Pro:
schöne Grafik, guter Sound, durchdachte Steuerung, Wetteränderung, gute mittelalterliche Stimmung
Kontra:
kein wahres Siedler-Spiel gemäß der alten Generationen (wenig Wuselfaktor, keine Knuffigkeit, keine Produktionsketten), Missionen zu leicht, zu seicht bezüglich Verbesserungssystem, zu kampflastig (Wirtschaft zu sehr im Hintergrund)
Empfehlung:
Ja
Und wieder gab es kürzlich wieder etwas Neues auf dem PC-Spiele-Markt: Die Siedler - Das Erbe der Könige. Vorweggenommen: "Siedler" ist ein langjährig bekanntes Aufbauspielkonzept, die Siedlerreihe mit den Teilen 1 bis 4 bei den Simulationsfans wohl bekannt. Aufgrund des Titels hat man da ja schon einige Erwartungen an das "neue Siedler-Spiel". Ob diese erfüllt oder enttäuscht werden und was den geneigten Spieler erwartet, erfahrt ihr nun.
INHALT DES ERFAHRUNGSBERICHTES
1. Die Kaufentscheidung
2. Systemanforderungen
3. Vorbereitungen
4. Das Spiel
5. Die Steuerung
6. Grafik und Sound
7. Kritik
8. Fazit
1. DIE KAUFENTSCHEIDUNG
Wie schon eingangs erwähnt, war der Hauptgrund für den Kauf des Spiels, dass es sich um ein Siedler-Spiel handelt - zumindest zuerst einmal dem Namen nach. Zwar hatte ich auch wieder etwas Bedenken, da es in Siedler III und Siedler IV nur so von Bugs wimmelte (z.B. konnte man gespeicherte Spiele nicht mehr laden, Abstürze nach wenigen Spielminuten, Bugs in der Wirtschaft), welche aber größtenteils nach einiger Zeit gefixt worden sind. Von daher hoffte ich natürlich, dass DIESE Tradition wenigstens nicht mehr fortgesetzt wird, sondern ich in einfach nur unbetrübt bester Manier siedeln kann.
Das Spiel kostet ca. 40 bis 50 Euro je nach Händler, ein "normaler" Preis bei neuen Spielen, der zwar an sich relativ hoch gegriffen ist, aber mir mein Weihnachtssinn es Spieleschmieden durchaus gönnt, dass sie mal auch anfangen, ihre Kosten zu decken und - wenn es die Qualität des Spiels auch erlaubt - gute Gewinne zu erzielen, auf dass wir bald wieder mit einem neuen Spiel gesegnet werden.
2. SYSTEMANFORDERUNGEN
Folgendermaßen sollte der PC minimal ausgestattet sein, damit das Spiel läuft:
Betriebssystem: 98 SE / ME / 2000 / XP
Prozessor: 1 GHz
Arbeitsspeicher: 256 MB
Grafikkarte: 32 MB T&L (100% DirectX 9.0c kompatible 3D Grafikkarte, Grafik-Chipsätze: ATI Radeon 8500 oder besser, NVIDIA GeForce2 oder besser)
DirectX: DirectX 9.0c
DVD/CD-ROM: DVD
Soundkarte: 100% DirectX 9.0c kompatibel
Festplattenspeicher: 1 GB
Zubehör: Maus und Tastatur
Internet: 64 KBit
Ich selbst habe (leider) immer noch meinen 1300er Athlon, worauf das Spiel außer bei großen Schlachten flüssig läuft. Die Anforderungen sind meines Erachtens nicht sonderlich hoch, als Ressourcenfresser kann man das kaum bezeichnen, insbesondere wenn man sich "Medieval Lords" oder gar "Doom 3" ansieht.
3. VORBEREITUNGEN
Die Installation verlief einfach und problemlos: DVD ins Laufwerk legen; die Installationsoberfläche lädt automatisch. Nach ein wenig "Herum-Geklicke" und der Eingabe des gewünschten Zielverzeichnisses legt der Installer auch schon los. Mit ein wenig Geduld hat man dann schnell und einfach seine neue Errungenschaft installiert.
4. DAS SPIEL
Aller Anfang ist schwer, denn man muss so viel bauen und hat nur begrenzte Rohstoffe zur Verfügung, um deren Mehrung man sich ebenso kümmern muss wie um die Weiterentwicklungen. Man besitzt meist wenige Leibeigene, das sind die Arbeiter, eigentlich "arme Schweine", denn sie brauchen weder Nahrung noch ein Dach über dem Kopf, bringen aber auch keine Steuer. Daneben hat man auch noch einen oder mehrere Helden und seine Burg und einen Siedlungsplatz, auf dem so genannte Dorfzentren (Weiterentwicklung: Gemeindezentren, später Stadtzentren) errichtet werden können. Diese Zentren bestimmen die maximale Anzahl von allen Menschen, die in der Siedlung wohnen. Je Dorfzentrum können 75 Menschen, je Gemeindezentrum 100 Menschen und je Stadtzentrum 125 Menschen leben. In diesen wohnen die Siedler (spezialisierte Arbeiter), die ihr Zentrum dann automatisch, sobald eine Werkstätte in Betrieb genommen wird, verlassen. Die Siedler brauchen einen Platz in einem Bauernhof (Weiterentwicklung Mühle, später Gutshof), um Nahrung aufzunehmen und einen Platz in einem Wohnhaus (3 Stufen), welche beide in der Nähe der Arbeitsstätte sein sollten, um Zeit zu sparen, da die Siedler ihre Werkstätte in regelmäßigen Zeitabständen verlassen, um zu essen und zu schlafen. Jeder Siedler bringt 10 Taler Steuer alle 120 Spielsekunden.
Meist hat man auch noch einige Taler übrig, um mehr Leibeigene zu kaufen, denn diese müssen gleich von Anfang an Holz schlagen sowie Lehm und Steine sammeln gehen (idealerweise auch gleich noch Eisen und Schwefel). Leibeigene können auch zu den Waffen greifen und in frühen Phasen ihre Burg verteidigen. Um mehr Ressourcen zu erhalten, sollte man dann auch schnell nach Brüchen Umschau halten, denn auf denen kann man Minen errichten, die wiederum steuerpflichtigen Siedlern einen Arbeitsplatz bieten. Ist eine Mine darauf errichtet, wird daraus eine Grube, die man zu einem Stollen wiederum erweitern kann. Übrigens: Je höher ein Gebäude weiterentwickelt ist, desto mehr Siedler arbeiten gewöhnlich darin und auch desto mehr Entwicklungen können in Auftrag gegeben werden; außerdem wird der Ressourcenabbau beschleunigt. Die vorhandenen Ressourcen kann man im Laufe des Spieles auch noch mittels Zusatzgebäuden, den so genannten Veredlern (Steinmetz, Alchimist, Schmiede, Sägewerk, Ziegelmacher), vermehren, ohne dass dafür die Vorräte in der Landschaft verringert werden.
Doch zunächst kann man nur kleine Häuser, Bauerhöfe, Dorfzentren, Minen und Hochschulen bauen. Letztere ist ein wichtiges Gebäude, da in ihr existentielle Weiterentwicklungen geschehen, die z.B. den Ausbau von kleinen in mittlere Wohnhäuser ermöglichen oder zusätzliche Gebäude freischalten, wie die oben genannten Veredler, daneben aber auch u.a. Kasernen, Schießanlagen, Ställe, Lager, Wettertürme, Stadtverschönerungen (zur Motivationserhöhung) und Kapellen. Doch auch die Hochschule kann nicht alles auf einmal erforschen lassen, denn höhere Entwicklungen setzen u.a. auch die Weiterentwicklung der Burg zur Festung bzw. der Festung zur Zitadelle voraus und auch die Hochschule kann selbst zu einer Universität ausgebaut werden.
Jede Weiterentwicklung kostet Ressourcen, teilweise nur eine bestimmte Menge an Taler, teilweise aber auch eine bestimmte Anzahl von Talern, Holz, Lehm, Eisen und Schwefel in verschiedenen Kombinationen. Wie weit eine Weiterentwicklung ist, sieht man an der Prozentzahl, die in der Mitte des jeweiligen Gebäudes in lilafarbener Schrift angezeigt wird.
Hat man nun halbwegs ein funktionierendes Wirtschaftssystem aufgebaut, kann man an die Produktion von Soldaten gehen. Eigentlich werden Hauptmänner nur ausgebildet, ihnen unterstehen dann mindestens 4 gewöhnliche Soldaten, je nach Weiterentwicklung auch mehr. Die Soldaten sterben als erstes, der Hauptmann als letztes, man kann aber seine Soldatenschar um den Hauptmann in der Nähe des Muttergebäudes wieder auffüllen. Solche Muttergebäude sind die Kaserne (Schwertkämpfer und Speerträger), die Schießanlage (Bogenschützen) und der Stall (leichte und schwere Kavallerie). Im Sägewerk können übrigens die Bögen und Lanzen verbessert werden, in der Schmiede die Rüstungen. Daneben gibt es auch noch leichte (gegen Einheiten) und schwere (gegen Gebäude) Kanonen in der Kanonengießerei. Jede Einheit hat bestimmte Stärken und Schwächen gegenüber bestimmte Einheitentypen und Gebäude, beispielsweise der Schwertkämpfer stark gegen Schützen und Speerträger, schwach aber gegen Gebäude ist; Speerträger sind dagegen stark gegen die Kavallerie, aber schwach gegen die Schwertkämpfer. Bisher habe ich einfach viele verschiedene Kämpfer ausgebildet, da man im Kampfgetümmel sowieso nicht so individuell und punktgenau navigieren kann. Und wichtig auch für die Finanzen: Jeder Soldatenhauptmann kostet 20 Taler je 120 Sekunden, damit deckt die Steuer von 2 Arbeitern bzw. Siedlern die Kosten eines Soldatenhauptmannes.
Neben den Soldaten(-hauptmännern) gibt es im Singleplayermodus noch insgesamt sechs Helden (Erec, Pilgrim, Salim, Ari, Dario und Helias), die bestimmte Fähigkeiten besitzen und eine Menge austeilen und einstecken können. Um Darios Geschichte rankt sich zunächst die Kampagne, von daher möchte ich nicht zu viel verraten. Im Multiplayer kommen noch drei weitere Helden dazu: Kerberos, Mary de Mortfichet und Varg).
Eine Besonderheit ist das Wetter, das sich im Spiel ändern kann: Sonne, Regen und Schnee wechseln sich dabei ab und im späteren Verlauf ist es auch mittels Wetterturm und Wetterkraftwerk möglich, es selbst so zu verändern, wie man es gerade braucht. Bei Schnee und Regen ist die Sicht schlechter als bei Sonne (bei Regen noch schlechter als bei Schnee, da ist dann überall auch nebliger Schleier), aber bei Schnee gefrieren Bäche und Flüsse ein, so dass man bei manchen Karten nur dann auf die andere Uferseite kommt, wenn es schneit. Dumm ist es nur dann, wenn man mit seinen Einheiten gerade auf der Eisfläche ist und es zu regnen anfängt… die Einheiten können nämlich nicht schwimmen und ertrinken dann. Bewusstlose Helden (Helden sterben ja nie, werden nur bewusstlos und werden nur in Nähe von eigenen Einheiten wieder wach) werden aber zur Burg transferiert, Soldaten sind für immer verloren.
Die Missionsspiele sind auf normalen Schwierigkeitsgrad sehr einfach zu bewältigen; da ich erst einmal wissen will, wie die Story weiter geht, habe ich die härteren Schwierigkeitsgrade noch nicht ausprobiert. Auffällig ist aber, dass man einfach die Aufträge so lange nicht erfüllt, bis man sich bereit fühlt; selten sitzt einem dabei die Zeit im Nacken. Dazu kommt noch, dass die Helden viele Einheiten töten können, ohne wirklich groß in Bedrängnis zu kommen. Haben sie selbst Einheiten dabei und der Feind hat keinen Held, gewinnt man meist die Oberhand. Und in späteren Szenarien kann man auch die Aussichtstürme zu Ballista- und später zu Kanonentürme ausbauen; diese schießen automatisch auf sich nähernde Feinde und hat man genug davon gebaut, dann werden so gut wie alle Angriffe erfolgreich abgewehrt, nur sollte ab und zu ein Leibeigener beschädigte Türme reparieren. Den Multiplayermodus habe ich leider noch nicht ausprobiert, werde ich aber bei Gelegenheit nachholen und natürlich darüber berichten :-).
5. DIE STEUERUNG
Die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber gut durchdacht und unproblematisch.
Mit der rechten Maustaste markiert man etwas, wie beispielsweise ein oder mehrere Gebäude oder eine bzw. mehrere Figuren. Mehrere kann man durch Ziehen eines Rechteckes oder durch Drücken der Strg-Taste und Klick auf die gewünschten Einheiten markieren. Problematisch ist nur, wenn man mehrere Einheiten markiert hat und versehentlich eine oder einige erneut anklickt bzw. die in dem Markierungsrechteck befindlich sind, dass diese wieder aus der Auswahl herausgenommen werden. Bei der Markierung von Leibeigenen öffnet sich auch automatisch immer das Baumenü.
Mit der linken Maustaste kann man bei den steuerbaren Figuren (Helden, Leibeigene, Soldatenhauptmänner, "Kampfgerät") den Zielort bestimmen, zu dem sie sich unverzüglich begeben sollen. Hat man einen oder mehrere Leibeigene markiert und klickt man links auf einen Baum, bedeutet dies, dass die Leibeigenen diesen zu Kleinholz verarbeiten sollen bzw. entsprechend auf Lehm-, Schwefel- oder Steinhäufen, dass diese nach und nach abgebaut werden sollen.
Mit Hilfe des Mausrades kann man die Karte näher heranzoomen, was ich persönlich für kaum notwendig erachte, da die Ansicht an sich schon groß ist und mehr Details eher dem Langeweileverteiben nachkommen als für das Spiel notwendig zu werden (ist so ähnlich wie bei "WarCraft"). Die - runde - Karte lässt sich nicht drehen, aber verborgene Einheiten (kann man so einstellen) werden blau gekennzeichnet, wenn die Sicht auf sie durch Gebäude oder Landschaft verdeckt ist. Darüber hinaus gibt es oben Buttons mit Symbolen, mit Hilfe denen man nacheinander verschiedene steuerbare Einheitentypen anklicken kann. Bei den Leibeigenen stehen zusätzlich noch zwei Zahlen dabei, der Form A/B, wobei A die Anzahl der Leibeigenen ist, die keine Beschäftigung haben (z.B. mit einem Gebäudebau fertig, Ressourcen erschöpft), und B die Gesamtanzahl aller Leibeigenen ist.
Ansonsten braucht man sich eigentlich kaum um etwas kümmern, denn die eigentlichen Siedler, die aus dem Dorfzentrum kommen, sind nicht steuerbar und gehen daher automatisch ihrem Tagesgeschäft nach. Wenn man sie markiert, erhält man eine Information darüber, wie glücklich sie sind, was davon abhängt, ob sie Arbeitsplatz, Wohnung und einen Essplatz in einem Bauernhof haben oder nicht. Verlieren sie ihren Arbeitsplatz (Ressourcen erschöpft, Gebäude von Feinden zerstört), gehen sie zu ihrer Wohnung, um dort dann im Nirvana zu verschwinden.
Die Soldaten haben verschiedene Modi, welche Verteidigung, Angriff, Bewachen sowie Patrouille und Position halten vorsieht. Das Menü hierfür erscheint bei Markierung mindestens eines Soldatenhauptmannes und / oder mindestens eines Helden. Des weiteren gibt es noch verschiedene Formationen (bisher habe ich nicht einmal gewechselt).
Die Steuerung an sich ist leicht, da es keine Unterebenen gibt und das jeweilig relevante Menü durch die Markierung automatisch erscheint. Besonders gut finde ich dabei, dass man jederzeit durch "Quicktipps", also dass bei Berührung des Cursors mit bestimmten Menüoptionen ein Fenster aufklappt und genauestens über alles Wesentliche in diesem Zusammenhang informiert, der Stand der Dinge schnell erfasst werden kann. Wenn man beispielsweise im Baumenü der Leibeigenen über das Symbol für den Bau einer Schmiede fährt, kann man zum einen gleich durch das gräulich gefärbte Symbol sehen, wenn man die Schmiede noch nicht bauen kann, weil die Entwicklungen hierfür fehlen; zum anderen erhält man als Quicktipp die Info, welche Entwicklung fehlt bzw. wenn alles Notwendige entwickelt worden ist, ob die Ressourcen für den Bau ausreichend sind.
Insgesamt ist die Steuerung sehr gut gelungen, hier kann man durchaus einige Pluspunkte verteilen.
6. GRAFIK UND SOUND
An der Grafik kann man nicht herummäkeln, denn sie ist zeitgemäß sehr gut gelungen:
Die Filmsequenzen: Wenn man die Mission ("Kampagne") spielt, fallen Filmsequenzen auf, die eine Mischung aus gemalt und statisch sowie gefilmt und dynamisch erscheinen; ein mittelalterliche Bilder werden quasi nacheinander gefilmt, wobei vom einen zum nächsten geschwenkt wird. Doch auch die anderen Filmszenen zeigen grafisch richtige Leckerbissen, die das Zusehen zum Genuss werden lassen.
Die Landschaft im Spiel ist ebenfalls animiert, wobei das Wetter sehr gut heraus kommt und dabei Schnee und Regen wirklichkeitsnah dargestellt werden. Die Bäume bewegen sich außerdem im Wind und sehen nicht wie geklonte Monokulturwälder aus, da jeder Baum individuell scheint.
Die Gebäude sind sehr detailreich und liebevoll gestaltet sowie ebenfalls zum Teil animiert. Das Größenverhältnis zu den anderen Gegenständen und Figuren ist realitätsnah.
Die Figuren sind ebenfalls sehr realitätsnah gestaltet und bewegen sich flüssig und wie lebendig. Man erkennt einige Details, jeder Beruf hat seine eigene Kleidung.
Der Sound ist insgesamt auch sehr gut geworden, es herrscht Geräuschvielfalt durch Umgebung, Figuren und Gebäude; der (mittelalterliche) Soundtrack spukt mir manchmal sogar derart im Kopf herum, dass ich die Melodie nicht mehr herausbekomme. Auch nach mehreren Stunden nervt der Sound keineswegs. Für empfindlichere Gemüter kann man ihn aber auch leiser bzw. stumm stellen.
Der Trend, dass es auch gesprochene Meldungen zu hören gibt - meist redundant neben den geschriebenen Informationen -, hält auch in diesem Spiel Einzug. Leider aber sind die Alternativsätze nicht sehr viel an der Anzahl, so dass einige Meldungen bei schwachen Nerven leicht auf selbige gehen können. Insbesondere die nörglerischen Einwände - gesprochen von Comedian Oliver Kalkofe -, dass es zu wenig Holz oder Lehn gäbe, lassen einen nicht zum unruhigen Dauerklicker werden. Auf typische Comedian-Gags wartet man teilweise vergeblich, bestenfalls "Sie haben zu wenig Holz vor der Hütt'n" sorgt anfangs für ein paar Lacher.
Insgesamt punktet das Spiel aber in diesen Bereichen mit sehr überzeugenden Leistungen. Wenn man sich vorab schon einmal informieren möchte - gerade was die Grafik angeht, kann man dort gut fündig werden -, empfehle ich die offizielle Homepage unter: http://www.siedler.de.
7. KRITIK
Der Titel soll anscheinend nur verkaufsfördernd sein, dass Fans der Siedler-Reihe beherzt zugreifen... und dann bitterlich enttäuscht werden. Dieses Spiel hat kaum noch etwas von den Siedler-Spielen, die mehr auf Wirtschaft und Aufbau begründeten als wie hier auf Kampf. Darüber hinaus fehlt es den Figuren an der viel gerühmten Knuffigkeit und dem Spiel insgesamt am Wuselfaktor (ein Begriff, der eigens für die Siedler-Reihe kreiert wurde!) - was somit ganz und gar nicht siedlertypisch ist.
Sicher, die Grafik sieht richtig gut aus, wirkt realistisch und ist detailreich, die Figuren wirken liebevoll animiert, aber ein Siedler-Feeling kommt damit leider nicht auf. Da alles auf realisitisch (aber wie gesagt: sehr gut umgesetzt, 1A gemacht) getrimmt ist, fehlt der Charme der Siedler, ihre zeichentricktypische Rundlichkeit und Knuffigkeit.
Was den Wuselfaktor angeht… bei diesem Begriff erinnere ich mich daran, wie ich das erste Mal in Siedler III ein großes Wohnhaus gebaut habe und dann im Gänsemarsch 100 Siedler herausgegangen sind. Da war ständig etwas los, einige gingen mit leeren Händen, andere wiederum schwer beladen umher, ständig wuselte es am Bildschirm. Und man sah gleich, wenn die Produktionsstätten werkelten: Wie der Bäcker Brot buk oder wie die Bauern ihre Sensen schwangen oder säten, das alles konnte man sehen, ohne das entsprechende Haus anklicken zu müssen. Sicher, im "neuen Siedler" kann man auch sehen, wie die Betriebsstätten animiert sind, wie Holzfäller die Bäume der Umgebung abholzen, aber man sieht kaum etwas von der Tätigkeit der einzelnen Arbeiter in ihren Werkstätten: Schmieden und Sägewerke sind nicht animiert! Die Waren bzw. Produkte werden nicht in Lagerhäuser oder dem Haupthaus transportiert (dadurch auch der große Wuselfaktorverlust), aus den Steinbrüchen und Lehmstollen steigen lediglich kleine Zahlen hoch, woran man sehen kann, um wie viel nun die Anzahl der einzelnen Rohstoffe gestiegen ist. Aus den Ressourcen wird nichts mehr gemacht, sie werden nicht mehr weiterverarbeitet, für irgendetwas gebraucht, was auch logisch im Zusammenhang steht, statt dessen braucht man Holz bzw. Eisen und Taler, um Soldaten (Holz: z.B. Bogenschützen, Eisen: z.B. Schwertkämpfer) kaufen zu können; man braucht Taler, um die Sichtweite der Gebäude zu erweitern; realistisch ist wenigstens, dass man Lehm und Holz für Wohnhäuser, Stein und Holz für Bauernhöfe benötigt. Also im Wesentlichen braucht man die Ressourcen nur, um bestimmte Haustypen bauen, Entwicklungen vorantreiben oder Soldaten ausbilden zu können. Das Einzige, was das Wuselfaktor-Empfinden begünstigt, ist die animierte Flora und Fauna, welche umfassender als bei den Vorgängersiedlern ist (und damit auch etwas an Anno 1602 bzw. besonders 1503 erinnert).
Anscheinend wurde hier anscheinend versucht, verschiedene Strategiespiele zusammen zu würfeln, wenn ich schon gerade einmal an Anno mit seinen Tieranimationen denke:
"Empire Earth" war das erste, was mir so in den Sinn kam. Im Haupthaus konnte man Arbeiter kaufen, die die Gebäude errichten und Rohstoffe einsammeln (Holz, Eisen, Gold, Stein, Nahrung) - und in dem "neuen Siedler" kann man Leibeigene auch kaufen (zufällig auch für 50 Geldeinheiten wie bei "Empire Earth") und die machen so ziemlich dasselbe, nur dass kein Gold sondern Schwefel (glänzt aber auch golden) sowie Lehm abgebaut wird.
Auch "WarCraft" wurde als Leitbild genommen, da es sogenannte Helden gibt, die mehr einstecken und austeilen können und zudem besondere Fähigkeiten haben, die entweder ihnen selbst, dem Spieler oder ihren Soldaten Vorteile bringen. Beispiele: Ein Falke, mit dem man die Welt erkunden kann; ein Schlachtruf, der Feinde in die Flucht treibt; ein Spruch, mit dem die Soldaten mehr einstecken oder austeilen können. Diese Helden sterben aber nie, werden schlimmstenfalls bewusstlos und müssen erst wieder zur Besinnung kommen.
Als nächstes kam mir dann auch noch "Age of Empires" in den Sinn, denn dort wie auch bei "Empire Earth" und "WarCraft" gibt es ein Verbesserungssystem, mit Hilfe dem die Soldaten beispielsweise mehr Trefferpunkte erzielen oder vor diesen besser gefeit sind. Allerdings muss man betonen, dass dieses Verbesserungssystem im "neuen Siedler" nicht so umfassend wie bei den anderen drei Spielen ist und damit weniger Spieltiefe bedeutet.
Und wie auch in diesen und bestimmt auch all den anderen Strategiespielen gibt es verschiedene Arten von Kämpfertypen, die bestimmte Stärken und Schwächen gegenüber bestimmten Einheitstypen haben, was ich ebenfalls insbesondere von "WarCraft" her kenne.
Dass man die Rohstoffe dann nur noch zum Bau oder für Verbesserungen braucht, es damit keine Produktionsketten mehr gibt, zeigt letztendlich, dass dieses Spiel definitiv kein wahres Siedlerspiel sein kann. Aber wenigstens muss man den Leuten (außer Leibeigenen und Soldaten) Wohnhäuser bauen und ihnen einen Platz in einem Bauernhof zwecks Nahrungsaufnahme verschaffen; doch: Tut man dies nicht, meckern sie nur, ich habe noch keinen den Kälte- oder Hungertod sterben sehen.
Dafür hat nun der Wirtschaftsteil ziemlich gelitten. Und gerade dieser machte Siedler so einzigartig, DAS war der Aspekt, der Siedler so reizvoll machte. Man musste eben verschiedene Nahrungsmittel bereitstellen, um die Bergarbeiter zur besten Arbeit zu bewegen, da jeder Typ eben seine Vorlieben hatte: Goldbergarbeiter bevorzugten Fisch, Eisenbergarbeiter - glaube ich - Fleisch etc.). Sicherlich war es schwierig, das richtige Verhältnis von den Häusern der Produktionsketten (z.B. Bauernhof-Mühle-Bäckerei) zu finden und die Konkurrenz mancher Produktionsketten hat das auch nicht leichter gemacht (z. B. Wasser für Schweine- und Eselfarmen, Bäckereien, Brauereien), aber genau das war eben reizvoll gewesen. Der Wirtschaftsmodus, dass zwei menschliche Spiele ihre Siedlung aufbauen und danach anhand von bestimmten Produkten festgestellt wird, wer wo besser produziert hat, war einfach unschlagbar für mich gewesen.
Doch warum trauere ich den alten Spielen so nach? Ganz einfach: Es gibt etliche Strategiespiele, kaum aber solche Wirtschaftsspiele um den Aufbau einer Siedlung. Damit wird "Das Erbe der Könige" bedeutungslos (eines unter vielen), da es schon genug derartige Spiele gibt. Produktion für Mainstream, nichts Besonderes. Das macht mich einfach traurig.
8. FAZIT
Das Spiel an sich ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut, Durchschnitt eben. Die Grafik ist sehr gut (das Wasser sieht fast wie echt aus!), der Sound und insbesondere auch Soundtrack gut gelungen. Die mittelalterliche Stimmung gefällt mir im Wesentlichen ganz gut, die Häuser und Menschen sowie die Landschaft ist detailreich und doch auch liebevoll gemacht. Nur die Leibeigenen sind ein wenig frech, wenn man ihnen etwas anschafft zu tun, was aber eigentlich auch nicht - auch auf Dauer - nervt.
Leider aber ist das Spiel sehr kampflastig geworden (es gibt nur eine einzige Friedenkarte), wobei es in diesem Sektor aber einige Möglichkeiten durch die verschiedenen Kampfeinheiten sowie den Verbesserungen gibt. Die Erklärungen beim Spiel sind ausreichend, um das Spiel, zumindest bei einigen Vorerfahrungen mit Spielen dieses Genres, auch ohne Tutorial und Handbuch problemlos spielen zu können.
Anfangs ist es schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen, da ja erst mal die Wirtschaft in Schwung kommen muss (da macht es richtig Spaß!), aber später wird es leider schnell langweilig, insbesondere wenn man einen Großteil der Verbesserungen entwickelt hat und die Wirtschaft problemlos am Laufen ist. Mit vielen Soldaten lässt sich leider alles schnell platt machen und mehrere bewaffnete Türme halten eigentlich so gut wie jeden Angriff des Computergegners stand und schlagen die Feinde zurück, so dass man sich in Ruhe den Wirtschaftsproblemen und dem Verbesserungssystem widmen kann.
Zum Glück heißt dieses Spiel offiziell aber nicht "Siedler V" bzw. "Siedler 5" (es wird zwar leider hier so gehandhabt, zu Unrecht, wie ich meine), denn sonst hätte es nicht 3 sondern nur 1 Stern bekommen - für Missgestaltung und systematische Zerstörung eines tollen Konzepts.
Insgesamt ist es leider nur ein durchschnittliches mittelalterliches Strategiespiel und viel zu kampflastig, ohne dabei sehr tiefgründig (Wirtschaft, Entwicklungssystem) zu werden. Von einem Siedlerspiel habe ich mir weitaus mehr erhofft, aber selbst ohne diesen Hintergrund ist das Spiel vom Konzept eher mager, von der Umsetzung bei Grafik und Sound dagegen exzellent. Doch leider fesselt einen nicht die Grafik stundenlang ans Spiel, sondern das Konzept. Daher insgesamt drei Sterne, eine "Gerade-Noch"-Empfehlung und ein enttäuscht-trauriges Seufzen.
Grüße
mrmagicmussle123 weiterlesen schließen
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