Pro:
Günstiger Preis! Geringes Gewicht! Erstklassige Qualität!
Kontra:
Bei voreingestellter Vollautomatikfunktion an der Kamera kann Objektiv durch die Schärfenfindung zum Objekt durchaus ein störendes lautes Geräusch entwickeln. Gegenmassnahme: Automatik abstellen!
Empfehlung:
Ja
Vorgeschichte
Seit Herbst 2010 ist meine Frau Besitzerin einer Systemkamera mit der Bezeichnung Olympus PEN E-LP1. Bei der Erstausstattung waren zwei Objektive enthalten. Eines davon war ein Objektiv welches zu den ausgewachsenen Spiegelreflexobjektiven (E-Serie) von Olympus gehört. Über einen Adapter können diese Objektive aber auch an der kleinen PEN betrieben werden. Das war für mich mit ein Grund, dass ich mir kurz darauf eine kleine preiswerte Spiegelreflexkamera von Olympus (DSLR e-450) zulegte. Schließlich konnten wir dadurch zumindest einen Teil der zugekauften Objektive gegenseitig nutzen. Das heißt meine Frau kann Dank der entsprechenden Adapter an der PEN alle Objektive nutzen. Ich selbst an meiner DSLR nur jene mit dem dazu passenden e-Bajonett. Inzwischen habe ich drei Objektive für die e-450 im Einsatz. Ein älteres Model mit einer Brennweite von 17,5-45mm, ein 70-150mm Telezoomobjektiv und ein 35mm Makroobjektiv mit Festbrennweite. Über letzteres soll dieser Bericht handeln!
Die Ausrichtung von Olympus bei den Objektiven aus meiner Sicht
Die ZUIKO DIGITAL Objektive von Olympus werden auf den FourThirds (FT) Standard ausgerichtet. Dieser Standard basiert auf einem Sensor welcher der Fläche von ungefähr 17x13mm entspricht und damit der derzeit kleinste in der Welt der Spiegelreflexkameras darstellt. Das hat den Vorteil das diese Objektive kleiner, leichter und somit zum Teil auch preiswerter hergestellt werden können. Der Nachteil im Vergleich zu den APS-C Sensoren von Nikon, Canon oder Sony (und ähnlichen von anderen Markengeräten) oder gar den Kleinbild-Vollformatsensoren ist natürlich die geringere Lichtausbeute bei gleichzeitig oftmals größerer Pixeldichte (APS-Format ca. 24x16 mm / 35mm (KB) Format ca. 36 x 24mm). Das kleinere Sensorformat kann zu schlechteren Farben und dem gefürchteten Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen führen. Olympus und Panasonic versuchen mit technischen Know How diese Nachteile möglichst erfolgreich zu minimieren.
Olympus fasst in einem eigenen Artikel die Vorzüge des FT-Systems wie folgt zusammen (http://www.olympus.de/digitalkamera/fourthirds_standard_902.htm#962):
- Keine Abstriche bei der Bildauflösung aufgrund unzulänglicher Objektive – damit Erschließung des vollen Sensorpotenzials
- Keine Abstriche bei der Weitwinkelfähigkeit
- Deutlich verringertes Auftreten von Vignettierung und Randabschattung
- Kleinere, leichtere Objektive und Kameragehäuse
- Lichtstärkere Objektive
- Auch für zukünftige Sensor-Entwicklungen innerhalb des Four Thirds Standards ausgelegt
- Flexibilitätssteigerung: Komponenten unterschiedlicher Hersteller können kombiniert werden
Eines der Vorteile ist tatsächlich, dass auch Objektive von anderen Herstellern nahezu verlustfrei betrieben werden können. Zumindest bei den Systemkameras wie z.B. der PEN. Hier nutzt meine Frau zum Teil sogar uralte CANON-FD-Objektive aus den 80er Jahren. Allerdings können diese logischerweise nur im „manuellen“ Modus betrieben werden. Für meine „DSLR e-450“ habe ich aber noch keinen passenden Adapter gefunden, was ich im Moment jedoch auch nicht brauche und vermisse.
Olympus ZUIKO DIGITAL 35mm 1:3,5 Makroobjektiv
Bei der Brennweitenbezeichnung (in diesem Fall 35mm) kommt es oftmals zu Missverständnissen. Hier sollte man den Faktor 2 (crop-Faktor) berücksichtigen. In der Praxis werden die Brennweiten meistens nach dem „alten“ Kleinbild-Format bezeichnet. Nur so sind Zoom- und Weitwinkelbrennweiten zwischen den verschiedenen Systemen vergleichbar. Im Falle von Olympus und in Bezug auf die FT-Sensoren bedeutet dies, dass die Brennweite mit der Zahl 2 multipliziert werden muss. Erst dadurch wird ein Vergleich mit anderen Systemen einigermaßen möglich (bei APS-Sensoren ist das der Faktor 1,5x – bei KB-Format der Faktor 1 und beim Mittelformat liegt der Vergrößerungsfaktor sogar unter dem Wert 1!).
35mm sind also in der realen Welt – 70mm! Ein durchaus wichtiger Punkt. Denn umgangssprachlich würde man bei einer Brennweite von 35mm ein „leichtes Weitwinkel“ vermuten. Während ein 70mm ein Teleobjektiv darstellt, wenngleich der Vergrößerungsfaktor (ausgehend von 50mm KB-Format) nur 1,4x wäre, also minimal!
Das 35mm von Olympus ist also praktisch fast ein Standard-Objektiv. Aufgrund der KB-Brennweite von ca. 70mm hervorragend geeignet für die Makro-, Portrait- und Objektfotografie.
Der Lieferumfang bestand aus einem vorderen und hinteren Objektivdeckel, dem Objektiv selbst, sowie Bedienungsanleitung und Garantiezettel.
Technische Daten (laut Bedienungsanleitung):
Fassung: Four Thirds-Anschluss
Brennweite: 35mm
Lichtstärke: f3,5
Bildwinkel: 34 Grad
Optische Konstruktion: 6 Gruppen, 6 Linsen, mehrfach beschichtet (teilweise einfach beschichtet)
Blendenskala: f3,5 bis f22
Entfernung: 0,146 bis unendlich
Scharfstellung: AF/MF-Umschaltung
Gewicht: 165g (ohne Objektivdeckel)
Abmessungen: Maximaler Durchmesser 71mm x Gesamtlänge 53mm
Filtergewindedurchmesser: 52mm
Ergänzend wurde noch darauf hingewiesen zu welchen Telekonvertern, Ringblitzen und Blitz-Adapterringen aus der Olympus-Serie Kompatibilität besteht. Die 60seitige Bedienungsanleitung enthält neben einer so genannten Explosionszeichnung lediglich eine zweiseitige deutsche Beschreibung. Das reicht aber auch aus.
GRUNDSÄTZLICHES
Olympus selbst vertreibt drei Sorten von Objektiven. Nämlich preiswerte Standard-Objektive wie dieses hier, aber auch die wesentlich teueren Profi- und TOP-Profiserien (siehe hierzu auch http://www.olympus.de/digitalkamera/objektive_891.htm). Letztere haben sogar eine gewisse Berühmtheit und Anerkennung vor allem im Profibereich erhalten. Nicht zuletzt wegen ihrer Wetterfestigkeit. Das trifft auf die Standard-Objektive leider nicht zu. Dafür sind diese aber auch für den Amateur bezahlbar.
Ich habe dieses Objektiv Mitte September 2010 über AMAZON erworben (http://www.amazon.de/gp/product/B000BKVJD6/ref=oss_product). Der Kaufpreis lag damals bei etwa 220,00 Euro.
Wer ein „Makroobjektiv“ für die PEN oder für das e-System von Olympus sucht hat keine riesige Auswahl. So gibt es z.B. das lichtstarke und wetterfeste 50mm (F2.0) zum Preis von ca. 700,00 Euro. Oder das Sigma EX 105mm (F2.8)! Leider liegt auch hier der Preis irgendwo zwischen 400 und 600 Euro! Das noch lichtstärkere Sigma 24mm (F1.8) mit dem enormen Filterdurchmesser von 77mm und einem Preis ab 500 Euro ist leider auch kein Schnäppchen.
Eine weitere Alternative wäre ein MFT-kompatibles Objektiv gewesen. Dieses hätte dann allerdings nur auf der Systemkamera meiner Frau eingesetzt werden können. Punkten könnte hier das Panasonic H-ES045E LEICA DG Macro-Elmarit 45 mm (F2.8 ASPH OIS). Die unverbindliche Preisempfehlung schlägt allerdings auch hier mit 799,00 Euro zu Buche. Daher habe ich es gleich wieder vergessen!
Auf weitere Möglichkeiten der Makrofotografie mit Hilfe von Vorsatzlinsen oder Zwischenringen gehe ich im Rahmen dieses Berichtes nicht ein. Es sind hier u.U. kostengünstigere Alternativen möglich, allerdings meist mit Nachteilen in der Lichtausbeute und dem Wegfall einiger Automatikfunktionen.
Also habe ich den „preiswerten“ Einstieg mit dem zwar sehr leichten und dafür etwas lichtschwächeren Standard-Makro mit 35mm und Blende F3.5 von Olympus riskiert!
DIE EIGENEN ERFAHRUNGEN
Ich habe unzählige Fotos sowohl mit der PEN e-lp1 als auch der DSLR e-450 in allen Lagen und Lichtverhältnissen geschossen. Bei der PEN e-lp1 ist ein MMF-2 Adapter nötig. Damit werden auch die Automatikfunktionen (z.B. Autofokus = AF) zugänglich. Allerdings bin ich der „subjektiven“ Meinung, dass das automatische Fokussieren auf der PEN länger und intensiver andauert als mit der DSLR e-450. Aber ich möchte mich da nicht festlegen. Jedenfalls ist der AF sehr geräuschvoll. Bei Naturaufnahmen ist es daher durchaus empfehlenswert auf den MF (manuellen Fokus) umzustellen. Hier läuft dann über den Einstellring alles geräuschlos ab.
Bei nur 165g Gewicht kann sowohl mit der PEN als auch mit der DSLR einhändig fotografiert werden. Das ist bei Makroaufnahmen im Wald und auf der Wiese durchaus sinnvoll und praktisch. Versuchen sie mal ein großes fettes schweres Objektiv mit einer verdrehten und verbogenen Hand in der Nähe eines Tagfalters in Stellung zu bringen und dabei gleichzeitig mit der anderen Hand herabhängende Äste oder Blätter zur Seite zu drücken. Spätestens dann weiß man, für was ein so leichtes und handliches Objektiv gut sein könnte!
Vor allem mit meiner DSLR sind blitzschnelle Aufnahmen und sogar Serienaufnahmen problemlos möglich. Allerdings sollte hier nicht der Live-View-Modus (also das Vollprogramm) benutzt werden. Bei Sonnenschein ist das aber auch kein Problem. Bei schwächerem Licht (hier macht sich doch die schwache Blende von f3.5 bemerkbar) klappt bei der DSLR automatisch das Blitzlicht aus und Fokussierung und Aufnahme dauert dann entsprechend länger. Ganz davon abgesehen, dass das Blitzlicht ja nicht immer erwünscht ist. Wer damit klar kommt, muss keine Einbussen bei der Fotoqualität befürchten. Ich habe zwar keine Möglichkeiten dieses Makroobjektiv mit anderen Makroobjektiven zu vergleichen, aber mit meinen sonstigen Standard- und Zoomobjektiven kann es problemlos konkurrieren. Die Fotos sind überwiegend einsame Spitze!
Fazit
Ich gebe fünf Sterne! Natürlich gibt es bessere und leistungsstärkere Objektive. Aber hier bewerte ich auch den Preis mit. Gute und lichtstärkere Makroobjektive kosten mindestens das zwei bis dreifache. Für rund 200,00 Euro erhält man hier einen bezahlbaren Einstieg in die Welt der Makro- und Portraitfotografie. Zudem hat sich das geringe Gewicht als Vorteil herausgestellt. Die Olympus-Spiegelreflexkameras sind zwar kompakt gebaut, aber ein echtes einhändiges und relativ ermüdungsfreies Fotografieren ist mit einem alternativen Einpfünder-Objektiv ohne zusätzliches Stativ kaum möglich. Dank dem nur 165g leichten 35mm (KB-Format 70mm) ist das aber kein echtes Problem mehr und ein Stativ würde allenfalls bei sehr schlechten Lichtverhältnissen notwendig werden! Die freie Hand kann dann am Einstellring des manuellen Fokus bleiben oder für andere Dinge genutzt werden! Ein Objekt wird bei Bedarf schon ab ca. 15cm (gerechnet ab der tief liegenden und dadurch besonders geschützten Objektivlinse!) anvisiert und abgelichtet. Der Vergrößerungsmaßstab liegt zwischen 1:1 und 1:4! Ein mittelgroßer Tagfalter wird praktisch das Motiv mit seiner ganzen Schönheit ausfüllen (siehe hierzu auch die Beispielfotos)!
Aufgrund des Filtergewindedurchmessers von 52mm kann das Objektiv problemlos mit kostengünstigen Konvertern und/oder Filtern auf- und nachgerüstet werden. Durch die geringe Festbrennweite mit dem Faktor 0,4x (also 70mm anstatt 50mm Standard-KB-Format) ist das Objektiv mit leichten Abstrichen auch als Standard-Objektiv einsetzbar, falls sie kein zweites Objektiv mit sich herumschleppen möchten. Jedenfalls bin ich damit gut gefahren. Dieser Kauf war für mich keine Fehlinvestition.
PS: Dieser Bericht erschien in ähnlicher Form auch auf CIAO unter meinem dortigen ehemaligen Usernamen "Oberlisbler"! weiterlesen schließen
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