Pro:
Kamerafahrten, der Teppich, Soundtrack
Kontra:
geschnitten
Empfehlung:
Ja
Samstag Abend und kein Schlaf...
Siebzehn Jahre nachdem eine Serie grausamer Morde an jungen Frauen scheinbar aufgeklärt wurde, beginnt das bestialische Morden von neuem. Der pensionierte Kommisar Moretti (MAX VON SYDOW) begibt sich auf die Suche nach dem perversen Monstrum, das seine Opfer auf schrecklichste Weise hinrichtet. Ein weiteres Mal taucht Moretti in einen Albtraum aus Blut und Tod.
Soviel verrät der Text auf dem Cover meiner Special Edition DVD mit Soundtrack CD vom EMS Label. Da bei ciao ja immer noch die DARIO ARGENTO WOCHEN laufen habe ich mich etwas bei ebay umgeschaut und mit etwas Glück diese DVD ersteigert. Aber nicht nur wegen der Aktion, vielmehr durch die letzten Filme, welche ich von Argento gesehen habe, vor allem Phenomena und Suspiria, war ich neugierig, was der Meister des italienischen Horrorfilms sonst noch so gedreht hat.
Bei Sleepless handelt es sich meines Wissens um den derzeit aktuellsten Film von Dario Argento. Da die Musik wieder von GOBLIN beigesteuert wurde, dachte ich: Die Anschaffung lohnt sich bestimmt schon für den Soundtrack allein. Für meinen Geschmack wurde ich auch diesbezüglich nicht enttäuscht. Bereits bevor die DVD mein Laufwerk das erste mal von innen gesehen hat lief die Soundtrack CD diverse Male bei mir. Die Zusammenstellung aus klassischen Elementen, rockigen Gitarren und dem goblintypischen Synthesiser gefällt mir immer wieder aufs Neue.
Aber auch der Film hat mich nicht enttäuscht. Ich dachte zwar, es wäre lustig einen Film, der übersetzt Schlaflos heißt, in völlig übernächtigtem Zustand zu schauen – das führte aber lediglich dazu, daß ich in schließlich in zwei Teilen gesehen habe. ;)
Wie in allen mir bekannten Filmen besticht wieder die typische Kameraführung und das malen mit Bildern – vielleicht mit Coppola vergleichbar. Wer ältere Werke von Argento kennt fühlt sich vielleicht ebenso wie ich bei der Musik etwas an Phenomena und bei der Story an Tenebrae erinnert, womit ich nicht von einem stumpfen Plagiat spreche sondern lediglich Ähnlichkeiten sehe. Bereits recht früh beweist sich Argento einmal mehr als Meister der StedyCam, als er eine ellenlange Verfolgungsjagd durch einen Zug auf die Leinwand bringt.
Allerdings muß ich sagen, daß mir bereits kurz nach dieser Szene negativ aufgestoßen ist, daß meine Version offensichtlich geschnitten ist. Nun, ob man Gewalt im Film darstellen muß oder nicht und ob Argentos Splatter Kunst oder Kitsch ist ist sicher eine Sache, die man lange diskutieren kann. Ich muß jedoch sagen, daß diese Schnitte für mich noch weniger einen cineastischen Genuß darstellen, wie das wilde Gesplatter mit Kunstblut.
Dennoch muß ich sagen, daß mich der Film bis zum Schluß gefesselt hat. Wenn man denkt, jetzt weiß ich, worauf es hinaus läuft, nimmt die Handlung dann doch eine andere Richtung. Der Soundtrack schafft es ebenso die Atmosphäre zu verdichten, wie die argentotypischen Bilder.
Um nochmal etwas genauer auf die DVD aus dem EMS Label einzugehen hier ein paar Sätze:
Das überarbeitete Fassung = gekürzte Fassung bedeutet hätte ich mir vielleicht denken können, finde den Hinweis auf dem Cover allerdings nicht eindeutig. An der Ton- und Bildqualität habe ich bei der DVD nichts auszusetzen – ich schaue mir den Spaß eh auf meinem Laptop an, da ich keinen Bock habe mir einen Fernseher in die Wohnung zu holen.
Den Extras stehe ich geteilt gegenüber. Das Making Of, sowie der Trailer sind in meinen Augen wirklich gut. Schade nur, wenn man sieht, wie viel Mühe für Spezial Effekte investiert wird, wenn diese dann hinterher aus dem Film heraus geschnitten werden.
Die Bildergalerie hätte man sich meines Erachtens schenken können und die Infos und Interviews hätte ich in einem booklet besser gefunden. Auf Papier ließt es sich halt schöner, als auf dem Bildschirm. Dies hätte vielleicht die Kosten in die Höhe getrieben .. aber was soll´s.
Besonders nett finde ich die Bonus CD mit dem Soundtrack.
DATEN meiner Special Edition DVD
Originaltitel: Non ho sonno
Italien 2000
Regie: Dario Argento
Darsteller: Max von Sydow, Stefano Dionisi, Chiara Caselli, Rossella Falk, Paolo Maria Scalondro, Roberto Zibetti, Gabriele Lavia, Massimo Sarchielli, Barbara Mautino, Elena Marchesini, Conchita Puglisi, Barbara Lerici
ca. 100 Minuten Laufzeit
FSK frei ab 16 Jahren
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1, DTS, Dolby Digital 2.0) Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch
Label: Sunfilm / E.M.S.
EXTRAS
Soundtrack CD von GOBLIN
Making Of
Originaltrailer
Infos zu Regisseur und Darstellern
Bildergalerie
Goblin Text-Interview
DARIO ARGENTO
Dario Argento zählt zu den bekanntesten italienischen Regisseuren des phantastischen Genres. Bereits als Kind hatte er Kontakte zu vielen Menschen aus der italienischen Filmbranche da sein Vater Salvatore Argento für die staatliche Filmförderungen verantwortlich war.
Nach seinem Abitur arbeitete er bei einer römischen Zeitung als Kritiker. Nachdem er diesen Job aufgab, schrieb er mit Bernardo Bertolucci das Skript zu Sergio Leones legendärem Western ONCE UPON A TIME IN THE WEST (Spiel mir das Lied vom Tod). Er schrieb weitere Drehbücher wodurch der Geschäftsführer der Titanus Produktionsgesellschaft, Goffredo Lombardo, auf ihn aufmerksam wurde. Dario Argento wurde zu Lombardos Assistenten.
1970 verfilmte Argento das selbstgeschriebene Drehbuch mit Titel: Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe. Erst sollte Terence Young das Script verfilmen, aber Argentos Vater redete solange auf Lombardo ein bis Dario Argento erstmals auf den Regiestuhl Platz nehmen konnte. Der Anfang einer Legende hatte ward geboren...
FILMOGRAPHIE Dario Argento
Scusi. Lei e Fovorevolte o Contrario? (1966) Darsteller
Qualcuno ha Traditio (1967) Drehbuch
Spiel mir das Lied vom Tod (1968) Drehbuch
Hölle vor dem Tod (1968) Drehbuch
La Rivuluzione Senssuale (1968) Drehbuch
Mit Eichenlaub und Schwertern (1968) Drehbuch
Operation Redpoint (1968) Drehbuch
Friedhof ohne Kreuze (1968) Drehbuch
Die zum Teufel gehen (1969) Drehbuch
La Stagione die Sensi (1969) Drehbuch
Meti, una Sera a Cena (1969) Drehbuch
Die fünf Gefürchteten (1969) Drehbuch
Die neunschwänzige Katze (1970) Regie, Drehbuch
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe (1970) Regie, Drehbuch
Vier Fliegen auf grauem Samt (1972) Regie, Drehbuch
Le cinque giornate (1973) Regie, Drehbuch
Profondo Rosso/Deep Red (1975) Regie, Drehbuch
Suspiria (1977) Regie, Drehbuch
Zombie (1978) Drehbuch, Produzent
Inferno (1980) Regie, Drehbuch
Tenebrae (1982) Regie, Drehbuch
Phenomena (1985) Regie, Drehbuch, Produzent
Dämonen (1985) Drehbuch, Produzent
Dämonen II (1986) Drehbuch, Produzent
Terror in der Oper (1987) Regie, Drehbuch, Produzent
La Chiesa (1989) Drehbuch, Produzent
Two Evil Eyes (1990) Regie, Drehbuch, Produzent
La Setta (1991) Drehbuch, Produzent
Innocent Blood (1992) Darsteller
Trauma / Aura (1993) Regie, Drehbuch, Produzent
Il Cielo e Sempre Piu Blu (1995) Darsteller
Das Stendhal Syndrom (1996) Regie, Drehbuch, Produzent
Maschera di Cera (1997) Produzent
The Phantom of the Opera (1998) Regie, Drehbuch
Scarlet Diva (2000) Dario Argento presents
Nonhosonno (2000) Regie, Drehbuch, Produzent
FAZIT
Nun, der Film ist klasse. Argento hat sich offenbar auf seine Wurzeln besonnen und einen gut durchdachten Thriller mit guten Splattereffekten inszeniert. Die Kameraführung ist wie immer bei Argento beeindruckend und der Soundtrack von Goblin rundet das ganze gekonnt ab.
Die Special Edition DVD aus dem EMS Label kann allerdings nicht so ganz überzeugen. Wenn auch nur wenige Minuten geschnitten sind beeinträchtigt es doch den Gesamteindruck. Gerade dort, wo einiges an Spezialeffekten investiert wurde setzt der Zensor die Schere an...
...und immer noch kein Sandmann in Sicht...
(zuerst veröffentlicht bei ciao.de im Rahmen der Dario Argento Wochen) weiterlesen schließen
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