Pro:
- Ostermann ist ganz gut
Kontra:
- Ostermann kann noch besser werden (in gewisser Weise
Empfehlung:
Ja
Gleich vorweg ein Wort der Warnung: Dieser Beitrag wird nicht vergütet. Wer sich erhofft, ich verfasste für Gotteslohn eine umfassende Ausarbeitung zum Thema Möbelhaus inklusive detaillierter Schilderung der Laufwege, Preisgestaltung und Gestaltung der Werbeprospekte, den muss ich enttäuschen: Mehr als einen kurzen, persönlichen Eindruck gibt’s von mir nicht.
In der jüngeren Vergangenheit bin ich des öfteren in einem der Möbelhäuser (insgesamt sind es drei) der Ostermann GmbH gewesen. Der Anlass war stets der gleiche: Ich war auf der Suche nach einem Geschäft, in dem ich zu einem halbwegs reellen Preis ein Bild Rahmen lassen konnte. Dass ich auf der Suche nach einem vernünftigen Angebot zum wiederholten Male bei Ostermann gelandet bin, verrät bereits, dass ich beim ersten Mal zufrieden war.
Neulich habe ich bei Ebay, dem günstigen Kurs des Dollars sei dank, eine so genannte production cel aus dem Walt Disney-Film „Bernard & Bianca“ ersteigert. Solche cels sind Folien, die aus einer Zeit stammen, in der Disney-Filme noch von Hand gezeichnet wurden, und in der für jede Sekunde des fertigen Trickfilms theoretisch mindestens 24 verschiedene Folien benötigt wurden („theoretisch“ heißt hier: die wirklich benötigte Anzahl hängt stark vom Geschehen ab, das in der jeweiligen Szene gezeigt wird).
Ich habe ein Bild aus einer Szene ergattert, in der die böse Madame Medusa, eine ziemlich aufgetakelte Schnepfe, sich gerade abschminkt. Die Folie, die inzwischen gute 30 Jahre auf dem Buckel hat, ist nicht nur sehr gut erhalten, sondern zudem nicht laminiert oder zurechtgeschnitten worden – wenn ich richtig informiert bin, macht das alles mein Exemplar zu einer glücklichen Ausnahme.
Nachdem die Zeichnung wohlbehalten bei mir eingetroffen war, ist mir dann plötzlich etwas klar geworden: Ich hielt da gerade ein Bild in der Hand, das von dem gleichen Menschen stammte, der auch für die Animation von einem meiner Disney-Lieblingscharaktere verantwortlich gewesen war. Milt Kahl hat nicht nur der Madame Medusa und ihrem Gehilfen Mister Snoops Leben eingehaucht, sondern auch Kaa, dem Python aus dem „Dschungelbuch“. Eine Freundin von mir hat mal gesagt, wenn sie hätte wählen können, sei sie gern der Mensch gewesen, der die Schlange im Dschungelbuch animiert hat, und ich wusste, wie sie das meinte. Soviel zum Stellenwert, den Disney-Animationen haben können.
Solch eine Zeichnung, auch das stand für mich fest, verdient natürlich Besseres als einen schnöden rahmenlosen Bildhalter.
Ich bin also kürzlich mit meiner Folie zu Ostermann gestiefelt und habe mich in der entsprechenden Abteilung nach einem passenden Material für den Rahmen (eine Standardgröße hätte einfach nicht gut ausgesehen) und einem Passepartout umgesehen. Nach kurzem Umsehen habe ich mich dann für einen dünnen, dunklen Holzrahmen mit glänzendem Lackauftrag entschieden. Und weil Madame Medusa in der fraglichen Szene ein rosafarbenes Nachthemd trägt, habe ich ein lilafarbenes Passepartout gewählt. Das musste, ebenso wie der Rahmen, erst bestellt werden – und natürlich hätte ich ahnen können, dass ich mich spontan mal wieder nicht für die günstigste Lösung entschlossen hatte. Summa summarum würde der Spaß 104,90 EUR kosten, beschied mich die freundliche Dame, die mir von meinem letzten Besuch noch in guter Erinnerung war.
Ich schluckte kurz und sagte dann: Somachemers.
Dann habe ich noch 10 Euro angezahlt und inständig gehofft, dass meine Folie, in die ich mich minütlich mehr verguckte, pfleglich behandelt würde.
Auf dem Bestellschein hatte es geheißen, der Artikel werde Anfang der 42. Oder 43. Kalenderwoche abholbereit sein – umso angenehmer war ich überrascht, als ich schon am zurückliegenden Samstag Post von Ostermann im Briefkasten fand: Ich könne die Ware abholen, für eine Abholung innerhalb von fünf Tagen sei Ostermann dankbar.
Ich bin dann noch am gleichen Tag vorstellig geworden. Und um’s gleich vorweg zu sagen: Ich bin mit der Arbeit sehr zufrieden, und ich finde auch nicht, dass ich zuviel bezahlt habe. Schließlich steckt in meinem Auftrag eine ganze Menge Arbeit, die von Hand erledigt werden muss, und her sind Präzision, Sorgfalt und Sauberkeit gefragt. Mithin: 104,90 für Material und Arbeitszeit sind für mich ein reeller Preis. Das fertig gerahmte Bild, das ich in Empfang genommen habe, war an allen vier Ecken mit einem Kantenschutz aus stabiler weißer Pappe versehen und danach in Shrink-Folie verpackt worden – auch dafür gibt’s von mir Lob.
Ein paar Abstriche muss ich allerdings auch machen.
Los geht’s mit der Benachrichtigung per Post, die insofern einen irreführenden Passus enthält, als da von einer „Warenausgabe“ die Rede ist. Von der gibt’s nämlich in Wirklichkeit zweie. Die eine ist groß be- und ausgeschildert, und das Augenrollen des jungen Mannes, der sich meinen Bestellschein und die Post-Nachricht erst genau ansehen musste, bevor er mich weiterschickte, sagt mir eine ganze Menge: Augenscheinlich war ich nicht der erste Mensch, der erstmal am falschen Ort gelandet war.
Nein, gemeint war nicht die als Warenausgabe deutlich gekennzeichnete Warenausgabe, sondern „die im Haupthaus“, das geschätzte 100 Meter weiter an derselben Straße liegt.
Dort angekommen, gilt’s erstmal einen Parkplatz zu finden. Erfahrungsgemäß ist das nie leicht: Das von mir besuchte Einrichtungshaus liegt im Gewerbegebiet einer Kleinstadt, und wer dorthin kommt, kommt dorthin wohl wirklich nur mit dem Pkw. Nach etwas Kurverei war auch das geschafft, sodass ich glücklich die Abteilung für Rahmen ansteuern konnte, in der ich meine Folie zu treuen Händen gegeben hatte. Da hieß es dann, als ich an der Reihe war, allerdings: Die Warenausgabe ist „hinten in der Lampen-Abteilung“.
Na klar. Hätte ich mir ja selbst denken können, dass gerahmte Bilder in der Lampen-Abteilung abgeholt werden können. Spätestens jetzt hatte ich Mitleid mit den Ostermann-Angestellten, die täglich wahrscheinlich ein Dutzend Mal Auskunft nach dem Weg geben müssen. Ob’s da nicht vielleicht besser wäre, sich mal Gedanken über ein entsprechendes Leitsystem für die liebe Kundschaft zu machen und sich vielleicht schon in der Korrespondenz eindeutiger auszudrücken?
Die Warenausgabe im Haupthaus atmete übrigens einen ganz ähnlichen Geist wie der große Warenausgabe-Bruder nebenan (dessen Entree mich so sehr an einen Flur in einem Amtsgebäude erinnert hat, dass sich mein Puls in Erwartung von Ärgernissen innerhalb von Sekundenbruchteilen beschleunigte). Erkläre mir das mal jemand: Warum müssen Warenausgaben in Kaufhäusern, Elektromärkten und Einrichtungshäusern immer so aussehen, als habe sich jemand bewusst vorgenommen, sich mir von der unattraktivsten Seite zu präsentieren? Warum ist da immer wieder dieses kleine Teufelchen, das mir zuzuflüstern scheint: „Warenausgabe“ heißt soviel wie: Dein Geld haben wir schon – jetzt brauchen wir uns für dich auch nicht mehr schick zu machen … ? Liebe Ostermanns – das könntet ihr wirklich noch verbessern.
Auch das Personal, das hinter den Tresen solcher Warenausgaben steht, scheint aus ein und demselben Pool zu stammen: Gelangweilt wirkende junge Männer, denen mensch die Schuhe beim Laufen besohlen kann und deren gesamter Gestus Kunden ganz wortlos zu Antrag- oder Bittstellern degradiert. Und ganz egal, wie lang die Schlange auch sein mag, in der Mütter mit Kindern hinter Rentnern warten, die an einem Samstagvormittag nichts Besseres zu tun wissen, als über die Feinheiten einer Reklamation zu disputieren – es findet sich natürlich weit und breit kein Wasserspender oder Kaffeautomat; nicht einmal einer, an dem mensch sich gegen Entgelt etwas ziehen oder zapfen könnte. Liebe Ostermanns – auch hier könntet ihr euch ein bisschen mehr Mühe geben.
Wir halten fest: Mit dem Bild, das ich in Empfang nehmen durfte, war und bin ich sehr zufrieden – das oft beschworene „Einkaufserlebnis“ allerdings war grenzwertig (von der verwirrenden Lampenabteilung mit ihren 1000 Spiegeln, die ich erst durchqueren möchte, ganz zu schweigen – Epileptikern rate ich dringend von einem Besuch ab, und das meine ich nicht einmal polemisch, sondern wirklich ernst). Das übrigens bis zum Schluss: In dem Moment, in dem ich an der Kasse bereits bis auf Armlänge an die Kassiererin heranspaziert war (vor mir stand sonst niemand), stellte die Dame ein Schild auf und quakte ein „Hier bitte nicht mehr“. Mit Verlaub: Entweder signalisiert mensch rechtzeitig – oder drückt ein Auge zu und entlässt einen zufriedenen Kunden mehr ins Wochenende. Liebe Ostermanns – auch hier geht mehr. Viel mehr.
R e s ü m e e
Ich habe Ostermann zweimal in Anspruch genommen, um eine Bild rahmen zu lassen – und war mit der Arbeit und dem Preis-Leistungs-Verhältnis jedes Mal sehr zufrieden. Das Sortiment des Ostermann-Einrichtungshauses sowie der angegliederten Erweiterung „Ostermann Trends“ ist interessant, wenngleich sehr auf aktuelle Trends zugeschnitten – das mag für viele Kunden ein größeres Plus sein, als es für mich ist. In der Lampen-Abteilung, die wirklich eine Vielzahl von verschiedenen Modellen bietet, bin ich z.B. bei meinen Besuchen selten fündig geworden (und das, obwohl ich einen kleinen Lampen-Tick habe); auch ein TV/Phono-Möbel, das meinem Wunsch nach Funktion zu einem vertretbaren Preis entgegenkam, habe ich vergeblich gesucht – eine wirkliche, allein selig machende Alternative zu (warm anziehen, liebe Ostermanns, denn jetzt kommt der kalte Schlag ins Genick, über den der Wettbewerb sich freut) IKEA ist Ostermann nicht. Möglicherweise möchtet ihr, liebe Ostermanns, euch gar nicht mit denen vergleichen bzw. vergleichen lassen, sondern mit ganz anderen Einrichtungshäusern – aber so ist das nun mal: die Kundschaft sieht’s eben doch wieder anders. Eines steht aber fest: Mein nächstes Bild bekommt auch keinen IKEA-Rahmen verpasst, sondern wieder einen von euch.
Na, liebe Ostermanns, sind wir quitt? weiterlesen schließen
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