Pro:
ordentliche Performance, gute Verarbeitung, gute Akkulaufzeit, Status-LED nutzbar
Kontra:
zu groß für ein Smartphone, zu kleiner Speicher, schwache Kamera, kein LTE, kein NFC
Empfehlung:
Nein
Wie groß darf ein Smartphone eigentlich sein? In Zeiten, in denen aktuelle Mobiltelefone nicht nur immer schnellere Prozessoren, sondern auch immer üppigere Bildschirme erhalten, muss diese Frage gestattet sein. Kritisch hinterfragt hatte ich bereits die Smartphone-Funktion des Asus Fonepad. Ganz ähnlich fällt mein Urteil auch beim Huawei Ascend Mate aus. Das Riesen-Telefon aus China könnte ohne Probleme auch als kleiner Couch-Computer durchgehen. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass es teilweise technisch und vor allem auch preislich überzeugen kann.
Groß, größer, Ascend Mate
Die wichtigste Botschaft vorweg: Zwar misst das Telefon 163 Millimeter in der Länge und 86 Millimeter in der Breite, es findet aber dennoch fast komplett Platz in einer klassischen Jeans-Hosentasche. Ein Umstand, der etwas überraschend ist. Denn eine einhändige Bedienung des 6,1 Zoll (15,5 Zentimeter) großen Touchscreens ist schlicht und ergreifend nicht möglich; auch wenn Huawei in den Einstellungen ein paar Kniffe für eine bessere Bedienung versteckt, ab Werk aber nicht aktiviert hat. Zum Vergleich: das iPhone 5 bringt es mit einem 4 Zoll großen Bildschirm auf gerade einmal 124 x 59 Millimeter, das Samsung Galaxy S4 mit 5-Zoll-Display immerhin schon auf 137 x 70 Millimeter.
Doch zurück zum Ascend Mate: Selbst Personen mit großen Händen können das Gerät zwar problemlos halten, erreichen mit dem Daumen aber maximal die unteren beiden Drittel des Bildschirms. Eine komfortable, barrierefreie Bedienung sieht zweifelsohne anders aus. Ganz davon abgesehen bedeckt das Smartphone beim Telefonieren einen großen Teil der Gesichtshälfte, wodurch sein Nutzer immer wieder skeptische Blicke auf sich zieht. Schon das allein erweist sich im Alltag als – vorsichtig formuliert – gewöhnungsbedürftig.
Huawei wird sich allerdings mit Sicherheit etwas dabei gedacht haben, das Ascend Mate mit diesen Abmessungen auf den europäischen Markt zu bringen. Und so sehr die Größe aus der Perspektive eines Smartphone-Nutzers störend wirken kann, so sehr müssen auch die Vorzüge hervorgehoben werden. Denn auf der Wohnzimmer-Couch, im Zug oder Flugzeug bzw. als Ersatz für eine Spielekonsole macht der große Bildschirm richtig Laune. Auf mobilen Internetseiten und in Apps muss zum Teil deutlich weniger gescrollt werden, die Schriftgröße erweist sich als deutlich augenschonender und in Games erscheinen Spielinhalte größer und dadurch realistischer.
Kein Full HD-Display
Aber, und das ist wiederum kritisch anzumerken, Huawei hat darauf verzichtet, das Display-Panel Full-HD-tauglich zu machen. Die Auflösung liegt bei "nur" 1.280 x 720 Pixeln. Wer schon einmal ein Smartphone wie das HTC One oder das Sony Xperia Z in den Händen gehalten hat, erkennt den Unterschied sofort. Für alle anderen dürfte aber auch die "normale" HD-Auflösung vollkommen ausreichend sein.
Softwareseitig hat sich Huawei dazu entschlossen, das Ascend Mate mit Android 4.1.2 auf den deutschen Markt zu bringen. Das ist nicht das Neueste von Neuem – das Samsung Galaxy S4 beispielsweise ist ab Werk mit Version 4.2.2 ausgestattet – aber dennoch aktuell. Darüber hinaus kommt die von Huawei entwickelte Emotion UI-Oberfläche zum Einsatz, die sehr einfach und intuitiv zu bedienen ist. Denn der Nutzer bewegt sich nur auf einer Ebene über verschiedene Homescreens zwischen den installierten Apps hin und her. Ein untergeordnetes Hauptmenü gibt es - ganz ähnlich wie beim iPhone - nicht. Sich ähnelnde Apps können in Ordnern zusammengetragen werden, um ein wenig mehr Übersicht zu schaffen.
Zu kleine Space-Taste
Unglücklicherweise wurde aber ein Fehler, der von anderen Huawei-Smartphones schon bekannt ist, auch beim Ascend Mate wiederholt. Die Space-Taste fällt (zumindest im Querformat) zu klein aus. Die Folge: beim Tippen von Texten landet der Finger immer wieder auf der Punkt- oder Komma-Taste, was mit der Zeit ziemlich nervt.
Herzstück des Telefons ist ein Quad-Core-Prozessor, dessen vier Kerne mit 1,5 Gigahertz getaktet sind. Außerdem hat Huawei dem Ascend Mate 2 Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite gestellt, was in Kombination dazu führt, dass eine weitgehend ruckelfreie Navigation möglich ist. Auch bei den von mir getesteten Spielen konnte ich kaum störende Effekte beobachten. Insgesamt sind die integrierten Hardware-Komponenten sehr ordentlich aufeinander abgestimmt.
Gute Performance, starke Verarbeitung
Ein kleines Kunststück ist den Designern von Huawei darüber hinaus bei der Verarbeitung gelungen. Zwar ist der Akku fest verbaut und dadurch nicht ohne Weiteres austauschbar, dafür knarzt die Abdeckung aber auch so gut wie gar nicht. Hinzu kommt, dass die Rückseite nicht glatt, sondern mit einer gummiartigen Oberfläche daher kommt und dadurch sehr angenehm und griffig in der Hand liegt. Auf der Vorderseite schließt das mit einer Glas-Oberfläche geschützte Display nahezu rillenlos mit dem Kunststoff-Gehäuse ab.
Erfreulich ist zudem, dass Huawei eine kleine Status-LED in die Front integriert hat. Sie informiert durch ein dezentes Blinken über verpasste Anrufe und noch nicht gelesene Nachrichten. Wiederum ziemlich enttäuschend ist die verbaute Antennentechnik. Zwar hat Huawei Bluetooth in der Version 4.0 integriert, dafür aber auf einen NFC-Chip verzichtet. Mehr noch: mobile Internetdownloads sind in entsprechend ausgebauten UMTS-Netzen mit maximal 21 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich, obwohl 42 Mbit/s heutzutage bei Top-Smartphones zum Standard zählen. Und auch auf LTE müssen Nutzer des Ascend Mate verzichten. Ergänzend steht für Internet-Ausflüge aber natürlich eine WLAN-Schnittstelle bereit.
Nur wenig Speicherplatz
Und noch etwas ist erstaunlich: Während die äußeren Abmessungen sozusagen gigantisch ausfallen, nimmt sich das Telefon unter der Haube in Sachen Speicherplatz eine fast schon irritierende Auszeit. Gerade einmal 8 Gigabyte Speicherplatz hat Huawei dem Ascend Mate spendiert und davon stehen auch nur rund 4 Gigabyte zur freuen Verfügung. Das ist für ein Smartphone der heutigen Zeit einfach zu wenig. Auch wenn eine Speichererweiterung per MicroSD-Karte um bis zu 32 Gigabyte möglich ist, sollte einem modernen Smartphone mehr Speicherplatz zugestanden werden. Fotos, Videos, Musik und speicherhungrige Apps schreien geradezu danach.
Apropos Fotos und Videos, natürlich hat Huawei dem Ascend Mate auch zwei Kameras spendiert. Während auf der Vorderseite eine 1-Megapixel-Linse ihre Arbeit bei Videochats und Selbstportraits verrichtet, wurde auf der Rückseite eine 8-Megapixel-Kamera in das Gehäuse integriert. Sie ist mit Auto- und Touchfokus ausgestattet und kann zudem Digitalzoom und Kameralicht vorweisen.
Kamera mit Schwächen
Technisch und theoretisch klingt das gar nicht mal so schlecht. In der Praxis erweist es sich aber als wenig alltagstauglich. Zumindest dann nicht, wenn man die Bilder ausdrucken oder im Detail am PC oder auf einem Fernseher betrachten möchte. Dann tauchen auf den Aufnahmen nämlich unscharfe Bereiche ebenso auf wie verwaschene Ausschnitte. Auch mit der Farbtreue hält es die verbaute Linse nicht sonderlich genau. Zudem ist selbst bei guten Lichtverhältnissen ein Bildrauschen sehr oft sichtbar. Ohne Zweifel sind auf dem Smartphone-Markt deutlich bessere Kameralinsen zu finden. Immerhin: Videos können in Full-HD-Qualität (1.080p) aufgenommen werden.
Umso erfreulicher ist, dass das Ascend Mate mit einer beachtlichen Akku-Laufzeit punkten kann. Der integrierte Li-Polymer-Energiespeicher mit einer Kapazität von satten 4.050 mAh hält das Telefon locker drei bis vier Tage bei einer normalen Nutzung in Betrieb. Wer häufig Spiele spielt oder WLAN-Surfsessions einschiebt, muss mit einer deutlich kürzeren Laufzeit leben. Dann kann schon nach einer mehrstündigen Auto- oder Zugfahrt eine neue Akkuladung notwendig werden.
Fazit: Ein Riese mit Schwächen aber einem tollen Preis
Wer sich das Huawei Ascend Mate kauft, wird wissen, dass er kein handliches Endgerät durch den Alltag transportieren wird. Denn schon allein die Display-Diagonale von 6,1 Zoll macht deutlich, dass hier mehr ein Mini-Tablet als ein Telefon verkauft wird. Und auch wenn das Ascend Mate mit zu wenig Speicherplatz, fehlender LTE-Unterstützung und einer vergleichsweise schwachen Hauptkamera ausgeliefert wird, gibt es auch Punkte, die hervorgehoben werden müssen: Eine gute Akkulaufzeit zum Beispiel, eine tolle Verarbeitung und ein insgesamt starkes, reaktionsschnelles Display – trotz fehlender Full HD-Unterstützung.
Punkten kann das Smartphone aber vor allem durch seinen Preis. Der günstigste Online-Shop verkauft es derzeit für 269 Euro, Amazon bietet es in Weiß für 291 Euro an. In Schwarz soll es demnächst ebenfalls (wieder) erhältlich sein. Hier liegt der Verkaufspreis bei einer Vorbestellung bei Amazon momentan bei 312 Euro - jeweils ohne zusätzliche Versandkosten.
*** HINWEIS: Dieser Testbericht ist unter meinem Namen auch auf www.onlinekosten.de zu finden. *** weiterlesen schließen
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