Pro:
Große Zahl von Shops, interessante Architektur, übersichtlich, freies Parken
Kontra:
Materialien und Verarbeitung der Innenausstattung schlampig, wirkt steril, nur fast - food
Empfehlung:
Ja
Es ist soweit - nach knapp 3 Jahren Bautätigkeit, mehreren Baustopps und vielen Fragen, hat am 08.10.2009 das "Loop 5" in Weiterstadt eröffnet. Quasi eine echte Shopping-Mall nach amerikanischem Vorbild.
Was heißt das nun genau? Auf über 56000 m² Bruttofläche auf 4 Etagen verteilen sich momentan 175 Shops aus den Bereichen Mode, Accessoires, Schuhe, Sportartikel, Wäsche, Haushaltswaren, Parfümerien, Printmedien, Unterhaltungselektronik und Dienstleistungen. Auch für das leibliche Wohl ist mit einem großen "Food Court" gesorgt.
Für Kunden stehen 3000 kostenlose (!!!) Parkplätze im benachbarten Parkhaus zur Verfügung.
Betreiber und Eigentümer sind Sonae Sierra und Foncière Euris, portugiesische und französische Großinvestoren, die sich auf den Betrieb von Shopping-Centern in ganz Europa spezialisiert haben. In Deutschland betreiben sie auch das "Alexa" in Berlin und die "Münster Arkaden".
Das "Loop5" liegt direkt an der A5, Autobahnausfahrt Weiterstadt (B42), die glücklicherweise erst letztes Jahr zu einem Autobahnkreuz ausgebaut wurde. Glücklicherweise, weil sich in den letzten Jahren in den Industriegebieten von Weiterstadt viele große Einkaufsmärkte etabliert haben, die auch überregional imens viele Kunden anziehen: Segmüller, Metro Großmarkt, Kölle-Zoo, Media-Markt, Ley's, Baby One, Toys'r'Us und mehrere Supermärkte und Discounter werden über das neue Kleeblatt erschlossen. Die A5 zwischen Darmstadt und Frankfurt ist eine der Verkehrsreichsten Autobahnen Deutschlands und nicht umsonst in diesem Bereich 8-streifig. Das erklärt natürlich auch sofort, warum Weiterstadt sich für solch einen Mall so hervorragend eignet: Fast der gesamte Rhein/Main/Neckar-Raum ist per Autobahn erschlossen, Weiterstadt liegt im Zentrum einer Region, die knapp 4 Mio. Kunden bietet - Und zwar zahlungskräftige Kunden!
Das "Loop5" (L5) liegt im Ortsteil "Riedbahn", einem Bereich östlich der A5. Um dorthin zugelangen, muss man von der Autobahn zunächst der B42 Richtung Darmstadt folgen, um dann rechts ins Industriegebiet abzubiegen. Von Darmstadt kommend folgt man der B42 Richtung Groß-Gerau, um sich dann (logischerweise) Links zu halten.
Das Straßensystem in der Riedbahn ist schon seit einigen Jahren als übergroßer Kreisverkehr gestaltet, und wurde wegen dem erwarteten höheren Verkehrsaufkommen noch einmal erweitert und ausgebaut. Der Verkehr läuft durchgängig zweispurig und die Verkehrsführung ist doch recht übersichtlich. Ob es die Verkehrsmengen aufnehmen Kann, muss sich aber noch zeigen. Per Nahverkehr ist das L5 mit 3 Buslinien an das RMV-Netz angeschlossen.Betritt man das L5 durch den Haupteingang, betritt man zunächst das große Artium, das sich über alle 4 Stockwerke zieht und durch Rolltreppen das gesamte Gebäude erschließt. Für mich persönlich abschreckend, aber der erste Shop, auf den man zugeht, die ein "Starbucks" - Naja, jeder nach seiner Facon!
Im Erdgeschoss befinden sich 65 Ladeneinheiten, darunter die sogenannten "Ankermieter" (Großflächenshops) C&A, s.Oliver, Peek&Cloppenburg, Jack Jones, Esprit, H&M und als großen Lokalen Händler das Schuhhaus Dielmann. C&A und Peek&Cloppenburg sind die beiden einzigen Geschäfte, die sich über 2 Ebenen erstrecken und somit auch eigene Rolltreppen besitzen.
Die übrigen Läden verteilen sich an einem großen, trapezförmigen Rundweg, auf der Rückseite an drei Stellen Übergänge zum Parkhaus bietet. Verlaufen kann man sich im L5 sicherlich nicht, alles ist übersichtlich und an wichtigen Stellen findet man Infostände.
Im ersten Stock gruppert sich um das Atrium der "Food court", der eine große auswahl an..... Fastfood bietet. Leider: Mehr als Nordsee, McDonalds, Kentucky Fried Chicken/Pizza Hut, Dönerbude und ähnlichem findet man leider nicht im ganzen L5. Außer den schon fast obligatorischen "Coffeebars" (Perösnlicher Tipp: mit der "HOLANKA-Bar" von Hochlandkaffee ist man weitaus besser bedient als mit Starbucks...) und einem netten Eiscafe hat man tatsächlich keinen platz, wo man sich wirklich mal gemütlich hinsetzen könnte. Alle Fastfood-Läden teilen sich eine große "Sitzecke" auf einem Balkon über dem Atrium. Allerdings unter einem gigantischen Glasdach, das bei schönem Wetter atemberaubende Lichteffekte erzeugt.
Folgt man den (wieder trapezförmig verlaufenden) Fluren, so kommt man an weiteren "Anker"-Läden Vorbei: New Yorker, Zapata, Deichmann Schuhe, (nochmal) Peek&Cloppenburg), Intersport "Voswinkel", Roland, Thaila Bücher, und dem Lokal recht bekannten Spielwarenhändler Faix. Insgesamt 72 Ladeneinheiten befinden sich im ersten Stock.
Der zweite Stock bietet nur Platz für einen Mieter, der Rest der Fläche geht für Servicefläche und Verwaltung 'drauf. Der Laden hier heißt "Sons & Daugthers". Ansonsten beeindruckt im Obersten Stockwerk nur der Blick aus dem Glasdach über dem Atrium.
Kommen wir in den Keller. Hier wurde das Prinzip des Trapezförmig verlaufenden Flures aufgegeben - wohl auch, um Platz für Haustechnik und Servicebereiche zu schaffen. Der Flur hier verläuft T-förmig, die Großmieter hier sind (nochmal) C&A, Aldi Süd, DM Drogerie, Depot und Saturn. Insgesamt 37 Läden sind im Untergeschoss angesiedelt. Das Saturn im L5 vertreten ist, hat mich ehrlich gesagt überrascht. In unmittelbarer Nachbarschaft findet sich ein deutlich größerer Media-Markt. Und da beide zur selben Muttergesellschaft (Metro) gehören, hätte ich nicht erwartet, das man sich so direkt Konkurenz machen will.
Insgesamt liegt der Schwerpunkt mit 57 Läden eindeutig bei Kleidung. Markenkleidung vor allem. Viele namhafte Designermarken wie Gerry Weberm Betty Barclay,mexx, Marc'o Polo, Tommy Hilfinger, Tom Tailor, Levis, Mustang, Mister*Lady, Ulla Popken und "hippe" Ketten wie Orsay, Biba, Palmers und Zero sind vertreten. Esprit bietet gar 3 Shops auf : Esprit, Esprit men und edc. Auch bei Schuhen hat man mit 12 verschiedenen Shops eine recht große Auswahl. An Unterhaltungselektronik mit 6 Shops beherrscht eindeutig Saturn die Szene, außer ein paar Handyshops, einem Apple-Händler und einem Fotogeschäft hat die Kette keine ernsthafte Konkurenz (außer, wie schon angesprochen, die aus eigenem Hause direkt in der Nachbarschaft). Sportartikel findet man 2 Geschäften.
Uhren und Schmuck bieten 10 Läden an, darunter der fast schon unvermeidliche Swarovski-Store, dazu kommen noch 6 Shops für Accessoires. 2 Läden sind auf Parfums und Kosmetik spezialisiert, 5 auf Haushaltswaren und "Wohndesign" - Nippes halt.
Bücher und Schreibwaren findet man in 4 Läden, Spielwaren in 4. 2 Optiker (die Ketten Fielmann und Apollo) und 13 weitere Dienstleister sind angesiedelt (darunter eine Volksbank, eine Apotheke und nicht weniger als 5 Friseure!. Lebensmittel kann man in 12 Geschäften kaufen, darunter mit envita einem Bio-Supermarkt und mehren Frischbäckern (Meine Empfehlung: Bormuth!).
Alles in allem hat man im L5 alles, was man von der Innenstadt eine mittelern Stadt erwartet. Tatsächlich deckt sich die Mieterliste fast komplett mit der der Darmstädter Innenstadt , keine 5 Kilometer Luftline entfernt. Zufall? Glaube ich nicht! Hier wird ganz klar nicht nur auf das Umland abgezielt, sondern auf die Anwohner, die Normalerweise in Darmstadts Innenstadt einkaufen gehen. Und das könnte auch funktionieren, denn die Parkkosten in Darmstadt sind zu hoch.
Dennoch bietet das Loop5 einiges nicht, was eine gewachsene Innenstadt bieten kann. Es handelt sich fast ausschließlich im Ketten, die sich in der Mall angesiedelt haben. es findet sich kein innovativer, gemütlicher oder ausgefallener Einzelhändler. Es gibt keine verträumten Ecken, die man für sich finden kann, und keine Gemütlichen Cafes, in denen man für ein, zwei Stunden die Seele baumeln lassen kann. das L5 ist eine Konsummaschine, die unpersönlich und schnelllebig ist.
Und ein paar Schwächen hat sie auch:
Auffällig ist, das Aufzüge nicht so recht ins Designkonzept gepasst haben, denn erstens gibt es nur einen durchgängigen Fahrstuhl (der alle 4 Ebenen erschließt) in der Nähe des Atriums, zum anderen sind sie in Seitengängen oder am Rand richtiggehend versteckt. Nicht besonders familienfreundlich, zumal die Rolltreppen mit Pfosten gegen das betreten mit einem Kinderwagen gesichert sind.
Auch Toiletten gibt es pro Etage maximal einmal (im 2OG gar nicht). Diese sind allerdings morden, sauber und bieten Neben einer Behindertentoilette auch Kindertoiletten und einen Wickelraum. Außerdem kann man sich Buggys leihen. Für die Langen Laufwege mit kleinen Kindern sicherlich angenehm.
Da das L5 mehr als nur Einkaufszentrum sein will, folgt das Design und die Anmutung der Idee des Fliegens. Schon der Name "Loop" soll Assoziationen zu "Looping" wecken, der sich Stilisiert auch im Logo wiederfindet. Im Inneren gibt es viele Accessoires und Dekorationen, die diese Idee aufnehmen und weiterführen. So ist erscheint der "Food Court" mit seinem immensen Glasdach tatsächlich wie eine Abflughalle eines Flughafens, und bei schönem Wetter wird das Artium Lichtdurchflutet. Die ebenfalls im "Food-Court" befindlichen Bänke sind im Design von Kofferbändern gestaltet. Im ganzen übrigen Bereich sind stilisierte Flugzeugrümpfe aufgestellt, die mit Flugzeugsitzen ausgestattet sind und zum Ausruhen animieren sollen. Viele Baudekorationen erinnern an Propeller, Flügel, Wolken oder Fluggeräte. Bodenmosaike verdeutlichen Flöugentfernungen zu Weltmetropolen. Allerdings hat vieles den Anschein von Billigkeit. Handläufe wirken schlecht geschliffen, Natürliche Materialien schlampig verarbeitet und abgegriffen (wohlgemerkt - das Loop5 ist nagelneu!!!) Natürlich ist die Idee vom Fliegen ein Interessanter Ansatz, und tatsächlich wirken die Flure mit den großen Glasflächen und der großen Breite und hohen Raumhöhe fast wie der Duty-Free-Bereich in einem Großflughafen. Aber die Kleinigkeiten wie billig wirkende Plastiksitze, die lieblos hingeklatschten Sitzecken im Flugzeugdesign, der Eindruck, man könnte sich an Holzteilen Splitter einziehen - um in der Sprache des Fliegens zu bleiben, würde ich sagen, erweckt eher den Wunsch, bald wieder wegzufliegen als länger zu verweilen. Transit eben. Ankommen, aussteigen, kurz kaufen, einsteigen, wegfliegen.
Solche Malls sind und bleiben mir zu steril - auch wenn sie ohne Frage große Vorteile bieten. weiterlesen schließen
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