Pro:
- Guter und erstaunlich voluminöser Klang
- Wertige Verarbeitung
- Tragekomfort
Kontra:
- Zu leise
- Kein Adapterstecker beiliegend
- Fixierung nicht praxisgerecht
Empfehlung:
Ja
Erreichbarkeit hat auch im Zeitalter immer dienstbeflissenerer Handys bisweilen ihre technischen Tücken. So ist das Telefonieren beispielsweise unter dem Motorradhelm ohne Hilfsmittel höchst unbequem - wenn auch nicht vollkommen unmöglich. Man benötigt lediglich ein geeignetes Headset, wobei man nicht nur die Auswahl zwischen Kabel und Wireless zu treffen hat, sondern gleichwohl auch entscheiden muss, was das Teil sonst noch können soll. Bluetooth ist recht kostspielig, besonders wenn man eine Stereo-Variante haben möchte. Zudem tragen die Teile vergleichsweise dick auf.
Gleiches gilt in ähnlicher Form für das recht unbequem zu tragende Original-Headset HS-47 für das pharaonische Nokia 3110c. Gesucht war also eine platzsparende In-Ear Lösung einerseits für die Verwendung als klassische Freisprecheinrichtung, als auch zum Musikhören. Die gibt's aus nachvollziehbaren Gründen lediglich als Kabel gebundene Ohrpröppels. Die Wahl fiel beim örtlichen Mediamarkt auf ein Headset vom Vollsortimenter und Elektronik-Generika-Hersteller HAMA. Rund 12 Euro waren dafür über den Tresen zu befördern.
Kabelsalat
Im Lieferumfang des ungebührlich wuchtig wirkenden Blisters befanden sich ein paar Ersatz-Gummistopfen unterschiedlicher Größe. Anschluss ans Handy findet dieses Headset (Modell-Kennung: RMN8B) über einen 2,5 mm-Klinkestecker, was die Auswahl auf einige wenige Nokia-Telefone begrenzt. Allerdings sind bei HAMA auch andere Modelle für unterschiedliche Typen und Hersteller verfügbar. Was leider fehlt ist ein Adapterstecker auf 3,5 mm Klinke, wie man ihn in Walkman & Co. standardmäßig als Buchse findet. Im Lieferzustand bleibt der Gebrauch des Headsets also auf den Betrieb am Handy begrenzt. Mit entsprechendem Adapter kann man das Teil natürlich auch anderweitig als Kopfhörer verwenden.
Die Verarbeitung präsentiert sich eher von der gediegenen Seite. Das mit silbergrauem Textilgewebe ummantelte Kabel wirkt edel und erweist sich als in der Praxis sehr tragefreundlich und knickwillig. Als Kabelordner kann man eine kleine Metallkugel frei hoch und runter bewegen. Anstatt der sonst üblichen Krokoklemme zur Befestigung der Litzen an Kragen o.ä., damit das Trum nicht dösig in der Gegend herum baumelt, ungewollt irgendwo hängen bleibt und eventuell aus dem Telefon reißt, besitzt das Headset eine Schlaufe, womit man das Kabel sowohl am Handy als auch ggf. an der Kleidung fixieren kann. Leider benötigt man für diese an sich intelligent gelöste Zugentlastung eine Öse am Telefon und Knopf(loch) an den Klamotten, was dann doch eher praxisfern ist. Zumindest beim 3110c.
Selbstredend ist ein Feature für ein Headset obligatorisch an Bord: Ein ins Kabel eingeschleifte Mikrofon mit integrierter Rufannahmetaste. Logisch, sonst wär' es nicht weit her mit der Freisprecherei. Das Ding ist für meinen Geschmack etwas over-styled und auf futuristisch getrimmt - etwas weniger pompös hätte es auch getan. Immerhin ist das Mike vergleichsweise leicht und zieht nicht ungebührlich am im (linken) Ohr befindlichen Stöpsel. Die Lautsprecher sind, wie der Produkt-Name bereits sagt, als In-Ear-Stecker ausgeführt, d.h. sie werden direkt in den Gehörgang eingeführt und lümmeln sich nicht nur im äußeren Bereich der Ohrmuschel rum, wo manch andere Bauart sonst so gern fahnenflüchtig verlustig geht. Und das natürlich immer im unpassendsten Moment.
Alltagsgebrauch
Sobald der angenehm kleine Winkelstecker im Handy landet, meldet das Telefon pflichtgemäß den Neuankömmling und identifiziert ihn vollkommen richtig als Stereo-Headset mit Freisprechfunktion. Um die Pröppel im Ohr zu versenken hat man die Wahl zwischen verschiedenen Größen von Gummipuffern, welche den Gehörgang möglichst dicht abschließen und individuell gut sitzen sollen. Bei meinen Lauschöffnungen im Denkapparatsgehäuse sind die größten Pinöppel die korrekte Wahl. Die Piezo-befeuerten Krachmacher tragen nicht auf und können daher auch problemlos z.B. unter dem Motorradhelm verwendet werden. Das recht lange Kabelgedöns muss bei aller angenehmer Oberflächenbeschaffenheit und Flexibilität dennoch irgendwie verstaut werden, damit nichts störend herum baumelt.
Klang
Ob die Schallwandler schlicht nicht besser können, das Heaset auf das Handy-Modell schlecht abgestimmt wurde oder der elektrische Innenwiderstand zu hoch ausfällt, eins steht fest: Die Dinger sind leise. Selbst das schon schwachbrüstige HS-47 überflügelt das HAMA in Sachen Lautstärke um einige Dezibel. Was eigentlich sehr schade ist, denn klanglich ist es sehr ausgewogen, neutral und der Bass geradezu unglaublich voluminös. Allerdings wirkt das Ganze nur bei friedhofsruhiger Umgebung tatsächlich dynamisch. Auch mit dem Klangregler des Handys lässt sich da nicht viel herausholen. Bei Telefongesprächen fällt das weniger ins Gewicht. Zur Ehrenrettung sei erwähnt, dass bei anderen Signalquellen, besonders bei denen, die eine Loudness-Funktion haben, das HAMA seine Vorteile weitaus besser in Szene setzen kann, als am 3110c.
Fazit
Tragekomfort, Verarbeitung und der Klang sind prima, leider verhagelt die geringe Lautstärke ausgerechnet in Verbindung mit dem Handy dem HAMA eine reichere Ernte. Somit empfiehlt sich das Headset beim Musikhören nur für leise Umgebungen oder - mit Adapterstecker für'n paar Eurofuffzich - für die Nutzung mit anderen (mobilen) Signalquellen, welche über mehr Ausgangsleistung verfügen. Ansonsten ist es eine wohlklingende Freisprecheinrichtung zum moderaten Preis, bei der man nicht viel falsch machen kann. weiterlesen schließen
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