Pro:
billiger Urlaub
Man kann Glück haben und ein Haus mit einem Vermieter erwischen, der sich auch darum kümmert
Kontra:
Die Qualität der Häuser entspricht keinem geregelten Qualitätsstandard
Empfehlung:
Nein
"Ich will Urlaub" sagte ich zu meinem Mann "Richtigen Familienurlaub. Mit Meer und Strand und Sandburgen buddeln. Besorg und ein Haus!".
Mein geliebter Gatte nickte und programmierte weiter. Ein paar Wochen später frug ich das beste Familienoberhaupt von allem wie es denn nun stehe mit unserem Familienurlaub - obs denn schon ein Haus gäbe? "Familienurlaub? Hä?". Aufs neue erläuterte ich ihm, dass sein holdes Weib sich wünsche im kommenden Sommer zu einem adäquaten Preis am Meer zu plantschen und mit Töchterchen Sandburgen zu bauen. Mein Gatte begriff und begann in die Tiefen des Internets hinabzutauchen um uns eine heimelige Hütte mit Meernähe zu erjagen.
DAS ZIEL
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Ein Ferienhaus für 4-6 Personen (zwei Freunde wollten für eine Woche dazukommen) und zwei Wochen war gesucht. Erschwinglich. Kinderfreundlich. Mit Waschmaschine.
DER ANBIETER
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Auf der Webseite von DANCENTER fanden wir ein passendes Angebot. DANCENTER vermittelt diverse Ferienhäuser in Skandinavien. Die Häuser gehören unterschiedlichen Besitzern und werden von DANCENTER zentral verwaltet und vor Ort betreut. Wir entschieden uns für ein Häuschen in Djursland.
DIE ABWICKLUNG
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Die Häuser können im Internet angeguckt und ausgewählt werden. Praktischerweise kann man dort auch gleich einsehen in welchem Zeitraum welches Haus noch frei ist. Das Haus kann online gebucht werden, man erhält eine Rechnung, zahlt eine Anzahlung und bekommt ein paar Tage später Post. Darin ist ein "Voucher" - also so eine Art Nutzungsberechtigungsnachweis für den genannten Zeitraum.
Ausserdem erhält man die Adresse vom Haus und vom nächsten DANCENTER-Büro welches man anfahren muss um den Schlüssel zu bekommen. Zusätzlich liegt dem ganzen noch ein buntes Prospekt bei dass über die Vorzüge von DANCENTER aufklären und Lust auf den Urlaub machen soll. Man zahlt weitere zwei Raten, ehe man dann irgendwann anreist, sich im Büro die Schlüssel abholt und das Haus sucht.
DAS HAUS
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Wir hatten uns ein schnuckeliges, heimeliges Häuschen ausgesucht. Es lag wie fast alle DANCENTER-Häuser in einem Feriengebiet. Nur 200m vom Wasser entfernt - was auch immer das bedeuten mochte. Ich vermutete schon, dass unser Haus an einer Steilküste liegen könnte, aber nein - es war tatsächlich gut zugängliche flache Ostseeküste. Wenn auch kein Strand, sondern ein schilchter Grünstreifen. Aber man konnte ins Wasser gehen. Sandburgen-Bauen war hier zwar nicht drin, aber dafür fuhren wir gelegentlich an den Strand von Fjellerup. Dazu hatten wir auch genug Gelegenheit, denn dort lag das Dancenter, bei dem man sich beschweren konnte - und dazu hatten wir auch allen Grund.
MÄNGEL
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Im Haus fanden wir einen schicken Aufsteller vor, der uns darüber informierte, dass DANCENTER-Mitarbeiter das Haus besichtigt hätten. Mag sein, dass sie das hatten, doch entweder hatten sie den verschimmelten Vorhang in der Dusche nicht gesehen, oder es einfach nicht für nötig befunden etwas daran zu ändern.
Küche 1
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Das komplette Küchengeschirr war siffig - wie wir feststellen mussten war es zwar vom Vormieter offenbar durch die Spülmaschine gejagt worden, diese funktionierte aber nicht richtig. Wir spülten also alles von Hand. Den ganzen Urlaub durch, obwohl die Spülmaschine mitbezahlt war.
Anbau
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Die versprochene Waschmaschine befand sich im Anbau. Dort kamen wir erst am 2. Tag hinein, weil man vergessen hatte uns den zweiten Schlüssel zu geben. Wohlgemerkt: Der Anbau war Teil des Mietgegenstandes. In ihm war auch die Sauna, die zu unserer Überraschung funktionierte. Auch ein altes, muffiges Kinderbett, sowie der Hochstuhl wurden hier aufbewahrt. Da der gesamte Anbau intensiv nach Schimmel stank (da hier auch der verrottete Duschvorhang hing) mussten wir erstmal weitere 2 Tage durchlüften. Trotzdem konnten wir uns WIRKLICH nicht vorstellen unser Kind in das vermufft Babybett zu legen. Keine Chance. Unsere Lüftungsaktion bewirkte jedoch, dass das Schlafzimmer im Anbau nutzbar wurde, was wirklich nötig war, da ja das befreundete Ehepaar anreiste. Was die Waschmaschine anging: Diese funktionierte. Wenn auch sehr laut und mit großer Unwucht und ich vermute mal, dass sie nur noch diese Saison läuft.
Küche 2
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Zurück in die Küche: Neben der Spülmaschine war auch die Mikrowelle defekt. Gefrier- und Kühlschrank funktionierte jedoch, ebenso der Herd. Abgesehen von dem schon erwähnten versifften Geschirr fand ich noch einen halb verschimmelten Brotkorb sowie diverse Gewürzdosen von denen ich wirklich keine Ahnung habe, was da mal ursprünglich drin war. Die üblichen Mehl- und Tütensuppenreste unserer Vorgänger verstaute ich in einer Ecke und die versifften Sachen in einer Tüte auf den Schränken. Und nachdem die Schränke ausgewischt waren konnten wir uns halbwegs heimisch fühlen.
Wohnzimmer
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Die Einrichtung war zusammengewürfelt aber in Ordnung. Der Kamin war wie versprochen vorhanden. Ob er funktionierte kann ich nicht beurteilen - es war ja Sommer. Die Kommode war vollgestopft mit Spielen und alten Prospekten und fiel halb auseinander. Aber was soll's - man konnte es aushalten im Wohnzimmer.
Kinderzimmer
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Das Kinderzimmer war dreckig. Besonders unterm Kojen-Bett lag jede Menge Dreck. Doch auch der Teppich war siffig. Immerhin verfügte das Kinderzimmer über einen Schrank. Den einzigen im ganzen Haus!! Die Therme fand neben dem Schrank auch noch irgendwie Platz.
Dachgeschoss
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Gemütlich und kuschelig war das Dachgeschoss. Ganz wie ich es mir vorgestellt hatte. Es verfügte über einen Flur-Raum in dem eine kleine Sofa- und Fernsehecke Platz fand. Ausgerüstet mit modernster Technik.
Daneben fand sich das Eltern-Schlaf-Zimmer. Darin befanden sich zwei Betten und zwei Nachttische. Da wir ja aus bekannten Gründen auf das Kinderbett verzichtet hatten, entschieden wir uns, dass Miriam zwischen uns schlafen solle. So geschah es, dass wir nicht allein waren, sondern mit Kind im Arm auf den Fußboden plumpsten, als das Bett unter uns nachgab. Zugegeben: Ich BIN korpulent, aber es war mein Mann der in der ersten Nacht in dem Bett schlief, das zusammenbrach. Genau gesagt war es der Lattenrost, der krachte. Mit Kind im Arm kuschelte ich mich also in die Sofa-Ecke, während mein Mann versuchte das Bett zusammen zu basteln.
Der Morgen kam und in der nächsten Nacht versuchten wir unser Glück noch einmal. Diesmal plumpste ich auf den Boden. Langsam wurden wir RICHTIG sauer! Doch wir hatten Urlaub und den wollten wir uns nicht vermiesen lassen, also bauten wir uns ein kuscheliges Matrazenlager für die nächsten 10 Tage. Schließlich bin ich ja alte Pfadfinderin … Allerdings mussten wir nun höllisch auf das Kind aufpassen, denn das Dachfenster reichte vom Fußboden bis zur Decke des Zimmers und es wäre ein Leichtes für die Kleine gewesen da rauszuplumpsen, nachdem das Bett nicht mehr vorm Fenster stand.
Badezimmer
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Nun - was verstehen Dänen unter einem Badezimmer? Ich sag's Euch: eine Nasszelle! Das "Bad" war eine quadratische Fläche von ca. 1,50 m X 1,50m. Darin befand sich ein Klo, ein Waschbecken und die Dusche, sowie ein Vorhang mit dessen Hilfe Klo und Waschbecken vom Duschbereich abgegrenzt wurden. Der Fußboden wurde jedoch komplett nass. Der Duschvorhang war soweit in Ordnung - offenbar hatte ihn jemand gewaschen, denn im Gästebuch hatten wir inzwischen nachgelesen, dass unsere Vor-Vormieter beklagten, dass BEIDE Duschvorhänge verschimmelt waren. Bei uns war nur der Vorhang im Anbau verschimmelt. Dort befand sich ein etwas geräumigeres Bad, das durchschnittlichen deutschen Vorstellungen eines Badezimmers entsprach - abgesehen natürlich vorm Vorhang.
Fehlende Zimmer
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Jaja - wir beklagen uns nicht nur über die vorhanden Räume, nein - auch über fehlende Zimmer kann man maulen. So stand in der Beschreibung, dass es 4 Schlafzimmer gäbe - tatsächlich waren aber nur 3 vorhanden. Die Kojen-Betten im Kinderzimmer, die zwei zusammengekrachten Betten im Dachgeschoss und zwei Betten im Anbau. Letzere sollen durchaus bequem gewesen sein, wenn auch gewöhnungsbedürftig, denn darüber hing eine große Solariums-Lampe. Schließlich musste man ja das beworbene Solarium auch noch irgendwo unterbringen, nicht wahr? Ob das Ding funktionierte haben wir jedoch nie ausprobiert. Irgendwie war uns das Ganze suspekt … Fazit: Zwei von 8 Betten waren nicht existent, weil das Zimmer fehlte. Zwei weitere waren kaputt. Zwei waren als Kojenbetten konzipiert. Eines ganz normal und okay. Und eines war zwar okay aber es hing eine große Solariumslampe darüber. Nicht zu vergessen das mitgemietete versiffte Kinderbett, dass ich auch als unbenutzbar einstufen möchte.
Natur pur
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Das Grundstück auf dem unser Häuschen stand war durchaus hübsch und großzügig. Die versprochenen Spielgeräte reduzierten sich auf eine kaputte Platikschiebkarre, einen Ball und ein mehr oder weniger funktionsfähiges Kricketspiel, doch bot die Natur viel mehr Kurzweil: Zum Beispiel das Hornissennest am Anbau direkt vor der Einfahrt. Die gutmütigen Viecher taten uns nix, verhinderten aber gemütliche Abende bei Kerzenlicht auf der Terasse oder gar nächtliches Lüften. Ein Blick ins Gästebuch verriet, dass dieses Nest bereits vor 2 Jahren Gästen aufgefallen war …
BESCHWERDE
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Wir beschlossen, uns die Laune nicht vermiesen zu lassen, listeten alle Mängel auf, forderten Abhilfe, fuhren zum DANCENTER wo ein netter, älterer Däne mit miserablen Englisch-Kenntnissen uns überaus freundlich den Empfang unserer Mängelliste bestätigte und mitteilte er werden den Besitzer informieren und sei untröstlich, etc. pp….. Was soll's - wir kauften uns ein Eis und gingen an den Strand.
BEWEISMITTEL
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Wir machten ein paar Fotos, drehten ein Video von den Hornissen, rechneten nicht wirklich mit Abhilfe und machten uns trotzdem ein paar nette Tage. Unser Bettenlager entwickelte eine gewisse Jugendlager-Romantik und wäre das Kind nicht zwischen uns gelegen, so könnte möglicherweise inzwischen ein Geschwisterchen unterwegs sein, doch DANCENTER hat dies erfolgreich verhindert.
REKLAMATION
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Auf unsere Reklamation hin erhielten wir nach mehreren Wochen einen ausgesucht höflichen Brief von DANCENTER in welchem man uns für unsere Geduld dankte. Sie bedauerten, dass "der Ferienhausaufenthalt nicht vollständig Ihren Erwartungen entsprochen hat.". Die Beanstandungen würden in Zusammenarbeit mit den Leistungsträgern überprüft und man wolle "im notwendigen Umfang Verbesserungen veranlassen".
Ferner wurden wir informiert, dass bei einem Ferienhaus, dass die ganze Saison über bewohnt werde grundsätzlich damit gerechnet werden müsse, dass diese teilweise sehr intensive Nutzung nicht spurlos bleibe. Zudem sei das Auftreten von Insekten wegen der ländlichen Umgebung praktisch unvermeidlich.
Dennoch bot man uns (natürlich ohne Präjudiz für die Sach- und Rechtslage) eine Entschädigung von 15 % an. Sympathischerweise lag der Scheck gleich bei, so dass wir ihn nur noch Einlösen mussten, damit aber sämtliche Ansprüche als abgegolten akzeptieren würden. Nun ja - das sollte uns reichen.
Die Entschuldigung für alle Unannehmlichkeiten akzeptierten wir auch, doch die Hoffnung, dass DANCENTER und vielleich bald erneut in einem DANCENTER-Ferienhaus begrüssen könne, werden wir wohl enttäuschen müssen...
FAZIT
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Die Reklamationsabteilung von DANCENTER arbeitet langsam aber gründlich. Das örtliche Büro war freundlich aber unprofessionell und schusselig. Das Haus war unter aller Würde: unsauber UND noch nichtmal entsprechend der Beschreibung ausgestattet. Vieles war kaputt oder unbenutzbar. Alles in allem möchte ich für DANCENTER nur zu gern 0 Punkte vergeben, denn der Urlaub hat nicht gehalten was DANCENTER versprochen hat.
Zugegeben - der Urlaub HATTE seinen Charme. Hornissen am Haus und miese Waschgelegenheiten erinnerten zusammen mit dem Matrazenlager doch sehr an meine alten Pfadfindertage. Doch hatten wir eben keine Pfadfinderromantik gebucht und wer mit Kind reist ist über ein erzwungenes Lagerleben nicht wirklich erfreut. Da können wir nächstes Mal gleich ein Zelt nehmen um Campen gehen ...
SCHLUSSWORT
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Falls jemand wirklich bis hierher gelesen hat, danke ich herzlich für das Interesse! Allen anderen danke ich fürs Überfliegen, Werten und Kommentieren. Ich hoffe ich bin meiner Verpflichtung der CIAO-Community gegenüber gerecht geworden und konnte möglicherweise einen ähnlich ärgerlichen Urlaub für den ein oder anderen verhindern.
Ich wünsche allen ein besseres Händchen bei der Urlaubsplanung für 2007!
Liebe Grüsse
Eure
Alitschka
© by Alitschka am 4.12.2006 weiterlesen schließen
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