Pro:
Atmosphäre, die Protagonisten, Witz, Sound
Kontra:
hohe Hardwareanforderungen, Grafik nicht allzu berauschend, kurze Spieldauer
Empfehlung:
Ja
Ich bedaure nur, dass ich dich nie kennen gelernt habe. Du bist alles was zählt.
Doch Einsichten kommen oft zu spät, so auch bei Kane. Der von einer riesigen Narbe im Gesicht gezeichnete Kerl ist auf dem Weg in seine Todeszelle, beschuldigt am Tod von mehreren dutzend Menschen. Doch das Schicksal hat etwas anderes mit ihm vor und so wird der Gefängnistransporter von Unbekannten angegriffen, sodass Kane wieder an der, von Maschinengewehrsalven durchzogener, Freiheit schnuppern darf. Doch der Spaß währt nicht lange und so müssen er und seine ,Retter' sich durch unzählige Polizeisperren schießen. Gen Ende dieses furiosen Auftaktes wird klar, dass Kane von der Organisation The 7 befreit worden ist, um denen einen von ihm angeblich geklauten Koffer wiederzubeschaffen. Zur Verköstigung stellt ihm seine ehemalige Organisation den Geisteskranken Lynch zur Seite, welcher ein Auge auf ihn werfen soll und auch Frau und Tochter werden kurzerhand gefangen genommen, um den Protagonisten ein bisschen Feuer unterm Hintern zu machen.
Schnell wird dem Spieler klar, auf was er sich hier eingelassen hat. Eine von Beginn an fesselnde Story mit zwei dubiosen Hauptdarstellern. Zum einen Kane, der über Leichen gehen würde, um seine Familie zu retten - zum anderen der schizophrene Lynch, der zur Hälfte Bestie und Weichei zu sein scheint. Letzterer wird dem Spieler mit seiner ungewollt lustigen Art ans Herz wachsen, gleichzeitig schreckt er mit brutalen Aktionen ab, sodass er eigentlich moralisch verurteilt werden müsste. Doch genau dieses fifty-fifty - Prinzip kann man auch auf das ganze Spiel beziehen, denn es gibt an Kane & Lynch: Dead Men nur wenige Punkte, an denen man ehrlich sagen kann: "Das überzeugt mich jetzt total!"
So merkt man dem Gameplay deutlich an, dass das Spiel gleichzeitig für die neuen Konsolen entwickelt worden ist. Die etwas seitliche Third-Person-Perspektive sorgt zwar meist für genug Übersicht, führt aber in einigen Situationen automatisch zum virtuellen Tod, da man die Gegner nicht immer einwandfrei orten kann. Allgemein besteht das Spiel nur aus von A nach B laufen und dabei allen feindlichen Einheiten den Garaus machen. Das wirkt auf Dauer demotivierend und führt zu spielerischer Tristesse, auch wenn die ein oder andere Fahrt auf der Ladefläche eines Wagens für ein wenig, aber irgendwie kaum nachhaltige Abwechslung sorgt.
Gesteuert wird selbstredend mit Tastatur und Maus, doch die Funktionen des Spiels reduzieren sich auf nur wenige spezielle Tasten. Neben dem obligatorischen Laufen und Schießen nutzt man beim Zocken eigentlich nur gelegentlich das "E", um einen Knopf zu drücken oder eine Waffe vom Boden aufzuheben. Interessant wäre eigentlich die Teamfunktion gewesen, mit der man bis zu fünf Mitstreitern Anweisungen geben kann. Wäre… denn die künstliche Intelligenz hält sich sehr in Grenzen. So könnte man Feuerschutz anfordern, einen Bereich sichern lassen oder zum Folgen aufrufen, letztendlich macht man die Arbeit jedoch ganz von alleine. Nicht das die virtuellen Freunde unnütz wären, aber läuft einer dieser Banditen einem auch nur ein fünftes Mal vor die Flinte, dann fängt der Hass zu schüren an.
Hilfreich ist hingegen, dass einer der Kollegen immer ein wenig Munition parat hat, denn bei den zahlreichen Feuergefechten geht einem diese ganz schnell mal aus. Fragwürdig ist nur, warum man denen seine Waffe reichen kann, denn bei meinem Spielstand hatten sie stets selbst genug Schießeisen zur Hand.
Wenn man mal das Zeitliche segnet, muss man nicht sofort das Level von vorne beginnen. Per Adrenalinspritze wird einem schnell wieder auf die Beine geholfen, auch muss der Spieler seinen Leuten gelegentlich selbst eine verabreichen. Stirbt man jedoch zu schnell hintereinander, kann man an einer Überdosis verrecken, also sollte man immer auf der Hut sein. Ist dies der Fall, so beginnt man von neuem am letzten der reich gesäten Speicherpunkte, selbst speichern oder Laden ist nicht möglich.
Technisch hat Kane & Lynch: Dead Men einiges zu bieten. Da ist vor allem die akustische Untermalung zu nennen, denn die Musik, die Soundeffekte und die tolle Synchronisation schaffen den Grundstein der zum Teil packenden Atmosphäre. Besonders die witzigen, aber meist flachen Dialoge - passend zu Actionfiguren - haben angetan.
Grafisch ist das Spiel zwar nicht mehr ganz auf der Höhe des Geschehens, mit einem Bioshock oder einem Call of Duty 4: Modern Warfare kann hier nicht mitgehalten werden. Die Texturen und Landschaften sind nicht gerade das Gelbe vom Ei, wohingegen die optische Verzierung an den Hauptdarstellern genial ist. Feindliche Einheiten hingegen sehen lieblos modelliert aus, auch gleichen sich die meisten einfach.
Da kann einem ja gut die Frage aufkommen, warum dann solche hohen Hardwareanforderungen auf dem Nutzer lasten. Als Minimum waren ein Athlon 64 3200+ bzw. Pentium4 3GHz Prozessor, 512MB Ram und eine GeForce 6600GT / Radeon X1650XT angegeben, mein Computer erfüllt diese Voraussetzungen zwar gerade noch so, aber dennoch ärgert man sich über die langen Ladezeiten zwischen den Levels. Auf gefühlte 15 Minuten musste ich mich da einlassen (nach unserer Zeitrechnung waren es jedoch wohl nur 5), und auch ein ruckelfreies Spielgeschehen war nicht möglich. Der Grund dafür sollten wohl die großen Gegnerhorden sein.
Empfohlen wird folgendes System:
Athlon X2 5000+ | Core 2 Duo E6320, GeForce 7950GT | Radeon X1950 Pro, 2GB Ram.
All diese Faktoren führen nun dazu, dass ich Kane & Lynch: Dead Men mit nur drei Sternen bewerten kann. Zwar fesselt die Story von Beginn an ungemein, und auch wenn diese zum Ende sich immer weiter zieht, ist sie neben dem Sound das Hauptaugenmerk am Game. Grafik und Gameplay machen sich beide das Leben ein wenig schwer, und auch der Spielverlauf enttäuscht. So können selbst Anfänger nicht mit länger als acht Stunden Singleplayerspielspaß (ich habe ohne Ladezeiten schätzungsweise fünf Stunden gebraucht) rechnen, und dennoch wünscht man sich endlich fertig zu sein. Abhilfe schafft da auch der interessante und innovative, aber leider ebenso schnell langweilig werdende Multiplayermodus, oder auch ein Ko-op-Modus nicht. Meiner Meinung nach wäre Kane & Lynch: Dead Men ein guter 90 Minuten-Actionfilm gewesen, als Spiel hingegen konnte es die Erwartungen bei weitem nicht einhalten. Dennoch empfehlenswert für Actionliebhaber!
Achtung: In den Produktdetails kann ich nur "Ab 16 Jahren" angeben. Jedoch sollte das Spiel jedoch keinem Jugendlichen gegeben werden, da viele unschöne Szenen im Spiel auftauchen. Zu Recht ist Kane & Lynch: Dead Men erst ab 18 Jahren. weiterlesen schließen
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