Pro:
Grafik; Atmosphäre; Musik; Animationen; Recht abwechslungsreich; ...
Kontra:
Gelegentlich etwas dümmliche Gegner-KI
Empfehlung:
Nein
„Und ich weiß, dass ich hier nicht hingehöre. Dessen wurde ich mir schon beim Betreten dieses.. ohnehin schon zerstörten Landes bewusst. Doch nun bin ich mittendrin und kann nicht einfach sagen 'Tschüss, Leute. War echt nett mit euch, aber ich gehe jetzt nach Hause.'“ Vielleicht würde so ein Eintrag im Tagebuch eines COD-Soldaten aussehen. Dass dieser Soldat seinen neuen Auftrag nicht unbedingt mag, kann man ihm nach dem grandios inszenierten Intro, welches die Gangart von „Call Of Duty 4: Modern Warfare“ zeigt, nicht verübeln.
Nachdem ihr spektakulär in der ersten Mission nach wilden Gefechten von einem sinkenden Schiff geflohen seid, erwacht ihr in den Armen zweier Männer. Einer von ihnen, der euch von der linken Seite stützt, trägt eine Maske und ist ebenso schwer bewaffnet wie der Herr zur rechten, nur das dieser keine Maskierung trägt. Sie werfen euch unsanft auf den Rücksitz einer vermutlichen Luxuskarosse und fahren mit euch durch eine Stadt, möglicherweise ist es auch nur ein Dorf, im nahen Osten. Ihr könnt nichts anderes tun als euch umzusehen und darauf zu hoffen, dass nichts schlimmes geschehen wird. Auf offener Straße beobachtet ihr Schießereien und Exekutionen, Männer rennen aufgeregt umher und schreien Parolen, die ihr nicht versteht. Dann hält der Wagen plötzlich. Die rechte Tür öffnet sich und die Hand eines mit einem roten Tuch maskierten Mannes, der ein Maschinengewehr trägt, greift euch, zieht euch hinaus und wirft auch auf den Boden. Ihr seht, dass er zu euch hinunter blickt und hört ihn etwas unverständliches sagen. Er hebt sein linkes Bein und tritt euch damit kaltblütig ins Gesicht, worauf alles dunkel wird.
Später erwacht ihr wieder, erneut in den armen zweier Herren. Diesmal führt der Weg nicht zu einem Fahrzeug, sondern in einen Hof. Dort steht ein älterer Herr, der böswillig in euere Augen sieht. Im ersten Stock der Häuser, die den Hof umgeben, stehen schaulustige und unten, ganz in eurer Nähe, sind Wachleute. In der Mitte seht ihr einen Pfosten, mit Blut beschmiert – und dort werdet ihr unfreiwillig hingebracht. Einer der Männer scheint euch zu fesseln. Dann kommt ein weiterer, der eine silberne Handfeuerwaffe in der Hand hält, auf euch zu, hält das Schießeisen auf Augenhöhe und drückt ab, während die Zuschauer vor Freude schreien. Willkommen bei COD-4.
Infinity Ward, die Entwickler der „Call Of Duty“-Reihe, sind nach nach vier Teilen, die allesamt den zweiten Weltkrieg behandelten, endlich auf die Idee gekommen, einen neuen Weg einzuschlagen. Obwohl selbst die im bislang letzten Teil behandelte Thematik alles andere als neu ist: Terrorismusbekämpfung. Dafür hängen sämtliche Missionen zusammen und der Spieler schlüpft nicht „nur“ in die Rolle des amerikanischen Soldaten Jackson, sondern spielt auch den britischen Krieger McTavish, der im Namen der SAS (eine britische Spezialeinheit) in Russland und Aserbaidschan operiert, sowie seines Vorgesetzten Price, der seine Mission in Prypjat, eine russische Stadt in der Nähe des Kernkraftwerks Tschernobyl, verfolgt. Jackson ist lediglich in Arabien um für Frieden zu sorgen – soll höchstwahrscheinlich eine Anlehnung an „Operation: Enduring Freedom“ sein -, während die beiden SAS-Leute McTavish und Price auf der Suche nach zwei Terroristen sind. Später stellt sich heraus, dass die drei Männer bzw. die Terroristen mehr miteinander zu tun haben, als angenommen – obwohl sie aus unterschiedlichen Staaten kommen. Nicht nur die verzwickte Geschichte ist eine Besonderheit von „Call Of Duty 4: Modern Warfare“, sondern vor allem die technische Umsetzung.
---> Der Moment entscheidet
Während ihr diszipliniert im Gleichschritt hinter euren Kameraden, die zwar immer dabei sind, aber keine Befehle von euch entgegennehmen, herlauft, hört ihr von allen Seiten Schüsse. Maschinengewehre, Flugabwehrraketen, Panzerfäuste, Granaten und Flackgeschosse. Obwohl euch die klar erkennbaren Sterne am Himmel verraten, dass es tiefe Nacht sein muss, kann von angenehmer Nachtruhe, mit der man auch eine entsprechende Dunkelheit verbindet, keine Rede sein. Brennende Fahrzeuge und Müllhalden erhellen selbst die letzte Ecke. Trotz der Tatsache, dass bisher nicht wirklich viel passiert ist, tritt dieses oft vermisste Mittendrin-Gefühl ein. Und dann, während ihr die fast schon erschreckend authentische Umgebung begutachtet, bricht die Hölle aus. Eure Soldaten werden wie aus dem Nichts unter Beschuss genommen und suchen Schutz hinter allem, was einigermaßen widerstandsfähig wirkt. Euer Kommandant brüllt euch an, dass ihr gefälligst ebenfalls ein geeignetes Versteck sucht. Habt ihr dies gefunden, entweder hinter einer eingefallenen Mauer oder einem ausgebrannten Auto, spickt ihr vorsichtig um die Ecke, das Gewehr geladen und fest in der Hand. Gegenüber von euch, ein paar hundert Meter entfernt, haben sich maskierte Herrschaften verbarrikadiert und sind über euren Besuch alles andere als erfreut. So servieren sie euch statt Kaffee und Kuchen Kugeln und Handgranaten. Spätestens jetzt zählt jeder noch so kleine Moment. Zeit zum Überlegen kann man sich nicht mehr leisten, nun heißt es: Entweder er, oder ich.
Derartige Gefechte sind bei COD-4 keine Seltenheit. Während der Ablauf solcher Aufeinandertreffen verfeindeter Gruppierungen bei vielen Ego-Shootern sehr monoton abläuft, ist er bei „Modern Warfare“ recht abwechslungsreich gestaltet. Terroristen, Aufständische und sonstige Rebellen kämpfen tatsächlich mit allen ihnen verfügbaren Mitteln und schlagen sogar mit bloßer Faust zu, sofern sich die Gelegenheit dazu bietet – das passiert relativ selten, es sei denn, man hat zum Beispiel die Aufgabe, ein Haus zu „säubern“ und trifft dabei direkt auf sie. Generell sind Kämpfe sehr blutige und brachiale Angelegenheiten, egal ob man gerade mit dem Scharfschützen-, dem Sturmgewehr oder sogar einer Panzerfaust hantiert. Für die unverblümte und realistische Gewaltdarstellung sorgt die oft zensierte lebensnotwendige Flüssigkeit: Blut. Trifft man jemanden, spritzt die rote Flüssigkeit regelrecht aus ihm, allerdings nicht übermenschlich viel, das heißt es hält sich in Grenzen. Auf weite Distanz hat man bei einem Kopfschuss gar den Eindruck, als würde dem Gegner etwas wegfliegen, eventuell die Kopfbedeckung.
Trefft ihr eigenen Gegner nicht tödlich, sondern beispielsweise ins Bein, so dass er nicht mehr stehen kann, bricht er zusammen und lehnt sich entweder an eine Wand, bleibt liegen oder kriecht eine Weile umher. Was ihr dann macht, ist selbstverständlich eure Sache: Entweder ihr lasst ihn einfach liegen oder verpasst ihm alternativ noch eine Kugel. Zugegeben hört sich dieses ganze Szenario wenig schön an, und dem ist definitiv auch so. Wer hier auf ein friedliches Spiel mit ausreichend Möglichkeiten für kurze Pausen oder sogar auf ein kitischiges Happy-End hofft, wird absolut enttäuscht werden.
Dennoch ist es keineswegs so, dass es konstant darum geht, jeden Feind umzunieten der einem in die Quere kommt. Durchaus sind Aufträge vorhanden die überlegtes Vorgehen erfordern. Manchmal muss man jemanden gezielt ausschalten und dabei so wenig Aufsehen wie möglich erregen. Das funktioniert in alter Stealth-Manier, also brav schleichen und leise sein, am besten. Wem das zu langweilig ist oder einfach nicht liegt, kann auch sein Gewehr packen und mitten durch zur Zielperson rennen und sein Glück herausfordern – weit, da bin ich sicher, kommt er nicht. Denn die Gegner mögen zwar hin und wieder etwas dämlich sein, vor allem wenn sie selbst durch das Kriegsfeld spazieren oder nicht bemerken, wenn ihr direkt hinter ihnen steht, aber ungeachtet dessen sind sie präzise und verdammt schnelle Schützen. Deshalb ist es auch enorm hilfreich, nie alleine unterwegs zu sein – schließlich sind es die Terroristen auch nicht; wenn sie angreifen, dann gruppenweise. Trotzdem fühlt man sich bei Gefechten selten unterlegen. Dieses Gefühl mag wahrscheinlich an der Ausrüstung liegen, die man mit sich herumschleppt – wie Nachtsichtgerät, Fernglas – oder einfach an der Bewaffnung, die ein Sturmgewehr, eine Handfeuerwaffe sowie Granaten umfasst. Unterwegs stößt man auf andere Knarren, wie eine AK-47, Panzerknacker und ähnliches, die man frei verwenden kann und auch muss – jedenfalls dann, wenn die eigene Munition knapp wird.
Besonders „nett“ sind Raketen, die dazu benutzt werden müssen, gegnerische Panzer kampfunfähig zu machen. Dabei blickt man durch einen Bildschirm, der in der Waffe integriert ist und wartet auf einen kurzen Piepston, der signalisiert, dass das Ziel erfasst wurde. Sekunden später kracht auch schon die Rakete in den Panzer und selbiger fliegt in die Luft – das sind Momente in denen einem bewusst wird, dass COD-4 eine wahre Inszenierungmacht ist, die einfach reinhaut – im wahrsten Wortsinn.
Eine weiteres Highlight, wenn auch im Verhältnis zum Rest des Spieles ein eher kleines, ist die Ladezeit. Darf man sich in der Regel während des Ladevorganges mit der Optik eines Standbildes anfreunden, bekommt man bei „Modern Warfare“ jedesmal ein frisches Video zu sehen. Beispielsweise Nachtaufnahmen von Einsatzorten. Damit können auch Spieler mit langsameren Systemen die Ladezeit unterhaltsam überbrücken.
Übrigens gibt es nicht viel neues bezüglich der Missionsgestaltung. Verbündete retten, bestimmte Gebäude säubern, einen vorbestimmten Ort erreichen, Flakstationen sprengen oder einen Panzer beschützen. Andererseits ist es wohl oder übel auch das, was man in einem Krieg macht. Dementsprechend ist das nicht negativ. Erst recht nicht, wenn man sich Tschernobyl ansieht, wo man als Price in der Vergangenheit unterwegs ist.
Tschernobyl? War da nicht etwas? Atomkraftwerk? Verseucht? Richtig! Und in genau dieser Zeit übernehmt ihr die Rolle des jungen Soldaten Price, der einen Terroristen unbemerkt um die Ecke bringen soll. Die Landschaft ist dort sehr grau und wirkt kaputt, gerade so, als sei der Reaktor erst vor ein paar Tagen explodiert. Es mangelt insgesamt also definitiv nicht an Spannung.
---> Grafik, Steuerung, Sound
Laut den Herstellern wurde bei „Modern Warfare“ die selbe Grafikengine wie bei „Call Of Duty 2“ verwendet. Das ist nur schwer zu glauben, denn die Steigerung vom zweiten auf den vierten Teil ist unübersehbar. Die Hintergrundaktivität, angefangen von Flakfeuer das den Himmel erhellt bis auf die atemberaubenden Animationen der Personen, Schüsse, Hubschrauber und natürlich die Grafik insgesamt, hat deutlich zugenommen. Grafisch gibt es daher nichts zu meckern. Die Level sind abwechslungsreich gestaltet und orientieren sich optisch an den Original-Schauplätzen, wie zum Beispiel Tschernobyl oder Arabien, wobei ersteres matt und lieblos wirkt, letzteres eher tropisch und überhitzt – sowohl vom Wetter als auch den Gemütern her – wirkt. Bei den vielen Zwischensequenzen ist man sich nicht immer sicher, ob man gerade einen stinknormalen Nachrichtensender oder tatsächlich eine Game-Sequenz sieht. Verzerrte und besorgte Gesichter, alles sehr detailverliebt und überzeugend.
Gesteuert wird der virtuelle Soldat, wie es die meisten Ego-Shooter-Zocker gewohnt sein dürften, wie folgt: Mit W, S, A und D bewegt man sich, Waffen werden mit den Nummerntasten gewechselt, Gegenstände darf man mit F aufnehmen. Die Maus dient erneut zum Zielen, Schießen und Zoomen (rechte Maustaste). Manuelles speichern ist im Übrigen nicht möglich; erreicht man bestimmte Punkte, wird automatisch gesichert.
Eine passende Musik ist für die Atmosphäre mindestens genauso wichtig wie das Design. Auch in diesem Bezug haben die Entwickler alles richtig gemacht: überzeugende Sprecher die mal nervös, mal ängstlich oder gerne auch erbost klingen, und die musikalische Begleitung ist schlicht phänomenal und setzt perfekt ein. Bei Gefechten oder spannenden Missionen, zum Beispiel einer Scharfschützenmission in der man mit einem Schuss einen Gegner zur Strecke bringen soll, wird die Musik recht hektisch und spornt an. Ist gar nichts los, wird sie ruhig und man wird wie von selbst auch etwas entspannter.
---> Multiplayer
Die Hersteller haben sich selbst beim Multiplayer etwas unterhaltsames einfallen lassen, statt immer nur ein paar Maps und wenige Modi zur Verfügung zu stellen. Spielt man COD-4 gegen andere, reale Spieler, und gewinnt ein Match, so bekommt man dafür Punkte. Diese Punkte bedeuten wiederum, dass man Ränge hoch- oder eben absteigt. Zusätzlich zum Rang erhält man weitere Waffen sowie „Ausbildungen“ (wie z.B. den Sniper), den dann der virtuelle Soldat erhält.
---> Systemvoraussetzungen
Betriebssystem: Windows XP/Vista
Prozessor: 2,4 Ghz oder vergleichbarer AMD
Arbeitsspeicher: Mindestens 512MB
Grafikkarte: 128 MB / DirectX 9.0c
Festplattenspeicher: 8GB
Multiplayerfähig: Ja
---> Zusammengefasst
Pro:
+ Grafik
+ Atmosphäre
+ Musik
+ Animationen
+ Recht abwechslungsreich
+ Steuerung
+ Zwischensequenzen
+ Mittendrin-Gefühl
+ Multiplayerfähig
Kontra:
- Gelegentlich etwas dümmliche Gegner-KI
---> Fazit
„Call Of Duty 4: Modern Warfare“ ist ein „Must-Played“-Game. Die dank der gelungenen Inszenierung verschiedener Aktivitäten, der grandiosen Grafik und zweifelsfrei glaubwürdigen Synchronisationen herbeigezauberte Atmosphäre ist etwas, das selbst mich überzeugt – und das muss schon etwas heißen. Das Mittendrin-Gefühl, als wäre man direkt vor Ort, verpasst dem Spiel eine Intensität, das wohl seinesgleichen sucht. Wirkich schlecht ist gar nichts, selbst die manchmal etwas wünschenswerte künstliche Intelligenz der Gegner nicht, denn wenn einer von ihnen aus Jux und Tollerei, oder vielmehr aus purer Dummheit mitten in die Schusslinie rennt, ist das gelegentlich angenehm überraschend, als immer davon ausgehen zu müssen, dass sich alle verstecken. Zudem nimmt sich dieser COD-Teil der Gegenwart an, dem „Kampf gegen Terrorismus“, der uns allen direkt bekannt vorkommt und setzt diese Thematik auch entsprechend brachial und ohne ein friedliches Ende um.
Kurzum: Kaufen! weiterlesen schließen
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