Pro:
gute Schauspieler
Kontra:
Figurenentwicklung, Komik erschlägt Romantik
Empfehlung:
Nein
Die Story:
William Thacker besitzt eine kleine, nicht gerade erfolgreiche Buchhandlung für Reiseliteratur im Londoner Stadtteil Notting Hill. Eines Tages betritt Anna Scott, „der größte Filmstar aller Zeiten“, seine Buchhandlung, und wenig später schüttet William ihr versehentlich ein Glas Orangensaft über die Bluse. Und so kommt es, dass er sie mit in seine Wohnung nimmt, damit sie sich umziehen kann. Und obwohl Williams schräger Untermieter Spike dazwischen platzt, kommt es ziemlich schnell zum ersten Kuss zwischen den beiden.
Obwohl William von Annas Showbizwelt gar nichts versteht, scheint sich nach einigen komischen Verwicklungen ihre Lovestory gut zu entwickeln – da kommt Annas Freund, den sie William bisher verschwiegen hat, nach London.
Ein paar Monate später steht Anna allerdings vor Williams Tür. Die Presse hat Nacktfotos und ein Schmuddelvideo von ihr ausgegraben, Anna will sich bei William verstecken. Ihre Liebesgeschichte geht weiter, doch auch diesmal dauert es nur eine Nacht, dann findet die Presse Anna bei William.
Wieder vergeht einige Zeit, da erfährt William, dass Anna wieder einmal in der Nähe dreht. Er will sie dort besuchen, hört aber unfreiwillig mit, wie Anna ihn vor einem Schauspielerkollegen verleugnet. So verlässt er das Set wieder. Doch Anna besucht ihn am nächsten Tag in seiner Buchhandlung und will eine Versöhnung herbeiführen. Diesmal allerdings schickt William sie weg. Doch dann jagt er ihr, angespornt von seinen Freunden, doch noch nach, bevor sie London wieder verlässt ...
Ich habe diesen Film mit sehr, sehr großen Erwartungen gesehen, denn einige meiner Freundinnen waren hellauf begeistert, und ich hatte auch schon einige kleine Ausschnitte (offenbar der romantischsten Szenen) gesehen, die meine Erwartungen noch viel mehr angeheizt hatten. Leider wurde ich enttäuscht.
Ich muss dazu erklären, dass ich eigentlich immer der Meinung war, dass es sehr schade ist, dass die meisten romantischen Komödien zwar wunderschön romantisch sind, aber oft kaum eine sehenswerte Komödie ...
Dieser Film ist nun ein Beispiel dafür, wie versucht wird, die Komödie bei einer romantischen Komödie in den Vordergrund zu stellen, und in meinen Augen ist das völlig misslungen. Denn es gibt zwar wunderschöne romantische Szenen zwischen Anna und William, doch diese Romantik wird meistens sehr schnell wieder durch die Komik zerstört, insbesondere durch die Komik verkörpert durch Williams Freunde und seinen Untermieter. Diese Komik ist häufig nämlich nicht besonders komisch, dafür aber umso peinlicher.
Das ist vor allem deshalb schade, weil es durchaus einige schöne komische Szenen gibt, die im Ton viel besser zur Liebesgeschichte zwischen William und Anna passen. Ich denke da zum Beispiel an die Situation, in die William gerät, als er Anna in ihrem Hotel besuchen will, dabei in eine Presseveranstaltung für ihren neusten Film gerät und sich ohne jegliche Ahnung vom Film oder der Materie als Journalist ausgibt. Das ist so bezaubernd gemacht, dass man sich mehr davon wünscht, aber leider sind diese Stellen rar gesät, meistens ist die Komik einfach der Liebesgeschichte nicht angemessen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Story. Ich meine: Das richtige Happyend für William wäre meinem Empfinden nach, wenn er Anna an der Stelle, an der er sie wegschickt, endgültig abschreiben würde. Denn Anna hat ihn ausgenutzt, ihn belogen, sich überaus zickig benommen, ihn verleugnet – und es gibt eigentlich keinen Hinweis, dass sie sich geändert hätte. Trotzdem ist es am Ende William, der angekrochen kommt und sie bittet, zu ihm zurückzukommen. Ehrlich gesagt: Für mich widerspricht das meinem Selbstverständnis als emanzipierte Frau! Es ist entwürdigend für ihn, und wenn er mir vorher liebenswert erschien, dann tut er das ab diesem Moment nicht mehr. Er ist dann nur noch ein Typ, der alles mit sich machen lässt ...
Nichtsdestotrotz ist der Film natürlich hervorragend besetzt. Als da wären:
Julia Roberts als Anna. Sie wirkt in der Rolle entspannt. Kein Wunder, ein Filmstar, der einen Filmstar spielt ... Das dürfte ihr nicht besonders schwer gefallen sein. Andererseits denke ich, dass es keine Rolle ist, die ihr viele Möglichkeiten gibt, ihr schauspielerisches Talent zu entfalten. Sie ist schön, sie ist süß, leider viel zu oft ist sie auch zickig ... aber sie spielt nicht viel. Da gibt es andere Rollen, aus denen sie mehr machen kann – „Erin Brockovich“ oder, um ein Beispiel zu nennen, dass ein ähnliches Thema hat, wie „Notting Hill“, ihr aber eine entgegengesetzte Rolle gibt: „American Sweethearts“.
Hugh Grant spielt William. Spätestens seit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ bin ich von ihm begeistert, aber auch er macht in „Notting Hill“ keine so gute Figur, wie ich es von ihm gewöhnt bin. Klar, er ist ein Frauentyp, und wenigstens zu Anfang des Films würde mir auch sein William gut gefallen, aber er lässt sich von anderen hier völlig an die Wand spielen.
Womit wir bei dem meines Erachtens besten Schauspieler in diesem Film wären: Rhys Ifans, der Williams Untermieter Spike spielt. Ich habe oben gesagt, dass die Komik, die insbesondere er verkörpert, für mich die Romantik des Films kaputtmacht. Das mag sich so anhören, als gefiele mir der Schauspieler nicht, aber das Gegenteil ist der Fall: jede Szene, in der er auftaucht, wird von ihm beherrscht, und in einer Komödien (keiner romantischen) würde ich ihn nur zu gerne sehen.
Zu den Stars des Films gehört auch der Drehbuchautor Richard Curtis. Er hat u.a. für „Mr. Bean“ geschrieben, und auch schon eine früher Serie mit Rowan Atkinson nicht nur geschrieben, sondern sogar erfunden, nämlich „Blackadder“. Seine Drehbücher für beides finde ich hervorragend, aber vielleicht hätte ich dadurch auch gewarnt sein müssen – gerade der Humor, der so typisch für „Mr. Bean“ und noch mehr „Blackadder“ ist, ist eben genau der Humor, der meines Erachtens nicht in eine romantische Komödie passt.
Die DVD-Ausstattung:
Die DVD bietet Audio wahlweise auf Englisch, Deutsch oder Französisch, gleiches an Untertiteln sowie deutsche und englische Untertitel für hörbehinderte Zuschauer.
Wieder einmal möchte ich euch die englische Originalfassung ans Herz legen, in diesem Fall vor allem, weil mir die deutsche Synchronstimme von Hugh Grant gar nicht gefällt, am wenigsten in diesem Film, aber auch, weil die deutsche Übersetzung ziemlich ungenau ist. Außerdem ist die Originalsprache nicht sonderlich schwer zu verstehen.
Ungewöhnlich ist, dass sämtliche Bedienelemente der DVD englisch beschriftet sind. Ich dachte erst, ich hätte irgendeine Landesauswahl verpasst, aber ich habe auch im Nachhinein nichts gefunden, womit die DVD-Bedienung auf Deutsch umstellbar gewesen wäre. Stattdessen gibt es einen mit „i“ beschrifteten Button, über den man eine deutschsprachige Legende der verschiedenen Bildchen, mit denen sich die DVD bedienen lässt, aufrufen kann.
Wie auch immer: Auch die Bedienelemente sind natürlich sowieso in recht einfachem Englisch gehalten, denn „Play“ oder „Language Selection“ dürften die meisten ja verstehen. Auf den einzigen Punkt, wo es eventuell minimal Verständnisschwierigkeiten geben könnte, nämlich die einzelnen Bonusmaterialien und was sie genau enthalten, gehe ich noch genauer ein.
Bonusmaterial:
“Cast and Filmmakers”: Hier finden sich biografische Informationen nicht nur zu den Hauptdarstellern Julia Roberts und Hugh Grant, sondern auch zu den Nebendarstellern Hugh Bonneville, Emma Chambers, James Dreyfus, Rhys Ifans, Tim McInnerny, Gina McKee sowie dem Drehbuchautor Richard Curtis, dem Produzenten Duncan Kenworthy und dem Regisseur Roger Mitchell. Die Informationen sind zwar knapp und nur in schriftlicher Form, aber so umfassend bis in die kleinen Rollen und zu den Leuten hinter dem Film findet man das selten. – Achtung: nur auf Englisch, keinerlei Übersetzung.
“Theatrical Trailer” (2’08): Das ist der Originalkinotrailer – ein extrem schlechter Trailer übrigens, wie ich finde. Oder vielleicht auch nicht, denn aufgrund dieses Trailers wäre ich wohl kaum mit so hohen Erwartungen in den Film gegangen, wie ich es getan habe. Vielleicht wäre ich auch gar nicht gegangen ...
„Production Notes“: Auch das sind lediglich Informationen in schriftlicher Form, allerdings recht ausführlich. Der Text beginnt mit einer Zusammenfassung des Filminhalts, geht dann aber tatsächlich über zu Informationen über die Produktion, angefangen mit den Überlegungen des Drehbuchautors bis hin zu Anekdoten über den Dreh. Leider ist dieser Teil zu knapp geraten, um von fachlichem Interesse zu sein. Für Normalzuschauer, die einfach nur ein paar Infos mehr bekommen wollen, dürfte es aber ausreichend sein. – Achtung: Auch dieser Teil ist nur in Englisch verfügbar.
„DVD-Rom Materials“: Achtung! Diese Materialien erfordern eine Installation auf dem Computer, leider funktioniert es nicht einfach mit DVD einschmeißen und loslegen.
Ob sich die Installation lohnt, ist darüber hinaus fraglich, denn besonders attraktiv sind die DVD-Rom Materialien nicht:
„Story“: Eine kurze schriftliche Inhaltsangabe des Films.
„Cast“: Schriftliche Kurzbiografien der Darsteller, zudem weniger attraktiv gestaltet als im DVD-Teil unter „Cast and Filmmakers“.
„Filmmakers“: Auch hier gibt es schriftliche Kurzinfos, aber wenigstens über die von Regisseur, Autor und Produzent, die es auch schon im DVD-Teil gab, auch noch zu den Executive Producers, dem Director of Photography, dem Produktionsdesigner, dem Kostümdesigner, dem Editor und dem Komponisten der Filmmusik.
„Behind the Scenes“: Auch hier nur schriftliche Informationen, eingeteilt in Infos über die Produktion, die Hauptdarsteller und Notting Hill als Ort.
“The Travel Book”: Auch das sind schriftliche Informationen und eine Karte über Notting Hill. Auch das wieder nur auf Englisch.
“Hugh Grants Guide to Film Making” (4’17): Endlich gefilmtes Material, und für diejenigen, die es nicht so mit englischsprachigem Bonusmaterial haben: endlich deutsche Untertitel! Hier erzählt Hugh Grant Anekdoten vom Dreh, manche lustig, manche gar nicht, finde ich, aber für die lustigen lohnt es sich, das kurze Feature anzusehen, und Hugh Grant-Fans werden sowieso ihre Freude daran haben.
„Deleted Scenes“ (12’21): Ehrlich gesagt, verstehe ich gut, warum es diese Szenen nicht in den endgültigen Film geschafft haben, genauer gesagt wundert es mich sogar, warum sie überhaupt gedreht wurden, denn sie sind größtenteils langweilig, und die, die doch ein wenig witzig sind, sind auf sehr, sehr flache Art witzig.
“Feature Commentary”: Das ist der Audiokommentar, der vom Produzenten, dem Regisseur und dem Drehbuchautor gesprochen wird. Der Audiokommentar teilweise recht interessant – hat allerdings einen großen Haken: Er ist offenbar nicht untertitelt, denn wenn man keine Untertitel wählt, kommen auch absolut keine – und wenn man deutsche Untertitel wählt, dann kommt die Untertitelung der Filmdialoge, nicht des Audiokommentars. Ein Fehler, der bei einer DVD zu einem solchen Film definitiv nicht passieren sollte!
Die DVD-Extras erscheinen also auf den ersten Blick sehr umfangreich, wenn man sie sich aber anschaut, sind sie eine große Enttäuschung, es ist nicht viel Sehenswertes dabei.
Insbesondere bei dem DVD-Rom-Teil ist mir völlig unverständlich, warum man für einen Haufen rein schriftlicher Informationen, die größtenteils auch noch in gleicher oder ähnlicher Form ebenso auf dem DVD-Teil enthalten sind, etwas auf dem Computer installieren sollte!
Fazit:
Vielleicht waren meine Erwartungen an diesen Film ja einfach zu hoch, aber Fakt ist, dass er mich enttäuscht hat. Das soll jetzt die Fans von Julia Roberts und Hugh Grant nicht davon abhalten, ihn zu sehen. Aber wer „Notting Hill“ noch nicht gesehen hat, der muss diesen Film auch nicht unbedingt ganz oben auf seine Prioritätenliste setzen. weiterlesen schließen
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