Pro:
Mosaike, Ausblick von der Festung
Kontra:
Nichts
Empfehlung:
Ja
Im Rahmen meines Projektes in Haifa hatte ich natürlich auch den einen oder anderen Tag frei. Und die nutzten wir dann für Ausflüge in die nähere Umgebung. Einer davon führte uns in den
Zippori National Park
Wobei man sich da nicht von dem Titel National Park täuschen lassen sollte. In Deutschland verbindet man einen Nationalpark ja meistens mit Natur. Die ist hier aber nur Nebensache. Im Mittelpunkt dieses Parks stehen archäologische Ausgrabungsstätten, bzw. die Teile der alten Römersiedlung, die bereits ausgegraben wurden.
Zippori liegt etwa 40 km östlich von Haifa ganz in der Nähe von Nazareth. Autofahrten in Israel empfand ich meistens als recht angenehm (war ja auch immer Beifahrer ;-)). Die Fernstraßen sind in der Regel in einem guten Zustand und die Orte auch gut ausgeschildert. Und das ganze gleich in drei Sprachen: hebräisch, arabisch und englisch. Es ist also kein Problem an sein Ziel zu finden, wenn man denn auch genau weiß, wo man hin will. Aber nun zu dem Park.
Eintritt kostet das ganze natürlich auch. 25 Schekel/ca. 5 Euro für Erwachsene, 13 Schekel/ca. 2,50 Euro für Kinder. Parkplätze sind im Park ausreichend vorhanden. Einige weitere Infos findet ihr unter folgendem Link:
http://www.parks.org.il/BuildaGate5/general2/data_card.php?Cat=~20~~685252593~Card12~&ru=&SiteName=parks&Clt=&Bur=278893619
Geschichtliches
Zippori wurde erstmal erwähnt um das Jahr 100 v. Chr. Im folgenden Jahrhundert fiel Galiläa unter römische Herrschaft und Zippori wurde zur Hauptstadt Galiläas. Beim Aufstand der Juden im Jahre 4 v. Chr. brannten die Römer Zippori nieder, es wurde jedoch sofort wieder aufgebaut. In den ersten Jahrhunderten n. Chr. war Zippori schließlich eine jüdische Stadt und zwischenzeitlich auch Sitz des Sanhedrin (oberste jüdische religiöse und politische Instanz). Seit Kaiser Konstantin im Jahr 324 n. Chr. Das Christentum zur Religion im Römischen Reich bestimmte, lebten auch in Zippori Juden und Christen nebeneinander.
363 n. Chr. wurde Zippori erneut zerstört, diesmal durch ein Erdbeben. Allerdings wurde die Stadt auch diesmal schnell wieder aufgebaut. Während der arabischen Herrschaft in den folgenden Jahrhunderten verlor Zippori an Bedeutung. Erst die Kreuzfahrer im 12. Jahrhundert bauten hier wieder eine Festung. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 diente Zippori als Versteck für Araber, nach dem verlorenen Krieg verließen diese allerdings das Dorf.
Die ersten Ausgrabungen fanden hier bereits 1931 statt. Intensiver widmete man sich den Ausgrabungen allerdings erst seit etwa 1975. Seitdem fand man auf dem Gebiet unter anderem antike Wasserreservoirs, ein Amphitheater, eine Synagoge und verschiedene andere Gebäude. Das meiste stammt aus der Römerzeit, es gibt aber auch vereinzelte Funde aus der Zeit der Kreuzfahrer. 1992 wurde hier schließlich er Zippori National Park eröffnet.
Der Rundgang
Die Dauer für den Rundgang durch den ganzen Park ist mit 3-4 Stunden angegeben. Wir waren nur gute zwei Stunden da und haben trotzdem fast alles gesehen. An den einzelnen Stationen, 16 Stück insgesamt, stehen kleine Tafeln, auf denen steht was man sich gerade anguckt, jeweils in englisch und hebräisch. Am Eingang bekommt man allerdings auch einen kleinen Prospekt mit einer Übersichtskarte und ausführlichen Informationen. Das war dann unsere Informationsquelle. Nun aber zu den einzelnen Stationen.
_Wasserreservoir_
Gleich nach dem Eingang kommt man zu dem Wasserreservoir. Dieses wurde mit Wasser aus Quellen in den Nazareth Mountains gespeist. Dazu wurden eigens zwei Aquädukte gebaut bzw. in den Fels gegraben. Das Reservoir misst etwa 260 Meter in der Länge, hat eine Breite zwischen zwei und vier Metern und ist über 10 Meter hoch. Mit den 4.300 m³ Wasser konnten 18.000 Bewohner für etwa zwei Wochen versorgt werden. Benutzt wurde dieses Reservoir bis ins 7. Jahrhundert.
An sich ist das Reservoir nicht sonderlich spektakulär. Es ist eben eine große Schlucht, die in den Fels gehauen wurde. Eine andere Sache wird es allerdings, wenn man sich überlegt, wie die Menschen zur damaligen Zeit das ganze bewerkstelligt haben. So ganz ohne Presslufthammer oder Sprengstoff. Da wird es dann schon ziemlich beeindruckend, wenn man so zwischen den meterhohen Felswänden entlanggeht.
_Straßennetz_
Als erste Station der eigentlichen Stadt wird das Straßennetz aufgeführt. Es gibt hier zwei breite, sich kreuzende Hauptstraßen die mit Kalkstein gepflastert sind. Es sind sogar noch die Rillen die die Wagenräder hinterlassen haben zu erkennen. Links und rechts der Straßen wurde der Bürgersteig mit Mosaiken verziert.
_Nilhaus_
Von dem Haus an sich ist eigentlich kaum was übrig. Rudimentär sind noch die Grundmauern zu erkennen. Die Fußböden sind dafür umso besser erhalten. Jede Raum ist mit einem anderen bunten Mosaik verziert. Manche lediglich mit geometrischen Mustern, andere mit Bildmotiven. Das größte zeigt die Feierlichkeiten in Ägypten zu Ehren des Nils. Daher auch der Name das Gebäudes. Allein an diesen wenigen Mosaiken sind schon die enormen Fähigkeiten der damaligen Künstler (oder soll ich sie Fliesenleger nennen?) erkennen. Um diese Kunstwerke wenigstens ein bisschen vor der Witterung zu schützen wurde übrigens ein Holzdach darüber errichtet.
_Orpheushaus_
An dieser Stelle war in meinen Augen die frühere Existenz eines Hauses nur noch zu erahnen. Außer ein paar Resten der Gemäuer war auch hier nichts zu sehen. Wären da nicht wieder die beeindruckend gut erhaltenen Mosaike. In diesem Fall zeigen sie Szenen des täglichen Lebens. Einzige Ausnahme ist das Mosaik im Speisesaal. Es zeigt Orpheus, Sänger aus der griechischen Mythologie.
_Dionysoshaus_
Nach einem weiteren kleinen Spaziergang entlang verschiedener weniger beeindruckender Fundorte erreicht man das Dionysoshaus. Dieses Haus ist dem griechischen Gott des Weines gewidmet. Die meisten Mosaike hier stellen Szenen aus seinem Leben dar. Hier gibt es auch zu jedem einzelnen Bild, und das sind wirklich einige, eine eigene Tafel die die Geschichte zu dem Bild erzählt. Außerdem wurde das antike Gebäude komplett überdacht.
_Festung_
Das vielleicht jüngste Gebäude auf dem Areal ist die Festung. Sie liegt, wie es Festungen oft so an sich haben, auf einem Hügel am Westrand der Stadt. Sie stammt aus der Zeit der Kreuzfahrer und wurde auf den Überresten einer früheren römischen Festung errichtet. Im zweiten Stock ist hier eine Ausstellung mit archäologischen Fundstücken aus Zippori untergebracht. Das beste an der Festung ist allerdings der Ausblick vom Dach aus. Von hier aus kann man bis nach Nazareth oder über sämtliche umliegenden Hügel und Täler sehen.
_Theater_
Etwa am Ende des 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten die Römer hier auch ein Amphitheater. Es bietet Platz für etwa 4.500 Zuschauer. Kam mir gar nicht so groß vor. Heute stehen in dem Theater noch etwa hundert Plastikstühle. Ob die nur wegen einer Veranstaltung zu der Zeit da standen, oder ob sie immer da stehen weiß ich nicht. Jedenfalls haben sie die ganze Atmosphäre kaputt gemacht.
Fazit
Alles in allem möchte ich euch einen Besuch in Zippori unbedingt ans Herz legen. Die römische Besatzungszeit gehört einfach zu Israels Geschichte dazu. Die Mosaike sind wirklich beeindruckend gut erhalten. Und auch die Überreste des Stadtkerns sind doch ziemlich erstaunlich. Und der größte Vorteil ist wohl der riesen Besucheransturm. Ich glaube während unseres Besuchs sind uns keine zehn weiteren Besucher begegnet. Also, wer irgendwann mal in die Gegend kommt, nehmt euch drei Stunden Zeit und besucht Zippori. weiterlesen schließen
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