Pro:
schnell eingelesen, schöner Schreibstil, tolle Geschichte
Kontra:
zur Zeit nur als HC Ausgabe
Empfehlung:
Ja
Meiner Familie bleibt nicht verborgen, dass ich unheimlich gerne lese und überall wo es sich machen lässt, die Nase zwischen einem Buch habe.
Zu Weihnachten habe ich natürlich auch immer eine gewaltige Liste an Wunschbüchern, auch angeregt durch verschiedene Ciao-User! ( Im Übrigen @ roli-b: ERSTER!! ;-o )
Gewaltig daher, weil zum einen der Markt an historischen Romanen, welches mein bevorzugtes Genre ist, zur Zeit boomt und ich so zum anderen selber auch noch eine kleine Überraschung an Weihnachten habe, welches Buch es nun geworden ist.
Letztes Jahr waren es dann gleich vier Bücher und eines davon habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Geschrieben wurde es von Iny Lorentz und es trägt den Titel:
.oO0Oo. Die Pilgerin .oO0Oo.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Inhaltsangabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die Reichsstadt Tremmlingen im 14. Jahrhundert: Hier führt die junge und schöne Tilla als Tochter eines wohlhabenden Kaufherrn ein behütetes Leben. Doch dann stirbt ihr Vater und ihr machthungriger Bruder zwingt sie zu einer verhängnisvollen Heirat....
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Autorin ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Iny Lorentz wurde eigentlich erst richtig bekannt mit dem Bestseller "Die Wanderhure", aber erst mal von Anfang an, denn geboren wurde die Dame 1949 in Köln. Seit 1980 allerdings wohnt sie in Bayern. Ihr Hauptberuf, den sie nach einem Abitur auf dem Abendgymnasium und einem angefangenen Medizinstudium ausübt, ist nach dem EDV-Operator, die Organisationsprogrammiererin. Nachdem sie einige Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien verfassen konnte, hat sie sich dem Schreiben von Romanen verschrieben. Zusammen mit ihrem Mann Elmar Lorentz bilden sie ein Autorenpaar, welches schon einige Bestseller auf den Markt gebracht hat.
Neben einigen Kinderbüchern erschien im Jahr 2003 "Die Kastratin", 2004 "Die Goldhändlerin" und die besagte "Wanderhure". Schlag auf Schlag ging es 2005 weiter mit der "Kastellanin" welche der zweite der Wanderhure ist, "Die Tatarin" und letztes Jahr der dritte Teil der Wanderhure "Das Vermächtnis der Wanderhure". Weiter erschienen mein vorgestelltes Buch und das Buch "Die Löwin"
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Buch ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Die Pilgerin" ist noch recht druckfrisch und erst letztes Jahr erschienen, von daher gibt es dieses Buch erst mal wieder nur als Hardcover-Ausgabe und dann in ca. 2 Jahren als Taschenbuch.
Der Roman erscheint im Knaur-Verlag unter der ISBN-Nr.: 978-3-426-66249-6 und kostet
16,90 €.
Das 703 Seiten starke Buch wird mit einem schön gestalteten Schutzumschlag geliefert, der hauptsächlich in grün gehalten ist und auf der lediglich der Körper einer Frau zu erkennen ist. Wie auf vielen Büchern von Iny Lorentz ist vom Kopf lediglich das Kinn zu sehen, vielleicht um sich selber ein Bild oder Vorstellung von der Protagonistin zu machen und nur in etwa die Kleider der damaligen Zeit vor Augen zu haben.
Der Titel des Buches ist in goldener Schrift eingestanzt und verleiht dem ganzen einen edlen und wertvollen Eindruck.
Der Roman gliedert sich in neun Teile, die wiederum in verschiedenen Kapitel eingeteilt sind. Am Anfang wurde eine Landkarte Europas gedruckt, auf der die wichtigsten Stationen in der Geschichte dargelegt werden.
Im Anhang wird kurz auf die realen geschichtlichen Hintergründe eingegangen, alle mitwirkenden Personen erwähnt und eine Reihe von unbekannten Begriffen im Glossar erklärt.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Geschichte ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Hauptperson in diesem Roman ist Ottilie, genannt Tilla, Willinger, Tochter eines gutsituierten Kaufmanns aus Tremmlingen (Fiktive Stadt in Raum Ulm).
Eckhardt Willinger ist zu Beginn des Buches bettlägerig und man muss mit dem schlimmsten rechnen. Er selbst ist aber überhaupt nicht bereit zu sterben, denn er hat geschworen eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela zu unternehmen um für seine "kaufmännischen Verfehlungen" zu büßen. Des weiteren möchte er seine Tochter in guten Händen wissen und sie mit dem Sohn des angesehenen Bürgermeisters Laux zu verheiraten.
Seine eigenen Geschäfte sollen dann von Otfried, Tillas Bruder, weitergeführt werden.
Otfried ist aber nicht ganz der brave Sohn, den Vater sich so vorstellt, denn er schafft es innerhalb kürzester Zeit sein Testament zu fälschen, ihn zu töten, Tilla mit einem anderen Kaufmann (Veit Gürtler) zu vermählen, sich selber mit der Nichte seines neuen Schwagers zu verehelichen, nur um noch mehr Macht und Geld zu erlangen. Zumal sein neuer Schwager versucht die Reichsstadt Tremmlingen an den Herzog von Oberbayern zu verschachern.
Durch einen weiteren Mordanschlag, der allerdings nicht Veit Gürtler galt, stirbt dieser noch in der Hochzeitsnacht, nicht jedoch ohne Tilla vorher zu schänden und zu züchtigen.
Die Situation in ihrem neuen Heim spitzt sich zu und Tilla, die immer wieder an ihren toten Vater und an ihre aussichtslose Zukunft denkt, ersinnt den Plan für ihren toten Vater nach Santiago zu pilgern und sein Herz dort zu begraben.
Bei dem Versuch Geld aus dem Haus ihres Bruders mitgehen zu lassen, findet sie anklagende Papiere, so auch das gefälschte Testament und Papiere über das Komplott. Da sie diese mitgehen lässt und Otfried einige Zeit später das Herz des Vaters nebst Tilla vermisst, gerät er auf die richtige Fährte und setzt zwei Männer auf die Verfolgung von Tilla, na ja, eher auf die Papiere, an.
Aber auch Sebastian, ein Jugendfreund Tillas und zweiter Sohn des Bürgermeisters, wird von seinem Vater auf die Reise hinter Tilla hergeschickt, um sie zu beschützen und ihr beizustehen.
Diese hat sich, zunächst in Männerkleidung, einer elfköpfigen, bunt gewürfelten Gruppe um den Pilgerführer Vater Thomas, angeschlossen.
Was diese Menschen auf ihrem Weg alles für Abenteuer bestehen, ob Tilla es bis nach Santiago de Compostela schafft, welche Rollen die einzelnen Mitpilger spielen und ob Sebastian Tilla finden und beschützen kann, dass könnt Ihr dann noch selber nachlesen.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hintergründe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Einer Legende nach, sollen die Jünger die sterblichen Überreste des Jakobus zum Meer gebracht haben, von wo sie mit einem Schiff nach Galicien gebracht und beigesetzt wurden.
Seit vielen Jahrhunderten pilgern Menschen jeglichen Alters und jeglicher Herkunft den mühsamen weg, der von den Pyrenäen bis an die Küste Spaniens nach Santiago de Compostela führt, um für sich oder die Gesundheit von Familienangehörigen oder aufgrund von Verfehlungen am Grab des Apostels Abbitte zu leisten und zu beten.
Am Ziel erhält man eine Urkunde, aber nur, wenn man die verschiedensten Stationen eingehalten hat und in seinem Pass Stempel gesammelt hat. Das war damals so und das ist es heute noch.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mein Fazit ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Dieses Buch habe ich mal wieder verschlungen! Natürlich hat man bei Iny Lorentz immer den Beigeschmack, dass sich die Bücher ähneln:
Frau erleidet Schicksalsschlag, Frau muss für einen Mann einspringen um Familie oder sonstiges zu retten, Frau verkleidet sich als Mann und Frau zieht los! Soweit ist das richtig, aber ich kann Euch beruhigen. Ausnahmsweise merken hier doch einige Mitpilger schnell, dass es sich bei der Person, die sich nie vor allen auszieht, nie mit den anderen baden geht und sich nie rasieren muss, wohl um eine Frau handeln muss, auch wenn sie versucht im Stehen Wasser zu lassen!
Dazu kommt, dass ich den Schreibstil der Autorin unheimlich gerne mag und dass sie die fiktiven Begebenheiten optimal in die verschiedensten geschichtlichen Epochen einbaut.
Ihre Bücher wechseln in der Zeit, im Land oder gar in der Religion und somit gleicht kein Roman wirklich dem anderen.
Dieser Roman ist sehr gut gelungen und er befasst sich sehr mit den großen Punkten Macht, Gier, Intrigen, Vorurteilen, Freundschaft und Liebe. Zum Ende hin wird es gar sehr frivol und die Autorin nennt die Dinge beim Namen, zumal es zu der damaligen Zeit auch etwas freizügiger vonstatten ging.
Einige Abenteuer müssen die Pilger bestehen und zwischendurch erfährt man in einzelnen Kapiteln immer wieder wie es "zu Hause" in Tremmlingen weitergeht, man erlebt die Strapazen einer solchen Wanderschaft und man erkennt, was Vorurteile bewirken können.
Die Bücher von Iny Lorentz lassen sich sehr gut in einem Weg lesen, denn ihr Schreibstil ist wirklich schön und flüssig zu lesen. Beim lesen ist man ruck zuck in eine andere Zeit hineinversetzt und ich mache diesen Sprung unheimlich gerne.
Dementsprechend vergebe ich mal wieder 5 Sterne und eine klare Lesempfehlung.
Danke für Eure Lesungen und hoffentlichen Kommentare!
Tanja für ciao, yopi und dooyoo weiterlesen schließen
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