Pro:
innovative Ideen, interessante Charaktere mit einer richtigen Persönlichkeit, anfangs fesselt die spannende Story . . .
Kontra:
mehr Film als Spiel, gute Ideenansätze, aber letztlich nicht optimal umgesetzt
Empfehlung:
Ja
Es ist nun etwa 1 Jahr her als ich zum ersten Mal von einem Spiel namens Fahrenheit hörte. Ein Vorschau-Bericht in einem Spiele-Magazin hatte sofort mein Interesse geweckt. Nun endlich, nach langer Wartezeit ist das Spiel tatsächlich erschienen und natürlich landetet es sofort in meinem PC.
-------------
Story:
-------------
Lucas Kane ermordet auf bestialische Weise einen Mann auf der Toilette eines Restaurants. Doch die Tat ist kein stinknormaler Mord, schon die erste Videosequenz lässt das vermuten. Vielmehr steckt eine Verschwörung dahinter, die von enormen Ausmaß ist. Als Zuschauer erlebt der Spieler zunächst den Mord in einer Kinoreifen Videosequenz, Lucas ist offenbar nicht ganz er selbst in diesem Moment, vielmehr scheint er wie von einer anderen Macht gesteuert. Als er nach der grausigen Tat wieder zu sich kommt liegt eine übel zugerichtete Leiche vor ihm auf dem Boden und er selbst ist total blutverschmiert und sichtlich verwirrt. Er kann es kaum glauben das er das gerade eben getan hat. Ihm fehlt die Erinnerung an das, was soeben geschehen ist, aber auf jeden Fall muss er schleunigst vom Tatort verschwinden...
An dieser Stelle übernimmt der Spieler die Steuerung über das Geschehen. Schnell werden die Spuren beseitigt, die Leiche wird in eine Toilettenbox gezerrt, das Blut wird vom Boden aufgewischt und Lucas wäscht sich noch schnell die Hände, bevor die Örtlichkeit verlässt. Dann zahlt er schnell seine Rechnung und verschwindet. So jedenfalls eine Variante für den anfänglichen Spielverlauf. Tatsächlich stehen nämlich von Beginn an mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.
Besonders interessant ist es allerdings das man als Spieler nicht nur die Geschicke von Lucas leitet, sondern auch weitere Charaktere steuert- und zwar ausgerechnet die Gegenseite, 2 Polizisten. Man ist also Jäger und Gejagter zugleich. Das mag sich vielleicht zunächst etwas verworren anhören, aber im Spiel funktioniert das wunderbar und ist irgendwie einzigartig und direkt genial.
Die Story ist auf jeden Fall super spannend und filmreif inszeniert ist sie außerdem, schon der Anfang ist so ganz anders als man das sonst in Spielen präsentiert bekommt, aber natürlich soll an dieser Stelle nicht weiter auf Einzelheiten eingegangen werden und Details zur Handlung habe ich bewusst so knapp wie möglich geschrieben, denn der größte Reiz des Spiels liegt nun mal in der Story.
----------------
Grafik:
----------------
Die Grafik ist ansehnlich und vor allem wirken die Schauplätze sehr atmosphärisch. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber dennoch kleinere Mängel. So wirkt die Umgebung teilweise doch etwas detailarm, auch die Bewegungen der Charaktere sind nicht gerade lebensecht. Dafür beeindrucken aber vor allem die Videosequenzen.
------------------
Sound:
------------------
Die musikalische Untermalung des Spiels ist stets passend und unterstützt sehr die tolle Atmosphäre. Die deutschen Sprecher hingegen können ganz und gar nicht überzeugen, was sich negativ auf das gesamte Spiel auswirkt, denn gerade in einem Spiel das seine Faszination aus der Story zieht, fällt das äußerst negativ auf.
-------------------------
Steuerung:
-------------------------
Die Steuerung empfinde ich persönlich als eine echte Katastrophe, vor allem in Verbindung mit der oft unglücklichen Kameraeinstellung. Auch ist sie so ganz anders als man das kennt, eine Eingewöhnungszeit benötigt man in jedem Fall. Aber selbst mit etwas Übung lässt sich das Spiel nie wirklich gut steuern - ein dicker Minuspunkt!
Fahrenheit ist kein Adventure im herkömmlichen Sinne, es gibt dauernd zeitbegrenzte Szenen und Actionsequenzen. Hier kommt es nun mal auf Schnelligkeit an, was das Spiel aber konsequent erschwert. Wenn ein Balken aufleuchtet, der signalisiert das das Zeitlimit abläuft und man wie wild auf die Richtungstaten einhämmern muss, dann bekommt man das noch ganz gut hin. Wenn aber Kreise aufleuchten und dann die entsprechenden Tasten gedrückt werden müssen ist das ganz einfach nervend, vom eigentlichen Spielgeschehen bekommt man in diesen Momenten gar nichts mit da man krampfhaft damit beschäftigt ist sie aufblinkenden Farben zu verfolgen und die Tasten zu drücken. Das geht irgendwann soweit das es frustrierend wird, falls man es nicht im 1-Anlauf schafft. Ebenso frustriert es wenn man unter Zeitdruck steht und die Kamera permanent die Perspektive wechselt, ständig läuft man in die falsche Richtung bei solchen Situationen, irgendwann ist es nur noch nervig und anstrengend.
---------------------
Gameplay:
---------------------
Eigentlich ist Fahrenheit ein Adventure (wenn auch anders), man redet mit verschiedenen Personen, sucht nach Gegenständen und löst Rätsel. Aber: es ist kein Adventure so wie man es bisher gekannt hat, Fahrenheit funktioniert einfach vollkommen anders! Innovation ist ja immer das Schlagwort und oft wird bemängelt das es in Spielen genau daran hapert. Nun, Fahrenheit steckt voller innovativer Ideen. Trotzdem gibt es reichlich Anlass zur Kritik.
Die Charaktere sind sehr glaubwürdig und besitzen allesamt eine richtige Persönlichkeit und die Unterhaltungen die man führt oder die Szenen die man einfach nur beobachtet sind einfach unglaublich spannend. Störend hingegen wirken die vielen Action-Sequenzen. Die arten nicht selten richtig in Arbeit aus und kommen viel zu oft vor. Unentwegtes Tastendrücken über mehrere Minuten macht nun wirklich keinen Spaß und man empfindet das schnell nur als notwendiges über, um im Spiel weiterzukommen und die spannende Story zu verfolgen. Jedoch kann man diese in solchen Momenten gar nicht richtig verfolgen, das Geschehen nimmt man beiläufig wahr, da man sich viel zu sehr auf das Tastendrücken konzentrieren muss. Ich glaube Zuschauer sein würde bei dem Spiel weitaus mehr Spaß mach, einfach den anderen arbeiten lassen und entspannt zurücklehnen und die tolle Show genießen. Dann bekommt man wenigstens alles mit, vor allem die wirklich genial inszenierten Zwischensequenzen. Dumm nur das ich da noch niemanden gefunden habe dafür...
Völlig unpassend und aufgrund ungenauer und verwirrender Steuerung sowie Problemen bei der Übersicht sind auch die Schleichpassagen. Ich mag Schleichspiele, mit Sam Fisher im Schutz der Dunkelheit umherzuschleichen fasziniert mich noch immer, auch wenn ich alle 3 Teile schon mehrmals gespielt habe. Aber da passt eben alles auch wunderbar zusammen. Bei Fahrenheit ist es eher das wohl jemand plötzlich die Idee hatte ein paar Schleichpassagen einzubauen, Hauptsache sie sind im Spiel und irgendwie schafft das der Spieler schon sie zu meistern. Mit etwas Glück geht das natürlich auch, ist aber irgendwie unbefriedigend.
Gespeichert wird nur an bestimmten Stellen, was auch nicht weiter schlimm ist.
Irgendwie ist es verdammt schwer ein konkretes Urteil über Fahrenheit abzugeben, auf der einen Seite begeistert das Spiel einfach und man sitzt gebannt vorm Bildschirm, denn man möchte unbedingt wissen wie sich die spannende Geschichte weiterentwickelt. Dann gibt es aber die schon angesprochenen Mängel, vor allem Steuerung und Kameraführung. Mir hat es auch überhaupt nicht gefallen das man ständig unter Zeitdruck steht, zur Abwechslung ist das das mal ganz in Ordnung, auf Dauer ist es aber zu hektisch für ein Adventure. Wenn man vor Entscheinungen steht, dann man hat man im Prinzip so gut wie keine Möglichkeit sinnvoll und überlegt etwas auszuwählen, weil das Zeitlimit das kaum zulässt. Meist ist die Zeit schon so gut wie vorbei, noch bevor man die Möglichkeiten die zur Verügung stehen erfasst hat. Regelrecht schade finde ich es auch das man die filmreifen Sequenzen oft nicht richtig mitbekommt, weil man sich total aufs Tastendrücken konzentrieren muss.
Eigentlich könnte man auch fast zu dem Schluss kommen das Fahrenheit eher ein (interaktiver) Film ist, als ein Spiel und ich denke genau das hat mich letztendlich auch sehr gestört, wohl dosiert solche Elemente in ein Spiel einzubinden ist ja gar nicht schlecht, aber ein gesamtes Spielkonzept darauf auszulegen.
------------------------------------
Systemanforderungen:
------------------------------------
Gespielt habe ich auf folgenden System: Athlon 64 3000+, 1024 MB RAM, Geforce 6800GT und Betriebssystem Windows XP. Probleme gab es dabei keine. Die Anforderungen an die Hardware sind relativ gering, minimal benötigt wird: Windows 98 / ME / 2000 / XP, CPU mit 800Mhz, 256 MB RAM, DirectX kompatible Grafikkarte, DirectX kompatible Soundkarte, natürlich Maus und Tastatur als Eingabegerät.
--------------
Fazit:
--------------
Ich hatte mich total auf dieses Spiel gefreut, aber am Ende war es dann irgendwie doch ganz anders als ich mir das vorgestellt hatte. Mit einem herkömmlichen Adventure kann man Fahrenheit kaum vergleichen, auch wenn es die in diesem Genre üblichen Dinge aufweist. Schleichpassagen und Actionsequenzen nerven total und aufgrund der ungenauen Steuerung und plötzlichen wechseln der Kameraperspektive wird es oftmals zur Geduldsprobe. Und irgendwie ist mir das gesamte Spiel zu hektisch, da können noch so viele innovative Ideen drinstecken. Das man als Spieler einiges an Handlungsfreiheit besitzt ist natürlich nicht schlecht und ein Anreiz Fahrenheit auch mehrmals durchzuspielen. Außerdem vermag gerade zu Anfang die Story zu fesseln, der Fortgang der Geschichte gestaltet sich dann aber doch etwas anders man es erwartet hätte, ob zum Guten oder Schlechten kann nur jeder selbst entscheiden. Bei mir kam aber irgendwann der Punkt, wo mir der Storyverlauf ganz und gar nicht mehr zusagte, aber ich will natürlich jetzt keine Details preisgeben. Für meinen Geschmack hat die Story eben nicht das gehalten was ich mir persönlich erhofft hatte.
Eine Empfehlung gibt es trotzdem, schon allein wegen der Spannung die dieses Spiel zu bieten hat. Wer aber ruhige Adventure mit kniffeligen Rätseln liebt der sollte am Besten die Finger von Fahrenheit lassen, denn die Enttäuschung ist dann schon so gut wie vorprogrammiert. Wer interaktive Filme mag dürfte hingegen glücklich werden mit Fahrenheit. Es ist letztendlich Geschmackssache... weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben