannt wurde, durchlebt diese Entwicklung, indem er in ”Sexy Beast” zur Unterweltgröße Don Logan mutiert. Vor allem seine Auftritte sind es, die diesen ansonsten äußerst mäßigen Streifen über den Durchschnitt heben.
  
  Don Logan ist von London aus auf dem Weg nach Spanien, wo der alternde Gauner Gal (Ray Winstone) gemeinsam mit seiner Frau Deedee (Amanda Redman) den Ruhestand genießt und sich auf einer kleinen Finca die Sonne auf den Bauch scheinen lässt. Don reist im Auftrag des Unterwelt-Königs Teddy, der einen großen Coup plant und seine Mannschaft unbedingt mit Gal verstärken will - aber dieser hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und will das Angebot auf keinen Fall annehmen. Doch das Angebot ist kein Angebot, sondern eher ein Befehl: Don Logan akzeptiert kein Nein. Und so entwicklet sich unter der spanischen Sonne ein Zweikampf, den Don sowohl mit psychischem Druck als auch mit roher Gewalt zu gewinnen versucht ...
  
  Was wie ein klassischer Krimi klingt, ist eher eine Krimikomödie geworden. Das liegt sicherlich auch an der etwas trottligen Figur des Unterwelt-Pensionärs Gal. Vor allem verdankt der Film seine komödiantischen Highlights aber der Art und Weise, wie Ben Kingsley seinen Don Logan zum Leben erweckt.
  
  Auf der einen Seite wirkt die Figur ausgesprochen bedrohlich und diabolisch, aber auf der anderen Seite verleitet sie auch ständig zum Lachen, weil Ben Kingsley die Rolle so wunderbar übertrieben spielt und die Figur auch teilweise wie ihre eigene Parodie angelegt ist: Mit seinen zickig-kurzen Sätzen, seinem stets drohenden Unterton und der Art und Weise, wie er zeitweise jedem seiner Worte mit vollem Körpereinsatz Gewicht verleiht, walzt Don mit irrwitziger Angriffslust durch Gals ruhiges Rentner-Dasein, und es ist eine Wucht mit wieviel Spielfreude und mit welcher großer Präsenz Ben Kingsley in dieser Rolle brilliert.
  
  Außer Ben Kingsley hat der Film aber leider nur wenig zu bieten. Die Geschichte ist ausgesprochen klassisch und hält kaum Überraschungen bereit. Zudem sind die übrigen Figuren dermaßen blass gezeichnet, dass man sich wenig bis gar nicht für ihr Schicksal interessiert. Was den Film trotz seiner unterdurchschnittlichen Handlung auf Durchschnittsniveau hebt, sind die Fähigkeiten, die sich Jonathan Glazer, der ”Sexy Beast” inszeniert hat, bei seiner Arbeit als Videoclip-Regisseur angeeignet hat. Mit einem guten Gespür für
  Lichteffekte, ein paar aufregenden Kamerafahrten, und einigen ebenso rasanten wie originellen Schnitten bekommt der Film, der sich außerhalb der Kingsley-Auftritte eher lahm dahinschleppt, wenigstens
  etwas Fahrt.
  
  Grundsätzlich kann man dem Film daher durchaus noch die Note vier verleihen. Da Ben Kingsley den Streifen aber dermaßen stark prägt und für seine schauspielerische Leistung eine Eins plus verdient hat, kann man ”Sexy Beast” insgesamt doch noch guten Gewissens mit Note drei bewerten. Aber vorsicht: Wer Probleme mit Ben Kingsley hat, sollte von diesem Film auf jeden Fall seine Finger lassen. weiterlesen schließen