Pro:
Bruce Willis in einem "Die Hard"- Film, knallharte Old-School Action, coole Sprüche, mehr wie die ersten Teile (McClanes Originalstimme!), Kult, feinstes Popcorn-Kino
Kontra:
teilweise unrealistisch, komischer Titel
Empfehlung:
Ja
Tjaja, es ist immer ein Grund zum Weinen und gleichzeitig zum Freuen, wenn alte Klassiker zurückkehren. Einerseits freuen sich die Fans über die Rückkehr ihrer Lieblinge, andererseits wird soetwas, wie im Falle von Superman Returns, meist zu reiner Geldmacherei ohne Niveau. 2007 war nun „Stirb Langsam“ dran – und zeigt die Wichtigkeit des Wortes „meist“ im vorherigen Satz.
Handlung
Wahrscheinlich liegt es am Genre, aber die Story von „Stirb langsam 4.0“ ist genauso gehaltvoll und innovativ, wie die der drei Vorgänger und aller anderen Super-Polizisten-Filme: Der Ex-FBI Agent Thomas Gabriel übernimmt die Kontrolle über alle Computernetzwerke und damit praktisch über die Infrastruktur der USA, um die komplette Anarchie ausbrechen zu lassen. Der mittlerweile glatzköpfige und auch schon etwas in die Jahre gekommene John McClane, seines Zeichens Hauptheld der Filmreihe, stolpert bei einem einfachen Polizeieinsatz mehr oder minder zufällig in die ganze Sache hinein und befindet sich von da an im Kreuzfeuer der vermeintlichen Revolutionisten. Zwar treten einige Wendungen während der zwei Stunden auf, aber neu ist nichts, gesehen hat man's schon dutzende Male.
Insofern ist die Story die größte Schwäche des Films, aber glücklicherweise auch die einzig wirkliche. Mag der Film auch noch so sehr versuchen, die Schwäche der vernetzten Welt darzustellen: Das gab's schon beim ersten „Stirb langsam.“
Kenner der Vorgänger werden bei „Stirb langsam 4.0“ dafür einige Déjà-Vus erleben, so werden beispielsweise Andeutungen auf die Flugzeugszene ganz am Anfang des ersten Teils gemacht und auch bekannte Sprüche sowie McClanes knallharte Ausdrucksweise sind wieder mit an Bord. Dabei geht 4.0 weiter zu den Wurzeln der ersten beiden Teile zurück und bricht nicht ganz so stark die „Traditionen“, wie Nummer 3 es einst tat.
Obligatorisch blutet John McClane schon nach einer halben Stunde und glücklicherweise hat er auch wieder seine normale Synchronstimme zurück, die in Teil 3 seltsamerweise eine andere war.
Gelungen wird auch die Entwicklung von McClane dargestellt: ganz so tolpatschig wie einst ist er nicht mehr, dafür aber immer noch so knallhart und cool wie eh und je. Seine privaten Probleme werden (ähnlich Teil 1) wieder stärker behandelt, so gibt's unter anderem Probleme mit dem Freund seiner mittlerweile schon erwachsenen Tochter, bei der man deutlich den Einfluss ihres Vaters merkt. Man sieht McClane quasi an, wie der Zahn der Zeit (und das waren immerhin 12 Jahre) an ihm genagt hat. Das macht den Film recht authentisch – im Gegensatz dazu steht aber die eher unauthentische Story, die sich zwar nicht widerspricht aber teils einfach nur Schwachsinn ist (wie zum Beispiel, dass alle Systeme der USA gehackt werden....).
Aber richten wir doch unser Augenmerk auf das Hauptelement des Filme: die Action. Und hier zeigt McClane allen Möchtegern-Actionhelden und Antihelden, dass es alte Hasen wie er immer noch drauf haben und sogar besser sind. So viele Kugeln und Explosionen gibt's halt nur bei „Stirb langsam“ und in vielleicht noch ein paar anderen Filmen. Ich meine, wer schafft es denn sonst, einen Helikopter mit einem Auto in die Luft zu jagen? Und eben solch krasse und zugleich coole Aktionen in Verbindung mit diesmal wesentlich mehr Gags und coolen Sprüche (4.0 ist mit Abstand der amüsanteste Teil der Serie) sind das Markenzeichen von „Stirb langsam“.
Bild und Ton
Einen speziellen Stil hat man üblicherweise nicht gewählt: alles ist natürlich, was sicherlich noch für mehr Realismus sorgt und auch an Computeranimationen hat man relativ gespart - stattdessen verlässt man sich auf echte Explosionen und Crashs. Und wenn dann doch mal ein animiertes Auto 10 cm an McClanes Kopf vorbeizieht, dann merkt man das durch die ganze Dynamik, die hier drin steckt, nicht wirklich. Solche Erlebnisse, wie die eindeutig zu erkennende Puppe unter dem Gerüst aus Teil 2 gibt's also nicht.
An der schauspielerischen Leistung der Darsteller gibt es auch nichts zu kritisieren: Die Besetzung passt gut und bringt alles glaubhaft rüber, aber strengt sich dabei leider auch nicht wirklich an. Bruce Willis und Justin Long seien hier als Ausnahmen genannt.
Imposant ist das ganze allemal.
Zum Ton gibt es nicht viel mehr zu sagen: Wie schon erwähnt, hat McClane glücklicherweise seine alte Stimme zurück, typische Sprüche, die den Zuschauer zum Schmunzeln bringen, durchziehen den gesamten Film. Die Soundeffekte der Schüsse und Explosionen hauen mal wieder richtig rein (bei der DVD-Version werden also Heimkinobesitzer mal wieder eindeutig im Vorteil sein) und an der Synchronisierung allgemein gibt es auch nichts auszusetzten. Der Soundtrack hält sich leider sehr zurück, aber immerhin werden Fans die bekannten Melodien erkennen, die auch schon in den älteren Teilen, zugegebenermaßen eher unauffällig, für Stimmung gesorgt hatten. Der Soundtrackkauf ist deshalb nicht unbedingt Pflicht.
Die technische Seite ist also, von wenigen Filmfehlern abgesehen, mal wieder vorzüglich.
Eindruck
Wenn man nach „Stirb langsam 4.0“ aus dem Kino kommt, ist man einfach nur happy. Leute, die die Vorgänger schon gesehen haben, werden vor Herzklopfen sowieso kein schlechtes Wort an den Film verlieren, alle anderen wollen sich hingegen mit Sicherheit die Vorgänger ansehen.
4.0 führt die Reihe konsequent und gut weiter, lässt aber immer noch Platz für eine Fortsetzung, liegt hierbei also in der Tradition der vorigen Teile.
Wenn man sich mal alle Filme der Reihe ansieht, merkt man, dass sich im Prinzip nichts groß verändert hat: Kein Film tanzt so wirklich aus der Reihe, alle sind im selben Maße vollgepumpt mit Humor und noch mehr Action.
Das wirklich tolle am Film ist aber, dass er, auch schon typisch für die Reihe, Kino für alle bis 60 (und sicherlich auch einige darüber) ist und sich so für einen unterhaltsamen Kinobesuch sehr gut eignet - ausgenommen die ganz Kleinen versteht sich. Der Gewaltgrad hält sich (dank des Fehlens von Blutspringbrunnen und abgetrennten Körperteilen) eher zurück, eine FSK-Freigabe von 16 Jahren ist aber durchaus gerechtfertigt.
Pflicht für jeden, der gute Filme mag, ist „Stirb langsam 4.0“ ohnehin. Eine kleine Kritik gibt es im Nachhinein aber noch, was aber mittlerweile bei vielen Filmen der Fall ist, nämlich die schwachsinnige deutsche Übersetzung des Originaltitels. Wie bitte schön schaffen es die Deutschen aus „Live Free or Die Hard“ „Stirb langsam 4.0“ zu machen?
Fazit
Die 12 Jahre des Wartens haben sich gelohnt: Der mittlerweile 52jährige Bruce Willis zeigt in seiner wohl bekanntesten Rolle den Jungspunden der Filmszene, wie's gemacht wird. Keine Experimente, sondern knallharte Action. Und sieht man mal von der Hintergrundhandlung ab, hat man einen herrlich unterhaltsamen Film – und darum geht es bei Kino ja immer noch: Unterhaltung, bei der man bednkenlos sein Popcorn mampfen kann.
Wie schon ein bekannter Filmkritiker über 4.0 sagte: „Sich den Film anzusehen, ist wie sich zu besaufen ohne Kopfschmerzen.“ Bruce Willis haut in diesem Old-School-Action Film noch mal richtig rein.
Filmdaten
Titel: Stirb langsam 4.0 (Live Free or Die Hard); USA/2007
Genre: Action („Super-Polizist“)
FSK: ab 16
Länge: 129 Minuten
Regie: Len Wiseman
Drehbuch: Mark Bomback, Doug Richardson
Produktion: John McTiernan, Bruce Willis
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Simon Duggan
Schnitt: Nicolas De Toth
Besetzung:
Bruce Willis: John McClane
Timothy Olyphant: Thomas Gabriel
Justin Long: Matt Farrell
Maggie Q: Mai Linh
Cliff Curtis: Bowman
Mary Elizabeth Winstead: Lucy Gennaro/McClane
Kevin Smith: Warlock
Tim Russ: Chuck Summer weiterlesen schließen
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