Pro:
tolle Ausstellung, keine hohen Eintrittspreise, Rosengarten
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Liebe Reisenden,
so ein bisschen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meine Studienstadt Bamberg, in der Yopi-Welt etwas bekannter zu machen. Als Weltkulturerbe der Unesco ist Bamberg auf jeden Fall eine Reise Wert, was mich auch gleich zu meinem heutigen "Objekt der Begierde" bringt:
>>> Die Neue Residenz mit Rosengarten <<<
Dabei werde ich Euch die Neue Residenz in Bau, Geschichte und Museum vorstellen, genauso wie den Rosengarten, welcher bei keinem Besuch verpasst werden sollte. Darüber hinaus läuft gerade eine sehr interessante Sonderausstellung "KaiserRäume - KaiserTräume", die ich Jedem ans Herz legen möchte. Viel Spaß beim Lesen. Fragen beantworte ich gerne über die Kommentare.
Die Neue Residenz
>>>>>><<<<<<<<
An der Neuen Residenz kommt eigentlich kein Besucher vorbei. Sie befindet sich direkt neben dem Dom und der Alten Hofhaltung. Um einen Eindruck davon zu bekommen, habe ich ein Luftbild beim Ciao-Vorschlag beigefügt. Auf dem großen Domplatz sieht man links den Dom und das rechts befindliche blitzartig-eckige Gebäude ist die Neue Residenz, welche den Rosengarten umschließt.
Die beiden Barockflügel entstanden 1697-1703 unter dem Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn nach den Plänen von Leonhard Dientzenhofer. Der Name Schönborn hat nicht nur für Bamberg eine große Bedeutung, sondern wird Freunden der Geschichte, besonders in Bayern, schon öfters über den Weg gelaufen sein. Der Familie gehörte auch Schloss Pommersfelden und durch ihre äußerst ausgeklügelte Familien- und Heiratspolitik konnten sie ihren Herrschaftsbereich bis nach Erfurt hoch ausdehnen.
Doch zurück zum Bau an sich: Vorausgegangen war 1604-1612 die Erbauung der beiden rückwärtigen, den Innenhof mit Arkadengängen umschließenden Renaissanceflügel. Die Neue Residenz ist der erste große Schlossbau des Absolutismus in Franken. Bis 1802 diente sie als Sitz der Bamberger Fürstbischöfe, die damals nicht nur die geistlichen, sondern auch die weltlichen Herren des Territoriums waren.
Die Pracht der Innenausstattung strahlt noch heute die authentische Atmosphäre einer fürstlichen Residenz aus. Ein Höhepunkt ist der im zweiten Obergeschoss gelegene Kaisersaal. Der in Tirol geborene Maler Melchior Steidl freskierte ihn 1707-1709 mit 16 überlebensgroßen Kaiserbildnissen sowie mit Allegorien der vier Weltreiche und des "Guten Regiments".
In den über 40 Prunkräumen sind Stuckdecken, Möbel und Wirkteppiche des 17. und 18. Jahrhunderts zu besichtigen. Außer den Schauräumen beherbergt die Residenz auch die sehenswerte "Altdeutsche Galerie" und die "Barockgalerie" der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Museumsrundgang durch die Residenz
>>>>>>>>>>>>><<<<<<<<<<<<<<<
Um die Wohnräume der Residenz besichtigen zu können, benötigt man defintiv eine Führung. Ein Alleingang ist in diesem Falle nicht möglich, da es kaum Absperrungen zu den Möbelstücken gibt und auch alle Räume immer zugeschlossen sind. Eine Führung in diesen Bereich ist aber unkompliziert, da sie im Preis inbegriffen ist und eine kleine Gruppe schnell zusammenkommt.
Bei uns war es besonders lustig, da wir zwei Engländer und zwei Italiener in der Gruppe hatten und unsere Museumsführerin deswegen immer zwischen den Sprachen wechseln musste. Diese war aber ganz froh, dass wir noch in letzter Minute dazu gestoßen sind und erklärte allen anderen, dass deswegen jetzt die Führung auf Deutsch gehalten wird. Wir baten zwar an, dass wir auch englisch verstehen würden, aber sie war wohl selber ganz froh, deutsch sprechen zu können. Für nicht-deutsch-sprechende Touris gab es Verständniskarten in allen Sprachen und die Museumsführerin war in der Lage notfalls Fragen in anderen Sprachen zu beantworten.
Generell wirkte der Rundgang etwas befremdlich, da alle Türen vor und hinter einem wieder verschlossen werden, damit nichts entwendet wird, genauso wie immer alle Vorhänge wegen dem Licht zugezogen sind. Dafür steht man dann aber auch genau neben dem Sekretär an dem Napoleon die Kriegserklärung unterschrieb. (Übrigens fand Alexander Berthier, der Marschall Napoleons hier seinen Tod durch Sturz aus dem obersten Stockwerke. Ob es Mord oder Freitod war, ist leider bis heute ungeklärt.) Die Führung ging sehr schnell rum und wirkte eher wie eine persönliche Führung durchs eigene Haus mit Plausch als ein offizieller Museumsbesuch. Ich fand das sehr angenehm.
Besonders wertvoll an der Residenz ist, dass alles im Originalzustand ist. Da Bamberg im 2. Weltkrieg nicht zerbombt wurde und man auch viele Vorsichtsmaßnahmen kehrte, stehen hier noch die originalen Mobiliare. Dafür wirkt aber auch vieles alt und zerschlissen. Nach Angabe der Museumsangestellten, ist dies aber nicht schlimm, denn es soll ruhig verwohnt aussehen, immerhin haben viele Generationen in der Residenz gelebt. Das aber einiges auch restauriert werden muss, haben die Mitarbeiter der Residenz ganz schlau vermarktet: mit der Sonderausstellung: Forschen und Restaurieren in der Bamberger Residenz.
> Aufbau des Rundganges der Sonderausstellung <
Kaiserträume
Bamberg: Bischof und Kapitel
Für Kaiser und Reich: Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst von Mainz
Familienbande
Bühnen für den Kaiser: Das Zeremoniell
Kaisersäle: Spiegel der Tugend und des Reichs
Prinzenträume: Die Residenz im Königreich Bayern
Zwischen Gestern und Heute: Die Nutzung der Residenz Bamberg nach 1903
Der Kaisersaal
Ganz im Kontrast der eben besichtigten Wohnräume steht diese Ausstellung. Die Geschichte ist ganz neu aufgearbeitet und wird mit vielen modernen Medien lehrreich vermittelt. Zum Beispiel gibt es eine Computeranimation, die zeigt, nach welchen Vorbildern die Bamberger Residenz erbaut und die Wohnräume aufgeteilt werden am Beispiel eines Besuches eines Staatsoberhauptes. Dort kann man sehen, wie viele Wachen in den Zimmern verteilt waren, wie man sich zu verbeugen oder laufen hatte. Eine tolle Möglichkeit, sich in die Zeit zu versetzen. Auch alle anderen Schautafeln waren übersichtlich und farblich unterschiedlich gestaltet, damit man nicht in eine Eintönigkeit gerät. Hier ist alles selbsterklärend. Eine Führung ist nicht nötig, wird aber angeboten, wenn gewünscht. Für diese extra-Führung wird dann aber noch mal ein Aufpreis verlangt, der sich um die 2 Euro dreht. Eine Voranmeldung ist nicht nötig, von daher kann man sich spontan dazu entschließen oder eben nicht.
Wenn man den geschichtlichen Teil hinter sich gebracht hat, geht es an die Praxis:
> Der Restaurierungsteil <
Bestandserfassung und Schadensaufnahme
Restaurierung an der Decke: Stuck und Leinwandgemälde
Restaurierung an der Wand: Textilbespannung und Täfelung
Restaurierung des Bodens: Parkett
Nach der Restaurierung: Spuren der Geschichte bleiben lesbar
Festhalten für die Zukunft: Dokumentation
Präventive Konservierung
Mobiles: Restaurierung von Möbeln und Lüstern
Dieser Teil der Ausstellung war für mich besonders interessant und die Idee ist einfach großartig. Die Wohnräume hinter dem Kaisersaal (ein absolutes Muss!) sind schon seit 7 Jahren verschlossen, da sie zu renovierungsbedürftig sind und so nicht gezeigt werden konnten. Doch anstatt zu resignieren, machte man daraus einfach das neue Thema einer Sonderausstellung: wie restauriere ich?
In drei Räumen kann man wie oben aufgelistet zu den einzelnen Bereichen die Arbeit von Restauratoren unter die Lupe nehmen. Dabei helfen Videos, welche Vorbereitungen getroffen werden mussten, das Restaurierungsbuch, Werkzeuge und viele andere Details, die von Bedeutung sind. Das wohl beste Highlight ist allerdings: die richtigen Restauratoren vor Ort! Man kann also wirklich hautnah erleben, wie restauriert wird. Dabei wurden sogar Gerüste aufgestellt, damit man bis unter die Decke hochkommt, um Problemstellen im Stuck sehen zu können und wie man diese repariert. Ich war begeistert! Dadurch lohnt sich auch ein zweiter Besuch in der Residenz: gegen Ende der Ausstellungszeit - da kann man nämlich sehen, wie weit schon alles fortgeschritten ist. Schon allein deswegen würde ich hier 5 Punkte vergeben!
Die Details
>>>><<<<
Öffnungszeiten der Sonderausstellung: 21. Juli bis 14. Oktober, täglich von 9 bis 18 Uhr.
Die restliche Residenz ist ganzjährig geöffnet.
Weitere Informationen finden sich unter: www.residenz-bamberg.de
> Eintrittspreise <
regulär: 5€, ermäßigt: 4€
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten freien Eintritt!
> Anfahrt <
Bahn: 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof (oder Buslinie 10 ab ZOB)
Auto: Da sich die Residenz mitten in der Altstadt befindet, gibt es keine hauseigenen Parkplätze. Bitte die umliegenden Tiefgaragen beachten.
> Ausstellungsort <
Neue Residenz Bamberg
Domplatz 8
96049 Bamberg
Tel.: 0951/519390
Fax: 0951/51939129
Da die Residenz über einen Fahrstuhl verfügt, und vor dem Eingang eine Rampe besitzt, ist die Ausstellung auch behindertengerecht.
Und Danach???? - Der Rosengarten
>>>>>>>>>>>>><<<<<<<<<<<<<
Wie schon erwähnt, umschließt die Residenz einen herrlichen Garten. Da dieser keinen Eintritt kostet und auch unabhängig von einem Museumsbesuch in der Residenz zugängig ist, sollte man diesen auf keinen Fall verpassen. Von dort hat man nicht nur einen wunderbaren Blick auf 49 verschiedene Rosenarten, sondern auch über die Dächer der Bamberger Altstadt, sowie hinüber zum Kloster Michelsberg. Eine tolle Abrundung für einen Besuch in Bamberg und wer geschafft ist, vom vielen Sightseeing, der kann sich gleich noch im anschließenden Gartenpavillon- Café im Rokokostil eine Kleinigkeit gönnen (kein Ruhetag, dafür aber nur im Sommer geöffnet) und in dieser tollen Atmosphäre relaxen.
Der Rosengarten wurde ursprünglich im 16. Jahrhundert im Stil eines Renaissancegartens gebaut. Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn ließ ihn allerdings in einen Barockgarten umwandeln. Die im Garten befindlichen Skulpturen entstammen thematisch der antiken Mythologie und wurden von Ferdinand Tietz entworfen.
> Ein paar Daten <
Öffnungszeiten: April bis September: 9 bis 18 Uhr, Oktober - März: 10 bis 16 Uhr, auch montags geöffnet.
Geschlossen am: 1.1., Faschingsdienstag, 24.12., 25.12., 31.12.
Fazit
>><<
Ein absolutes Sightseeing-Muss!
> Viel Spaß dabei <
Daten und geschichtliche Fakten wurden den Prospekten der Neuen Residenz sowie der Bayerischen Schlösserverwaltung entnommen. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben