Pro:
langanhaltend, kräftiger, süßlicher Duft
Kontra:
Duft muss man mögen, relativ hochwertig im Preis
Empfehlung:
Ja
Ein duftes Hallo, liebe Gutriecher,
den Weg in eine Parfümerie schlage ich eher selten ein. Der Shoppingwahn muss mich schon ereilt haben, dass ich mir diese Duftfilialen antue. Zu arg finde ich die viel zu fett geschminkten Verkäuferinnen, denen ein Schützengraben aus dem Gesicht wächst, wenn sie sich darin kratzen. Dazu die unheimlich vielen Gerüche verschiedenster Arten, boh, das ist echt zu viel für mich und mein Riechorgan!
===Gedanken===
Doch da gibt es eben doch diese unvermeidlichen Situationen, die den Pfad zu „Douglas“ und Konsorten ebnen: eine gut gemachte Werbung, das Besorgen eines Geschenkes oder man wird gezwungen. Was auch immer mich damals in den Laden gelockt hat, es gab offenbar einen sehr guten Grund dafür. So schlendert man hinein, lässt Joop und Co auf sich einwirken, erschnuppert so lange die verschiedensten Variationen an künstlichen Aromen, dass einem irgendwann der Kamm schwillt.
An eben diesem „Ich-Geh-Mal-Kurz-Zu-Douglas-Tag“ forderte ich meinen Riechkolben mehr als nur heraus. B dieser endgültig passte und den Rückzug gen frische Luft forderte, ohne überhaupt erfolgreich zu sein. Drohte sogar mit Kopfschmerzen. Und so sollte also der Inhalt einer blechernen Aluminiumdose die letzte Probe sein, welche meinen Handrücken benetzen durfte. Pfpfpf – dreimal drauf gesprüht und ab die Post nach draußen. Herrlich! Selten, dass man die verbrauchte Luft eines Shopping-Centers so genießt.
Warum erzähle ich euch das? Nun ja, ihr erlebt soeben die Geburt eines kleinen Tölpels der es schafft, just for fun einen bis dato undefinierbaren Duft auf die Hand zu sprühen, ohne überhaupt zu wissen, wer ihn kreiert hat, beziehungsweise welchen Namen er trägt. Und so fahre ich also – nach einem relativ erfolgreichen Shoppingtag- zurück gen Heimat. Während ich den Wagen so dahin steuere, dringen unausweichlich genussvolle Nuancen in die Nase – und zwar aus Richtung Lenkrad. Welch ein wunderbares Lüftchen weht mir da vom linken Handrücken entgegen? Ich bin süchtig danach, bekomme meine Nase nicht mehr weg von der Hand. Des Rätsels Lösung: Die unbekannte Aluminiumdose! Verdammt! Handbremse anziehen, Drehung abwarten, ab zurück gen Shopping-Center. Das war´s wert – dieses Zeug riecht einfach zu unwiderstehlich, um es im Laden stehen zu lassen. Schlussendlich stand ich vor dem Laden, flehte die Verkäuferin auf Knien an, mich noch einmal hineinzulassen, um das von mir beschriebene Objekt zu veräußern. Mein erster Kontakt mit einem Produkt von Paco Rabanne.
Das ist nun einige Jahre her. Ich hegte, hütete und pflegte das Aludöschen; nur in besonderen Momenten darf der ein oder andere Spritzer meinen Körper benetzen. Tja, nun aber ist es leer. Überaus leer, leerer als leer. Und das Schlimme an der Sache ist: Das berüchtigte Aludöschen gibt´s nicht mehr zu kaufen. Ist einfach mal so aus dem Programm genommen worden. Oh wie schade.
===Ansichten===
Mittlerweile haben andere Deos den Platz meines Lieblinges eingenommen. Keine Frage. Schließlich bewegt man sich im Leben ja weiter. Zwar existiert die Verpackung des Ex-Favoriten noch, lediglich zum ideellen Aufenthalt.
Meine mir Angetraute jedoch kann diesem Hype nichts abgewinnen. Schließlich gehören leere Verpackungen in den Gelben Sack. Seit wann ich ein Messi bin will sie wissen. Wieso sie mich nun ausgerechnet wegen einer einzigen entleerten (und sogar noch etwas nachriechenden Parfumdose) nun in die Riege der Jäger und Sammler reiht, ist mir schleierhaft. Frauen halt! Aber wehe, man erwähnt einen ähnlichen Vergleich in Richtung Schuhschrank …
Doch sie hegt Mitleid mit ihrem „notleidenden“ Ehemann und begibt sich auf die Suche nach einem ähnlichen Werk Rabannes. Irgendwo in diesen Sphären muss dieser Duft doch noch existieren. In Erwartung, mich in erster Linie überraschen, in zweiter Distanz mir einen Beweis meines nicht vorhandenen Durchhaltevermögens (Zwecks Suchens) liefern zu können. Fündig wird sie natürlich nicht. Damit sie aber nicht mit leeren Händen dastehen muss und zumindest ein Ergebnis vorweisen kann, hält sie ein neues Produkt der Marke in den Händen: „Schau mal Schatz, es riecht sooooo toll!“
Ihr Mitbringsel hört auf den einfallsreichen Namen „Black XS“ und hat äußerlich überhaupt nichts von meinem Klassiker in der silbernen Aludose gemein. Eingepfercht in eine schwarze Pappschachtel wartet ein 50-Milliliter-Flakon auf seine Befreiung. Auch beim spanischen Modelabel Paco Robanne setzt man bereits im Äußeren auf ein edles Design. Keine Frage, denn Schwarz birgt im Allgemeinen etwas Geheimnisvolles, Teures – und welcher Designer möchte kein hochwertig dreinschauendes Produkt, zu möglichst hohen Preisen verkaufen?
Habe ich gerade Flakon gesagt? Kann man im Bereich der Herrendüfte eigentlich von „Flakon“ reden? Oder ist dieser Begriff eher für die Damenwelt reserviert? Immerhin sind diese rosarot, schmal, dezent, harmonisch leicht geformt und ungemein feminin gehalten, so dass der Begriff „Flakon“ hier eher angebracht wäre. Klingt ja auch weiblich. Vergleicht man die Marken der Herren sind das reine Körper: quadratisch, praktisch, handlich, männlich! Und, wie im Fall von diesem Eau de Toilette hier, formal an etwas Nützlichem angeglichen. Und so würde ich meinen, lag ein Zippo-Feuerzeug dem Designer als Vorbild vor, dem die Form offenbar so gut gefiel, dass man daraus diesen Flaschen-Flakon zauberte, in dem nun der Inhalt eines Parfums lagert. Natürlich könnte auch ein moderner Flachmann Modell gestanden haben, doch der seitlich öffnende schwarze Klappdeckel lässt dann doch eher auf ein Feuerzeug schließen.
Ist die Umgebung etwas dunkler scheint dieses Riechfläschchen komplett in schwarz gestaltet zu sein. Diesen Effekt macht die kräftige Tönung aus, die die Flasche umgibt. Die leichten Rillen ergeben den Rest, denn fällt Licht auf das Objekt, erscheint die Flüssigkeit je nach Einstrahl in verschiedenen Farben. Mal bläulich, mal rot, mal braun. Ein nettes Effektchen, was dem Ganzen eine gewisse Spielerei mit sich bringt. Kein Highlight, aber immerhin gibt es Fans, die sowas bestimmt sammeln würden. Wobei ich mich jetzt mal eben gerade nicht meine.
===Proband===
Apropos Klappdeckel. So nett wie diese Idee wirkt, mal keine normale, abnehmbare Mütze auf den Sprühknopf zu deckeln, sondern einen seitlich aufklappbaren Plastikverschluss zu benutzen – umso hinderlicher ist sie aber auch. Immer wieder frage ich mich, welcher kluge Kopf hier gedanklich Höchstleitungen erbringen musste. Meine Vermutungen gehen ja dahin, dass dieser Helldenker Linkshänder war. Linkshänder aus dem Grund, weil sich der Deckel ausschließlich zur rechten Seite öffnen lässt. Der klaräugige Leser hier mag jetzt vielleicht denken, dass ich den Flakon einfach umdrehen könne. Klar kann ich das. Doch ist die Frontseite dann die Rückseite. Ist das der Sinn des Ganzen? Oder sollte es so sein? Zweifelhaft. Jedenfalls lässt sich der Spühknopf nur schwer animieren, etwas aus dem Inneren preiszugeben, wenn sich der Klappdeckel gen rechts öffnet. Blöd.
Hat man aber dann den (wortwörtlichen) Dreh raus, sprüht es einem wild und willig aus dem Inneren entgegen.
Okay, aber wie beschreibe ich denn nun den typischen „Black XS“-Geruch? Lasst uns doch einmal nach dem Namen gehen. Wie klingt der Wortlaut in unseren Ohren, wenn wir überhaupt noch nix über die Innereien dieses Designer-Duftes wissen. Lediglich das Outfit und die Anrede sind uns bekannt.
„Black“, das allseits berühmte „Black“ steht doch im Fachjargon für das Übersinnliche, das kräftige Etwas. Die Kraft des Dunklen. Auch ein „X“ steht für das Extra in einer Portion. Ob sich nun das „S“ in der schmalen Kleiderhülle an das „X“ schmiegt, oder ob es sich lediglich als die Herausforderung in Sachen „Super“ sieht, kann man nur erahnen. Belassen wir es bei der letzteren, besser klingenden Version, wobei hier ein Gesamtmix von Kraft, besonderer Stärke, super Halt, Herbe und Männlichkeit im Fläschchen sein sollte.
Hmmm… Und können wir tatsächlich dem Hersteller Glauben schenken, wenn er den Duft als „eine kontrastreiche Komposition aus kalabrischer Zitrone, Kardamon, Palisanderholz und schwarzem Ambra“ bezeichnet? Tja, wie auch immer dieser Mix in der wahren Wirklichkeit riechen soll, zumindest sind recht ungewöhnliche und auch seltene Inhaltsstoffe verwendet worden. In erster Linie denke ich hier an das „Schwarze Ambra“, ein Stoff, der aus dem Verdauungstrakt der Wale gewonnen und heutzutage in der Parfümindustrie kaum noch benutzt wird. Ein ähnliches Schicksal trifft das Palisadenholz, deren Verwendung sich eher im Musikalischen findet.
Zurück zum Duft, den es ja immer noch zu beschreiben gilt.
Der Versuch, den Namen eines Parfüms gedanklich auf den Duft umzulegen, schlägt hier absolut fehl. Paco Rabannes „Black XS“ ist zwar dominant, wuchtig, von kräftiger Frische allerdings keine Spur. Hier geht es an die süßliche Substanz, die ihre Fans finden muss, allerdings auch in keiner Badschublade fehlen sollte. Eine nette, langanhaltende Mischung, die in einer blumig- würzigen Nuance in die Nase geht. Vorsicht! „Black XS“ ist ein Eau de Toilette, dass es in sich hat. Aus dem (beworbenen) sexy Duft kann schnell ein nervendes Beißen werden, wenn sich der Träger etwas in Form und anhaltender Sprühfunktion verschätzt hat. Hier gilt tatsächlich: Weniger ist mehr. Das Geheimnis liegt tatsächlich im dezenten Auftragen. Denn „Black XS“ setzt sich fest, hält sehr lange an Ort und Stelle fest. Für die übersinnlichen Tester unter uns: Ein Duft, den man auch als Frau am Mitmenschen mögen muss.
===Resultat===
Paco Rabannes „Black XS“ ist ein gelungenes Eau de Toilette, dass sich keinesfalls vor der harten Konkurrenz verstecken muss. Aber hier ist ein Duft kreiert worden, den man(n) mögen muss. Süßlich, würzig, kräftig sind wohl die Hauptaussagen, die ich treffen müsste, würde ich ihn beschreiben wollen. Nicht jedermann steht auf diese Mischung. Auch die langanhaltende Wirkung im Raum kann als Vor- sowie als Nachteil gesehen werden. Wie wohl bei jedem Duft muss auch ein Mitmensch Lust daran empfinden. Dank der doch kräftigen Ausstrahlung von „Black XS“ sollte man(n) sich eher als dezenter „Einsprüher“ geben, erst recht, wenn man sich dem werbetechnischen „Sexy“ hingeben möchte. Wer sich traut, diesen Duft zu verschenken, den betrachte ich als sehr mutig. Hoffentlich kennt ihr den zu Beschenkenden sehr gut. Ansonsten unbedingt den Bon aufbewahren!
Preistechnisch lässt sich Paco Rabanne sein Werk gut bezahlen. Die hier vor mir stehende 50-Milliliter-Version eines Eau-de-toilettes ergattert man bei Douglas und Karstadt für kräftige € 45,00 (100ml € 60,00). Etwas günstiger ist das gute Stück online zu bekommen. So drückt Versandriese Amazon seinen Preis auf € 33,00 (100ml € 44,00).
Die Bewertung gestaltet sich weniger kompliziert. „Black XS“ ist kein Favoritentyp, dafür ist mir der Duft zu aufdringlich, er ist aber etwas Besonderes; nichts für jeden Tag. Da die Umgebung an ihm Schaden tragen könnte, ziehe ich meinen ganz persönlichen Stern ab. Somit können wir von einer guten Vier-Sterne-Bewertung reden, verbunden mit einer dennoch vorsichtigen Kaufempfehlung.
Mein langersehntes Aludöschen habe ich nun, sehr zur Freude meiner Gattin, entsorgt. Schließlich möchte ich nicht hinter einer alten Sucht hertrauern, die mich dann vielleicht doch zu einem Flakon-Messi mutieren lässt. In diesem Sinne… genießt eure Düfte solange sie noch da sind!
©knopfi.de´2012 weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben