Pro:
? Nichts
Kontra:
siehe Bericht. Zu vieles.
Empfehlung:
Nein
Letztes Jahr im August bin ich für 20 Tage nach Ungarn (Budapest und Balaton) gefahren.
Da ich vorher noch nie dort war, wußte ich auch nicht wirklich was mich erwartet (außer deutschen Touristen), aber mehr zu Erwartungen und Enttäuschungen/Erfüllung später.
Balatonfenyves liegt am süd-westlichen Ufer des Balaton. Auf der Karte unten könnt ihr es direkt unter Fonyod sehen.
Der Ort
In Balatonfenyves leben ungefähr 2200 Einwohner, von denen vermutlich 100% vom Tourismus leben. Es ist ein typischer kleiner Touristenort, wo nicht nur jedes zweite, sondern jedes Haus ein Hotel oder Zimmerangebot hat und alles in Strandnähe aus Tourismusunterhaltung besteht.
Als Badeort ist Balatonfenyves seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt, nachdem es Ende des 19. Jahrhunderts als Siedlung errichtet wurde. Eigentlich hieß die Siedlung Fenyves, aber aufgrund der Nähe fügte sich schnell das Balaton dazu.
Ausgesprochen wird der Name übrigens Balatonfenväesch.
Angeblich gibt es Sehenswürdigkeiten in dem Örtchen. Räusper.
Also dazu zählen so außergewöhnliche Dinge wie eine Schmalspurbahn, eine römisch-katholische Kirche und eine Pumpenstation aus dem Jahr 1913. Räusper.
Ja, also die Schmalspurbahn haben wir gefunden, ist aber üüüüüüüüüberhaupt nichts besonderes, außer man ist bahnbegeistert. Ich liebe Bahnfahren, aber für mich war das Teil pupslangweilig. Was interessant daran war, war die Tatsache, dass direkt neben der Haltestelle der größte Supermarkt des Ortes war. Die römisch-katholische Kirche drängt sich einem auch nicht auf und die Pumpenstation ebenso wenig.
Was sich allerdings aufdrängt ist der Tourismus und als künstlicher Tourismusort hat man einfach das Gefühl, dass alles und jeder nur der Unterhaltung der Touristen dient und nichts Echtes daran ist. Als Geschichtsliebhaber hat mich das natürlich getötet in so einen leblosen Ort zu kommen. Und mit leblos meine ich nicht das Fehlen schreiender und kreischender Kinder, sondern das Fehlen eines Charakters des Ortes.
Von einem Ende des Ortes zum anderen läuft man gute 20 Minuten auf einer einzelnen Straße, die direkt an den Schienen und dabei auch am Bahnhof entlang läuft.
In Werbung zum Ort heißt es immer, dass dem Besucher eine menge Unterhaltung geboten wird. Schwachsinn. Nichts da. Nicht mal nen Fahrradverleih haben wir wirklich gefunden. Den gibt es zwar angeblich, aber immer wenn wir da waren hatte der zu. Sonst nichts weiter außer Volksfesten, die mich zu Tode langweilten, weil sie auf Kinder ausgerichtet waren oder Eisdielen. Schrecklich. Das Einzige, was bleibt, ist der "See".
Ich schreibe ja nun glücklicherweise nicht über den Balaton an sich, Gott sei Dank, denn zumindest in Balatonfenyves war der völlig dreckig (schlammig, eklig). Der Strand, der uns so groß angepriesen wurde, bestand aus einem 2 Meter breiten Grasstreifen, der sich am See entlang zog und zwischen diesem und dem See gab es eine Beton"rampe", die ins Wasser führte. Betreten konnte man das Wasser somit eigentlich nur über den Steg und um sich zu sonnen, musste man rechtzeitig dasein, um genügend Platz zu reservieren ("am Strand").
Es gibt Tretboot- und Kanuausleihe und das war so ziemlich das Beste. Somit konnte man sich nämlich durch die ganzen Pflanzengestrüpps so richtig schön in die "Tiefen" des Sees begeben und auch mal schwimmen, ohne an Wasserpflanzen hängen zu bleiben oder in die "Tiefen" gezogen zu werden.
An einem Tag hatte es uns erwischt und wir waren so richtig weit draußen, so 1,5 Stunden gepaddelt als plötzlich ein Riesendonner herausfzog und man das gewitter förmlich roch. Ja, die Küstenwache ist freundlich, das kann ich locker behaupten.
Wer als Bewohner des "Hotels" am Balaton ist, in dem ich wohnte, kann sich Kanus und dergleichen umsonst ausleihen, ansonsten kostet das pro Stunde so ungefähr 5 Euro. Ziemlich viel, wie ich finde.
Das "Hotel"
Nun aber ein paar Worte zu meinem "Hotel".
Ich war ja nicht nur privat da, sondern habe an einer Konferenz teilgenommen, weshalb ich mir mein Hotel auch nicht aussuchen konnte. Aber das Foto (siehe unten) hat mir gut gefallen und die beschreibung auch, so dass ich dachte, mit dieser Urlaubs-, Konferenzwahl keinen Fehler gemacht zu haben.
Als wir ankamen, saßen wir fest.
Baranya Megyei Ifjúsági Közalapítvány Üdüloje, 8646 Balatonfenyves, Kölcsey street. #3. Caretaker: Mr. Sipos (tel: +36-30-317 4522) Es ist ungefähr 300 Meter vom Bahnhof entfernt (einfach die Straße links runterlaufen) und dann liegt vor einem ein alter Kasten aus den 70ern. Häßlich, alt. Nun gut, dort war nur die Anmeldung und das Programm sollte dort stattfinden. Ich war schon fix und fertig mit den Nerven, weil ich unser Zimmer nun ebenso schockierend erwartete.
Nachdem wir unsere Schlüssel für das Viererzimmer hatten, machten wir uns die restlichen 100 Meter auf dem Gelände auf und fanden die Gebäude so vor, wie auf dem Foto. Bewußt hatte man uns vorher allerdings kein Foto von innen mitgeschickt. Schrecklich. Schlimmer als litauische Jugendherbergen. Bad und Toilette offen zugänglich für jeden vor dem Zimmer. Kühlschrank draußen auf dem Gang. Wer nachs die Treppen nach oben lief und ins Zimmer wollte, konnte nur hoffen, von keiner der Monsterspinnen angefallen zu werden.
Und in der Tat wachte eine meiner Freundinnen eines morgens mit einem riesig geschwollenen Arm auf. Sie beschuldigte die unschuldig oben in der Ecke hängende Spinne. Wir wußten uns keinen Reim. Über Tage schmierte sie sich mit einer Salbe einer mitgereisten befreundeten Ärtzin ein. Und eines Nachts als wir zwei sehr spät ins Zimmer kamen und einen Lachkrampf hatten, wachte die dritte in unserem bunde auf, ging mal kurz ins Bad und während sie draußen war erstarb uns anderen beiden das lachen. Denn dort wo der Kopf unserer Freundin eben noch geruht hatte bewegte sich nun ganz langsam ein Mördervieh von Spinne nach oben an die Decke. Unsere Wunderärztin wurde geholt und killte insgesamt 12 Megaspinnen in unserem Zimmer. Also häufig sauber gemacht wurde da nicht. (Im Bad sah es nicht anders aus.)
Von dem Essen im Hotel wurde mir nach dem dritten Tag so schlecht, dass ich einen ganzen Tag gar nicht essen konnte, um mich zu regenerieren. Für mich gab es nur noch die Pizzeria am Bahnhof (großes Restaurant mit leckerem Essen). Leider nicht ganz billig, dafür aber gut.
Als gute Alternative, gibt es links neben dem Bahnhof auch gleich einen Obstverkäufer. Der Süße (wirklich) hatte es auf mich abgesehen, was das Einkaufen dort zwar etwas erschwerte, aber der hatte die besten Wassermelonen im ganzen Ort. Wir haben alle Läden probiert.
Insgesamt kostete uns der Aufenthalt im Hotel 6.600 Ft pro Nacht und und Full Board pro Tag 1.620 Ft. Für 7 Tage zahlte ich inclusive Tax und so 24.640 Ft (100 Euro). Das geht natürlich, dafür kann man nicht viel erwarten. Aber da ich ja noch nie in Ungarn war, lebte ich irgendwie noch in der Fantasiewelt vom billigsten Land der EU. Tja, lasst euch sagen: Polen ist billiger. Und wir haben auch bedeutend weniger Spinnen.
Anfahrt
Für jeden, der da doch noch hinwill: Mit dem Zug kommt man von Budapest deli und Budapest Keleti mehrmals am Tag an. Die Anfahrt ist entspannend, weil der Zug zwar einem deutschen Regio entspricht, aber sehr sauber ist. Man fährt ca 3 Stunden. Die Fahrt fand ich wirklich angenehm, weil man viel vom Land sieht und wir an einem heißen Sommertag gefahren sind, wo der warme Fahrtwind durch den Zug wehte, was Urlaub verhieß. (ich hätte im Zug schlafen sollen.)
Mit Bussen kommt man aus Budapest Népliget: 3x am Tag (Nachmittags) nach Balatonfenyves und die Fahrtdauer ist ca. 2,5 Stunden.
Mit dem Auto fährt man von Budapest nach Siófok und danach nach Fonyód, um dann auf der Straße 7 nach Balatonfenyves weiter zu fahren.
Was den Bahnhof anbelangt: Er ist klein, aber nicht zu übersehen. bereits weit vor dem Halt kommen die Zeichen des Ortsnamens, den man so schnell ja nicht mit Bezeichnungen wie Fonyod oder so verwechseln kann.
Wir sind danach nach Kroatien weitergefahren. Um ein Ticket zu kaufen, muss man allerdings nach Fonyod, obgleich der Zug durch Balatonfenyves fährt. Naja egal.
Mit reinem Gewissen kann ich weder den Ort noch das Jugendherge-Hotel-Dingsbums empfehlen.
Meine Punktevergabe sieht also wie folgt aus:
Strand: 2
Hotel: 0
Anbindung: 4
Restaurantauswahl und Qualität: 4
Supermarketpreise: 3
Unterhaltung für Kinder und Familien: 4
Unterhaltung für den Rest: 1
Aussicht: 4
Total: 2,75 (ich geb trotzdem nur 2 Punkte, 3 kann ich nicht vertreten.)
Nicht empfehlenswert für:
- Unternehmenslustige
- Strandliebhaber
- Sehenswüridgkeitensucher
Empfehlenswert für:
- jeden der lange vorher ganz ausführlich und vorsichtig die Hotels und Ferienhäuser studiert
- Familien mit vielen Kleinkindern weiterlesen schließen
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