Pro:
wahre Geschichte, Gruppenschauspiel, geniale Metaphern, fesseln und schockierend!
Kontra:
nichts!
Empfehlung:
Ja
VORWORT:
Filme die sich mit dem Thema Überlebenskampf beschäftigen faszinieren nur dann, wenn die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Dies war bei "Gerry" mit Matt Damon und Casey Affleck (kleiner Bruder von Ben Affleck) nicht der Fall."Gerry" hatte ich schon vor einiger Zeit eine sehr vernichtende Kritik geschrieben, wer möchte, kann diese nochmal nachlesen.
Bei "Überleben" (englischer Titel "Alive") aus dem Jahre 1993 handelt es sich um eine unglaubliche Geschichte, die man eigentlich nicht so recht glauben kann, welche aber WAHR ist. Verfilmter Überlebenskampf soll fesseln, schockieren und Emotionen beim Zuschauer auslösen, eventuell auch zeigen, daß Optimismus und Kampf bis zum letzten Atemzug Berge versetzen kann.... Dies tut "Überleben" nur zu gut.
In der folgenden Filmkritik möchte ich Euch genau diesen Film etwas näher bringen. Meiner Meinung nach sollte man "Überleben" auf jeden Fall mal gesehen haben.
INHALT:
An einem Freitag, dem 13. Oktober (von wegen Freitag der 13. ist nicht ernst zu nehmen...) 1972, stürzt ein Flugzeug mit einem Team junger Rugbyspieler aus Uruguay im größten Gebirge der Welt (nicht zu verwechseln mit dem höchsten), in den chilenischen Anden ab. So beginnt einer der unglaublichsten Überlebensgeschichten, welche heftige Diskussionen auslöste.
Beim Absturz sterben nur einige der insgesamt 45 Passagiere sofort, andere sind schwerverletzt (hauptsächlich gebrochene Beine), manchen geht es den Umständen entsprechend gut. Anfangs glaubt jeder der Überlebenden noch an eine Rettung, aber spätestens als 8 Tage verstreichen und sie im Radio (welches heil geblieben ist) hören , daß die Suche nach ihnen eingstellt wurde, müssen sie die harte Realität akzeptieren. In eisiger Kälte, ohne Nahrungsvorräte müssen sie auf knapp 3000 Metern Höhe, weit und breit nichts als Berge, "überleben", nur das kaputte Flugzeugwrack bieten ihnen ein wenig Schutz vor der klirrenden Kälte (nachts bis -40 Grad Celsius).
Durch die Freude am Leben und dem Willen, zu "überleben", treffen die 3 Freunde Nando Parrado (Ethan Hawke), Antonio Balbi (Vincent Spano) und Roberto Canessa (Josh Hamilton) den Entschluß, die Anden in westliche Richtung zu überqueren um Hilfe zu holen. Dieser Weg wird kein leichter sein (nein, ich bin nicht Xavier Naidoo *g*)....
Ich werde weiter unten noch auf einige Details der Handlung eingehen, weiterlesen lohnt sich, da diese Ereignisse einfach unfassbar, aber wahr sind....
DATEN ZUM FILM:
Titel: "Überleben" (engl. "Alive")
Genre: Drama
Laufzeit: 127 Minuten
Erscheinungsjahr: 1993
FSK: freigegeben ab 12
Besonderes: eine wahre Geschichte
Regisseur: Frank Marshall
Schauspieler: Ethan Hawk, Josh Hamilton, Bruce Ramsey, Vincent Spano, John Newton, David Kriegel, u.a.
REGISSEUR:
Der 1946 geborene US-Amerikaner Frank Marshall ist hauptsächlich als Produzent tätig, unter anderem für "Sixth Sence" , "Bourne Identität", "Seabiscuit", "Signs", "Bourne Verschwörung, u.s.w.
SCHAUSPIELER und CHARAKTERE
Ich werde nicht auf die schauspielerische Performance eines jeden einzelnen eingehen, da der Film andere Prioritäten hat, über welchem man berichten muß, wie ihr weiter unten detailliert nachlesen könnt. Trotzdem geh ich auf das Schauspiel der Darsteller ein, allerdings ungewohnt kurz. Jedoch lassen sich 2 Hauptcharaktere bestimmen:
Ethan Hawke als Nando Parrado und Josh Hamilton als Roberto Canessa
Hawke sollte jedem bekannt sein. Er ist wohl für alle der bekannteste Darsteller im Film "Überleben", da ich fast alle anderen in keinem anderen Film bisher gesehen habe mit Ausname von Josh Hamilton.
Nando Parrado (Ethan Hawke) ist zusammen mit Roberto Canessa Hamilton) der Protagonist der Handlung, da ihr Handeln für die gesamte Gruppe sehr entscheidend sein wird. Beide sind Mitglieder des Rugbyteams, Roberto ist Medizinstudent und für die Handlung in manchen Situationen sehr entscheidend, vorallem bei der Versorgung der Schwerverletzten, der Hauptberuf von Nando wird in der Geschichte nicht erwähnt.
Beide haben einen großen Überlebenswillen und setzen sich erheblich für die Gruppe ein. In schwierigen Situationen helfen sie sich gegenseitig. Mal motiviert der eine den anderen, mal umgekehrt. Man kann beide als "Helden" bezeichnen.
Hawke sah man z.. bei "Training Day" mit Denzel Washington oder im Film "Assault on Precinct 13 - Das Ende" zusammen mit Laurence Fishburne, bekannt als "Morpheus" aus Marix. Hamilton sah man unter anderem in "Bourne Identität" oder als "George" in "Sex and the City". Alle weiblichen Leser werden mit dieser Rolle mehr anfangen können als ich ;)
Das Schauspiel beider ist der Situation entsprechend, es läßt sich nichts negatives sagen. Emotional, echt, überzeugend, sie machen eine klasse Arbeit, alle anderen aber auch.
EIGENE MEINUNG:
Zunächst sollte ich ersteinmal allen Special Effects Fans sagen, daß diese im Film kaum enthalten sind. Es ist nur der Flugzeugabsturz, welcher mit damaligen Möglichkeiten noch dementsprechend schlechter aussieht, als wie es heutzutage mithilfe modernster Computertechnik der Fall wäre.
Die Geschichte beginnt sofort mit dem Flug nach Chile zum Rugbypunktspiel. Mit im Fluzeug sitzen das Rugbyteam aus Uruguay und verschiedene "Supporter" bzw. Fans, die ihr Team gerne unterstützen möchten. Durch einen Fehler der Piloten schlägt das Flugzeug mit dem Rumpf auf einen Berg und die Maschine stürzt ab. Von nun an beginnt der harte Überlebenskampf. Man wird quasi sofort in die Szenerie geworfen.
Schon nach kurzer Zeit sind die Essensvorräte, welche nur aus Schokolade und ein bisschen Wein bestehen, verbraucht. Nach einiger Zeit hört man zum ersten Mal den Satz "Ich habe Hunger" und das immer wieder.
Gut, wenn wir Hunger haben, gehen wir zum Kühlschrank und holen uns etwas zu essen. Nach mehreren Tagen ohne Nahrung stelle ich mir das Wohlbefinden eines jeden Einzelnen jedoch katastrophal vor. Ein Mensch muß essen, um bei Kräften zu bleiben, genauso wichtig ist die Flüssigkeit. Hierzu dient allerdings der Schnee, welcher mit Feuerzeugen flüssig gemacht wird.Somit ist die Flüssigkeitsaufnahme, welche noch wichtiger ist als feste Nahrung, das kleinere Problem.
Nun passiert das Unfassbare:
Jemand wirft den Satz "Dann essen wir eben die Toten" in den Raum, welcher anfangs auf große Ablehnung und Streit in der Gruppe stößt. Doch schon bald wird diese Sache unausweichlich sein...
Die Tatsache, daß diese Menschen wirklich die Toten gegessen haben, um zu "Überleben" ist faszinierend und schockierend zugleich. Man kann, auch wenn man es möchte, sich NICHT in diese Lage hineinversetzen, da sind wir uns einig, weil es jede Vorstellungskraft die wir besitzen, übersteigt. Überlegt mal zuhause am Bildschirm, während ihr meine Zeilen liest, selbst, ob ihr dazu im Stande wärt. Ihr werdet genauso wie ich sofort sagen "Nein". Aber denken wir auch das gleiche, wenn wir uns wirklich in derselben Situation befinden?...
Diese Überlegung ist interessant doch man verdrängt sie schnell. Die Szenen, in denen die Toten gegessen werden sind nur angedeutet (FSK 12), trotzdem werden sie dem Zuschauer sehr nahe gebracht... und werden bei zartbesaiteten Zuschauern Ekel auslösen.
Auch die Einzelschicksale gehen einem an die Nieren, so verliert Nando Parrado (Ethan Hawke) beim Absturz sofort seine Mutter, seine Schwester verstirbt kurze Zeit später an ihren schweren Verletzungen. Ein anderes Teammitglied verliert seine Frau, die Kinder hinterläßt, viele sterben mit knapp 20,einbisschen jünger, oder älter...
Bei "Überleben" versetzt man sich schnell in die Lage der Menschen (jedenfalls ging es mir so), die dort festsitzen und um ihr Leben kämpfen. Das Horrorszenario wird noch unterstrichen durch die öfters eingeblendete Anzahl an Tagen, welche nach dem Flugzeugabsturz verstrichen sind. Bei Zahlen wie "28" oder "60" Tage wird einem diese aussichtslose Situation ständig wieder vor Augen geführt. Hinzu kommen ständige Todesopfer, welche den Strapazen nicht gewachsen sind, alle waren Mannschaftskameraden und Freunde...
Sie müssen einige Gefahren meistern, wie Lawinen die in der Nacht auf das Flugzeugwrack, in dem sie schlafen, aufschlagen.Auch hier gibt es einige Tote. Auch treten typische Verhaltensweisen auf, die in solch einer Lage unausweichlich sind. Es kommt oft zu Panik, zu Streit,und zu großen Emotionen. Ein jeder möchte nach Hause und würde in diesem Moment alles dafür geben.
"Überleben" wird dem einen oder anderen an manchen Stellen sicherlich langatmig vorkommen, jedoch ist dies keine Hollywoodgeschichte, die aus der Feder eines berühmten Schriftsellers stammt, sondern es wird alles so erzählt, wie es sich wirklich zugetragen hat. Keine Details werden weggelassen, was haupsächlich daran liegt, daß Überlebende der Tragödie bei den Dreharbeiten mithalfen. Als Drehort diente hier allerdings nicht der Gebirgspass der Anden, sondern man bediente sich an den näher liegenden Rocky Mountains auf kanadischer Seite.
Die Dreharbeiten waren für die Darsteller sehr hart, aufgrund der Kälte, des Schnees und dem Gedanken, wie die "echten" Überlebenden sich gefühlt haben. Durch Gespräche mit den Überlebenden konnten sich einige der Darsteller wesentlich bessr auf ihre Rolle vorbereiten.
Was die Darstellung der Charaktere durch die Schauspieler angeht, so ist die schauspielerische Leistung garnicht hoch genug einzustufen, da hier bis auf Ethan Hawke und Josh Hamilton keine bekannten Darsteller mitgewirkt haben, ihre Aufgabe aber hervorragend meistern. Das Heranbringen von Emotionen an den Zuschauer, die Dialoge, alles wurde sensationell gemeistert.
Auch die deutsche Sycnhronisationsarbeit ist bemerkenswert. Man hört so viele bekannte Stimmen, unter anderem die immernoch aktuellen deutschen Stimmen von Elijah Wood, Keanu Reeves, Brat Pitt, Wesley Snipes, Owen Wilson, Kevin Bacon oder Matt Damon.
Der Film beinhaltet auch einige wirklich geniale Metaphern. So wird die Sonne und das Licht, nach einigen Tagen Schneefall und bedecktem Himmel von der Gruppe als "Hoffnung" und "Leben" gesehen. Sanfte Musik im Hintergrund unterstreicht die emotionale Situation, als der Sonnenstrahl ins Flugzeugwrack trifft.
Auch gibt Nando einem Mannschaftskollegen einen kleinen Kinderschuh, welchen er im Gepäck gefunden hatte, Nando selbst behält den anderen, als er sich mit Roberto und Antonio auf den Weg macht, Hilfe zu holen.Der Satz "Wenn die beiden Schuhe wieder ein Paar geworden sind, dann gehts nach Hause" löst die ersten Emotionen beim Zuschauer aus. Diese beiden Schuhe werden sich wieder vereinen (wohl meine Lieblingsszene im Film, wessen nicht...) und diese Situation berührt wenig später noch mehr, Tränen kullern ;)
"Überleben" zeigt Mut, starke Emotionen, eine Gemeinschaft in in schweren Zeiten zusammenhält und den natürlichen Überliebenstrieb und Überlebenskampf in perfekter Art und Weise.
FAZIT:
Überwältigende Landschaften, eine Situation, die alle Vorstellungskraft beim Zuschauer übersteigt, pure Emotionen und ein hervorragendes Schauspiel der Beteiligten machen "Überleben" zu einem Film, den ein jeder gesehen haben sollte. Dieser Film ist echt und deshalb ein absolut sehenswertes Drama. Aufgrund der wahren Begebenheit und der hervorragenden Umsetzung kann man diesem Meisterwerk nur 5 Sterne geben. Wäre die Story frei erfunden, würde ich die Bewertung etwas nüchterner betrachten.
Jedem der sich den Film anschauen möchte, will ich an dieser Stelle auch die Originaldokumentation über die "echten" Überlebenden auf der DVD sehr nahe legen, da das Ende im Film zu kurz ist und noch einige Fragen aufwirft, welche aber beim Sehen der Doku beantwortet werden. Hier seht ihr echte Bilder und Videoaufnahmen nach der Rettung. Die Optik, der man den Überlebenden entnehmen kann schließen auf einen ausgezerrten allgemeinen Gesundheitszustand nach 72 Tagen Überlebenskampf.Die Originalbilder führen einem die Schwierigkeit, die Strapazen und das Leid des gesamten Ereignisses nochmal vor Augen auch sind die Bilder, in denen sich die "Überlebenden" freuen, in den Armen liegen und weinen einfach genial. 45 Menschen, 16 Überlebende.....
Wie immer freue ich mich auf konstruktive Kritik, auf Bewertungen und gegebenfalls Kommentare ;)
LG, Euer Felix ^^
P.S. Mein Bericht erschien auch bei ciao.de weiterlesen schließen
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