Pro:
wunderschöne Kostüme, atemberaubende Bilder, super Soundtrack, packende, mitreisende Story, klasse Schauspieler
Kontra:
teilweise sehr abseits der geschichtlichen Vorgaben, epische Seeschlacht geht unter
Empfehlung:
Ja
=== Vorwort ===
Das schöne an Kinobesuchen sind in meinen Augen die Trailer im Vorprogramm. So erfährt man auf spannende Art und Weise, welche Filme in der nächsten Zeit oder gar jetzt schon laufen. In unserem Lieblingskino wechselt das Filmprogramm wöchentlich und man weiß sozusagen dadurch, welche Filme in der nächsten Woche anlaufen.
So flimmerte auch der Trailer zu "Elizabeth - Das goldene Königreich" über die Leinwand und die emotionsgeladene, kraftvolle Kurzvorschau machte mehr als nur neugierig auf das Gesamtwerk.
=== Die Story ===
England 1585. Prinz Philip II ist die protestantische und unverheiratete Elizabeth, Königin von England, ein Dorn im Auge. Der erzkatholische spanische Monarch sieht es als seine heilige, von Gott auferlegte, Pflicht an Elizabeth zu stürzen und England zu bekehren. Diese Pläne spielen Maria Stuart, Cousine Elizabeths, Königin von Schottland und Gefangene der Krone, in die Hände, die seit Ihrer Gefangennahme auf Rache sinnt. Zusammen mit ihren katholischen Verbündeten spinnt sie eine Intrige, die Elizabeth den Thron kosten soll. Sir Francis Walsingham, der engste Vertraute der Königin, kann das Komplott zwar aufdecken, doch nur bruchstückhaft, so dass das Resultat Philip die Gelegenheit gibt seine "Große Armada" zur Invasion von England auf den Weg zu bringen. Elizabeth sieht sich von Feinden umzingelt und auch ihre Hofdame Beth fällt ihr mit einer Liebelei mit dem Seefahrer Sir Walter Raleigh in den Rücken. Nun braucht England eine starke und konsequente Königin.
=== Schauspieler, Regie & Fakten ===
Queen Elizabeth I - Cate Blanchett
Sir Walter Raleigh - Clive Owen
Sir Francis Walsingham - Geoffrey Rush
Elizabeth Throckmorton
Maria Stuart - Samantha Morton
König Philip II. - Jordi Mollà
Regie & Drehbuch - Shekhar Kapur, William Nicholson & Michael Hirst
Genre: Historien-Drama
Erscheinungsjahr: 2007
=== Film, Kritik & Fazit ===
Wie schon erwähnt, ließ der Trailer einiges erwarten. Stolze Reden mit mutigen und mächtigen Worten, bildgewaltige Szenen und ein Soundtrack vom Feinsten.
Doch zunächst muss der Zuschauer natürlich erst einmal im Bilde sein, worum es denn geht und somit gibt es stumme Bilder mit Untertiteln als Einleitung. Doch die ist nach wenigen Sekunden vorbei und man findet sich in einer spanischen Kathedrale wieder und begegnet zum ersten Mal Philip. Mollà ist die perfekte Besetzung für diesen Charakter. Er hat das spanische Äußere und einen mörderischen, fast schon wahnsinnigen Blick - die Kopie des Hardcore-Katholiken des 16. Jahrhunderts ist geglückt. Einzig komisch an dieser Person ist sein eigenwilliger Gang. Leider gibt der Film hierfür keine Erklärungen ab.
Aber auch die anderen Rollen sind goldrichtig besetzt. Egal ob Clive Owens als Frauenschwarm und Abenteurer Sir Walter Raleigh oder Geoffrey Rush als betagter Ratgeber seiner Majestät. Alle Charaktere sind realistisch und natürlich dargestellt.
Wenn man nun weiß, dass "Elizabeth" bereits 1998 vom gleichen Regisseur, nur mit einer vorhergehenden Handlung, inszeniert wurde, dann kann man sich vorstellen, wie schwer es war, den 7maligen oscarnominierten Streifen von damals zu übertrumpfen. Tatsächlich muss man jedoch eingestehen, dass die dramaturgische Kurve quasi bis ins unermessliche gespannt wird in der ersten Hälfte des Filmes um dann, so meint der Zuschauer jedenfalls, in einer epischen Seeschlacht zwischen der Spanischen Armada und der wenigen englischen Schippern zu gipfeln. Doch Pustekuchen. Kapur gräbt der Handlung an der Stelle einfach das Wasser ab. Der Blickwinkel ist einfach viel zu stark auf der Gedankenwelt von Elizabeth gerichtet und dabei geht der Kampf im wahrsten Sinne unter.
Aber Kapur hatte wohl sein Hauptaugenmerk nicht auf eine epische schlacht, sondern eher auf die Intrigen am englischen Hof und die Person Elizabeth gelegt. Der Zuschauer erfährt sehr viel vom Hofleben, den dekadenten Empfängen und dem schönen Leben, aber auch von dem fast schon undurchsichtigen Netz aus Intrigen. Diese Umfeldbeobachtungen sind zwar sehr nett und auch bei weitem nicht langweilig, zumal sich eine interessante Dreiecksbeziehung zwischen Beth, Raleigh und Elizabeth anzubahnen droht, aber irgendwie geht in diesem ganzen Szenenbild etwas der rote Faden verloren. Gut hingegen wirken die auflockernden Szenenwechsel an den spanischen Hof oder in den katholischen Untergrund. Sie tragen zum besseren Verständnis bei.
Was ist der Vorschau regelrecht majestätisch wirkte, waren die Reden à la "Ein Sturm kommt auf...", "Auch ich habe eine Orkan in mir..." und "Bürger kämpft für euer Land.". Im Film selbst geben diese mächtigen Worte jedoch etwas vor dem monströsen Szenenbild nach.
Und damit sind wir bei einer der größten Stärken des Films: die Bilder. Ich bin kein großer Freund von Religion und Glaube, aber in einen historischen Film, welcher thematisch im 16. jahrhundert angelegt ist, gehört es einfach rein und daran hält sich der Film. Dazu gibt es prächtige Kirchenbauten und Schlösser, die einen träumen lassen.
Doch wenn auch alle Rollen exzellent gespielt werden, so ist es dennoch die Hauptdarstellerin Cate Blanchett selbst, die den Film und den Charakter Elizabeth mit ihrer unterkühlten und distanzierten Art auf der einen Seite, aber auch ihren ausbrechenden Emotionen auf der anderen Seite, erst zu dem geschichtsfilmischen Meisterwerk machen, was es ist.
Von meiner Seite eine klare Empfehlung, denn bis auf einen ausschweifend fokussierten Kampf Gut gegen Böse fehlt dem Film nichts. Jedoch sollte man sich nicht ganz akkurat an der geschichtlichen Vorlage orientieren, sonst könnte man enttäuscht werden. weiterlesen schließen
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