Pro:
Genau das weiß ich nicht
Kontra:
Warum braucht jemand ein Handy?
Empfehlung:
Ja
„Terra incognita“
So stand es manchmal auf alten Landkarten.
Und zur Abschreckung zusätzlich:
„Hic sunt tigres et leones!“
Und genauso fühle ich mich jetzt : Auf unbekannten Gelände !!
Ich versuche mich an der Beschreibung eines Gerätes, von dem ich keine Ahnung habe, das angeblich Dinge kann, von denen ich noch nie gehört habe, vor allem weil ich nicht einsehe, warum ich so etwas haben sollte oder gar müsste.
Eine Standard-Bemerkung zu Berichten über Handys war immer:
„Bericht für fans & freaks und Betroffene; obwohl: Niemand hat mir bis jetzt schlüßig erklären können, warum der Mensch mit einem Handy herumlaufen soll oder gar muss!!“
Und ich verspreche, dies wird ein dreifacher Bericht: der erste, der einzige und damit auch der letzte Bericht über ein Handy!!
Großes Indianer-Ehrenwort!!
Für die Tapferen unter den Bewerteten ist nun die Zeit zur Rache gekommen:
Ich versuche mich an der Beschreibung des
NOKIA 7390.
Dieser Versuch ist zum Scheitern verurteilt, denn ich sehe die Notwendigkeit immer noch nicht ein.
Der Partner in der Agentur hatte immer das Argument:
„Unsere Techniker müssen Dich erreichen können!“
Meine Gegenrede:
„Ich bin von morgens um acht bis abends um acht im Büro. Wenn mich einer bis abends um acht nicht erreicht hat, macht der am nächsten Morgen um acht ein Rennen mit.“
Aber Lebensumstände ändern sich und damit manchmal die Anforderungen.
Jetzt habe ich mich als verrenteter Zausel noch mal zu einem meiner klassischen Drei-Jahres-Verträge überreden lassen.
Mein neuer Partner besteht auf einem Handy.
Ich bin mal gespannt, wann der merkt, dass dieses Gerät grundsätzlich nach 17:30 Uhr ausgeschaltet wird, denn dann hab’ ich Feierabend, treib’ mich auf einer der angesagten ‚after-work-parties’ rum (wer’s glaubt, wird selig), möchte in Ruhe ein Feierabend-Weinchen schlürfen und ansonsten nicht mehr gestört werden.
Denn mir ist immer noch die empörte Meldung eines unserer Fast-Kunden im Ohr, der äußerst aggressiv fragte:
„Wissen Sie, wobei Sie stören?“
Meine Antwort:
„Kann nicht so interessant gewesen sein, sonst wären Sie nicht ans Telefon gegangen!“
beendete sowohl dieses Gespräch als auch eine möglicherweise fruchtbare Geschäftsbeziehung.
Nun habe ich mir ein Handy anklappen lassen, und wie es sich dabei gehört: zu einem Klapphandy.
Aus der Eigenbeschreibung des Herstellers:
Dies sei ein ‚Kompaktes, elegantes Mobiltelefon zum Aufklappen’.
Es habe ein ‚Brillantes QVGA-Display mit 16,7 Millionen Farben und ein kleines Display 262.144 Farben
Darüber hinaus ein ‚Integriertes UKW-Stereo-Radio, Stereo-MP3-Player und Video-Player (MP4)
Außerdem eine ‚3-Megapixel-Kamera mit Autofokus und integriertem Blitzlicht’
Es seien ‚Videotelefonie und Videostreaming in Breitband-Geschwindigkeit über UMTS-Netze’ möglich.
Und es verfüge über eine ‚Bluetooth Funktechnik’.
Das alles erschreckt mich, denn ich möchte lediglich angerufen werden. Ich werde es aktiv niemals benutzen. Noch ein Versprechen!!
Das Ganze läuft unter oder mit dem Werbespruch ‚L’Amour Collection’
Und jetzt nochmals aus dem Eigenlob, das hier als Information verbrämt wird.
„Die Mobiltelefone der Nokia L’Amour Collection präsentieren sich modisch raffiniert und mit verträumter, aber unaufdringlicher Ornamentik“
Und so geht es weiter mit Begriffen aus der Architektur, der Welt des Produktdesigns, mit einem Hauch von Orient und Exotik aus der weiten Welt der Mode.. Es wird von Romantik geschwafelt und einem ‚edlen Touch’.
Eine andere Werbe-Botschaft unterstellt mir eine multiple Persönlichkeit
„Du hast viele Seiten! Welche lebst Du heute?“
Ich kann auftreten als
Fotojournalist,
Musikfan,
Business-Partner oder als
Modefreak.
Und dazu brauche ich nur dieses Handy
Von der Arbeit eines Fotojournalisten weiß ich nur, dass fotografieren auf Arabisch „All’ma’lachan“ heißt.
Als Musikfan werde ich versuchen, mir als ‚Klingelton’ „Knocking on Heaven’s Door“ zu besorgen, vielleicht auch „Sylvia’s Mother“, aber nur damit ein Anrufer auch weiß, mit wem er sich anlegt.
Bei der Gelegenheit mal wieder eine der berüchtigten 1-Million-Euro-Fragen:
„Wie heißt denn ‚Sylvia’s Mother’ mit Nachnamen?
Googlen ist unfair, wikipedia erst recht. Und ‚Songtexte’ nachschlagen, kann wohl inzwischen jeder.
Früher haben wir zu ‚Display’ Bildschirm gesagt und ein QVGA mit 16,7 Millionen Farben erschreckt die alten Äugelein doch schon sehr, auch 262.144 Farben sind schon ganz schön buntig.
QVGA ist die Abkürzung für Quarter Video Graphics Array . Dabei handelt es sich um eine Bildschirmdarstellung mit einer Bildauflösung von 320 × 240 Pixeln , die genau ein Viertel (englisch Quarter ) der VGA -Auflösung von 640 × 480 Pixeln beträgt.
Muss ich jetzt bei ‚Bildschirmauflösung’ befürchten, dass sich dieses Gerät in absehbarer Zeit selbst auflöst??
Als Jugendliche waren wir immer bemüht, mit so wenig wie möglich Pickeln herumzulaufen, aber die ‚kids’ von heute sind auf 302.400 Pixel stolz?
Als ‚Musikfan’ möchte ich mich schon bezeichnen, aber warum soll ich mit einem Radio durch die Gegend rennen und mir mein wichtigstes Warnorgan – das Ohr – im alltäglichen Verkehr zukleistern?
Und ein ‚Moderfreak’ bin ich schon mal grad gar nicht, denn gerade derjenige, der nach den neuesten Trends schielt, gerade der lebt fremdbestimmt. Und das habe ich noch nie zugelassen.
Jede Menge Zubehör gibt es auch, z.B.
Ein Nokia Bluetooth, von dem ich mir habe erklären lassen, dass sei ein Knopf, den ich mir ins Ohr stecken könne und dann im Umkreis von ca. 6 m um das Handy herum immer noch telefonieren könne.
Kann mir bitte jemand erläutern, warum ich mir einen Blauzahn ins Ohr stecken soll, wenn ich telefonieren möchte?
Eine Nokia-Tasche gibt es als Sonderangebot auch in rosa. In meinen Jacken und Mänteln habe ich mindestens jeweils drei Taschen, von denen eine dermaßen kaputt ist, dass die berechtigte Hoffnung besteht, dass ich dieses Ding irgendwann verliere.
‚Nokia Fashion-Schmuckanhänger’ gibt es auch, und zwar eine ganze Kollektion.
Alles zu bestellen über www.nokia.com.
Die Betriebszeiten sollen bei einer Sprechzeit von 2,5 Stunden liegen und die ‚Stand-by-Zeit’ liege bei 260 Stunden, so der Hersteller. Allerdings habe ich noch niemals zweieinhalb Stunden am Streifen telefoniert, so dass ich diese Angabe aus eigenem Wissen nicht bestätigen kann.
Das Gerät habe die Abmessungen 90 x 47 x 19 mm, insgesamt 78 cm² und wiege 115 g. Einen Verlust werde ich also nicht einmal durch die geringe Gewichtsveränderung bemerken.
Es hat einen Speicher von 21 MByte für Nutzerdaten und dieser sei ‚Unterstützung für bis zu 2Gbyte große microSD-Speicherkarten.
Wozu das nütze ist?
Fragt mich bitte nicht!! Ich weiß es nicht.
Es hat 7 (i.W. sieben) Audio- und Sprachfunktionen, deren Aufzählung ich Euch erspare, denn ich weiß nicht, was das alles bedeutet. Ich lese es zwar, bin jedoch unfähig, Begriffe ‚Nokia Xpress-Audio-Mitteilungen’ in verständliches Deutsch zu übersetzen.
Alles in allem ein recht unnützes Ding, also für mich.
Wer glaubt, so etwas nötig zu haben und der es gar benutzen oder gebrauchen kann, dem möchte ich vom Kauf eines solchen Dings nicht abraten.
Über den Preis kann ich Euch leider keine Angabe machen, denn die Firma hat gekauft und bezahlt.
Und in weiser Vorausssicht wurde mir der Preis verschwiegen, denn wahrscheinlich hätte ich einen mittelschweren Wutanfall bekommen.
Ich bezeichne mich selber nicht als ‚beratungsresistent’, was einige vielleicht mit 'starrsinnig' übersetzen, aber ich bleibe dabei:
Bis jetzt hat mir noch niemand schlüssig bewiesen, warum ich mit einem Handy herumlaufen soll oder gar muss.
Und auch diesmal weise ich darauf hin, dass dieser Artikel auch auf anderen Plattformen, auch unter dem Namen des mir ehelich anvertrauten Weibs – cunda - erscheinen wird. Ebenfalls – auszugsweise und umformuliert - in etlichen Tageszeitungen, z.B. der NOZ oder dem KStA.
topfmops bedankt sich fürs Lesen und Bewerten und freut sich auf viele Kommentare. weiterlesen schließen
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