Eden Lake (DVD) Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- realistische Darstellung, solide Schauspieler, Story, Ende
- Spannung
- gute Darsteller, aktuelles Thema, rasant gefilmt, das Ende
- sehr spannend, gut gewählte Schauspieler, gut produziert
- Authentisch, kompromisslos und verstöhrend
Nachteile / Kritik
- der Anfang lahmt so vor sich hin
- sehr schockierend
- Grundhandlung/Ausgangssituation nicht wirklich neu, stellenweise unlogisches Handeln
- schürt eventuell Vorurteile gegenüber Jugendlichen
- Story nicht wirklich neu oder innovativ
Tests und Erfahrungsberichte
-
Soziale Abgründe
4Pro:
gute Darsteller, aktuelles Thema, rasant gefilmt, das Ende
Kontra:
Grundhandlung/Ausgangssituation nicht wirklich neu, stellenweise unlogisches Handeln
Empfehlung:
Ja
"Eden Lake" ist ein britischer Horror-Thriller aus dem Jahre 2008 und stellt mit seiner drastischen und ungeschönten Darstellung der Ereignisse einige bisher erschienene Filme dieser Art in den Hintergrund. Aber sowas muss nicht unbedingt besser sein und ich halte James Watkins' "Eden Lake" auch definitiv nicht für ein Meisterwerk. Trotzdem wird der Film dem Zuschauer im Kopf bleiben und das liegt wohl hauptsächlich an der Inszenierung des Films. Auch mich hat der Thriller in den Bann gezogen und sorgte für einige frische Momente in dem Genre. Wie sich "Eden Lake" nun im Endeffekt schlägt, erfahrt ihr in dem folgenden Bericht.
"Eden Lake" - Die Handlung
Jenny (Kelly Reilly) und Steve (Michael Fassbender) sind ein glückliches Paar. Damit Steve mit seiner Freundin mal wieder etwas entspannen kann, beschließt er mit ihr über das Wochenende zu dem idylischen Steinbruch "Eden Lake" zu fahren, bevor dieser den dort herrschenden Bauarbeiten endgültig zum Opfer fällt. Doch die dort herrschende Entspannung währt nur kurz, denn der Eden Lake ist auch ein Treffpunkt einer Jugendclique. Alles fängt nur mit ein paar Provokationen an...
Einige Zeit später klauen die sechs Jugendlichen aber das Auto von Steve und Jenny und jetzt fangen die großen Probleme an. Als Steve dann auch noch in einer Auseinandersetzung mit der Clique aus Versehen den Hund des Anführers tötet, ist dann endgültig Schluss mit dem enspannenden Wochenende. Jetzt kennen die Teenager kein Halten mehr und verwickeln Jenny und Steve in eine brutale Hetzjagd durch die Wälder...
"Eden Lake" - Meine Meinung zu der Handlung/zu den Hintergründen
Die allgemeine Story in dem Film ist nicht neu und dürfte kein Preis für Innovationen gewinnen, aber sowas muss nicht gleich schlecht sein. Obwohl die "ein-glückliches/streitendes-Paar-fällt-bösen-Typen-zum-Opfer" Handlung so oft zum Einsatz kommt und der Tiefgang der Charaktere logischerweise nicht besonders hoch ist, gelingt es Regisseur Watkins die Hauptprotagonisten schnell sympathisch wirken zu lassen, damit man in den laufenden 80 Minuten mit ihnen mitfiebert. Dieser Punkt ist lobenswert, weil es längst nicht jeder Macher schafft diese Figuren sympathisch auszugestalten. Es gab schon öfters Horror-Thriller, bei denen es mir völlig egal war, ob denn nun Person XY stirbt oder nicht - da kann der restliche Film noch so gut sein. Doch "Eden Lake" schafft es durch die beiden Hauptcharaktere diesem Schema zu entkommen und eine spannende Adrenalinfahrt zu erschaffen. Im späteren Film fiebert man bei jeder Szene mit Jenny oder Steve mit.
Ein weiterer Pluspunkt wären die Bösewichte des Films. Während man in anderen Filmen dieser Art meist gesichts- oder charakterlosen Killern gegenübersteht - das deutlichste Beispiel wäre wohl "The Strangers" - haben die hier anwesenden "bösen" Darstellern teilweise sehr tiefe Charaktere, wenn man es mal mit anderen Filmen dieses Genres vergleicht. Man wird während des ganzen Films immer mal wieder daran erinnert, dass es doch nur Kinder sind. Man bekommt sogar Einblicke auf die soziale Herkunft dieser Kids und wird mit den Eltern konfrontiert - eine wirkliche erschreckende Begegnung. James Watkins' Film ist voll von Botschaften, wenn man denn bereit ist diese zu erkennen und aufzunehmen. Am Ende wird man sich fragen, wie oft denn die Gerechtigkeit gewinnt. Siegt sie immer? Wie oft kommt die Wahrheit überhaupt ans Licht? Man zeigt hier wie gefährlich Jugendliche werden können, aber bindet dann immer wieder die soziale Herkunft und die Verhaltensweisen der Eltern mit ein - beeindruckend und wichtig. Nach dem Film musste ich direkt an den Fall von Dominique Brunner denken oder an das Buch "Das Ende der Geduld". Damit kann man nur verdeutlichen, dass der Film gar nicht so weit hergeholt ist und perfekt in die heutige Zeit passt. "Eden Lake" hat mich in dieser Form beeindruckt, wäre aber nur halb so gut, wenn er denn nicht gerade in die aktuellen Ereignisse passen würde.
Durch diese moderne, aktuelle Inszenierung bemerkt man oftmals gar nicht die normalen Klischees von dem Survival-Thriller. Der Film bedient sich oft von den "Handy-will-nicht-funktionieren" Szenen, aber diese typischen Dinge nimmt man hier glücklicherweise weniger wahr. Noch dazu ist das Handeln von Steve und Jenny nicht immer ganz logisch. Ich wäre ja sofort abgehauen, als diese Jugendlichen aufgetaucht sind und ihr Verhalten gezeigt hätten. Eine für mich unlogische und nicht nachvollziehbare Situation.
"Eden Lake" - Der Stil des Film ---> Nichts für schwache Nerven!
"Eden Lake" ist schmutzig, blutig und in einigen Momenten fast schon zu psychisch brutal. Mich lassen viele Filme in diesem Genre kalt, bewegen mich nicht und nach dem Abspann ist der Film dann auch schon wieder vergessen. Bei "Eden Lake" war es etwas anders und einige Szenen werden mir wohl noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben. Da waren schon wirklich harte Momente dabei und ich habe mich oft gefragt, ob man sowas denn zeigen muss. Ich denke, dass das jeder für sich selber entscheiden sollte. Ihr müsst nur wissen, dass euch hier ein wirklich intensiver Horrortrip erwartet, dessen Gewaltszenen selbst in der gekürzten Fassung ab 18 Jahren nicht ohne sind. Der Film erzeugt aber vielmehr Momente psychischer Spannung. Diese entstehen zum Beispiel daraus, wenn man sich in die Lage der Personen hineinversetzt.
Die gesamte Inszenierung des Films ist schnell gefilmt und besonders gegen Ende fast unerträglich. Da bin selbst ich mal von der Couch aufgesprungen, weil ich nicht mehr in Ruhe sitzen konnte. Welcher Horror-Thriller hat das zuletzt geschafft? Ich kann mich an keinen Film erinnern. Die Kamerafahrten sind zu jeder Situation gut, fallen aber nicht weiter auf, da man diese gar nicht so richtig wahrnimmt. Achtet man aber beim zweiten Anschauen etwas genauer darauf, erkennt man eine durchweg gute Leistung, die besonders in hektischen Szenen (z.B. einer Verfolgung) besonders gut zur Geltung kommt.
Die musikalische Untermalung ist eine typische Melodie, wie man sie schon oft gehört hat - Horrorfilm typisch. Einzelne Momente erinnerten mich beispielsweise an "The Descent". Ein schlechter Soundtrack ist auf keinen Fall, aber leider auch nicht sonderlich innovativ - ein gewohntes Bild in diesem Genre. Er sorgt jedoch dafür, dass die Szenen passend musikalisch ausgestattet sind und so eine gute Atmosphäre erzeugen.
Noch ein kurzes Wort zum Genre: Obwohl der Titel als Horror-Thriller bezeichnet wird, sehe ich das etwas anders. Der ganze Film spielt sich eher im Thriller Bereich ab und hat nur gelegentlich - wirklich kurze - Ausflüge ins Genre der Horrorfilme. Am Ende holt der Film sich sogar noch einige Zutaten aus dem Genre des Dramas, um die Lage und Herkunft der Jugendlichen zu beschreiben - eine durchaus interessante Mischung. Man könnte "Eden Lake" also theoretisch als Horror-Survival-Thriller-Drama bezeichen, aber da die Bezeichnung ein wenig lang ist, würde ich den Film ganz einfach als "Thriller" bezeichnen.
"Eden Lake" - Die (Haupt)Darsteller/innen
Gut, die Schauspieler spielen in solchen Filmen immer eine weniger bedeutsame Rolle, aber natürlich ist ihr schauspielerisches Können auch hier von Bedeutung, damit der Film die nötige Stimmung erzeugt. In "Eden Lake" braucht man sich um schauspielerische Totalausfälle keine Sorgen machen, denn alle spielen ihre Rollen überzeugend, packend und motiviert. Die weibliche Hauptdarstellerin, Kelly Reilly (Sherlock Holmes), gehört besonders der letzte Teil des Films und sie entfaltet ihr ganzes Talent - eine wirklich gute One Woman Show. Sie zeigt hier wirklich gute Mimiken und man nimmt ihr ihre Schmerzen und die verzweifelte Lage sofort ab. Da hofft man doch, dass Reilly noch in anderen Filmen die Chance bekommt sich zu beweisen, denn Talent hat sie auf jeden Fall. Der männliche Hauptprotagonist, Michael Fassbender (Inglourios Basterds), spielt seine Rolle ähnlich gut. Auch er bietet gute Gesichtsausdrücke, stellt seine Schmerzen beeindruckend dar und so fiebert man automatisch mit ihm mit. Nun kann man bei einem solchen Film nur sehr schwer von schauspielerischen Meisterleistungen sprechen, aber die beiden bewegen sich in diesem Genre defintiv auf sehr hohem Niveau.
Bei der Jugendclique fallen wohl am meisten Brett (Jack O'Connell), der Anführer der Gruppe, und das jünste Mitglied Cooper (Thomas Turgoose) auf. Jack O'Connell spielt seine Rolle als kaltblütiger, jedoch nicht gefühlloser Anführer wirklich sehr gut und zeigt immer wieder beachtliche und gut gespielte Wutanfälle. Thomas Turgoose, der bereits in "This is England" eine ähnliche Rolle spielte, überzeugt hier als ängstliches, unerfahrenes und jüngstes Mitglied der Gruppe. Er hat im Verhältnis eher eine kleinere Rolle, spielt jedoch auch seine Auftritte überzeugend.
Am meisten hervorzuheben bleiben wohl Kelly Reilly und Jack O'Connell, die trotz wenigen Freiheiten eine tolle Leistung abliefern.
"Eden Lake" - Die DVD, das Bild, der Ton und das dazugehörige Bonusmaterial
Neben der recht gelungenen Aufmachung des Covers, erwartet euch hier leider kein Wendecover. So müsst ihr das riesige FSK-Symbol auf der Vorderseite der Hülle ertragen. Auf der Rückseite findet ihr eine positive Kritik von der Fachzeitschrift des Fantasy Filmfests 2008. Übrigens: Da wurde der Film das erste Mal vorgestellt und vorgeführt. Außerdem gibt es natürlich noch eine ausführliche Filmbeschreibung, die üblichen technischen Daten sowie Schauspielerinfos.
Ton- und Bildqualität
Die Qualität von dem Ton ist durchweg als sehr gut zu bezeichnen. Die Wiedergabe erfolgt im Dolby Digital 5.1 Tonformat und euch erwarten sehr gute Soundabstimmungen. Die Stimmen, Umgebungsgeräusche und Musik sind perfekt abgestimmt und sorgen bei gemeinsamen Zusammenlaufen für ein tollen Hörgenuss.
Beim Bild verhält es sich ähnlich und euch erwarten zu jeder Zeit scharf getochene Bilder. Die Naturaufnahmen werden mit den anderen Bildern im Film stimmig ins heimische Wohnzimmer übertragen. Die Wiedergabe erfolgt hier in einem 16:09 Format.
Das Bonusmaterial
Ich bin vom Bonusmaterial etwas enttäuscht, denn es lassen sich während der ganzen Zeit keine deutsche Untertitel aktivieren und man kann sich somit die Extras nur im englischen Original anschauen - ohne irgendwelche Untertitel. Eine sehr schwache Aktion vom DVD-Ausstatter. Zum Glück kann man den ganzen Interviews/Gesprächen ohne größeren Probleme folgen, da nicht wirklich intensiv auf einzelne Themen eingegangen wird. Ich hatte im Allgemeinen das Gefühl, dass man es hier mit einem sehr oberflächlichen Bonusmaterial zu tun hat, welches zwar durch eine gute Gliederung ansprechend wirkt, aber im Endeffekt fehlt es an der nötigen Tiefe. Trotzdem fühlt man sich kurzweilig unterhalten und wird nicht gelangweilt. Hier ist nun eine genaue Auflistung:
1. Interview mit Cast & Crew
Damit hätten wir gleich das längste Extra genannt. Hier könnt ihr ca. 30 Minuten lang verschiedenste Interviews mitwirkender Personen verfolgen. Folgende Leute kommen zu Wort: Kelly Reilly, Michael Fassbender, Thomas Turgoose, Christian Colson (Produzent), James Watkins (Regisseur). Vor jedem Interview bekommt man eine Gliederung der gestellten Fragen eingeblendet -sehr nette und übersichtliche Methode. Diese Einblendungen sind merkwürdigerweise in deutscher (!) Sprache. Die gestellten Fragen wiederholen sich zwar im Verlauf ziemlich oft, aber dadurch kann man sich ein gutes Bild von jeder Person machen und den verschiedenen Ansätzen/Meinungen zuhören. Es werden u.a. diese Fragen gestellt: "Über die Handlungs des Films", "Über die Reaktion auf das Drehbuch", Über die Leistungen von verschiedensten Schauspielern." Die Dauer der Interviews beträgt 00:04:17 bis 00:08:03 Minuten.
2. B-Roll
In "B-Roll" könnt ihr ein paar Minuten die Dreharbeiten verfolgen. Es verläuft sich darauf, dass ihr den Schauspielern bei herausfordernden Szenen zuschaut oder eben verschiedensten mitwirkenden Personen kurz über die Schulter schaut.
3. Featurette
Ein vollkommen unnötiges Extra. In ein paar lächerlich kurzen Minuten bekommt ihr Ausschnitte aus dem Film zu sehen, die dann kommentiert werden. Einen richtigen Sinn sehe ich dahinter nicht, denn die Laufzeit ist hier wirklich erschreckend kurz und bringt wohl niemanden etwas.
4. Trailer
Außerdem könnt ihr noch den kompletten deutschen (!) Trailer bestaunen. Warum ist dann der Rest des Bonusmaterials nicht einmal mit deutschen Untertiteln ausgestattet?
"Eden Lake" - Allgemeine Daten zu dem Film
Originaltitel: Eden Lake
Deutscher Titel: Eden Lake
Entstehungsland: Großbritannien
Entstehungsjahr: 2008
Laufzeit: ca. 85 Minuten
FSK: ab 18 Jahren - Ich habe die gekürzte FSK 18 Fassung gesehen. Es fehlen jedoch nicht wirklich viele Szenen (verläuft sich insgesamt auf 00:01:42 Minuten). Die gekürzten Szenen sind mir persönlich unverständlich und die FSK beweist mal wieder sinnlose Schnitte. Die größten Gewaltszenen sind auch in der gekürzten Version enthalten. Die Uncut-Version wurde übrigens schon auf Lista A gesetzt und darf somit hierzulande nicht mehr öffentlich angeboten werden.
Regisseur: James Waktins
Musik: David Julyan
Drehbuch: James Watkins
Producer: Christian Colson, Richard Holmes
Kamera: Christopher Ross
Schnitt: Jon Harris
Jenny: Kelly Reilly
Steve: Michael Fassbender
Brett: Jack O'Connel
Cooper: Thomas Turgoose
Paige: Finn Atkins
"Eden Lake" - Mein Fazit zu dem Film
"Eden Lake" hat mich perfekt unterhalten und ich fühlte die ganze Zeit diese eiskalte Atmosphäre, die der Film eindrucksvoll erzeugte. Ich hatte es hier endlich mal mit einem Survival-Thriller (von mir aus auch Horror-Thriller) zu tun, der mal hinter die Fassaden blickte und gleichzeitig noch ein Träger von Botschaften war. Dieses Element machte mir den Film besonders attraktiv. Ansonsten machten die Schauspieler ihre Sache gut und überzeugten durch sehr gute Gesichtsausdrücke. Die psychische Spannung und die teilweise heftigen Gewaltdarstellungen überzeugten in ihren Momente ebenfalls und sorgten für die einmalige Atmosphäre. Ein empfehlenswerter Film also? Ja, aber man sollte harte Nerven haben. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Das sind doch nur Kinder!
Pro:
realistische Darstellung, solide Schauspieler, Story, Ende
Kontra:
der Anfang lahmt so vor sich hin
Empfehlung:
Ja
Ja, und was für Teufelsbraten. Eigentlich wollten Steve und Jenny nur ein erholsames Wochenende am Eden Lake verbringen, bevor die Umgebung und Idylle komplett einer kleinen Wohnstadt für Reiche weichen muss. Außerdem soll das Romantikwochenende mit einem feschen Heiratsantrag gekrönt werden und Steve hat sich schon eine tolle Situation dafür ausgedacht. Doch das turtelnde Paar bleibt nicht lange allein, denn schon wenig später trifft eine Bande Jugendlicher am See ein, die sich in unmittelbarer Nähe ausbreiten und die Konfrontation und Pöbelei leidenschaftlich suchen.
Zuerst gibt Steve nach, als jedoch am nächsten Morgen die Strandtasche mit Autoschlüssel & Handy verschwunden ist, hört für ihn der Spaß auf. Er durchstreift den Wald nach der Gruppe und findet sie am späten Abend auch, als diese ihn und Jenny beinahe in ihrem eigenen Auto überfahren. Wenig später können sie die Jugendlichen im Wald ausfindig machen, doch diese denken gar nicht daran, die gestohlenen Gegenstände zurückzugeben und es kommt zum Kampf, deren Verlierer der Rottweiler des Anführers Brett ist.
Völlig außer sich über den Verlust & Schmerz des Hundes beschließt Brett, sich für die Tötung an den beiden zu rächen und für alle beginnt eine wilde und gefährliche Hetzjagd durch die dunklen und dichten Wälder ...
Kritik
Die Story an sich mag nicht sonderlich originell herüberkommen, bietet allerdings das, was den meisten Filmen vorher gefehlt hat: Realismus und Authentizität. Diesmal ist es nicht irgendein Dickerchen mit Maske, der keine Freunde hat und auch sonst irgendwie voll die Lusche ist, sondern eine Gruppe Jugendliche, wie es sie überall geben kann und auch gibt. Es ist nicht der anonyme Mörder, der seine Opfer mit einer Kamera filmt oder diese damit beobachtet, nein diesmal könnten es die Kinder deiner Nachbarn sein (wobei du dir spätestens dann mal überlegen solltest, dein soziales Umfeld zu wechseln). Kinder und Jugendliche voller Langeweile, ohne Vorbilder, ohne Erziehung und wahrscheinlich auch komplett ohne Perspektiven, denn wir lernen auch deren Eltern kennen. Es mögen auf der einen Seite vielleicht liebende Eltern sein, auf der anderen Seite merkt man auf Anhieb, dass deren Kinder niemals etwas zustande bringen, geschweige denn ohne stetig wachsenden Vorstrafenregister ihr Leben meistern werden. Das mag zum Teil an den Eltern liegen, zum Teil allerdings auch am Anführer Brett, dessen Eltern im Film auftauchen.
Brett ist um die 15-16 Jahre, sieht in manchen Szenen aus wie 25 und in manchen kommt er wie 13 herüber. Soviel Facettenreichtum in einer Person sieht man selten. Er hat um sich ein paar Jugendliche aus dem Dorf gescharrt, alle erscheinen auf den ersten Blick, wie dufte Assi-Freundschaften, doch im weiteren Verlauf wird klar, dass die Gruppe nur durch zwei Dinge zusammengehalten wird: Angst und Gruppenzwang. Diesen Blick bekommt der Zuschauer allerdings erst später. Unter anderem heben sich neben dem Anführer zwei weitere Mitglieder sehr hervor: Die Schnalle Paige (wahrscheinlich oft benutzte Matratze des Anführers oder auch der kompletten Gruppe) und der Gruppenwinzling Cooper, der wohl der Jüngste ist. Paige hat die ehrenvolle Aufgabe sämtliche Aktionen auf ihrem Handy mitzufilmen, zu etwas anderem ist sie wahrscheinlich auch nicht geistig bzw. intellektuell in der Lage und man überlegt ernsthaft, wieviele der "Freunde" nun eigentlich Geschwister sind bzw. welches Elternteil mit welchem Bruder oder Schwester Kinder gezeugt hat. Einen hohen IQ scheint keiner zu besitzen und der letzte Funke Verstand kann sich bei allen erst durch die Schädeldecke kämpfen, wenn die Kacke schon mächtig am Dampfen ist.
Damit genau das allerdings so bei uns ankommt, bedarf es mindestens guter schauspielerischer Leistungen. Anders als bei vielen anderen Horrorschinken (wo man diese vergebens sucht), sind sie hier tatsächlich gegeben. Ich habe mir nach dem Film einige Bilder der Darsteller ergooglet und war erstaunt, wie scheiße und asozial man Jugendliche und Erwachsene im Film doch aussehen lassen kann. Verdienter Pluspunkt an die Maske, die im Übrigen auch an der Hauptdarstellerin Kelly Reilly (Rolle der Jenny) eine sehr gute Leistung vollbracht haben. Wenn auch die meisten Mitglieder der Gang sehr passiv im Hintergrund agieren, fällt mir hier absolut kein negativer Punkt ein. Alle spielen ihre Rolle solide, wenn auch so manches etwas übertrieben beim Zuschauer ankommt. Doch Kinder können grausam sein und das wissen wir.
Doch leider gibt es auch Minuspunkte. So schnarcht der Anfang der Films über 30 Minuten langweilig daher, eh auch nur annähernd eine bedrohliche Stimmung aufkommt. Zwar macht das Pärchen schon eine sehr kurze Erfahrung mit der Rüpelbande, allerdings ist die nicht der Rede wert und wir werden die nächsten 30-45 Minuten Zeuge von ganz viel Knutscherei und Turtelei und der Sorte Mann, die ich am liebsten in die Tonne treten möchte. Denn ähnlich wie bei "Storm Warning" ist Steve mächtig testosterongesteuert (Danke an MissVega, treffender hätte ich es nicht formulieren können) und seine Vorgehensweise ähnelt wieder der eines Neandertalers, der seine Stärke unter Beweis stellen muss und mit männlicher Ausdruckskraft Eindruck schinden will. Man kann es den Jugendlichen nicht verübeln, dass sie Steve nach so einer Show auslachen und links liegen lassen.
Allgemein scheinen es die Drehbuchautoren nicht gut mit der Rolle des Steve zu meinen. Sein Süßholzgeraspel und die Turteleien gehen einem irgendwann nämlich mächtig auf den Zeiger, sein brünftiges Verhalten (Hugh! Mein Weibchen! Ihr Kinder und böse! Ich großer starker Mann!) und machohafte Aktionen wirken lächerlich und nervtötend und selbst als der Gute verletzt ist, verlangt ihm das keine besondere schauspielerische Leistung ab bzw. lässt Mitleid aufkeimen.
Somit bleibt der letzte große Fokus auf Kelly Reilly. Auch hier muss ich sagen, kam am Anfang des Films keine Stimmung bzw. Bezug zur Rolle der Jenny auf. In manchen Situationen konnte sie einem zwar ein wenig Leid tun, allerdings auch nur ein wenig. Das ändert sich erst in der Mitte des Films, als die Dinge ins Rollen kommen. Und auch hier weist der Film erstaunliche Parallelen zu "Storm Warning" auf. Denn eigentlich ist der ganze Schlamassel nur Steves Schuld, der sich immer wieder gegenüber der Rüpelbande behaupten musste. Hätten sie einfach auf Anraten von Jenny den Platz geräumt bzw. hätte er auch nur annähernd mal auf seine Frau in spe gehört, wären ihnen vieles erspart geblieben ... und der Film wäre wohl ein Porno geworden.
So übernimmt auch hier die Freundin wieder den toughen Part der Kämpferin, die (wie sollte es auch anders sein) erstaunlichen Überlebenswillen unter Beweis stellt. Perfekt dargestellt, fiebern wir zum Schluss auch mit und fühlen bald jeden Schmerz mit ihr gemeinsam. Dabei kommt der Film größtenteils ohne Splatter und Gore aus und die überzogene FSK 18 bezieht sich wohl nur auf einige unschöne Szenen, in denen die Jugendlichen richtig loslegen. Wenn solche Szenen allerdings schon ein FSK 18 verdient haben, stellt sich mir die Frage, wer "Creep" die FSK 16 verpasst hat. Die Darstellung, dass ein Mädel ein großes, breites und zackiges Messer unten reingerammt bekommt ist mit Sicherheit nicht weniger bedenklich. Und hat die "Nussknacker"-Szene aus "Carver" nicht auch ein FSK 18? Gut, die beiden Filme sollen nun nicht Gegenstand des Berichtes werden. Fakt jedoch ist, dass die FSK-Einstufung wohl deswegen so "knallhart" erfolgt ist, weil Jugendliche dort sehr brutal und ohne Gewissen vorgehen (Nachahmung, Realitätsnähe etc.) und seltsamerweise diese realitätsnahen Filme immer voll eingestuft werden.
Auch die Kulisse hätte besser nicht gewählt werden können. Was wirkt denn besser als ein See mitten in einem großen und dichten Wald? Ein See in einem großen und dichten Wald, in dem man sich nicht auskennt und ohne Auto nicht weit kommt. Wer schon einmal durch einen unbekannten Wald geirrt ist, wird sehr gut mitfühlen können. Wer zudem schon von bösen Menschen durch einen unbekannten Wald gejagt wurde, der kennt das ja schon ;)
Auch das Ende kommt hier nicht so abgespackt und lächerlich daher, wie ich manch anderen Schinken. Nein, hier hat man sich tatsächlich etwas einfallen lassen und man muss als Zuschauer überlegen, auf welche Seite man sich geschlagen hätte. Wenn ich darüber nachdenke, ist das Ende sogar seit langem fast das Beste was ich die letzten Jahre gesehen habe (mit Ausnahme einiger Filme): schwungvoll, erfrischend und endlich mal etwas anderes! Keine 0815-Blinse, die erst jetzt die große Erkenntnis des Tages macht. Zwar gelangt man am Ende auch zur Erkenntnis, doch Erkenntnis ist eben nicht gleich Erkenntnis.
Die DVD Ausstattung ist dann aber leider doch etwas mau. Die einzigen beiden Sprachen sind Deutsch und Englisch. Bei den Untertiteln ist es sogar nur Deutsch. Auch das Bonusmaterial lässt zu Wünschen übrig. Die Interviews haben weder deutsche, noch englische Untertitel (oder mein Player ist nicht in der Lage, diese anzuzeigen, was ich allerdings bezweifel). Ich verstehe zwar Englisch, doch über ein paar deutsche Untertitel würde mit Sicherheit keiner meckern. Wie bei den meisten Filmen sollte man auch hier die Interviews auch nach dem erstmaligen Sehen ansehen. Spoilergefahr ist immer gegeben.
"B-Roll" geht gerade mal 6 Minuten und zeigt auch nur mehr oder weniger interessante Aufnahmen der Dreharbeiten. Auch die/der/das (?) Featurette bietet gerade einmal eine magere 4 Minuten-Mischung aus Trailer und Interview. Keine Ahnung, wem das reichen soll, mir jedenfalls nicht. Der Film kommt zwar UNCUT daher, doch Geld ist schließlich Geld und der heutige Standard bei DVDs ist dann doch etwas höher.
Fazit
"Eden Lake" bietet grausame Einblicke in die heutige soziale Umwelt von Jugendbanden. Dabei ist das Grausame nicht primär die Gewaltdarstellungen, sondern die Tatsache, dass sich bei der Verrohung vieler (sozial schwacher) Jugendlicher, die Geschichte tatsächlich so zutragen könnte. Dabei ist die Rüpelbande nicht von Anfang an voller Hass und Gewalt. Anfangs beschränkt sich der Hahnenkampf zwischen Steve und der Gruppe nur auf reine verbale Gewalt und endet mit Diebstahl. Man merkt, dass Fremde in der Gemeinde nicht gerne gesehen sind und so streunen die jungen Leute tagsüber durch die Umgebung und gehen dem nach, was viele Problemfälle über den Tag verteilt halt so machen: Raufen, Pöbeln, Stehlen.
Kritisch beäugt wird auch das Verdrängungsverhalten der Eltern, die nicht wissen, wie kriminell ihre Kinder sein können. Es sind schließlich nur Kinder, die machen manchmal eben problematische Dinge. Ob die Gruppe um Brett, dessen Darsteller Jack O'Connell eine durchweg glaubwürdige Rolle spielt, jemals zu Mordgedanken angeregt, wenn der geliebte Rottweiler Bonnie nicht von Steve im Versehen erstochen worden wäre, darüber kann man nur spekulieren. Hier sieht man, dass im Drehbuch an alles gedacht wurde. Es sind nicht komplett irre Monster, sondern im tiefsten Inneren sieht man, dass Brett für seinen Hund gestorben wäre und er mit dessen Tod in ein tiefes seelisches Loch fällt. Damit soll keineswegs die weitere Handlungsweise entschuldigt werden, nein, vielmehr soll dargestellt werden, dass es dennoch Menschen mit Menschlichen Gefühlen sind. Und genau diese Tatsache wird in vielen Horrorfilmen einfach unter den Tisch gekehrt. Die Täter in anderen Filmen zeigen so gut wie nie eine menschliche Seite auf.
Während Brett nun im Laufe des Films immer mehr verroht, machen sich beim Rest der Truppe so langsam Angst und Mitleid breit, die sie aber durch den Gruppenzwang und die Führerstärke Bretts unterdrücken müssen. Für sie sind die Grenzen teilweise schon lange überschritten. Und auch hier könnte der Film realistischer nicht sein: Mitgehangen, mitgefangen. Alle sind schon zu tief im Sumpf des Schreckens, als dass sie jetzt einfach so ihre Taten abbrechen und nach Hause gehen können.
Obwohl "Eden Lake" zur Gattung Survival-Horror (Der Stärkste überlebt.) zählt, halten sich Gewaltexzesse weitgehend heraus. Sicherlich gibt es gewalttätige Szenen, allerdings erscheint mir eine FSK 18 für überzogen. Allerdings scheint die SPIO/JK noch immer zu brutal sein, denn man hat auch eine gekürzte Fassung (keine Jugendfreigabe) auf den Markt gebracht. Über manche Schnitte kann man sicherlich streiten, ich empfehle wie immer nur die ungeschnittene Fassung. Welche Unterschiede beide aufweisen, gibt es wie immer unter http://www.schnittberichte.com zu sehen.
Trotz der langen Anlaufzeit, bekommt der Film dann ab der Mitte endlich genügend Stoff und die Ereignisse nehmen endlich zu. Am meisten beeindruckt hat mich sicherlich das Ende. Da hat man endlich mal frischen und dynamischen Wind ins Spiel gebracht und es lohnt mit Sicherheit, den Film bis zum Ende zu schauen, eben weil es nicht das typische 0815-Ende ist und man doch schon ins Grübeln kommt.
Alles in allem, kann ich "Eden Lake" nur empfehlen, auch wenn es leider Abzüge bezüglich der DVD Ausstattung gibt. Die geschnittene Fassung ist bereits für 15 Euro bei Amazon zu bekommen. Das Geld ist es in meinen nicht wert, gerade weil Filmausschnitte fehlen und einen die Extras auch nicht gerade vom Hocker hauen. Wer erst überlegen muss, ob sich eventuell eine teurere Uncut-Anschaffung lohnt, der sollte vorher einfach in die Videothek gehen. Der Film ist zwar gut, allerdings bietet mir die DVD nicht das, was ich für 15-20 Euro unbedingt im Schrank stehen haben muss. Es ist weder eine Special Edition, noch bekommt man es in einem Steelbook.
Das Horrorgenre scheint zur Zeit toughe Frauen zu schätzen. Also Männer, was wärt ihr bereit, für eure Frau alles zu opfern? weiterlesen schließenProduktfotos & Videos
Ein Köter ohne Manieren. von KleenerApfel
am 12.04.2009Paige und Brett pöbeln von KleenerApfel
am 12.04.2009Kommentare & Bewertungen
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Gozo-Bernie, 13.08.2009, 14:53 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
und noch ein Gruss aus Catania - der Heimat von telestrada.it
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Informationen
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