Pro:
gute DarstellerInnen, wendungsreiche Geschichte
Kontra:
zuviele und teils verwirrende Rückblenden
Empfehlung:
Ja
Hallo Zielgruppe!
Spionagethriller gab und gibt es ja in Hülle und Fülle. Bekanntester Vertreter der Spezies Geheimagenten ist ja immer noch James Bond. Für diese Rolle war ja auch mal eine Zeit lang der Brite Clive Owen als Darsteller im Gespräch. Leider ist er es nicht geworden, obwohl er sicher nicht die schlechteste Besetzung gewesen wäre. Dafür spielt er jetzt mit Julia Roberts in einem Film mit, wo es auch um Spionage geht, allerdings um Werksspionage. Was davon zu halten ist, dazu mehr in diesem Bereicht.
### DER INHALT ###
~~~ wie gewohnt zuerst „Gemeinwesen's Geheimdossier“ - Kurzversion ~~~
Der ehemalige MI5-Agent Ray Koval und die ehemalige CIA-Agentin Claire Stenwick standen sich in ihrer Vergangenheit schon mehrfach auf verschiedenen Seiten gegenüber. So ist es auch in der Gegenwart: Ray arbeitet als Sicherheitsspezialist beim Pharmariesen Omnikron während Claire in gleicher Funktion beim größten Konkurrenten Burkett & Randle tätig ist. Die Konzernbosse der beiden Firmen sind erbitterte Gegner und jeder versucht, dem anderen eins auszuwischen, wo es nur geht. Allerdings steht Claire auch auf der Gehaltsliste von Omnikron, denn Omnikron-Boss Dick Garsik hat herausgefunden, dass Burkett & Randle-Boss Howard Tully wohl ein Produkt in der Pipeline hat, das den Haarpflege-Markt revolutionieren soll und Garsik möchte nun um jeden Preis wissen, was sich dahinter verbirgt.
~~~ und nun wieder „Dr.Ed's ausführliches Pressekommuniqué“ - Langversion ~~~
MI5-Agent Ray Koval (Clive Owen) und CIA-Agentin Claire Stenwick (Julia Roberts) begegnen sich 2003 auf einem Konsulatsampfang in Dubai. Dort spricht er sie an, als seien sie langjährige Bekannte und kurze Zeit später landen die beiden im Bett. Am nächsten Morgen muss Koval dann aber feststellen, dass nicht nur die Frau weg ist, sondern auch eine Mappe mit streng geheimen Sicherheitscodes. Doppelt dumm gelaufen für Ray, er hat nicht nur die Codes sondern auch sein Herz an die hübsche Agentin verloren. Fünf Jahre später stehen sich beide wieder gegenüber, doch diesmal nur scheinbar auf unterschiedlichen Seiten: Ray arbeitet als Sicherheitsspezialist beim Pharmariesen Omnikron während Claire in gleicher Funktion beim größten Konkurrenten Burkett & Randle tätig ist.
Doch auch Claire steht auf der Gehaltsliste von Omnikron-Chef Dick Garsik (Paul Giamatti). Der hat über verschiedene Quellen mitbekommen, dass Burkett & Randle-Boss Howard Tully (Tom Wilkinson) ein Produkt in der Pipeline haben soll, dass geeignet ist, den Markt für Haarpflege zu revolutionieren. Da Tully aber genau weiß, dass Garsik jedes Mittel recht ist, um hinter seine Geheimnisse zu kommen, setzt er auf eine Fülle von Gegenmaßnahmen, um seinen erbitterten Rivalen nicht zum Zuge kommen zu lassen. Mittendrin stehen nun Koval und Stenwick, die ihr eigenes Süppchen kochen. Die beiden wollen nämlich die ominöse Geheimformel für viel Geld an Dritte weiterverkaufen, da sie nach ihrer ersten Begegnung einen ausgetüftelten Schlachtplan entwickelt haben, wie sie in der privaten Wirtschaft anheuern wollen, um sich dort eine goldene Nase zu verdienen, so dass mit 50 ausgesorgt haben.
Ob sie ihr gemeinsames Ziel erreichen, erfahrt ihr im Kino...
### MEINE MEINUNG ###
Obwohl der Film mit 2 Stunden relativ lang ist, ist meine Inhaltsangabe vergleichsweise knapp geraten. Das liegt aber nicht daran, dass nur wenig passieren würde. Vielmehr hat das damit zu tun, dass es zu lange dauern würde und für die meisten auch zu verwirrend wäre, diese Dinge in aller Ausführlichkeit wiederzugeben. Da würden im Nachhinein nur noch mehr Fragen bei Euch auftauchen. Und genau hier liegt auch das Hauptmanko dieses Films: Er mag zwar immer wieder mit verblüffenden Wendungen aufwarten, so dass man anfänglich nie weiß, ob es Zufall oder Absicht ist, was da gerade passiert. Aber um diese Wendungen zu erklären bzw aufzudröseln gibt es immer wieder Rückblenden, die die Entwicklung der Ereignisse aufschlüsseln sollen. Das führt dann allerdings mitunter dazu, dass man vor lauter Erklärungen hinterher die eigentlichen Verschwörungen ein wenig aus dem Auge verliert. So kommt es, dass die an sich mutige Schlusspointe – sozusagen die Königin aller Verschwörungen oder Überintrige, die ein gewiefter Zuschauer aber auch durchaus erahnen kann – am Ende ein wenig verpufft.
Inszeniert ist das Ganze mit knackigen und originellen Dialogen, der Film hat durchaus auch Tempo, Witz und Spannung, auch die Spielfreude ist allen Beteiligten in jeder Minute anzumerken, aber irgendwie bleibt hinterher trotzdem ein etwas fader Beigeschmack übrig. Das liegt in erster Linie daran, dass der Film sich nicht so recht entscheiden vermag, ob er nun Spionagethriller, Liebesromanze oder eine Parabel auf gierige Wirtschaftsbosse sein will. Dass Clive Owen solche Rollen liegen, hat er zuletzt schon in „The International“ und „The inside man“ bewiesen. Dasselbe gilt für Julia Roberts in „Der Krieg des Charlie Wilson“. Allerdings fehlt „Duplicity“ ein wenig die Eleganz und Leichtigkeit bzw. die Dramatik dieser Filme und hat auch nicht die Brisanz eines „Michael Clayton“, wo das Drehbuch auch von Tony Gilroy stammt.
Es liegt also nicht an den Darbietungen von Julia Roberts oder Clive Owen, auch nicht an Paul Giamatti und Tom Wilkinson, die ebenso glänzend aufspielen, dass es bei „Duplicity“ nicht ganz so rund läuft, wie man es eigentlich erwarten würde. Vielmehr hat Drehbuchautor offenbar einfach zuviel auf einmal gewollt: Er wollte wohl die Brisanz von „Michael Clayton“ wie auch die Eleganz von „Inside man“ und dazu noch den Humor von „Der Krieg des Charlie Wilson“ toppen und ist an dieser hohen Hürde gescheitert. Das Scheitern geschieht zwar auf hohem Niveau und man kann dem Film einen gewissen Unterhaltungswert auch nicht absprechen, aber es fehlt einfach das gewisse Etwas, das aus einem leidlich guten einen wirklich richtig guten Film macht.
### FAZIT ###
Der Film hat zwar viele gute Momente und ist durchaus auch sehenswert, aber ich würde ihn nicht unbedingt als „must see“ bezeichnen. Das Publikum bekommt zwar durchaus anspruchs- und niveauvolle Unterhaltung geboten, aber das letzte Etwas zu einem Spitzenfilm fehlt leider. Deswegen von mir nur eine bedingte Empfehlung, weil der Eintritt zwar kein rausgeschmissenes Geld ist, aber er sich möglicherweise auch besser anlegen lässt.
### ABSPANN ###
Spielfilm USA 2009, 125 Min., FSK 6
Regie. Tony Gilroy
Buch: Tony Gilroy
Kamera: Robert Elswit
Musik: James Newton Howard
~ Ray Koval – Clive Owen
~ Claire Stenwick – Julia Roberts
~ Dick Garsik – Paul Giamatti
~ Howard Tully – Tom Wilkinson
~ Garsik's Assistent – Dan Daily
~ Tully's Assistentin – Lisa Roberts Gillan
~ Turtleneck – David Shumbris
~ Dale Raimes – Rick Worthy
~ Boris Feytov – Oleg Shtefanko
~ Duke Monahan – Denis O'Hare
~ Pam Freiles – Kathleen Chalfant
~ Dinesh Pratel – Khan Baykal
~ Jeff Bauer – Thomas McCarthy
~ Ned Guston – Wayne Duvall
~ Barbara Bofferd – Carrie Preston
~ Schweizer Chemiker – Ulrich Thomsen
u.v.a. weiterlesen schließen
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