Pro:
Übersichtlich, gut zu erreichen, sauber, viel Kunst und Kultur, Schlenderpromenade am Seeufer, Halbinsel Mettnau mit Kurbetrieb in der Nähe
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Der Bahnhofsplatz in Radolfzell ist ein guter Ausgangspunkt für Erkundungen des Stadtzentrums und der näheren Umgebung. Gleich daneben befinden sich die Tourist-Information und der Zentrale Busbahnhof. Auf der gegenüber liegenden Seite wartete die Altstadt auf meinen Besuch.
Schon am Beginn der Seetorstraße hält das Stadtmuseum seine Pforten geöffnet. Es ist in den Räumen einer ehemaligen Apotheke aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Hier kann man neben einer alten Ladeneinrichtung auch eine Reihe von Gemälden des Malers Carl Spitzweg bewundern. Darüber hinaus gewähren die Ausstellungen einen Einblick in die Stadtgeschichte bis ins Mittelalter. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Leben des Dichters Joseph Victor von Scheffel in Radolfzell. Benachbart findet man das sehenswerte Ritterschaftshaus, das heute dem Amts- und Arbeitsgericht als Sitz dient.
Die beherrschende Position nimmt aber das Münster Unserer lieben Frauen ein. Es passt richtig gut in diese Stadt hinein, und dessen Geschichte hängt stark mit den Ursprüngen der Stadt zusammen. An der Außenmauer konnte ich etwas über die Entstehung lesen. Einzigartig sind die figürlichen Darstellungen im Außenbereich und im Münster selbst. Dazu gehört auch eine Krippe in einem Pavillon mit gewölbeartigem Dach. Bis heute steht das Münster im Zentrum einer Wallfahrt, und alljährlich im Juli feiert die Stadt ein großes Fest zur Verehrung der sogenannten Hausherren.
Neben dem Gotteshaus befindet sich das Rathaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das früher auch als Fruchthalle verwendet wurde. Den Bereich dahinter schmückt das Österreichische Schlösschen, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts für den damaligen Herrscher von Vorderösterreich gebaut wurde. Denn Radolfzell gehörte wie viele andere Städte dieser Gegend über Jahrhunderte zum Habsburger Reich. In den Gassen herrschte ein ganz besonderes Flair. An jenem Sonntag war es eigentlich ganz leer, ich hatte viel Platz und genug Zeit, um mir in Ruhe alles anzuschauen.
An die Bedeutung der Radolfzeller Fasnet erinnert der kuriose Kappedäschle-Brunnen an der Ecke der Schmidtengasse / Poststraße. Er wurde in jüngerer Zeit durch einen einheimischen Künstler geschaffen. Nur wenige Schritte entfernt steht ein prunkvolles Fachwerkhaus an der Ecke Schmidtengasse / Kaufhausstraße. Es ist nach den Bauherren als Egloffsches Haus bekannt, hat aber auch den Namen Münzschmiede, da es eine Zeitlang diesem Zweck diente.
Im Bereich Teggingerstraße / Fürstenbergstraße befindet sich der Eingang zum Stadtgarten. Hier können auch Reste der alten Stadtbefestigung besichtigt werden. Zu ihnen gehört der mächtige Höllturm mit seiner runden Bauart, den vergitterten Fenstern und einem Bildnis zweier Bischöfe und dreier Wappen. Der Stadtgarten wird von mehreren Wegen durchzogen und ist ringsherum mit bunten Blumen geschmückt. Auf einer Parkbank machte ich eine Pause und ließ die wundervolle Atmosphäre auf mich wirken. Ein Pavillon, mehrere Teiche, Spielgeräte, eine Gedenktafel für den Ehrenbürger Karl Wolf und eine formschöne Straßenbrücke lockern das Ambiente auf - es fehlt an nichts !
Am südlichen Ende des Stadtgartens gibt es das Weltkloster Radolfzell, ein Ort der Begegnung von verschiedenen Religionen und Kulturen. Die Räumlichkeiten befinden sich in der zur Wohnstätte umgebauten Kirche des ehemaligen Kapuzinerklosters. Unweit davon steht mit dem Pulverturm ein weiterer gut erhaltener Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlagen.
In der gesamten Altstadt verdienen die zahlreichen malerischen Gassen mit ihren alten Häusern die höchste Beachtung. Während an einigen Stellen reger Publikumsbetrieb herrscht, gibt es an anderen stille Winkel, wo man sich wie in einem Dorf vorkommt. Gepflasterte und begrünte Straßen, Häuser mit kleinen Läden und gepflegter Gastronomie und immer wieder Orte zum Entspannen – es macht Spaß, durch diese Altstadt zu schlendern.
Direkt gegenüber dem Bahnhof stieß ich auf den Wäschbruck-Hafen mit seinen vielen Liegeplätzen. Hier konnte ich die buntesten und schönsten Yachten bestaunen. Die Uferpromenade verläuft von diesem Ort in beide Richtungen. In der einen geht es weiter bis zu einem Wanderheim, das während der Saison geöffnet ist und seinen Gästen auch Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Am Rande des Weges sorgen Baumreihen für eine Auflockerung, dazu gibt es kleinere Strandabschnitte und Anlegestellen vom Eisenbahner-Sportverein Radolfzell. Ich lief eine Zeit am Ufer entlang, dann kehrte ich um, denn ich wollte noch mehr von der Stadt sehen.
In der anderen Richtung grüßte das Konzertsegel, eine Veranstaltungsstätte mit herausragendem Design. Das war die passende Umgebung für eine Rast und Zeit, mir ein Eis in der Sonne zu gönnen. Urlaubsgefühl pur ! Die Beflaggung mit Fahnen mehrerer europäischer Länder repräsentiert hier die Weltoffenheit der Bodenseeregion. Beispielhaft wurde der Uferbereich durchgängig mit Blumen sowie Skulpturen und Monumenten geschmückt, die sich auf Themen zu Umwelt, Mensch und Natur beziehen. Von der Innenstadt Radolfzells bis auf die Halbinsel Mettnau gibt es kaum einen Ort, an dem sich nicht ein Platz zum Verweilen bieten würde. weiterlesen schließen
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