Pro:
Ab und zu ganz nette Gags und Fightszenen / Kostümierung
Kontra:
Hat man alles irgendwie schon mal gesehen / etwas flach / Bonusmaterial ist nicht so üppig, wie bei der Doppel-DVD
Empfehlung:
Ja
Den sympathischen Jackie Chan kennt man aus unzähligen Klopp-Streifen. Kein Wunder, der kleine Chinese, der sämtliche seiner Stunts selbst macht, ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Körperbeherrschung und der Martial Arts. Nach den beiden erfolgreichen "Rush Hour"-Filmen mit Sabbeltasche Chris Tucker hat er nun in Owen Wilson einen neuen Sidekick. Trotz des mäßigen Erfolges von "Shang-High Noon" an der Kinokasse schob Chan den dort noch erfolgloseren "Shanghai Knights" nach. Beide sind recht schnell auf DVD erschienen und werden mittlerweile als Budget-Titel verramscht.
_Zur Story_
Der etwas trottelige Chang Wong ist Mitglied der kaiserlichen Garde in Peking und lässt es - mehr oder weniger - ungehindert zu, dass Prinzessin Pei Pei aus dem kaiserlichen Palast nach Amerika entführt wird. Eingefädelt hat das ein Dissident und sein ehemaliger Kampfgefährte Lo Fung, der seinerzeit in die USA abgehauen ist. Dort betreibt er mit chinesischen Zwangs-Arbeitskräften einen florierenden Sklavenhandel, kriegt aber den Hals nicht voll und will für die Freilassung Pei Peis ein erkleckliches Sümmchen in Goldmünzen vom chinesischen Kaiser erpressen. Kurzerhand stellt man in Peking eine Task-Force zusammen, die das Lösegeld überbringen soll. Darunter auch Wong, der es vermasselt hat, die Prinzessin aufzuhalten.
Die Goldübergabe soll in Carson City / Nevada stattfinden und die kaiserliche Gesandtschaft reist mitsamt ihrer kostbaren Fracht per Zug dorthin – der selbstredend von einer Gang überfallen wird, deren Kopf Roy darstellt. Der ist alles andere als ein böser Bandit und hat seine Desperados mit seiner nonchalant-aufschneiderischen und höflichen Art absolut nicht im Griff. Infolgedessen wird Wongs Onkel bei dem Überfall von einem seiner hitzköpfigen Banditen erschossen. Quasi ein Betriebsunfall. Wong hält jedoch fälschlicherweise Roy für den Killer. Beim anschließenden Handgemenge wird Wong unsanft aus dem Zug befördert und ist plötzlich in dem fremden Land mit seinen ebenso fremden Gepflogenheiten auf sich allein gestellt.
Auf seinem Marsch nach Carson City zum Übergabeort trifft das asiatische Greenhorn auf allerlei Probleme mit dem 'american way of life'. Die Indianer sind da nur das kleinere Übel. In einem Saloon trifft er auf den vermeintlichen Mörder seines Onkels und landet anschließend sogar nach einer saftigen Saloon-Prügelorgie zusammen mit ihm im Knast. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden Protagonisten aus Wild West und Fern Ost fangen an, sich zu mögen und gegenseitig zu unterstützen. Die anfängliche Zweckgemeinschaft wächst langsam zu einer richtigen Freundschaft - mit kleinen kulturellen Hindernissen. Die Konkurrenz schläft nicht und auch Roys alte Bande hat von dem Gold nun Wind bekommen. Der Wettlauf um das Lösegold hat begonnen.
_Eindrücke_
Nun erwartet man bei einem Film mit Jackie Chan ja nicht unbedingt den Wahnsinns-Plot eines ausgebufften Psycho-Thrillers oder den Anspruch eines komplizierten Denkerfilms. Vielmehr ist man gespannt, was sich der Altmeister der selbst gemachten Stunts und unmöglichsten körperlichen Verrenkungen diesmal hat einfallen lassen, um die recht dürre Story rüber zu bringen und mit Martial-Arts-Einlagen sowie den typischen Slapstick-Albernheiten zu füllen. Vor diesem Hintergrund schraubt man seine Erwartungen, was die Geschichte angeht, schon besser vorher sehr weit herunter.
Nach Dauernervensäge Chris Tucker in "Rush Hour" hat Chan sich als Flachwitz-Sprüchelieferant und Zweitbesetzung nun Owen Wilson (u.a. "Armageddon") an Bord geholt, eine durchaus akzeptable Wahl. Der weiß sich auch besser zu präsentieren als die vergleichsweise blass wirkende Lucy Liu in der Rolle der entführten Prinzessin Pei Pei, die von ihren ansonsten erstklassigen Martial-Arts-Künsten und Fähigkeiten leider nur ganz wenig zeigen darf. Wilson hingegen benötigt kein Kung Fu und kann sich voll und ganz auf seine vollkommen überdrehte Charakterdarstellung des netten und manchmal arg trotteligen Ganoven konzentrieren.
Das Grundrezept ist seit "Rush Hour" jedoch fast identisch geblieben und lässt sich trotz der etwas anderen Kulisse des wilden Westens auf die Formel "East meets West" reduzieren, wobei die Handlung ziemlich austauschbar wird – scheinbar gehen dem guten Jackie langsam die Ideen aus bzw. er hat in letzter Zeit ZU viele Filme in kurzer Folge raus gehauen. Offensichtlich bringt ihn sein, mittlerweile auch sichtbares, fortgeschrittenes Alter dazu, so etwas wie ein Sendungsbewusstsein für die Völkerverständigung der beiden Kulturkreise zu entwickeln. Aus der Geschichte hätte man durchaus mehr machen können. Fast der gesamte Cast scheint aus einem abgedroschenen Spencer/Hill-Werk entstiegen sein. Lustig sind die Dialoge der Indianer, die irgendwie frappant an die Schoschonen bei Bully Herbigs "Schuh des Manitu" erinnern.
In weiten Teilen ist das Ganze arg platt und zu durchschaubar, nur ab und an blitzt mal ein wirklich guter Gag auf. Leider gibt’s zu wenige davon, als dass es den fehlenden Pep wett machen könnte. Das alles hat man unzählige Male schon anderswo gesehen und die Sprüche sind überwiegend fade. Auch bei den handfesten Kampfeinlagen – sonst eine sichere Bank bei Chan – scheint ihm sein Alter langsam hinderlich zu werden, klarer Fall, er bewegt sich immer noch grazil und elegant, doch von seinen todesverachtenden Stunts, mit denen er früher Maßstäbe setzte, ist kaum etwas übrig geblieben. Hier macht sich das Fehlen eines interessanten Plots zum Ausgleich auch schmerzlich bemerkbar.
_DVD und Bonusmaterial_
Von technischer Seite her gibt es an der Budget-DVD nichts zu bekritteln, sowohl Bild als auch Ton lassen keinerlei Schwächen erkennen. Der Ton liegt auch im DTS 6.1 Standard vor. Wem der Decoder oder die restliche Hardware dafür fehlt, ist auch mit dem DD 5.1 EX Modus immer noch gut bedient. An eine superbe DVD-Bildqualität hat man sich mittlerweile schon gewöhnt, sodass das solide gemasterte Bildmaterial nicht gesondert erwähnt werden muss und demzufolge weder positiv noch negativ aus dem Rahmen fällt.
In Sachen Bonusmaterial ist MAWA stets etwas geizig bei seinen Releases, sie fallen bei diesem Label grundsätzlich mager aus. Immerhin befinden sich die Audiokommentare von Chan, Wilson und Dey auf dem Silberling. Ein Making Of oder Film- und Biographien sucht man indes vergeblich, dafür muss man dann zur Vollpreis-Version greifen. Wer ein paar Outtakes sehen will (Fans von Jackie Chan wissen das längst), muss sich den Abspann ansehen, dort sammelt er beinahe traditionell ausgewählte Szenen, die am Set besonders schief gegangen sind. Die Trailer zu diversen anderen Filmen werden vollmundig unter Extra-Features gelistet, dabei sind sie als Werbemüll einzustufen.
_Fazit_
Freunde der seichten Unterhaltung werden den Film bestimmt mögen. Mit seinem familientauglichen Potenzial wird er zu einem Privatsender-Vorweihnachts-Highlight der nächsten Jahre avancieren. Genau dieses Klientel spricht er an. Die Story ist so brav, wie die FSK12-Actionszenen, die man bereits im Dutzend billiger beim Ausverkauf des Duos Spencer/Hill oder diversen Italo-Western geboten bekam, nebst einer ähnlichen Dialogführung aus platten Gags und ebenso ausgelegter Charaktere. Die neu aufgelegte DVD in der abgespeckten Version von MAWA leistet sich keine technischen Schwächen, verzichten muss man aber auf opulentes Bonusmaterial, wer's braucht greift zur teureren Platinum-Edition.
_Die DVD-Daten auf einen Blick:_
OT: "Shang-High Noon"
nach einer Story von Alfred Gough und Miles Millar
Land und Jahr: USA 2000
Genre: Abenteuer / Western-Komödie
Label: MAWA / VCL, 2003
Version und Altersfreigabe: Single-Disc, Kinofassung / FSK 12
Bonusmaterial: Audiokommentare und diverse Trailer
Lauflänge: ca. 106 Minuten
Bildformat: Widescreen 16:9 (2,35 : 1)
Tonformat: DTS 6.1 ES (D), DD 5.1 EX (D und E)
Produktion: Chan, Birnbaum, Barber
Regie: Tom Dey
Musik: Randy Edelmann
Darsteller u.a.: Jackie Chan (Wong), Owen Wilson (Roy), Lucy Liu (Pei Pei), Xander Berkeley weiterlesen schließen
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