Pro:
High Quality Stunts, Power - Fights, Hochspannung, "ernster" Jackie
Kontra:
ungewohnte Tragik, viele Statisten müssen im Laufe des Films "sterben"
Empfehlung:
Ja
Liebe yopi-Member und Eastern-Fans,
dieses Mal möchte ich Euch einen Bericht über den Film "New Police Story" (2004) mit Jackie Chan präsentieren, um bei einer eventuellen Kaufentscheidung Hilfe zu leisten.
Inhalt
Inspektor Wing (Jackie Chan) wird bei einem Einsatz gegen einen polizeiverachtende Gang, namens Gang of Five, bestehend aus vier auf Abwege geratenen Reichensöhnen und einer kriminellen Tochter aus ursprünglich gutem Haus, zu schwerst gedemütigt und verliert seine besten Kollegen. Der zum Trinker gewordene Inspektor wird durch Frank, der sich als Polizist und Angehöriger eines getöteten Polizisten ausgibt, wieder ins Polizistenleben geholt. Wing besinnt sich wieder und versucht die Gang, die aus den erlebten Gefecht-Szenarien mit der Polizei ein Computer-Spiel entwirft und weltweit vermarktet, festzunehmen. Dabei geraten seine Verlobte HoYee, viele Polizisten und jede Menge Geiseln in Gefahr.
Nur soviel sei verraten - auf Euch wartet ein spektakuläres Filmereignis mit außergewöhnlich starken Emotionen.
Was gefiel mir an dem Film?
Das makabre Spiel, das die Gang mit Jackie treibt, fügt ihm in seiner Rolle als Inspektor Wing an die höchsten Grenzen des Schmerzes, weil viele seiner Kollegen sterben. Wing wird dermaßen gedemütigt, dass er lange Zeit dem Trinken verfällt. So hat sich Jackie Chan nie gezeigt. Nach meiner Kenntnis der zweite Film (nach "Powerman III") in dem Jackie vom Komödienheld abkehrt und depressionsgeladene Charakterrollen übernimmt. Diese düsteren Abschnitte werden in "New Police Story" von gedämpfter Opernmusik mit chinesischen Elementen begleitet. Der Ernst der Situation und der erlittene Schmerz wird so spürbar gemacht.
Jackies neues Polizisten-Epos bietet sagenhafte Bilder in meisterhaft abgestimmter Verflechtung, vor allem die Slow-Motion-Aufnahmen sind besonders eindrucksvoll.
Trotz tragisch gehaltener Story präsentiert Jackie wieder seine allseits bekannten Kampfkünste in nahezu unbändiger Hochform. Der kann`s eben - und das mit erstaunlicher Leichtigkeit.
In diesem Actionhit hat Jackie (wie er selbst in einem Interview an anderer Stelle ankündete) aus Kostengründen vermehrt Computer-Pyro-Technik verwendet. Diese Brand&Explosions-Szenen sind aber in 1A-Professionalität in das Szenario eingebunden (z.B. Lagerexplosion + abgebrannter Zustand; Explosion der Kugelspielbombe im Sicherheitsraum).
Bei der Erwähnung der Spezial-Effekte möchte ich Zuschauer mit festgestellter Höhenangst warnen: Einige Szenen, z.B. die Wolkenkratzer-Herabgleit-Szene der Gang mit tosendem Geschrei, die Game-Party mit Bikes und Skates am Rand eines Hochhausdachs + Abfahrt, als Rutschbahn missbrauchte Architektenkunst im Finale ("Leute es gibt doch mittlerweile Aufzüge, schon mal gehört?" - Anm.d.Verf.).
Besonderes Highlight in Jackie`s neuer Police Story ist die knapp 15-minütige Stuntszene mit einem englischen Doppeldeckerbus (der sogar zu einem Cabrio-Bus wider Willen frisiert wird) - purer Actiongenuss de Luxe.
Die Dramatik wird gesteigert als die Kugelspielbombe im Präsidium trotz allen Vorkehrungen wider erwarten explodiert. Bei der imposanten computeranimierten Explosion wird Jackie`s Verlobte verletzt. Der Zuschauer wankt zwischen Hoffnung und Mitleid für das Paar. Und dann Gottseidank - die schöne Ho Yee überlebt doch noch.
Komisches wird auch geboten: In drei Miniszenen wird der Ausbruch von Wing und seinem Partner aus der Präsidiumshaft zu einem lustigen Ereignis - einfach anschauen. Auch wie Wing`s Crew mögliche Geiseln aus einer noblen Halle "veschwinden" lassen, in dem sie raffiniert aus dem Blickbereich der Terror-Gang herausmanövriert werden, ist ein humoristischer Leckerbissen.
Ein insgesamt absolut gelungener Mix aus Action, Spannung und Romantik im chinese Style. Ein höher anzusiedelndes Werk aus dem Genre. Jackie setzt in diesem Film-Ereignis mehr auf Gefühl und Schmerz als sonst.
In Puncto Bösewichte wird der Zuschauer dazu angeregt Mitgefühl und Verständnis für die jungen Bösewichte zu empfinden, z.B.: Jackie`s Nahkampfgegner richtet nach verlorenem Kampf die Waffe auf Wings Rücken, drückt aber nicht ab, als er hört wie Wing die einrückende Spezialeinheit energisch um einen Krankenwagen für den bösen Buben bittet. Oder die Jahrelange Qual und Folter, denen der Polizeipräsidentensohn (Joe) ausgesetzt war, machen Ihn zu dem Monster, den er im ganzen Film spielt. Seine Qualen finden erst ein Ende, als er mit einer leeren Waffe seine eigene Exekution durch die Scharfschützen seines Vaters provoziert. Und da schreit dieser auch wahrscheinlich zum ersten Mal seinen eigenen jahrelangen Sadismus verurteilend: "Mein Sohn!". Es wirkt so als wolle man erklären, dass diese Gangmitglieder eher durch die "böse Gesellschaft" verdorben wurden und in ihnen im Grunde gar nicht die "wahren Schuldigen" zu suchen sind. Für mich ein schwacher Erklärungsversuch, zumal am Anfang des Films nichts davon zu merken war und so viele Statisten kaltblütig "getötet" wurden. Verharmlosung und Rechtfertigung sind die falsche Message, aber als Suche nach Ursachen für Gewalt, um diese zu beheben mehrere Gedanken wert.
Superemotionell und zu Tränen rührend der Epilog: Jackie Chan wird von seiner Kollegen-Hundertschaft und mehreren Dutzend Krankenschwestern im Chor aufgefordert seine Verlobte endlich zu heiraten. Ein romantisches Digestiv mit Augenzwinkern. Und dann folgt der Abspann in gewohnter Jackie Chan-Manier mit schmerzhaften Drehfehleraufnahmen.
Was fand ich schlecht am Film?
Gewöhnungsbedürftig fand ich Jackie Chan so zu erleben, so niedergeschlagen, heruntergekommen und als ernsthaften Trinker wollte ich diesen großen Star gar nicht sehen. Wenn doch dann eher in Komödien á la "Knochenbrecher" mit seinem Drunken Master, das wäre noch o.k. weil es um einen eindrucksvollen Stil des gelobten Kung Fu ginge.
Aber unser smarte Alleskönner aus Hong Kong hat auch diese Rolle mit Bravur gemeistert, sonst fällt mir nichts mehr zu der o.g. Frage ein.
Darsteller
Jackie Chan, seit den frühen Siebzigern im Hong Kong-Film zu sehen, zunächst als Stuntman (u.a. in zwei Bruce Lee-Filmen), danach als komödiantischer Nachfolger von Bruce Lee - der Einzige mit Dauererfolg - spielte in vielen Eastern eher den rebellischen Jungdarsteller mit viel Kampftalent & Witz, den es zu feilen galt. Dann weiter als Mittdreißiger in vielen Polizisten und/oder Gangster- Kampfkunstmovies mit kraftvoller Choreographie.
In "New Police Story" werden diese Martial-Arts-Künste auf höchstem Niveau eingesetzt. Und das ist auch sein Geheimnis: Stunts & Kampfszenen - ein Jungbrunnen für Jackie Chan.
Endlich komme ich zu der Stelle, an der ich abwertenden Meinungen gegenüber Jackie Chan und diesen Film entgegentreten kann. In einigen Foren heißt es: "Alternder Jackie Chan....", "N.P.S. ist ein Flop", usw. Dazu gibt es von mir nur ein Kopfschütteln. Der asiatische Superstar hat das einfach nicht verdient. Er mag zwar äußerlich älter geworden sein, aber sein Mut und seine Risikobereitschaft bei den Stunts hat im Gegensatz zu früher eher um ein Deutliches zugenommen. Seine Schnelligkeit und Leichtigkeit, die Eleganz in der Ausführung bezeugen eher juveniles Körpergefühl als Alterschwäche. So möchte ich mit Fünfzig mal sein....ihr nicht?
Kaum zu glauben, aber die Stunts wirken so, als ob der Schmerz ihn nicht davon abhält, bessere Stunts (selbst) zu drehen als wir es von unseren großen Brüdern in Amerika gewohnt sind.
Auch ein Riesen-Lob an das restliche Team, die mit "Harmonie in Sturm und Stille" die ganze Handlung des Films erlebbar geprägt hat. Das Team funktioniert einfach fabelhaft miteinander. Jeder Tritt sitzt perfekt.
Film, Musik, Drehbuch, Regie, Stunts und Martial Arts - alles zusammen eine überaus gelungene Komposition in Sachen Action-Unterhaltung aus dem fernen Osten. weiterlesen schließen
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