Pro:
tolle Grafik, sehr gute Leistung
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Hi ihr Kinoratten,
Freitagabend. Knopfi und seine bessere Hälfte beschließen mal wieder die heiligen Gemächer eines Lichtspielhauses zu besuchen….
„… und erstens kommt es anders…?“
Seit Wochen also wird Reklame für den neuen Disney - Streifen „Ratatouille“ gemacht. Kein Kinofilm, keine TV – Sendung und keine Litfasssäule kam ohne einen Hinweis auf diesen Film aus. Knopfis Erfahrungen mit völlig heftig beworbenen Kinofilmen waren bisher keine besonders guten. Meist steckte in der Reklame mehr Pepp als im Film selbst! Leider! Knopfis Gedanken ließen sich nicht von der beworbenen „Ratatouille – Euphorie“ anstecken. Für ihn war es kein Thema überhaupt in den Streifen zu gehen.
Und erstens kommt es anders…
Nun stehen Knopfi und seine bessere Hälfte also vor dem Kino (die Beleuchtung der Filmwerbungen lächeln sie an) und beide grübeln, in welchen Film man sich nun begibt. Hmm… nun, es läuft nichts wirklich Gutes. Außer vielleicht… Na gut, schaden kann es nichts, wenn man mal wieder sicher sein kann, wenn die Werbung mehr verspricht als der Film halten kann. Karten gekauft, mit Popcorn eingedeckt und ab in den Saal, selbiger ist bis auf den letzten Platz besetzt! Die Werbung hat ihr Werk vollbracht…
„Aber wer ist denn nun eigentlich „Pixar“? ...“
„Pixar? – Ich dachte der Streifen ist von Disney?“ Meine bessere Hälfte kann sich nur wundern, auf was für komische Fragen die Blondine neben ihr kommt und diese ihrem Begleiter stellt. Aber der schüttelt nur den Kopf und lässt ein „Keine Ahnung, guck den Film!“ vom Stapel.
Hi, hi, da weiß Knopfi aber etwas mehr und kann allen Wissbegierigen ins Ohr flüstern: „Pixar wurde 2006 in den Disney – Konzern eingegliedert!“
Wer ist denn nun „Pixar“, der eigentliche Hersteller von „Ratatouille“? Hier ein paar kleine Infos über das Unternehmen:
Das 1986 gegründete kalifornische Unternehmen „Pixar Animation Studios“ hat sich auf computeranimierte Spielfilme spezialisiert. Das wohl bekanntest Logo der Firma, eine kleine Schreibtischlampe, ziert sämtliche Animationsfilme aus dem Hause Pixar von Beginn an. Wirklich bekannt wurde das Unternehmen allerdings erst, als man vertraglich eine Zusammenarbeit mit den Walt – Disney – Studios beschloss. Mit „Toy Story“ gelang 1995 Pixars erster großer Knüller. Es folgten weitere Hits wie „Das große Krabbeln“ (1997), „Toy Story 2“ (1999) und „Die Monster AG“ (2001). 2003 kam Pixars größter Erfolg in die Kinos: „Findet Nemo“. Als sich Pixar und Disney wegen rechtlichen Dingen in die Haare kriegten, sollten die Verträge seitens Pixar auslaufen. Doch die Disneyfilme machten 2006, kurz vor dem Filmstart von „Cars“ kurzen Prozess mit Pixar. Für satte 7,4 Milliarden Dollar kauften sie das Unternehmen.
„ … Ratatouili? Is dat´nisch´wat zu essen? ...“
„Ratatouille – is dat nisch wat zu essen?“ – Sicher ist es das (hier handelt es sich um ein Gericht aus Auberginen, Tomaten, Paprika und Zucchini das in Südfrankreich beheimatet ist und jetzt wahrscheinlich ein Riesen Come – Back feiert!), doch hier handlet es sich wohl mehr um eine Art Wortspiel (obwohl das Gericht doch zum elementaren Erfolg beiträgt).
Um was geht es in „Ratatouille“?
Rémy ist eine Ratte. Eigentlich eine ganz normale, männliche Kanalratte, die in einem alten Haus, im Pariser Vorland ihr zu Hause hat. Doch Rémy ist es leid, sich wie seine Artgenossen zu verhalten: Im Kanal leben, Futter aus Müllhalden zu suchen und selbiges auch noch zu fressen. Igitt! Er hat da mehr im Sinn. Dank seines fein ausgebildeten Geschmacks- und Geruchsinns möchte er sein Essen selbst zubereiten und auch genießen, was unter seinen Artgenossen eher auf ein müdes Naserümpfen stößt. In der Kolonie wird sein Geruchstalent eher als Testobjekt missbraucht, in dem er Essen vorschnuppert, ob es vergiftet ist oder nicht.
Doch Rémy reicht das nicht. Er hat einen Traum: So kochen zu können, wie es sein großes Vorbild Auguste Gusteau, einem berühmten französischem Sternekoch. Dessen Werk, ein Buch namens „Jeder kann kochen“ hat Rémy immer dabei. Mit Schrecken erfährt Rémy, dass das „Gusteaus“, das Gourmet – Restaurant seines Vorbilds inmitten Frankreichs Hauptstadt, von fünf auf drei Gourmetsterne herabgesetzt wurde, was wiederum August Gusteau nicht verkraftete und starb! Rémy ist so traurig darüber, dass er unbedingt etwas Köstliches kochen muss. Als er auf der Suche nach etwas Safran von der Hausherrin in der Küche des Hauses entdeckt wird, in dem die komplette Ratten – Kolonie haust, beginnt die Katastrophe. Per Schrotflinte macht die Alte Jagd auf die unerwünschten Untermieter und diese müssen eiligst fliehen. Auch Rémy ist betroffen. Er verliert auf der Flucht seine Kolonie aus den Augen. Das Einzige was ihm bleibt ist sein Kochbuch, an das er sich auch weiterhin klammert. Als er es verzweifelt aufschlägt und müde darin blättert, stößt er auf eine Zeichnung von August Gusteau, die auf einmal mit ihm spricht und der verzweifelten Ratte gut zuredet, sich und seine Kunst nicht aufzugeben.
Rémy ist überzeugt, rast durch die Kanalisation und stellt fest, dass er sich die ganze Zeit in Paris befunden hat. Als er vor seinem Traumlokal „Gusteau´s“ steht, ist er begeistert und super motiviert, etwas zu erreichen. Die Frage ist, nur wie?
Per Klimaanlage erreicht Rémy den Weg in die Gefilde der Restaurant – Küche und dann sich ein Bild machen, wie es dort abläuft. Ein Traum geht für ihn in Erfüllung. Doch dann passiert es: Er muß mit ansehen, wie der frisch eingestellte Spüljunge Linguini einen riesigen Topf mit Suppe umwirft. Um sein Missgeschick zu verbergen, mischt er willkürlich ausgesuchte Zutaten und Wasser zusammen und setzt die Suppe erneut auf. Rémy kann dies nicht zulassen! Wenn diese Suppe zum Gast kommt, ist der Ruf des „Gusteau´s“ endgültig hinüber. Er schlengelt sich zur Suppe und würzt sie nach seinem Geschmack. Und während er dies tut, wird er vom neuen Küchenchef Skinner entdeckt, der Linguini anweist, die Ratte zu entfernen und zu töten. Als Skinner auch noch entdeckt, dass sein Küchenjunge die Suppe verschüttet und neu „gekocht“ hat, rast er vor Wut. Im Eifer des Gefechts gelangt die Suppe dann leider Gottes doch zum Gast, der diese dann Unerwartetherweise als „C´est bon!“ bezeichnet.
Linguini bringt es allerdings nicht über Herz die kleine Ratte zu töten und merkt bald, dass Rémy ihn versteht. Bald wird ihm klar, dass sie es war, die der Suppe zum erfolgreichen Kick verholfen hat. Als Linguini beauftragt wird, die Suppe nochmals zu kochen bilden die beiden ein Kochteam: Rémy ist der Kopf und Linguini die ausführende Person. Versteckt unter der Kochmütze Linguinis kann Rémy sein Können unter Beweis stellen, was auch gelingt. Die Gäste des „Gusteau´s“ sind begeistert.
Unterdessen gelangt Küchenchef Skinner an ein Testament, dass Linguini als Sohn von Auguste Gusteau ausweist - was dieser allerdings selbst nicht weiß - und damit zum eigentlichen Erbe des Lokals, was Skinner ziemlich widerstrebt. Sein Ziel ist es, mit dem guten Namen des „Gusteau´s“ Tiefkühlprodukte zu vermarkten. Doch durch Zufall gelangt Rémy an das Zertifikat und so kommt Linguini doch noch zu seinem Recht. Skinner wird gefeuert und somit hat das Lokal einen neuen Feind gewonnen, denn der Ex – Küchenchef lässt natürlich nichts unversucht, dem Lokal zu schaden.
Alles läuft gut, bis sich der Besuch des berühmten Restaurant – Kritikers namens Anton Ego ankündigt, der unter dem Come Back des „Gusteau´s“ hellhörig geworden ist und dies selbst ausprobieren möchte. Dort läuft alles bestens: Die Kritiken sind gut, Linguini und die Köchin Colette verlieben sich – alles läuft nach Plan. Doch Linguini und Rémy arbeiten sich auseinander. Beide verlieren die Beziehung zueinander was natürlich Irrtümer mit sich zieht. Linguini feuert Rémy, was ihm im Nachhinein auch Leid tut. Beide vertragen sich und Linguini beschließt, den anderen die Wahrheit über seine wahre Kochkunst preiszugeben. Natürlich glaubt ihm niemand, dass eine Ratte diese Art von Kochkunst beherrscht. Sie fühlen sich dermaßen veralbert, dass sie ihren Job im „Gusteau´s“ kündigen. Allerdings ist dieser Zeitpunkt recht schlecht gewählt, denn Monseur Ego, der Restaurant – Tester sitzt im Restaurant und möchte eine Spezielbestellung: „Eine Perspektive“. Kann Linguini ihm dieses Essen zaubern? Wie schafft er es ohne Mitarbeiter?
„…den sauberen Koch erkennt man an der schmutzigen Schürze…“
Ui, der Film ist zu Ende. Und? Knopfi ist begeistert! Er muss gestehen, dass seine Zweifel, wie weggeblasen sind. Und dies lag an mehreren Phasen:
Phase eins: Die ehrliche Gastronomie
Es ist Wahnsinn, mit welchem Aufwand man die Umgebungen und Abläufe in einer Gourmet – Küche studiert haben muss, um diese Art von Film zu kreieren. Die Abläufe der Küche im „Gusteau´s“ sind wirklich einem Orginal – Küche nachempfunden. Und Knopfi weiß was er sagt, denn er arbeitet in dem Gewerbe.
Ob Stressminute oder Vorbereitungen, an alles wurde gedacht. Selbst kleine Hinweise und Tipps sind vorhanden. So bringt Colette zum Beispiel Linguini das richtige Umgehen mit dem Hackmesser bei und erklärt ihm, die korrekte Haltung des Vorbereitens. Sprüche wie “Den sauberen Koch erkennt man der schmutzigen Schürze, nicht am dreckigen Ärmel!“ oder „Ein sauberer Arbeitsplatz ist das A & O in der Küche!“ sind stille Wahrheiten, die in jeder gehobenen Gastronomie als Regel gelten. „Wir Köche sind Artisten!“ – ein sehr schöner Spruch, den Knopfi sich unbedingt merken muss, denn wenn Köche die Artisten sind, sind die Servicekräfte dann die Clowns…grins…?
Die Gerichte sahen den Originalen verdammt ähnlich und auch die Anrichteweisen haben überzeugt. Man hat hier grandiose Arbeit geleistet!
Phase zwei: Die liebvoll gestalteten Figuren und Charaktere.
Alle Figuren haben ihren eigenen, nachvollziehbaren Charakter. Natürlich ist Hauptdarsteller Rémy in seinem Rattenkostüm mit den größten und niedlichsten Eigenheiten versehen worden. Gutmütig, liebvoll, clever, niedlich - drei Eigenschaften, die ihn am ehesten beschreiben. Er vollzieht seinen filmischen Weg cool und diszipliniert, lässt sich kaum beirren und kann mit seinen Gourmetkenntnissen absolut überzeugen. Selbst die Schwierigkeiten, die sich bei der Verständigung zwischen Mensch und Tier ergeben wurden überzeugend wiedergegeben.
Auch Linguini, den ich in erster Linie als einen kleinen tolpatschigen, unglücklichen Jungen bezeichnen würde, steht seinen Mann. Mit ihm kann man mitfühlen, wie mies man sich fühlt, wenn niemand einen wirklich etwas zutraut und dies dann auch noch stimmt!
Auch Skinner, der den neunen Küchenchef mimt, wurde sehr gut getroffen. Zickigkeit, mit feinem Durchsetzungsvermögen wurden dem Zwerg mit auf den Weg gegeben. Sehr passend, obwohl dann der Charakter etwas auf die legere kitschige Böse – Mann – Nummer geriet.
Die Landschaften, Städte, Figuren wurden wirklich getreu wiedergeben. Der Eifelturm sah nach Eifelturm aus, das „Kochen kann jeder“ – Buch wie ein solches, die Ratten wie Ratten. Nun ja, vielleicht nicht wie die kleinen ekligen Viecher vom TV, nö, sie sind die kleinen pelzigen und kuscheligen Haustierchen von nebenan. Lediglich die Menschen wurden meines Erachtens einen Tick zu stilistisch gehalten, zu phantasievoll. Aber dieses Problem kennt man ja aus den meisten Trickfilmen. Offensichtlich ist es leichter ein Tier zu zeichnen, als einen Menschen.
Phase drei: Kein unnützes Gesinge, keine Langeweile
Oh tat das gut! Den ganzen Film über gab es kein lästiges Rumgesinge oder ähnliche Ablenkung, was eigentlich typisch für Disney – Filme ist. Leichte Hintergrundmusik, bestehend aus Akkordeon und Streichinstrumenten lassen das Paris – Feeling vollkommen werden. Typisch für die Franzosen. Auch in den spannenden Szenen, zum Beispiel in der Verfolgungsjagd zwischen Skinner und Rémy, werden klare Rhythmen angeschlagen. Dass jede Figur vom Musikproduzenten Michael Giacchino ihre eigene Melodie bekommen hat, wie man behauptet, konnte Knopfi allerdings nicht heraushören.
Phase vier: Tolle Farben und Kontraste
Selten hat Knopfi es in Animationsfilmen erleben dürfen, dass satte, kontrastreiche Farben verwendet werden. Ich möchte fast behaupten, dass selbst „Findet Nemo“ hier blass dastehen könnte. Besonders krass: Paris bei Nacht. Da versteht man Rémy Liebe zu französischen Weltmetropole.
Phase fünf: Die Story
Die Geschichte liegt einfach cool auf der hand, ohne große Umschweife. Eine Ratte, die Kochen kann bringt einen Tolpatsch auf den richtigen Weg. Auch hier wieder ein Film, in dem zwar die Liebe vorkommt, aber kein einnehmendes Wesen ist. Sie wird nebenher erwähnt. Absolut klasse. Hier steht wirklich das Kochen im Vordergrund.
Die Geschichte ist leicht zu verstehen. Sehr schön ist auch, dass keine Super – Bösewichte existieren. Lediglich Chefkoch Skinner wird in seiner Sache dementsprechend geoutet. Doch auch hier kann man seinen Charakter zweideutig sehen, denn er möchte sich zwar per Kühlprodukte und ausnützigerweise mit dem guten Ruf des „Gusteau´s“ eine goldene Nase verdingen, hat er dennoch den guten Ablauf im Restaurant im Auge. Wie auch immer, er möchte das „Gusteaus“ erhalten, zu welchem Zweck auch immer, was ihn nicht unbedingt zum perfekten Bösewicht macht.
Wie gesagt, es gibt keine Weltverbesserer oder Räuber im Film, die in Kinderaugen angsterfüllend scheinen können. Sehr gut!
Phase sechs: Seriöser Humor
Ob kleine Verfolgungsjagd, kleine Missgeschicke oder einfach nur „mal einen Spruch bringen“ – jegliche Gags können sich sehen lassen. Sie sind leicht verständlich, für fast jedes Alter. Kleine Anspielungen auf irgendwelche gesellschaftliche Ereignisse wurden fabelhaft in Szene gesetzt, sei es auch nur ein Grinsen, das einem abverlangt wird, doch auch das wird sehr angenehm dem Zuschauer übermittelt.
„…Zeit für das Fazit! ...“
So, und da wären wir auch schon wieder am Ende des Berichtes. Zeit für das Fazit!
„Ratatouille“ hat sich bestens geschlagen. Trotz des großen Werbeaufgebotes haben sich die Leute von Pixar selbst übertroffen. Beste Grafik,. geniale Story, feiner Humor, toller Soundtrack, naturgetreue Figuren – was möchte man mehr. „Ratatouille“ ist ab sechs Jahren zugelassen und das ist mit Sicherheit auch das ideale Alter, um auch jeden Fitzel des Geschehens perfekt zu verstehen und zu verdauen.
Allen, die mal einen winzigen Blick in das tägliche Leben der gehobenen Gastronomie werfen möchten, kann ich diesen Streifen nur wärmstens empfehlen. So originalgetreu wurde das Küchengeschehen noch nie gezeigt!
Fünf Sterne Superior würde man im Hotel – Business verteilen, wenn ein Hotel die beste Kategorie von fünf Sternen übertrifft. „Ratatouille“ lässt sich bestens in diese Kategorie einordnen. Für mich ist es das wert. Fünf Sterne und ein absolutes Anschau – Muss, nicht nur für Fans von Animationsfilmen.
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