Pro:
gutes Display, Status-LED nutzbar, ordentliche Performance, fairer Preis
Kontra:
kleiner Speicher, kein NFC, kein LTE, GPS-Empfang mit Macken, (zu) kleine Space-Taste auf Tastatur
Empfehlung:
Ja
Zieht euch warm an, HTC, LG, Sony und Konsorten. Der chinesische Konkurrent Huawei bringt sich zunehmend in Stellung, um hochwertige Smartphones am europäischen und damit auch am deutschen Markt zu platzieren. Mit dem Ascend P1 ist das schon gut gelungen, nun folgt ein weiteres Mittelklasse-Smartphone, das gemessen an seinen Spezifikationen sogar an der Tür zur Topgeräte-Klasse klopft. Ich habe mir das Modell mit dem Namen Ascend G 615, das in direkte Konkurrenz zum Google Nexus 4 tritt, genauer angesehen.
Smartphone für weniger als 250 Euro
Die Kernbotschaft, die Huawei mit dem Ascend G 615 verbreiten möchte, ist in wenigen Worten zusammengefasst: viel Hardware für wenig Geld. Denn das Telefon ist nicht nur mit einem vergleichsweise großen und reaktionsschnellen Display ausgestattet, sondern hat auch unter der Haube einige technische Extras zu bieten. An der einen oder anderen Stelle fehlt zwar der Wow-Effekt, um tatsächlich in die Smartphone-Spitzenklasse aufzusteigen, insgesamt macht das Telefon in der alltäglichen Nutzung aber eine richtig gute Figur: bei einem Preis von unter 250 Euro.
Dass sich Huawei dazu entschieden hat, das Ascend G 615 "nur" auf Basis von Android 4.0 Ice Cream Sandwich auszuliefern ist auf der einen Seite schade, es besteht aber durchaus Grund zur Hoffnung, dass in naher Zukunft ein Update auf Version 4.1 Jelly Bean folgen wird. Umso erfreulicher ist auf der anderen Seite, dass der integrierte Prozessor für eine satte Performance sorgen kann. Das Quad-Core Modell arbeitet mit einer Taktrate von 1,4 Gigahertz und wird von einem Grafikprozessor mit 16 Kernen unterstützt.
Ordentliche Performance
Darüber hinaus hat Huawei seinem neuen Smartphone 1 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher zugesprochen, was in Summe dafür sorgt, dass bei der Menünavigation praktische keine störenden Ruckler zu bemängeln sind, Apps zügig starten und auch das Surfen im Internet flott von der Hand geht. In die Knie geht die Leistung selbst dann nicht, wenn Apps installiert und parallel weiter durch das Smartphone-Menü navigiert wird.
Irgendwo musste aber gespart werden und so ist es nicht verwunderlich, dass dem Ascend G 615 nur 8 GB Speicherplatz gegönnt wurden. Davon stehen aber nur 5 GB zur freien Verfügung, was bei einer großen Musik-, Video- oder Fotosammlung recht schnell zu Engpässen kommen kann. Immerhin ist per MicroSD-Karte eine Speichererweiterung um bis zu 32 GB möglich.
Der passende Slot für die Speicherkarte ist unter der recht leicht vom Smartphone-Körper abzutrennenden Akkuabdeckung zu finden. Es ist nicht notwendig, den Akku aus dem Gerät zu nehmen, um die SD-Karte in den passenden Slot zu schieben. Anders sieht es bei der SIM-Karte (Standard-SIM-Format) aus. Sie lässt sich nur dann in den vorgesehenen Schacht einlegen, wenn der Akku aus dem Gerät genommen wird.
Großes, helles Display
Die Navigation durch das Android-Menü erfolgt in weiten Teilen direkt über das TFT-Display, das 4,5 Zoll (11,43 Zentimeter) in der diagonalen Abmessung groß ist. Auch die Auflösung von 1.280 x 720 Bildpunkten bei 330 ppi ist für die Klasse, in der das Ascend G 615 mitmischen soll, überdurchschnittlich gut. Und wenn dann noch der integrierte Helligkeitssensor so gut funktioniert, dass auch bei starker Sonneneinstrahlung noch ein Ablesen der Display-Inhalte möglich ist, wird deutlich: Huawei hat bei seinem Smartphone vieles richtig gemacht. Ergänzend stehen unter dem Display drei für Android typische (beleuchtete) Sensortasten zur Menünavigation zur Verfügung.
Vieles passt also, aber eben nicht alles. Denn leider fehlt es sowohl an LTE- als auch an NFC-Unterstützung. Das wird im Endeffekt vermutlich nur wenige Nutzer wirklich stören, im Rahmen meines Tests musste ich aber auch feststellen, dass der GPS-Empfänger ein paar Macken hat. Er schaltet sich zwar zuverlässig zu, wenn er es soll, allerdings oft mit Aktivierung der Bildschirmsperre nicht wieder ab. Und das verkürzt die Akkulaufzeit deutlich, wenn es nicht zufällig bemerkt wird.
Apropos Akku: der Energiespeicher hat eine Kapazität von 2.150 mAh und hält bei einer normalen Smartphone-Nutzung mit dauerhaft aktivierter WLAN- und Datenverbindung (HSDPA mit maximal 21 Megabit pro Sekunde im Downstream) zwischen 24 und 36 Stunden durch. Auch das kann sich im Vergleich mit der Konkurrenz durchaus sehen lassen.
Mühe hat sich Huawei auch bei der Verarbeitung und bei der Haptik gegeben. Zwar bestimmt eine Plastikummantelung das Gesamterscheinungsbild, insgesamt wirkt das Telefon aber nicht minderwertig. Dazu bietet die matte, samtartige Rückseite eine ordentliche Griffigkeit. Lediglich Menschen mit kleineren Händen dürften Schwierigkeiten haben, bei einer einhändigen Bedienung im Hochformat mit dem Daumen die oberen Display-Ecken zu erreichen.
Ein Ärgernis, das ich auch schon bei anderen Geräten von Huawei beobachten musste: auf der virtuellen QWERTZ-Tastatur ist die Taste für das Leerzeichen viel zu klein ausgefallen. Sowohl im Hoch- als auch im Querformat hat sich Huawei dazu entschieden, (auch) anderen Tasten viel Platz zu spendieren. Notwendig ist das nicht wirklich und so trifft der Nutzer beim Eintippen der Texte häufig den Punkt oder das Komma statt das eigentlich angedachte Leerzeichen.
Solide Foto- und Videoqualität
Durchaus Spaß macht die Nutzung der integrierten Kamera. Sie löst mit bis zu 8 Megapixeln auf und ist nicht nur mit einem Autofokus, sondern auch mit einem Dual-LED-Blitzlicht ausgestattet. Im Videomodus verwandelt sich das Smartphone in einen Full HD Camcorder (1.080p), der die ohnehin schon guten Fotoergebnisse – selbst Makro-Aufnahmen klappen prima - noch einmal toppen kann. Etwas nervig: wird die Bildschärfe mit einem Tipper auf das Display noch einmal nachreguliert (Touch-Fokus), erklingt ein recht lautes Zoomgeräusch, das sich nicht abstellen lässt.
Fazit: Das Huawei Ascend G 615 sorgt für Aufsehen
Wer Huawei bisher in Sachen Smartphones noch nicht auf dem Radar hatte, sollte sich schnellstens umgewöhnen. Denn während die Chinesen früher in erster Linie den Markt für Einsteiger-Smartphones aufmischten, sind sie nun mehr als eindrucksvoll auch in der Mittelklasse vertreten. Mit dem Ascend P1 hatte man schon einen ersten Warnschuss abgefeuert, spätestens mit dem Ascent G 615 macht Huawei aber deutlich: Unterschätzt uns nicht!
Denn nicht nur das Design des Telefons ist mit seinen abgerundeten Kanten stimmig. Auch kleine Feinheiten wie die in die Front integrierte Status LED, die über verpasste Anrufe und noch nicht gelesene Nachrichten informiert, sorgen dafür, dass die Nutzung insgesamt sehr rund läuft. Dazu trägt auch der schnelle Prozessor seinen Teil bei, der zusammen mit 1 GB Arbeitsspeicher für eine starke Performance sorgt.
*** Hinweis Dieser Testbericht ist unter meinem Namen auch auf www.onlinekosten.de zu finden. *** weiterlesen schließen
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