Pro:
aufregende, spannende Geschichte, die Zwergen-Saga geht weiter, offenes Ende
Kontra:
viele offene Fragen, offenes Ende, für Neulinge schwerer Einstieg ohne Vorkenntnisse
Empfehlung:
Ja
=== Vorwort ===
Durch die Einkaufsgutscheine, die es bei uns beim Plasmaspenden gibt, komme ich in regelmäßigen Abständen an ein neues Exemplar aus der Fantasy-Abteilung bei Thalia.
Ebenso wie die Elfen-Romane von Bernhard Hennen, haben es mir die „Zwerge“ von Markus Heitz angetan, von denen vor nicht allzu langer Zeit die Vorsetzung der Trilogie erschien – „Das Schicksal der Zwerge“.
=== Das Buch & der Autor ===
Was macht schon mal rein äußerlich einen Zwergen-Roman aus? Richtig, die runenverzierte, im Boden steckende Axt mit den umherzüngelnden Flammen am Schafft auf dem Cover.
Im Gegensatz zu den ersten 3 Bänden wirkt dieses Titelbild auf mich jedoch etwas schlicht, fast schon unwürdig für die Zwergenheldensaga um Tungdil.
Im Verlauf der 3 Vorgänger habe ich auch bereits den Autor, Markus Heitz, etwas kennenlernen können und seinen Schreibstil. Der in Zweibrücken lebende Autor vom Baujahr ’71 gewann bereits mit seinem Debut „Schatten über Ulldarth“ den deutschen Phantastik-Preis. Der erste Band der Zwergen-Reihe wurde mittlerweile in 8 Sprachen übersetzt. 2007 kamen weitere 3 Kategoriesiege beim Phantastik-Preis hinzu.
2008 fand die Trilogie ihre Fortsetzung mit dem 623 Seiten starken „Schicksal der Zwerge“.
Die ersten Seiten schmücken (wieder einmal) eine Karte des Geborgenen Landes und eine Übersicht der Dramaturgischen Personen, welche jedoch deutlich kürzer ausfällt als beispielsweise bei Teil 1. Auch beginnt und endet der Roman mit einem Prolog und einem Epilog – zumindest stehen diese Worte über den Seiten.
=== Die Geschichte ===
250 Zyklen ist es nun her, dass ein Heer aus Zwergen, Untergründigen und Ubari die Geschöpfe Tions in die Schwarze Schlucht zurückgetrieben haben. Der Held des Geborgenen Landes, Tungdil Goldhand, hat sich dabei geopfert und wurde jenseits der magischen Barriere mit den Ungeheuern eingeschlossen. Doch der Kristall, der den Schutzschirm um die Schwarze Schlucht speißt, verliert an Kraft und die Ungeheuer warten schon auf eine Gelegenheit Rache zu nehmen. Mit einem hatten die Verteidiger der Festung Übeldamm, die als Wall errichtet wurde um beim Fall der Sphäre gegen das Meer von Ungeheuern anzukommen. jedoch nicht gerechnet – als Anführer der Geschöpfe Tions steigt ein Zwerg aus der Schlucht. Ingrimmisch erkennt ihn sofort. Es ist der verschollene Gelehrte Tungdil Goldhand. Aber kann das Wirklichkeit sein? Oder ist es nur ein Zerrbild, ein Doppelgänger, der mit einer List versucht die alleinige Herrschaft zu erlangen? Ingrimmisch ist hin und her gerissen und auch die anstehende Reise tilgt nicht den allerletzten Zweifel in ihm und warum ist er überhaupt wieder zurück?
1. Band: Die Zwerge
2. Band: Der Krieg der Zwerge
3. Band: Die Rache der Zwerge
4. Band: Das Schicksal der Zwerge
=== Leseprobe ===
Der Geruch von Knochenstaub, eiskaltem Stein und feuchtem Frost lag in der Luft. Das Wesen mit den langen, dünnen Armen trat vorsichtig aus dem Schatten des Felsvorsprungs und blinzelte. Zehn Schritte vor ihm erhob sich ein Flimmern und machte die Umgebung jenseits davon undeutlich. Wie immer.
Das Wesen, das keinen Namen trug, leckte sich mit seiner dünnen grünen Zunge über die hundeartige Schnauze, sodass nadelspitze Zähne zum Vorschein kamen. Dann fuhr es mit zweien seiner insgesamt sechzehn Finger unter die von Schmutz überzogene Rüstung und kratzte sich gähnend über das kurze, dunkle Fell. Es zerrte ein wenig an seiner Rüstung, die im Schritt unangenehm auf sein Gemächt drückte.
=== Erfahrung & Fazit ===
Bereits nachdem ich den dritten Band ausgelesen hatte und ziemlich neugierig und unzufrieden war aufgrund des offenen Endes, brannte es mir unter den Fingern endlich auch Teil 4 durchzulesen.
Ich finde den Anfang schon richtig genial. Heitz hat den Leser nun seit 3 Bänden mit dem Witz, wo der Ork den Zwerg nach dem Weg fragt, den Leser mit Neugierde gequält. Dieser Witz ist nun die Eröffnung und er ist in der Tat nicht witzig und Zwergen-Neulinge werden nicht verstehen, warum Heitz diesen auf die ersten Seiten hat drucken lassen, aber für „Fans“, wozu ich mich mitrechnen darf, ist es schon ein kleiner Leckerbissen.
Aber auch der Start in die Handlung hält die Spannung gleich hoch, denn wie im Paukenschlag überstürzen sich die Ereignisse. Spätestens als der zweifelhafte Tungdil auftaucht, ist die Verwirrung perfekt. Ich habe mich selbst dabei ertappt, immer mehrmals Teilstücke zu lesen bzw. zwischen den Zeilen etwas zu finden, denn der Erscheinungs- und Charakterwandel vom einstigen Haupthelden ist enorm. Heitz hat viele ehemalige Charaktere eingebaut und die vergangenen 250 Zeitalter überdauern lassen, jedoch fallen auch enorm viele neue Namen, an die man sich als Stammleser erst gewöhnen muss, und die Neulinge sicherlich zum Teil auch verwirren werden, da sich viel mit Vergangenem ähnelt und darauf zurückgeschaut wird.
Der Erzählstil von Markus Heitz ist wie seit dem ersten Band penibel detailliert. Besonders zeigt sich das in Kampfszenen oder Szenen mit viel Hektik. Er lässt hier die Erzählkamera für kurze Momente inne halten um ein genaues Bild der Situation wiederzugeben.
Ein ebenfalls altes, bewährtes Mittel: mehrere Handlungsstränge parallel laufen lassen und an einem beliebigen, unvorhersehbaren Punkt zusammenlaufen lassen. Heitz schafft so abrupte, weiter treibende Schnittstellen, die Neugierig machen und einem zum Weiterlesen zwingen.
Außerdem überträgt er gewisse Empfindungen so auf den Leser weiter. Ich bereits erwähnt, begann ich selbst nach Ungereimtheiten in Tungdils Handeln zu suchen. Was mich auch immer wieder schmunzeln lässt, ist der Humor und die Starrsinnigkeit, die Heitz seinen Zwergen mitgegeben hat und was sie einem auch irgendwie an Herz wachsen lässt.
So spannend die Handlung ist, umso enttäuschender empfand ich den Verlauf der Handlung im Geborgenen Land. Den Helden fällt quasi alles zu, kleine Missgeschicke wenden sich in große Siege und Erzfeinde treten als Freunde bei oder unterstützen sie. Mir bleiben dabei zu viele Fragen offen dafür, dass Heitz im Nachwort meint, es wäre kein Nachfolger geplant. Es kann definitiv nicht der letzte Akt gewesen sein. Oder es wäre ein sehr unbefriedigendes Ende, was mir bei weitem nicht reicht. Es fehlen einfach die 250 Jahre zwischen Teil 3 und Teil 4.
Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Was, wie bereits geschrieben, einfach dem geschuldet ist, dass es mir bereits die ersten 3 Teile angetan hatten. Für Neulinge ist der 4. Teil nicht der beste Einstieg. Heitz macht sich nicht die Mühe Vergangenes noch mal zu wiederholen. Somit sollte man die Vorgänger gelesen haben, sonst entstehen einfach zu viele Fragen – noch mehr als ohnehin entstehen.
Ich bin so kritisch mit dem Buch, weil meine Erwartungen einfach extrem hoch waren im Vorfeld. Und Heitz ließ nicht davon ab, auch diesmal wieder ein offenes Ende zu schreiben, was wiederum die Hoffnung schürt, dass auch diesmal noch ein Nachfolger kommt. Denn der ist nötig – bei den ganzen ungeklärten Fragen.
Nüchtern betrachtet ist es ein spitzenmäßig, spannendes Fantasy-Buch voll mit Magie, Emotionen, Spannung und Geheimnissen. Genial, da natürlich von Markus Heitz. Ich freu mich auf Band 5! weiterlesen schließen
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