Pro:
Witzige Story, herrliche Figuren, unterhaltsame Stunden
Kontra:
übereiltes und uninspiriertes Ende
Empfehlung:
Nein
vor zwei Tagen habe ich mir das Buch "Für jede Lösung ein Problem" als Lektüre für meinen Urlaub gekauft. Nun, heute Nacht fliege ich - aber das Buch habe ich bereits durch. Und nun? Brauch ich fix ein neues - aber einen Bericht kann ich noch fix abliefern. Also los…
[Anmerkung am 04.09.2007: heute wieder frisch aus dem Urlaub gelandet - deshalb komme ich erst jetzt dazu den Bericht zu veröffentlichen. Dieser erschien bereits unter dem Nick Ciao_Steini auf Ciao.]
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Die Story
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Gerri - die jüngste von insgesamt vier Töchter und eigentlich Gerda - hat gerade eine extrem schlechte Phase. In allen Bereichen läuft es schlecht - und die unterteilt sie in Arbeitsleben, Liebesleben und sonstiges Leben.
Das Liebesleben: Im Gegensatz zu ihren Schwestern, Freunden, Cousins und Cousinen ist sie seit Jahren Single - und wenn sie einem Mann begegnet - zum Beispiel durch Kontaktanzeigen und mit Hilfe von Internet-Flirtportalen - dann geht auch das völlig daneben. Sie trifft immer auf die Spinner oder Freaks, die sich im Netz als Traummänner darstellen im richtigen Leben dann allerdings weit älter und nur auf schnellen Sex aus sind. Und dieses Single-Dasein wird ihr von der eigenen Mutter und auf Familienfeiern gern unter die Nase gerieben - es gibt sogar bereits Gerüchte, dass sie "vom anderen Ufer" wäre…
Das Arbeitsleben: Nach ihrem ersten Semester Germanistik brach Gerri ihr Studium ab - ihre drei Schwestern sind alle fertige Akademikerinnen - ihre Eltern kommen auch darüber nicht hinweg. Stattdessen entdeckte sie ihren Faible für Groschenromane, die sie in Null Komma Nix zu Papier bringen konnte. Seit 10 Jahren arbeitet sie nun schon für einen Verlag und liefert immer pünktlich ein Manuskript nach dem nächsten ab. Doch auf einmal wird der Verlag von einem anderen übernommen, Stellen werden wegrationalisiert, das Programm wird völlig umstrukturiert und die Reihe, für die Gerri schreibt, wird komplett eingestampft…
Sonstiges Leben: Mh und auch sonst läuft eben alles nicht wirklich optimal. So wohnt Gerri zum Beispiel bei ihrer unsympathischen Tante Evelyn - die Miete ist zwar sehr gering, dafür muss sie regelmäßig zum Putzen vorbeikommen - dabei handelt es sich beispielsweise um das Kämmen der Teppichfransen…
Als Gerri keinen Ausweg mehr sieht, sucht sie nach einer möglichst unblutigen Alternative sich das Leben zu nehmen - denn Sinn hat das ja wohl keinen mehr. Gerade da drückt ihr ihre Mutter einen Schuhkarton voller alter Medikamente in die Hand - mit der Bitte, diese doch bitte in die Apotheke zu bringen. Doch statt die vielen Schlaftabletten zu entsorgen, sieht Gerri darin die Lösung…
Ihr Vorgehen ist gut geplant - jetzt werden noch Abschiedsbriefe an Verwandte und Freunde geschrieben - endlich aufräumen und allen mal so richtig die Meinung sagen, an den Kopf werfen, was man immer gedacht, aber nie gesagt hat!
Doch Gerris Plan geht schief - der Selbstmordversuch klappt nicht, aber die Abschiedsbriefe sind unterwegs…
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Klappentext und Leseprobe
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Klappentext
Gerri schreibt Abschiedsbriefe an alle, die sie kennt, und sie geht nicht gerade zimperlich mit der Wahrheit um. Nur dummerweise klappt es dann nicht mit den Schlaftabletten und dem Wodka - und Gerris Leben wird von einem Tag auf den anderen so richtig spannend. Denn es ist so eine Sache, mit seinen Mitmenschen klarzukommen, wenn sie wissen, was man wirklich von ihnen hält!
Leseprobe
An die BILD-Zeitung
Sehr geehrte Damen und Herren Redakteure!
Mir ist gerade eingefallen, dass Sie vermutlich über meinen Selbstmord berichten, dabei meine wahren Motive außer Acht lassen und eigene finden werden: JEDEN MONAT SCHRIEB SIE ÜBER DIE GROSSE LIEBE. DOCH SIE SELBER DURFTE SIE NICHT ERLEBEN… WARUM IMMER MEHR GUTAUSSEHENDE SINGLES IN DEUTSCHLAND SELBSTMORD BEGEHEN.
Ein Körnchen Wahrheit ist da sogar dran. Außerdem gilt es, das Sommerloch zu füllen. Also schreiben Sie ruhig, was Sie wollen, nur zitieren Sie nicht meine Mutter. Egal, was sie auch sagt, es liegt nicht an der Haarfarbe! Brünette haben genauso viel Spaß im Leben wie Blondinen.
Nur eben ich nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Gerri T.,
die geheimnisvolle Tote aus der Luxussuite.
P.S. Falls Sie Nacktfotos von mir benötigen, um die Story auf Seite 1 zu bringen, empfehle ich Ihnen eine Fotomontage mit meinem Gesicht (s. beiliegende Fotos) und dem Körper von Giselle Bündchen. Die Nacktfotos, die Sie möglicherweise von einem gewissen Ulrich M. angeboten bekommen werden, sind gefälscht und ein armseliger Versuch, sich selber in den Mittelpunkt zu spielen.
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Die Autorin
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(Info aus dem Klappentext im Buch): Kerstin Gier hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben von Frauenromanen begonnen. Mit Erfolg: Ihr Erstling "Männer und andere Katastrophen" wurde mit Heike Makatsch in der Hauptrolle verfilmt, und auch die nachfolgenden Romane erfreuen sich großer Beliebtheit. "Das unmoralische Sonderangebot" wurde mit der "DeLiA" für den besten deutschsprachigen Liebesroman 2005 ausgezeichnet. Heute lebt Kerstin Gier, Jahrgang 1966, als freie Autorin mit Mann, Sohn, zwei Katzen und drei Hühnern in einem Dorf in der Nähe von Bergisch Gladbach.
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Bibliographie
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Ach, wär ich doch zu Hause geblieben (TB - Juli 2007)
Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (TB - Februar 2007)
Für jede Lösung ein Problem (TB - Januar 2007)
Die Patin (TB - März 2006)
Die Mütter-Mafia (TB - April 2005)
Ein unmoralisches Sonderangebot (TB - April 2004)
Lügen, die von Herzen kommen (TB - September 2002)
Ehebrecher und andere Unschuldslämmer (TB - Oktober 2000)
Die Laufmasche (TB - Oktober 1998)
Fisherman's Friend in meiner Koje (TB - März 1998)
Männer und andere Katastrophen (TB - August 1996)
Die Braut sagt leider nein (TB - März 1997)
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Meine Meinung
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Die Autorin kannte ich bisher nicht - das Buch fiel mir in der Buchhandlung in die Finger und an das Coverbild konnte ich mich erinnern - über das Buch hatte ich erst vor kurzem einen Bericht gelesen - und so schlecht war die Wertung da nicht - also hab ich es eingepackt - als leichte Urlaubsunterhaltung. Jetzt hab ich es leider schon gelesen und dabei fliege ich doch heute Nacht erst ab…
Das spricht allerdings gewissermaßen für das Buch, oder?
Der Sprachstil der Autorin ist locker, fließend und lustig. Man muss öfter schmunzeln oder schüttelt den Kopf über die wirre Hauptakteurin Gerri, die nicht weiter weiß und sich doch nur umso tiefer in die Misere reitet.
Obwohl man die scheinbar übereilten Selbstmordgedanken nicht recht nachvollziehen kann, ist man doch gefesselt und kann das Buch nicht weglegen. Auch weil Freunde und Verwandte so herrlich geschildert werden, dass man ständig nicken könnte und denkt "oh ja so ein Exemplar kenn ich doch auch". Und so liest man und liest man und fiebert am Ende doch mit Gerri mit als es mit ihrem Selbstmordversuch so gar nicht klappen will. Dann folgen zig Auseinandersetzungen - einige Freunde sind froh, dass Gerri noch lebt und nehmen die "Offenbarungen" eher mit Humor - doch viele der faltigen Familienangehörigen sind eher "angepisst". Manche der engstirnigen Verwandten will man schütteln und anschrein…
Doch wie es sich für einen anständigen "Frauen-Unterhaltungs-Roman" gehört, gibt es auch hier ein Happy-End. Wie das aussieht, verrate ich lieber nicht…
Aber ich kann sagen, dass mir das Ende nach einem witzigen und guten Aufbau der Story zu plötzlich kam. Auf einmal ist alles zu Ende - und das Ende ist mir bei aller Liebe doch zu unrealistisch, aber lest selbst…
Insgesamt gebe ich dem Buch vier Sterne für eine witzige Story, eine herrliche Gerri, viele bunte, aber nicht immer nette Figuren und super unterhaltsame Stunden - ein Sternchen ziehe ich ab wegen dem uninspirierten Ende. Sorry, Frau Gier. Trotzdem eine Empfehlung für alle, die solche Bücher mögen.
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Produktinformationen
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Für jede Lösung ein Problem
Taschenbuch
Verlag Lübbe
ISBN 3-404-15614-6
299 Seiten
5. Auflage (Januar 2007)
Preis 7,95 EUR weiterlesen schließen
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