Pro:
Sehr gute Kamera, Videos in HD-Auflösung, WLAN, UMTS, HSDPA
Kontra:
sehr gewöhnungsbedürftige Menüführung, Touchscreen reagiert teilweise schlecht, schwer und teuer
Empfehlung:
Nein
Was sollte heutzutage ein Handy können? Insbesondere die jüngere Generation, jene, die mit Mobiltelefonen aufgewachsen ist, erwartet mehr als einfache Telefon-Funktionen. Deswegen ist es wichtig, dass sich die großen Handy-Hersteller immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um das Interesse an neuen Produkten auf einem hohen Niveau zu halten. Sony Ericsson, insbesondere bei Jugendlichen mit einem guten Image ausgestattet, versucht es schon seit einigen Monaten mit Handy-Modellen, bei denen der Fokus auf Komponenten der mobilen Unterhaltung liegt. So auch beim Modell Vivaz, das als erstes Sony Ericsson-Handy mit einer Kamera ausgestattet ist, die Videos in HD-Qualität ermöglicht. Ich habe das HD-Handy auf die Probe gestellt.
### Großes Display für breite Maße ###
Wer das Vivaz-Handy das erste Mal in den Händen hält, wird sich unter Umständen ein wenig wundern. Mit Abmessungen von 107x52x13 Millimetern und einem Gewicht von 97 Gramm wirkt das Telefon sehr robust und liegt nicht gerade wie eine Feder in der Hand. Ob das gefällt, ist (wie so oft) Geschmacksache. Fans von kleinen, kompakten Geräten werden von Sony Ericssons neuem HD-Telefon möglicherweise enttäuscht sein. Auf der anderen Seite liefert das Vivaz ein Telefon, das sich auch wie ein Handy und nicht wie eine überdimensionale Zigarettenpackung anfühlt. Geschuldet sind die doch recht üppigen Maße vor allem dem 3,2 Zoll großen Display, das bei einer Auflösung von 640x360 Pixeln mehr als 16 Millionen Farben darstellt.
Der breite Bildschirm hat vor allem seine Vorteile, wenn mit dem Handy im Internet gesurft wird. Aber auch im Kamera-Modus mausert sich das Telefon durch den großen TFT-Touchscreen schnell zu einer kleinen Kompaktkamera. Dieser Eindruck verfestigt sich bei Betrachtung der Fotos, die mit der integrierten 8,1-Megapixel-Kamera aufgenommen werden. Wer das Vivaz-Handy besitzt, kann eine separate Digitalkamera getrost zu Hause lassen. Die Bilder machen in der Regel einen gut belichteten und aufgrund des vorhandenen Autofokus auch scharfen Eindruck. Und das selbst bei der höchsten Auflösungsstufe. Keine Frage, so macht das Fotografieren mit einer Handykamera Spaß.
### Kamera für HD-Videos in 720p ###
Die Kamera ist aber nicht nur dafür gedacht, qualitativ hochwertige Fotos aufzunehmen. Sie ist vielmehr auch in der Lage, Videos in HD-Qualität mit einer Auflösung von bis zu 1.280x720 Pixel (720p) aufzunehmen. Wer es bisher gewohnt ist, unscharfe, kleine und eher ruckelnde Bewegtbilder mit einem Handy aufnehmen zu können, wird von der Qualität der Videos des Sony Ericsson Vivaz durchaus angetan sein.
Allerdings: wer HD schon aus dem Fernsehen kennt, sollte nicht damit rechnen, dass gestochen scharfe Bilder auch durch die kleine Handykamera geliefert werden können. HDTV und HD auf dem Handy ist eben doch ein Unterschied. Alle Videos werden im MPEG4-Format auf dem Handy abgespeichert und können demnach unter anderem mit dem Quicktime Player abgespielt werden. Ein Überspielen auf den PC oder das Notebook ist wahlweise per Bluetooth oder über das beiliegende USB-Datenkabel möglich. An Windows-Rechnern wird das Sony Ericsson Vivaz wie ein USB-Stick als Wechseldatenträger erkannt.
Wir halten fest: robustes Handy, großer, übersichtlicher Bildschirm und eine hochwertige, integrierte Kamera. Eigentlich wäre das Sony Ericsson Vivaz also auf einem richtig guten Weg gewesen, die Herzen seiner Nutzer im Flug zu erobern. Wäre da nicht die alles andere als intuitive Menüführung. Dass Sony Ericsson eine nicht ausgereifte Benutzeroberfläche integriert hat, macht schon allein der Umstand deutlich, dass es mehreren erfahrenen IT-Redakteuren aus meiner Redaktion nicht auf Anhieb gelang, über das Display eine Telefonnummer einzutippen und anzuwählen. Genauso kompliziert: das Einfügen eines Kontakts vor dem Versenden einer SMS.
### Schwerfälliges Betriebssystem ###
Hinzu kommt, dass das gesamte Symbian-Betriebssystem des Sony Ericsson Vivaz einen sehr schwerfälligen Eindruck macht. Und das trotz integriertem 720-Megahertz-Prozessor. Letztlich ist aber nicht einmal das Handy-OS das Problem, sondern die teilweise schlecht reagierende Touch-Oberfläche des Bildschirms. Ein wenig erinnert sie an die ersten Gehversuche von Samsung aus dem Jahre 2007, wo auch beim Qbowl der Touchscreen eher ein Ärgernis war. Fest steht für mich, dass es Sony Ericsson schlicht nicht verwundern darf, wenn viele Nutzer über die arg gewöhnungsbedürftige Oberfläche des neuen HD-Handys kein gutes Wort verlieren werden.
Da kann es auch nicht trösten, dass die Anordnung der Menüpunkte übersichtlich gelungen ist, das Tippen von SMS auch über den Touchscreen in der Regel keine größeren Schwierigkeiten bereitet und das Vivaz-Handy mit einer breiten Palette an Extras aufwarten kann. Musikfreunde können zum Beispiel auf einen MP3-Player und ein UKW-Radio vertrauen, kabelloser Musikgenuss ist über die Stereo-Bluetooth-Schnittstelle möglich. Ferner stehen ein TV-Ausgang, eine A-GPS-Schnittstelle sowie eine vorinstallierte Twitter-Applikation zur Verfügung.
### Fazit: Technisch top, Nutzerführung ein Flop ###
Ein Handy mit großartiger Kamera und Touchscreen? Auf den ersten Blick sieht das wie eine echte Alternative zum iPhone aus, doch am Ende scheitert Sony Ericsson mit dem Modell Vivaz an der eigentlich einfachsten Grundlage, die ein Multimedia-Handy von heute liefern sollte: eine einfache Bedienung. Auch nach mehreren Tagen intensiver Nutzung tippt der Nutzer beim Vivaz mal mehr mal weniger verloren durch das Menü und stellt sich gedankenverloren die Frage, was er denn eigentlich gerade genau macht. Und das, obwohl die Symbian-Menüstruktur wie gewohnt einen übersichtlichen Eindruck macht. Da kann es auch wenig trösten, dass Sony Ericsson seinem Handy beispielsweise schicke Schnellstarttasten für die Kamera spendiert hat, die wahlweise umgehend Foto- oder Video-Funktion starten.
Niemand wird in Frage stellen, dass Sony Ericsson dem Vivaz viele schöne Extras spendiert hat. Und mit vielen dieser Sonderfunktionen werden Nutzer auch ihre Freude haben. Es ist aber umso ärgerlicher, dass die mangelhafte Bedienung einer noch besseren Endnote einen Strich durch die Rechnung macht. Hinzu kommt: mit einem Preis von 325 Euro ohne Vertrag ist das Foto-Handy auch nicht gerade ein Schnäppchen. Es bleibt abzuwarten, ob die neuen Handys des japanisch-schwedischen Mischkonzerns, die auf dem Mobile World Congress vorgestellt wurden, in Sachen Bedienung ein Update erfahren werden.
Abschließend noch ein Hinweis, dass ich diesen Artikel als Redakteur für onlinekosten.de schrieb und er unter meinem Namen auch unter www.onlinekosten.de zu finden ist. weiterlesen schließen
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