Pro:
gut gemachter Film
gute Extras
schöne Verpackung ("2" Disc Set)
Kontra:
Romanze etwas zu schmalzig
möglicherweise auftretende Fehler in der Verarbeitung ("2" Disc Set)
Empfehlung:
Ja
Regie: David Lean
Darsteller: Omar Sharif, Alec Guiness, Rod Steiger, Julie Christie, Geraldine Chaplin
Inhalt:
In einer Rückblende aus der Sicht von dessen Halbbruder, General Yevgraf Schiwago (Alec Guiness), wird das Leben des Dichters und Arztes Yuri Schiwago (Omar Sharif), sowie dessen Romanze mit Lara erzählt.
Schon frühzeitig verstarb dessen Mutter, woraufhin er von Freunden der Familie (den wohlhabenden Gromekos) aufgenommen wurde und eine Ausbildung als Arzt absolvierte und sich nebenbei einen Namen als Dichter machte. Parallel dazu erzählt der Film im zaristischen Rußland kurz vor dem ersten Weltkrieg die Geschichte der Lara Antipova (Julie Christie), einer Schülerin kurz vor dem Schulabschluß, deren Mutter eine Schneiderei betreibt und die mit dem einflußreichen Komarowski (Rod Steiger) verkehrt, der mit der Zeit auch immer öfter mit Lara ausgeht. Als Komarowski Lara vergewaltigt (einen Selbstmordversuch der Mutter hatte er vorher schon verursacht) sinnt die nach Rache: auf der Weihnachtsfeier einer Nobelgesellschaft - just bevor Schiwago seine Verlobung mit Tonya (Geraldine Chaplin), der Tochter der Gromekos, bekanntgibt - schießt sie Komarowski an und verschwindet danach mit ihrem Jugendfreund Pascha, einen engagierten Kommunisten, den sie später heiratet.
Als der erste Weltkrieg ausbricht, dient Schiwago in der Armee als Arzt und trifft dort wieder auf Lara, die auf der Suche nach ihrem Mann als Krankenschwester arbeitet. Während der gemeinsamen Zeit in einem Lazarett wachsen die gegenseitigen Sympathien, nach Beendigung des Kriegs kehrt Schiwago jedoch nach Moskau zu seiner Familie zurück. Dort haben sich die Verhältnisse durch die Revolution stark geändert - im Haus der Familie wurden andere Familien zusätzlich einquartiert, bei einem Besuch macht Yevgraf (das erste Treffen der Halbbrüder übrigens) Yuri klar, daß er durch seine (eigentlich unpolitischen) Gedichte nicht erwünscht wird.
Deshalb flieht die Familie aufs Landgut am Uralgebirge - auf der Reise dorthin begegnet Schiwago Laras totgeglaubten Mann, der als Armeeführer Strelnikow sein Unwesen treibt - und führt dort ein recht glückliches Leben. Auch hier kreuzt sich sein Weg wieder mit Lara, die in der nahen Stadt wohnt und die zwei gehen ein Verhältnis ein. Eines Tages wird Schiwago jedoch am Rückweg aus der Stadt von Partisanen zwangsrekrutiert, für die er im Bürgerkrieg als Arzt Dienste leisten muß bis ihm nach Jahren die Flucht gelingt.
Als er zum Landgut am Ural zurückkehrt ist seine Familie schon ins Ausland geflüchtet, alleine Lara ist noch da. Doch am Ende wird er auch von ihr getrennt - sie flieht mit Komarowski in den Osten, während er nach Moskau zurückkehrt, wo er in einer Straßenbahn (ironischerweise der Ort, wo er Lara das erste Mal sah) an einem Schwächeanfall stirbt, just als er auf der Straße Lara entdeckt.
Kritik:
Regiesseur David Lean schrieb mit "Die Brücke am Kwai", "Lawrence von Arabien" und "Doktor Schiwago" Ende der 50er, Anfang der 60er Filmgeschichte, wobei "Doktor Schiwago" meiner Meinung nach leider der schwächste davon ist. Wie in den beiden anderen Filmen zeigt sich auch hier hohes handwerkliches Können, die wundervollen Landschaftsaufnahmen und epische Bildsprache sind schlichtwegs grandios (ebenso wie der geniale Soundtrack von Maurice Jarre), in den Schlacht- und Massenszenen knüpft Lean nahtlos an die vorhergehenden Filme an, diese sind immer von beeindruckender Dramatik und Ästhetik.
Doch leider (zumindest meiner Meinung nach) merkt man Lean an, daß Romanzen nicht seine Spezialität sind. In vielen Szenen wirkt der Film viel zu schmalzig, wird zu dick aufgetragen und zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt - auch wenn's dem Film kommerziell nicht geschadet hat. Und obwohl sich Omar Sharif redlich bemüht - abgesehend davon, daß ich's etwas störend fand, daß in Rußland alle mit britischen Akzent reden - richtig sympathsich war mir seine Verkörperung des Doktor Schiwago nicht, sogar leicht nervend würde ich sagen. Vom Cast her liefern Steiger als herrlich unsympathischer Komarowski, Guiness als Schiwagos Bruder und Courtenay als sinistrer Pascha/Strelnikow noch die besten Leistungen ab neben einem Kinski, der sogar in einer kleinen Nebenrolle den anderen die Show stielt.
Im Gegensatz zu den romantischen Szenen überzeugt der Film in der Darstellung des zaristischen vor- bzw kommunistischen nachrevolutionären Rußland, wie schon erwähnt sind da die Massenszenen exzellent - etwa die Niederschlagung einer kommunistischen Demonstration durch zaristische Reiter, Meuterei an der Front, Partisanen gegen "Weiße" im Bürgerkrieg... Insgesamt gelingt es - auch mit Hilfe der imposanten Sets - einen einigermaßen guten Eindruck der Zeit und des geschichtlichen Verlaufs der russischen Revolution zu vermitteln, etwas mehr davon auf Kosten der kitschigen Liebesgeschichte wäre meiner Ansicht nach vielleicht besser gewesen, denn in diesen Szenen überzeugt Lean.
DVD (2 Disc Set):
Der über drei Stunden lange Film ist auf zwei Discs verteilt, besser gesagt auf zwei Seiten einer Disc, d.h. das Ganze kann man sich vorstellen wie 2 DVDs die zusammengeklebt wurden. Und so abenteuerlich wie das klingt ist's auch, bei genauerer Betrachtung macht man an der Klebeschicht Bläschen aus - mit dem Resultat, daß bei mir die Wiedergabe in einem Kapitel hing - weswegen ich vom 2-Disc Set auch abraten würde. (In meiner ganzen DVD-Sammlung übrigens die einzige DVD die einen Fabrikationsfehler aufweist).
Neben dem Film enthält die DVD die Tonspur (angesichts der guten Filmmusik nicht uninteressant) und eine aufschlußreiche Dokumentation über die Produktion - nicht im Stile der Werbe-"Making Ofs" (mit der "wir sind ja alle so super" Stimmung) neuerer Produktionen, auch wenn diverse Anektoden und Fakten sich beim Ansehen der Extras teilweise wiederholen. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben