Pro:
sehr gute Grafiken, nette Geschichte
Kontra:
teilweise doch von Vorgängerfilmen abgekupfert
Empfehlung:
Ja
Moinsen Kinogänger,
ein Hund düst mit seiner Menschenfreundin namens Penny durch die Straßen einer Großstadt, verfolgt werden die beiden von einem Haufen Bösewichter, die sich in allem abgesichert haben. Man versucht seinen Verfolgern zu entkommen, doch die machen es den beiden Helden Bolt und Penny nicht wirklich leicht. Mit Hubschraubern und Motorrädern versuchen die Bösewichter, die beiden Helden aufzuhalten. Doch Bolt hat unnatürliche Kräfte…
=== „Die heftige Verfolgungsjagt ist mittlerweile beendet…“ ===
„Oh nein!“, habe ich mir gedacht, als ich gestern im Kino saß. „Bitte nicht schon wieder so ein Quatsch mit Superhunden & Co, die absolut überall durch auf den Fernsehkanälen zu sehen sind!“ Neben mir meine kleine Nichte, die sich ohne Umschweife sofort für diesen Trickfilm entschieden hat und nun mittlerweile mit glühenden Äugelein dem spannenden Geschehen auf der Leinwand folgt. Hmm… Während sich die Verfolgungsjagt weiter dahinzieht, verstärkt durch die Dolby-Digital-Effekte der Lautsprecher überkommt mich ein leiser Zweifel. Habe ich mich wirklich richtig entschieden, als ich mich guten Gewissens für ein „Ja!“ und damit für den aktuellen Disney-Streifen entschieden habe? Oder muss ich mich morgen für die traumatische, schlaflose Nacht meiner Nichte bei deren Eltern rechtfertigen? Ich weiß es nicht und mache mich auf das Schlimmste gefasst.
Im Gegensatz zum Vorgängerfilm „Ratatouille“, der beworben wurde wie nichts Gutes, hatte ich bei „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“ kaum irgendwelche Informationen zu fassen bekommen. Als bekennender Disney-Fan hatten mich bisher kaum deren Trickfilme enttäuschen können, doch war ich steht’s, dank der vielen Werbung, darauf vorbereitet. Ob sich die Disney-Company die Kohle für die Publicity sparen wollte oder nur mal sehen möchte, ob der Film auch per Mund-zu-Mund-Propaganda erfolgreich sein würde mag dahin gestellt sein. Wie auch immer – Nun sitze ich also in diesem Kino und muss abwarten, was passiert.
Die heftige Verfolgungsjagt ist mittlerweile beendet. Dank des Superhundes Bolt, der seine Superkräfte für das Gute eingesetzt hat liegt das Böse am Boden zerstört. Zufrieden gehen die beiden Helden ihren Weg. Meine Nichte ist immer noch vertieft. Süß, wenn die Kleinen sich in etwas hineinversetzen. Sie ist mittendrin.
Und Cut. Die ganze Hetzjagd entpuppt sich als Filmszene für eine TV-Serie, die in den Filmstudios Hollywoods gedreht wird. Alle Bösewichter und Helden verwandeln sich in Schauspieler, das Chaos wird beseitigt, die drehenden Kameras offenbart. Penny und Bolt verschwinden in einem Wohnwagen.
Offenbar beginnt nun der wirkliche Film, erst jetzt lässt sich vermuten, dass hinter meinen bösen Vermutungen nur laue Luft steckt und meinereiner nicht zur Rechenschaft gezogen werden könnte. Meine Nichte und ich entspannen uns. Sie wohl mehr wegen des Films.
=== „Bolt ist der Actionheld einer gleichnamigen TV-Serie…“ ===
Bolt ist der Actionheld einer gleichnamigen TV-Serie, die Amerikas Kids bei Atem halten soll. Die Serie ist erfolgreicher denn je und Bolt ein tierischer Star. Was der Hund nicht weiß ist, dass es in der wirklichen Welt keineswegs zu heftig zugeht wie in der Serie. Bolt lebt in der originalen Serienwelt und will seine Penny auf jedem Fall vor dem Bösen beschützen, ist zu jedem Opfer bereit. Man lässt den Guten in diesem Glauben, da man hofft, dass das Engagement des Tieres daher kommt und dementsprechend bleibt. Außerhalb der Dreharbeiten wohnt Bolt in einem Wohnwagen innerhalb der Studios. Nur Penny sieht in dem Hund ein Lebewesen und betrachtet ihn als ihr Tier, doch ihre Bitte, den Kleinen mit nach Hause nehmen zu können verpufft ungehört. Zu sehr könnte die reale, gute Welt den Hund von seinem Schauspieltalent abbringen.
Als Penny in der Serie vom bösen Mann entführt wird und Bolt machtlos dagegen ist, gelingt ihm eine eher unfreiwillige Flucht. Diese nutzt Bolt aus, um den bösen Mann mit den grünen Augen zu finden, der Penny entführt hat. Doch dies entpuppt sich nicht als sonderlich einfach, denn niemand auf den „normalen“ Straßen kann ihm helfen. Keiner kennt das Geheimversteck des bösen Mannes. Zudem scheinen auch Bolts Superkräfte nicht zu funktionieren. Die Gitterstäbe lassen sich nicht mehr einfach so verbiegen, seine Sprünge über Baugräben sind kürzer als erwartet und sein „Superbellen“ lässt auch die ärgsten Störenfriede nur leicht zurück zucken. Er lernt die Mittens kennen, eine recht zynische Straßenkatze, die es kaum glauben kann, was der naive Köter überhaupt vor hat. Ihr raffinierter Plan, den Hund von ihr wegzulocken misslingt, was zum Ergebnis führt, dass sie an Bolt angeleint seine Rettungstour notgedrungen mitmachen muss. Mittens ist alles andere als happy über darüber und nutzt natürlich jeden Fluchtversuch. Ohne Erfolg.
Der Hamster Dino stößt auf einem Campingplatz zu den beiden. Dino ist der wohl größte Fan der TV – Serie und erkennt Bolt sofort. Er kann es nicht fassen und möchte den Hund bei deiner Rettungsaktion begleiten. Auch er lebt ungebrochen in der fantastischen Serienwelt. Als Trio ist der Weg zurück nach Hollywood geebnet. Bolt muss leider erfahren, dass in ihm nicht wirklich viel von einem Superhund in sich hat, was das Versagen seiner Superkräfte erklären würde. Der Hund ist mit seinen Nerven regelrecht am Ende und die Mission steht kurz vor dem Scheitern….
=== „Aber so ist das nun einmal…“ ===
Und so sitzen wir im Kino, meine kleine Nichte und ich, und sind vertieft in den Film. Zurückblickend auf den Anfang hat sich die Geschichte zu einem disneygerechten Streifen gewendet und macht wieder Sinn. Für einen computeranimierten Film bisher wirklich gut gemacht.
Doch irgendetwas der Film erinnert mich an etwas. Mein Gehirn tut sich schwer mit zwei Sachen. Offenbar bin ich wirklich ein typischer Mann: Film schauen oder nachdenken. Doch dann klingelt es in mir. Die menschlichen Figuren erinnern mich sehr stark an „Ratatouille“. Deren Form, Gesichtszüge, selbst dem Bösewicht mit den grünen Augen würde ich als den sturen Chefkoch darstellen. Hat Disney hier tatsächlich ein wenig von der hausinternen Filmschmiede Pixar abgeluschert? Sieht fast so aus. Dennoch, die Figuren sind hervorragen gezeichnet und sogar die Landschaften und Städte haben etwas Realistisches an sich. Man könnte teilweise meinen, man säße mittendrin.
Die Grundstory ist vorhanden und bleibt dem Film die ganzen neunzig Minuten treu. Sie ist kindgerecht aufgemacht, auch wenn zu Beginn des Filmes mehr als genug an Gewalt zu Tage befördert wird. Aber so ist das nun einmal. Meine Nichte hat im krawallbestückten Vorspann kaum eine Wimper verzogen, aber bei den kleineren Wehwechen fast ihrem Onkel die Hand abgekratzt! Was soll man dazu noch sagen?
Natürlich dürfen die lehrreichen Szenen des Filmes nicht fehlen. Diese bilden erfreulicherweise das übrige Gerüst des Filmes. So ist von Freundschaft die Rede, von Treue, von Durchhaltevermögen und natürlich von taktvollem Mut.
Sein Gutes tun natürlich auch die unheimlich süß gestalteten und irgendwie perfekt inszenierten Tiere. Hundestar Bolt ist als kleiner, weißer süßer Mischling mit großen Tapsen gezeichnet – wichtig: Die große schwarze Stupsnase. Alles in allem die perfekte, liebenswerte Sympathie in sich, was möchte man als tierischer Hauptdarsteller denn noch? Dazu kommt die gut arrangierte Synchronstimme, dessen Inhaber ich zugegebenermaßen erst im Abspann zuordnen konnte. Für mich recht überraschend, aber immerhin: Bully-Freund Christian Tramitz lieh dem Hauptdarsteller seine Stimme. Und dies erstaunlich gut, der meist (die österreichischen Leser mögen mir verzeihen) zu krasse Slang blieb aus und brachte einen außerordentlichen akzeptablen Hund zum Vorschein.
Mittens, die hauchdünne Straßenkatze, die sich als Aufpasser entpuppt, bringt mit ihrem zynischen Charakter so einige lustige Gags ins Spiel. Die Katze ist die perfekte Co-Heldin, die allerdings kaum in den Gedächtnissen der Kinder verbleiben wird. Mittens gehört dazu, aber irgendwie auch nicht.
Besser hingegen wird es Hamster Dino ergehen, der in seiner Plastikkugel und einer gesunden Portion Tollpatschigkeit durch den Film kullert. Axel Stein mastert dessen Stimme: Perfekte Wahl, wie ich finde.
Und wieder sind es Nebenfiguren, die die etwas zähen Nebenstellen aufpeppeln und als Erkennungswert immer und immer wieder auftauchen. In diesem Fall sind es drei Tauben, erst von Mittens als „Liferanten für Futter“ ausgebeutet und nun als fliegende Dummchen unterwegs, die nicht wenig zum Erfolg der Rettungsaktion beitragen.
Auch die Begleitmusik ist gut gewählt und arrangiert sich den Szenen an. Allerdings erinnert mich die Kombination aus Sprache und Musik ziemlich haarscharf an „Wall-E“.
Der Film ist vorbei, die Lichter gehen wieder an und die Massen strömen aus dem Kino. Okay, was heißt Massen? So wirklich voll war der Kinosaal allerdings nicht. Meiner Nichte ist es völlig schnuppe, wie viele Leute aus dem Saal düsen, für sie war „Bolt-Ein Hund für alle Fälle“ absolut ein Hit. Sie plappert und plappert, und wird auch zwei Stunden später noch ihre Eltern detailgetreu über diesen Streifen aufklären. Für sie ist der Film eine große Nummer und damit die volle Punktzahl wert, womit sie natürlich nicht Unrecht hat. Dennoch ziehe ich wegen der doch teilweise zu sehr abgekupferten Arien (Gesichter, Teilstories) einen Stern ab und hinterlasse somit sehr gute vier Sterne.
©knopfi.de´09 weiterlesen schließen
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