Pro:
Vor allem im ersten Teil wird die Sinnlosigkeit des Krieges gut dargestellt.
Kontra:
Vor allem der zweite Teil ist zu oberflächlich und nur bedingt glaubhaft.
Empfehlung:
Ja
Krieg ist Wahnsinn. Und die Steigerung davon war Stalingrad.
Diesem traurigen Kapitel der deutschen Geschichte nahm sich 1993 der Regisseur Joseph Vilsmaier an. Herausgekommen ist ein Werk, das bei den Kritikern umstritten ist.
In der Material- und Menschenschlacht um Stalingrad starben über eine Million Menschen. Fast die gesamte deustche 6. Armee kam ums Leben. Es liegt also die Versuchung nahe einen solchen Film aus einer Makroperspektive zu drehen, beispielsweise als Dokumentation oder aus Sicht der Heeresleitung. Dies macht Vilsmaier aber nicht. Vielmehr greift er sich eine Einheit dieser Armee von ca. 400 Mann heraus und zeigt deren Untergang.
Es wird also die Sicht der Soldaten gezeigt. Und diese sehen vor allem das Gemetzel, die Kälte und den Hunger um sich herum. Das "große Ganze" sehen sie nicht und der Film zeigt es daher auch nicht. Auch wenn die Schicksale der Soldaten dieser Truppe gezeigt werden, so stellt sich doch beim Zuschauer keine Identifikation mit den Charakteren ein. Der Betrachter bleibt immer distanziert. Und das ist bei einem solchen Film auch gut.
Der erste Teil des Films ist sehr überzeugend gelungen. Zwar wirkt der Beginn des Films mit den Szenen vom Fronturlaub an der italienischen Küste nach dem Nordfrikaeinsatz der Trupppe zwar kitschig, sehr schnell werden aber dann die Schrecken des Krieges deutlich, als auf der Reise nach Stalingrad die Truppe auf die zurückkehrenden Verwundeten trifft. Und dann ist man plötzlich mitten im Krieg. Um was wird gekämpft? Natürlich um Stalingrad, aber aus Sicht der Soldaten und damit auch des Zuschauers wird nur um Ruinen gekämpft. In diesem Teil zeigt der Film daher auch allgemein die Schrecken des Krieges. Grundsätzlich hätten sich diese Szenen überall abspielen können. Es wird gerannt, geschossen, manchmal auch versehentlich auf die eigenen Kameraden, und natürlich verstümmelt und gestorben. Diese Szenen sind erschreckend und man fragt sich unweigerlich, was bewegt Menschen dazu, einen solchen Wahnsinn mitzumachen. Darauf gibt der Film aber leider keine Antwort und bleibt mit seinen schrecklichen Bildern zu sehr an der Oberfläche.
Im zweiten Teil des Films ist eigentlich nicht mehr "der Bolschewik" der Feind, sondern Hunger und Kälte. Der Rest des Trupps wurde in ein Strafbataillon versetzt, nachdem ein Mitglied einen Sanitäter mit einer Waffe gezwungen hatte, einen Kameraden bevorzugt zu behandeln. Dort müssen sie bei eisiger Kälte Minen entschärfen. Da aber die Lage der deutschen Armee immer bedrohlicher wird, erhalten sie die Chance zur Rehabilitation, die sie durch Zerstörung eines russischen Panzertrupps auch nutzen. Gewonnen haben sie jedoch dadurch nichts, denn Hunger und Kälte bleiben. Und es kommt sogar noch schlimmer. Da die russischen Gefangenen nicht mehr ernährt werden können, werden sie als Saboteure hingerichtet und die verbleibenden Soldaten werden vor die Wahl gestellt zu schießen oder gleich selbst mit erschossen zu werden.
An dieser Stelle wird klar, dass es nur noch um eines geht: irgendwie zu überleben. Die Armee ist in Selbstauflösung. Sie ist gestorben, auch wenn einzelne Soldaten noch leben. Einige versuchen zu desertieren, finden aber keinen Weg aus der eisigen Hölle. Daher kehren sie zu ihren Kameraden zurück. Es kommt dann noch zu einer Konfrontation mit einem fanatischen Hauptmann, den sie erschießen. In dessen Versteck sehen die Soldaten, dass es sich dieser Offizier hat "gut gehen lassen" in all dem Elend. Retten kann sie das auch nicht mehr. Einer erschießt sich, weil er das Ganze nicht mehr ertragen kann. Andere sterben an ihren Verletzungen. Die letzten beiden versuchen vor der Kriegsgefangenschaft zu fliehen und erfrieren im Schnee.
Trotz sehr guter Darsteller vermag der zweite Teil nicht zu überzeugen. Irgendwie schafft es der Film nicht, beim Zuschauer tatsächlich ein Gefühl aufkommen zu lassen, was diese Soldaten erleiden mussten. Die seltsamen Szenen im Versteck des Hauptmanns wirken eher befremdend. Die Kriegsverbrechen jener Tag werden zwar thematisiert, kommen aber nicht drastisch genug heraus. Das meiste davon wird auf einen fanatischen Hauptmann projiziert. Das ist aber viel zu einfach.
Die Fakten:
Darsteller: Dominique Horwitz, Thomas Kretschmann, Jochen Nickel
Regisseur: Joseph Vilsmaier
Format: Dolby, PAL, Surround Sound
Sprache: Dolby Digital 2.0, Dolby Digital 5.1
Bildseitenformat: 16:9
FSK: ab 12
Spieldauer: 133 Minuten
Entstehungsjahr: 1993
Entstehungsort: Deutschland weiterlesen schließen
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