Pro:
Grundidee
Kontra:
Klischee-Overkill, unglaubwürdig, Grundidee wurden nicht besonders gut genutzt
Empfehlung:
Nein
Seit einiger Zeit bin ich Mitglied bei vorablesen.de, einem Portal, das seinen Usern die Möglichkeit gibt, Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt schon vor Erscheinungstermin zu lesen. Es gibt immer Leseproben und man kann dann Leseeindrücke schreiben, mit etwas Glück bekommt man dann ein Exemplar zugeschickt, das man dann rezensieren soll.
Bislang habe ich mich noch nicht oft für ein Buch beworben, durfte jetzt aber vor Kurzem mein zweites Rezensionsexemplar in den Händen halten: “Welche Farbe hat die Liebe?” von Katja reuter. Ich gebe zu, dass ich gerne typische Frauenromane lese - zwar keine Schnulzen etc., aber witzige Bücher à la Bridget Jones lese ich für mein Leben gerne. Bei diesem Buch hatte ich nach dem Probelesen den Eindruck, dass es so etwas in diese Richtung sein könnte und freute mich dann natürlich wahnsinnig, als ich das Buch schließlich im Briefkasten hatte.
Klappentext:
“Zunächst rümpft Jule über das Geburtstagsgeschenk ihrer Freundin Tina die Nase: eine Mitgliedschaft beim Internetportal StayFriends? Doch dann stolpert sie im Netz über ihre Jugendliebe Erik. Es funkt gewaltig zwischen den beiden, denn Erik ist charmant, einfühlsam und ehrgeizig - ganz anders als Jules Dauerverlobter Tom. Erst als ihr kleiner blinder Kater schwer erkrankt, erkennt Jule, auf welchen der Männer sie sich wirklich verlassen kann.”
Fakten:
Das Taschenbuch ist am 11. November 2009 im Ullstein Tb-Verlag erschienen. Die ISBN-10 lautet: 3548281052, die ISBN-13: 978-3548281056. Das Buch hat 364 Seiten und kostet 7,95 Euro, erhältlich ist es im Buchhandel sowie bei amazon.de und ähnlichen Shops.
Die Autorin:
Katja Reuter ist Jahrgang 1971 und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Berlin.
Meine eigene Inhaltsangabe:
Jule Meirer arbeitet als Fotografin, was spannender klingt, als es tatsächlich ist (hauptsächlich macht sie Passfotos und fotografiert Hochzeitspaare) und lebt mit ihrem Dauerverlobten Tom zusammen, der Musiker ist und deswegen auch öfter mal längerfristig unterwegs ist.
Deswegen kommt ihr das Geschenk ihrer besten Freundin, der Flugbegleiterin Tina, ganz recht, um die Langeweile zu überbrücken: Eine Goldmitgliedschaft bei stayfriends, einem Internetportal, auf dem man alte Klassenkameraden wiederfinden kann.
Nach anfänglicher Skepsis findet Jule recht schnell Spaß daran, alte Freunde zu kontaktieren - und als sie schließlich sogar Erik wiederfindet, ihre erste große Liebe, wird es erst recht spannend. Denn Erik ist so ganz anders als der chaotische, in den Tag hineinlebende Tom, dessen Unordnung und fehlendes Verantwortungsbewusstsein Jule mittlerweile doch ziemlich nervt. Erik ist sehr erfolgreicher Architekt, immer schick gekleidet, legt Jule die Welt zu füßen und behandelt sie wie eine Prinzessin.
Deswegen dauert es auch nicht lange und Jule beginnt eine Affaire mit Erik, letztlich trennt sie sich von Tom, um mit Erik zu leben. Doch natürlich ist nicht alles so rosarot, wie es zu Beginn der aufgewärmten Beziehung schien und Jule wird sich bewusst, was sie wirklich will.
Meine Meinung zum Buch:
Eigentlich mag ich Bücher, die ein wenig Bezug zum Internet haben und die modernen Techniken und Möglichkeiten etwas berücksichtigen, schließlich bin ich selbst ein Kind der Generation Web und lebe das auch voll aus. “Gut gegen Nordwind” von Daniel Glattauer ist beispielsweise eines meiner absoluten Lieblingsbücher, hier geht es um eine Email-Beziehung.
Deswegen war ich zuerst auch recht angetan von der Geschichte um Jule und Tom. Allerdings wurde diese spontane Begeisterung doch recht schnell geraubt: Der Plot an sich ist ja sowieso nicht besonders innovativ, aber das erwarte ich bei dieser Art Buch auch nicht unbedingt. So bleibt es wenigstens realistisch - und mit ein wenig Wortwitz und Humor, ein paar Verwicklungen und etwas Spannung kann man auch aus einer eigentlich nicht weiter interessanten Story ein tolles Buch zaubern. Das schafft Katja Reuter aber nicht, weil sie beständig versucht, alles toller, romantischer, witziger etc. zu machen. Teilweise sind die Sachen dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass man sich fast etwas fremdschämt. Gerade die “romantischen” Aspekte der Geschichte klingen oft, als hätte sie ein liebeskrankes Teenager-Mädchen zusammenfantasiert, einfach total unglaubwürdig und überzogen. Es wurde ganz, ganz tief in die Klischeekiste gegriffen und damit ist für mich das Thema eigentlich schon erledigt, denn so etwas hasse ich. Ich möchte mich in den Charakteren wiederfinden können und mit ihnen mitfühlen können. Das kann ich aber nicht, wenn die Protagonistin Dinge erlebt, die ich nicht glauben würde, würde sie meine Freundin mir erzählen (und zwar nicht, weil sie so witzig sind oder chaotisch, sondern einfach bilderbuchhaft kitschig).
Immer mal wieder zwischendurch war das Buch eigentlich ganz nett zu lesen, nichts weiter Berauschendes, aber eben für seichte Unterhaltung nach Feierabend oder im Wartezimmer, wenn man eh nicht soviel Konzentration übrig hat. In Grundzügen hat die Autorin durchaus gute Ideen gehabt, diese aber einfach nicht gut umgesetzt (stayfriends wird irgendwie gar nicht mehr weiter thematisiert - da hätte man viel mehr draus machen können!). Auch das Ende ist sehr unrealistisch - Jule bekommt einfach alles, was sie will, ohne wirklich kämpfen zu müssen. Aha.
Der Stil der Autorin ist nicht sehr speziell, die Sätze plätschern so dahin, lassen sich aber gut lesen, obwohl einige Passagen oft recht ausschmückend sind. Man kann gut folgen und wird auch gut in die verschiedenen Situationen eingeführt, allerdings ist auch nicht alles logisch, was man so liest (Tom nennt Jule desöfteres “Kleines”, gegen Ende wird Erik vorgeworfen, dass sein Spitzname “Kleines” für Jule eigentlich schon deutlich aussagt, dass er sie nur als Püppchen möchte - achso, aber Tom durfte das sagen?)
“Welche Farbe hat die Liebe” ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Es ist nicht besonders spannend, sondern eher vorhersehbar. Es ist nicht wirklich witzig, aber eben auch keine ernsthafte Lektüre. Es ist von allem nur “ein bisschen”, zwar durchaus lesbar, aber streckenweise zum Haareraufen. Wer also etwas wirklich Leichtes sucht und auf übertriebene Schnulzen steht, könnte seine Freude daran haben. Ich hatte nicht viel davon. ;)
Fazit:
2 Sterne und keine Empfehlung. Anspruch hat dieses Buch wirklich nicht und die Story ist mir einfach viel zu seicht umgesetzt worden, zudem denkt man oft, die Autorin möchte viel eher 12-jährige ansprechen, die in Robbie Williams verknallt sind (dafür ist das Buch aber oft auch zu sexbezogen ;) ). Nichts für mich, vielleicht für andere. :) weiterlesen schließen
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