Pro:
die Filmmusik, Nathalie Portman, die Regie
Kontra:
das Preis-Leistungsverhältnis der DVD, die manchmal undurchsichtige Handlung
Empfehlung:
Ja
Eigentlich wollte ich den Film unbedingt im Kino sehen, weil die Kritiken so gut waren, dass man es sich nicht leisten konnte ihn zu verpassen. Aber irgendwann lief er dann nicht mehr und ich musste warten bis die DVD erschien. Und jetzt bin ich froh, dass Ciao dieses Produkt ausgesucht hat und man zum Produkt der Woche einen Bericht schreiben kann. Ich habe mich unheimlich auf den Film gefreut und jetzt hoffe ich, dass ich euch genauso neugierig machen kann!
1. Die DVD Verpackung
2. Allgemeine Angaben
3. Was die DVD verspricht (Klappentext)
4. Was ist auf der DVD alles enthalten?
5. Kurze Inhaltsangabe für die, die den Film noch nicht gesehen haben
6. Inhaltsangabe für Kenner
7. Die Schauspieler und der Regisseur
8. Die Filmmusik
9. Meine Meinung
===1. Die DVD Verpackung===
Die Verpackung ist die übliche Plastikhülle zum Aufklappen. Innen drin findet man die DVD, einen Flyer von Cine Project (ein Vertrieb von unbekannten Filmen von außergewöhnlichen Regisseuren) und einen Playstation Network Aktivierungscode um den Film mithilfe von Digital Copy auf iPod, iPhone, iPad und PSP übertragen zu können.
Vorne drauf sieht man das Gesicht von Natalie Portman, den Filmtitel, die Namen der Hauptdarsteller und des Regisseurs, sowie die FSK Freigabe an 16 Jahren. Warum das bei einem Ballettfilm so wichtig ist, werdet ihr in meinem Bericht noch erfahren.
===2. Allgemeine Angaben===
Laufzeit: ca. 104 Minuten
Sprache: Deutsch, Englisch 5.1 Dolby Digital
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte u.a.
16:9 Format
Hauptdarsteller: Natalie Portman, Vincent Cassel und Mila Kunis
Regie: Darren Aronovsky
Preis: gerade erschienen hat der Film 29,99 € gekostet.
===3. Was die DVD verspricht (Klappentext)===
„Ein anmutiger Albtraum! Schockierend, sinnlich, hypnotisch.“ TV Digital
Für die ehrgeizige Ballerina Nina (Oscar Preisträgerin Natalie Portman) wird ein Traum wahr, als sie die Hauptrolle in „Schwanensee“ ergattert. Diese Doppelrolle entwickelt sich jedoch zum Albtraum: Während sie die Unschuld des weißen Schwans perfekt verkörpert, stößt sie als verruchter schwarzer Schwan an ihre prüden Grenzen. Angetrieben vom Ballettdirektor Thomas (Vincent Cassel) und bedrängt von ihrer Rivalin Lily (Mila Kunis), entdeckt Nina ihre dunkle Seite, die bald immer mehr Besitz von ihr ergreift und sie an die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit bringt. „Kultverdächtig“ (Vogue) – Darren Aronovskys (The Wrestler) für 5 Oscars nominierter vielschichtiger Paranoia-Thriller ist mit Wynona Ryder und Barbara Herschey bis in die Nebenrollen top-besetzt. Natalie Portman erhielt für ihre Leistung den Oscar als beste Hauptdarstellerin.
===4. Was ist auf der DVD alles enthalten?===
Das Menü sieht schon recht düster und geheimnisvoll aus. Man sieht Natalie Portman als schwarzen Schwan und darunter in weiß die 3 Auswahlpunkte: Play, Set Up und Scenes. Leider ist das Menü in Englisch, aber das hat mich nicht gestört.
Play: Film abspielen
Set Up: Auswahl der Sprache und der Untertitel
Scenes: Szenenauswahl
Für eine DVD von so einem umjubelten Film hatte ich eigentlich mehr Inhalt erwartet und war etwas enttäuscht, als ich sah, dass außer dem eigentlichen Film nichts weiter enthalten war.
===5. Kurze Inhaltsangabe für alle, die den Film noch nicht gesehen haben===
Nina ist eine sehr gute Ballerina und hat außer dem Ballett nichts im Leben, für das sie sich interessiert. Ihr ganzes Dasein bestimmt das Ballett und nicht nur sie war überrascht, als sie die Prima Ballerina in „Schwanensee“ tanzen sollte. War es doch am Abend zuvor Thomas gewesen, der Ballettdirektor und härteste Trainer, der ihr zwar den weißen, aber nicht den schwarzen Schwan abkaufte und sie in ihrer Verzweiflung auch noch demütigte vor den Anderen.
Auch ihre Mutter, mit der Nina zusammen lebt, ist begeistert, als sie von der guten Nachricht erfährt. Sie fordert aber zugleich auch mehr Engagement um deren Rolle auch als schwarzer Schwan gerecht werden zu können. Die Beziehung ist herzlich, wechselt aber später immer öfter in Distanz und Misstrauen. Es lässt sich nur erahnen, welch schwere Kindheit Nina hinter sich hat, in der sie ihre Freizeit nur für das Ballett geopfert hat und welchen Preis sie dafür bezahlt hat.
Als weißer Schwan versichert ihr Thomas Perfektion, aber die Rolle des schwarzen Schwans, der voller Eifersucht, Intrige und Herzlosigkeit steckt, scheint unerreichbar für Nina zu sein. Thomas fordert sie und schon bald stößt Nina nicht nur an ihre Grenzen, was das Können des Balletts anbelangt. Ihre Konkurrentin Lily (Mila Kunis) kann zwar nicht perfekt tanzen, hat aber dafür den nötigen Charme um Thomas um den Finger zu wickeln.
Je mehr sich Nina auf die Forderungen von Thomas und die Freundschaft mit Lily einlässt, desto mehr entfernt sie sich von ihrer Mutter und damit von der perfekten Tänzerin und dem weißen Schwan. Es beginnt in Nina zu brodeln. Sie ist hin- und hergerissen von der Anziehungskraft von Thomas, ihrer töchterlichen Liebe zu ihrer Mutter und dem Ehrgeiz ihre Konkurrentin Lily in Schach zu halten. Der Zuschauer wird nun immer mehr Zeuge von einer Künstlerin, die sich ins bodenlose Verderben stürzt ohne selbst davon Notiz zu nehmen. Alles, was ihr durch den Kopf geht ist die Perfektion ihrer zwei Seiten.
===6. Inhaltsabgabe für Kenner===
Da ich natürlich nicht zwei komplett unterschiedliche Inhaltsangaben schreibe, möchte ich auf den Punkt 5 verweisen. Wer den Film schon gesehen hat oder einfach wissen möchte, was wirklich mit Nina passiert, der darf jetzt gerne weiterlesen!
Schon eine kleine Sequenz am Anfang des Films lässt erahnen, dass Nina sich von ihrer Mutter verfolgt fühlt. Als sie ihre Mutter in der Wohnung sucht, betritt sie ein äußerst depressiv wirkendes Zimmer, dessen Wände über und über mit selbst gemalten Portraits von ihr hängen. Es ist der Rückzugsort ihrer Mutter und diese erscheint sogleich in einem anderen Licht: Nina ist das rohe und goldene Ei, das behütet werden muss und von dem alles Erbärmliche dieser Welt ferngehalten werden muss. Viel irrealer wirkt die Szene jedoch deshalb, weil eines der Bilder die Augen in Ninas Richtung bewegt. Ich musste mir die Szene ein zweites Mal anschauen, da es beim ersten Zusehen so unscheinbar war. Der Zuschauer bekommt den ersten Eindruck von Ninas Psyche und begleitet sie in ihrem Leben auf der Suche nach Anerkennung und Freiheit.
Außerdem hat Nina den zwanghaften Drang sich an den Schulterblättern zu kratzen. Das bedeutet nicht nur, dass sie sich bei ihren Auftritten als Ballerina pudern muss, sondern auch viel Ärger mit ihrer Mutter. Ihre Neigung zur Selbstbefriedigung ist ebenso erstaunlich: Wenn ihr Geist keine Befriedigung erhält, dann wenigstens ihr Körper. Völlig schockiert war ich, als sie sich selbst befriedigte und kurz vor dem Höhepunkt ihre Mutter im Sessel an ihrem Bett entdeckt, die in einen hundertjährigen Schlaf gefallen zu sein schien. Aber noch viel mehr hat mich die Frage beschäftigt, warum Nina davon nichts mitbekommen hatte.
Richtig begriffen wie paranoid Nina wirklich ist, habe ich erst, als sie mit Lily durch die Kneipen gezogen ist und sie mit nach Hause zu ihrer Mutter gebracht hat. Sie sperrt die Tür zu, hat unglaublich leidenschaftlichen Sex mit Lily und wacht am nächsten Morgen zu spät zum Training auf. Erst als sie mit Lily redet wird klar, dass Lily nie in ihrer Wohnung war und Nina fängt immer mehr an sich in den Wahnsinn hineinzusteigern.
Schließlich kommt die Premiere und Nina erscheint fast zu spät zu ihrem ersten Auftritt als Prima Ballerina. Lily macht sich schon bereit die Hauptrolle zu übernehmen. Es kommt in der Garderobe zum Gerangel, ein Spiegel geht kaputt und Nina ersticht Lily mit einer Scherbe. Sie schleift sie in die Toilette und tanzt voller Hingabe und ohne an ihre Perfektion zu denken den besten Auftritt aller Zeiten. Sie ist wie elektrisiert, ja fast schon high und berauscht von dem Gefühl.
Viel erstaunter ist sie jedoch, als Lily in ihre Garderobe kommt um sie danach zu beglückwünschen. Da verschwindet auch gleich wieder die Leiche aus der Toilette und Nina bemerkt, dass sie sich selbst eine Scherbe in den Magen gerammt hat. Es hält sie nicht davon ab, den letzten Akt zu tanzen und als sich der weiße Schwan von einem Hügel stürzt, stürzt Nina sich in den Tod: Ihre Verletzung ist so stark, dass sie noch auf der Bühne stirbt.
===7. Die Schauspieler und der Regisseur===
Natalie Portman: Wen jemand in diesem Film einen Oscar wirklich verdient hat, dann ist es Natalie Portman! Sie spielt die Rolle des unschuldigen weißen Schwans einfach perfekt. Aber noch besser ist die Verwandlung zur psychotischen Ballerina, die ohne Skrupel ihre Konkurrenz aus dem Weg schafft, wenn es sein muss. Der Wechsel zwischen paranoid und Konzentration, zwischen Genie und Wahnsinn gelingt Portman anscheinend spielend. Im Nachhinein hätte man die Rolle wohl nicht besser besetzen können.
Vincent Cassel: Er bekommt bei der Synchronisation immer wieder einen französischen Akzent, was ihm Authentizität und Überheblichkeit zugleich beschert. Schon als Architekt in „Matrix“ verkörpert er einen skrupellosen Franzosen, für den nur Ergebnisse zählen. Der Zweck heiligt dabei die Mittel. Ein Bisschen hat er mich auch hier an den Architekten erinnert. Streng und fordernd versucht er alles aus seinen Balletttänzern und –tänzerinnen herauszuholen. Und wenn dazu körperliche Berührungen und sexuelle Anspielungen notwendig sind. Auch ihm habe ich die Rolle ohne Weiteres abgekauft.
Mila Kunis: Sie verschwindet im Schatten von Natalie Portman. Ihre wirklich großen Szenen bewegen sich lediglich im Rahmen des besagten Abends, als sie mit Nina geschlafen haben soll. Sie spielt die Rolle gut, aber nicht überragend und wäre meiner Meinung nach auch austauschbar gewesen.
Derren Aronovsky: „Wer ist das denn?“ war mein erster Gedanke und ich kann alle beruhigen, die genauso denken. Der Film ist ein Meisterwerk des paranoiden Dramas. Er versteht es die Darsteller in Szene zu setzen und den Zuschauer an einer psychischen Auskehrung von Ninas Innerem teilhaben zu lassen. Das Dunkle und Geheimnisvolle ist manchmal beängstigend und manchmal beunruhigend und die Facetten des Films berühren auch Thriller und Horror.
===8. Die Filmmusik===
Die Filmmusik dürfte bei diesem Film wohl eindeutig klar sein: Klassische und dramatische Ballett-Musik! Wer denkt, dass diese Musik langweilig und öde ist, der sollte sich lieber fragen, was besser gepasst hätte? Dieser Film dreht sich nur um Ballett und zeigt Nina als weißen und später auch als schwarzen Schwan. Auf der Bühne und im realen Leben verbindet die Musik die beiden Persönlichkeiten auf leichte Art und Weise und lässt den Zuschauer in die Welt hinter den Kulissen des Balletts eintauchen. Es ist die originale Musik des Schwanensees und man beides in Einem genießen: Kultur und Kino!
===9. Meine Meinung===
Als der Film zu Ende war, musste ich erst etwas nachdenken, bevor ich mich überhaupt zu einer Meinung durchringen konnte. Auf der einen Seite spielt Natalie Portman einfach unglaublich und auf der anderen Seite hat man immer wieder Nina vor Augen in ihrer Paranoia und es wirkt alles irreal und absurd. Man versucht dem Film etwas Schlechtes abzugewinnen, aber das schafft man einfach nicht. Nicht nur, dass der Film alles hat (Drama, Sex, Verzweiflung, Tod und Leidenschaft), er verbindet es auch unentwegt miteinander und man lässt sich einfach mitreißen.
Für mich ist es ein Film, den ich mir sicher noch einmal ansehen werde. Er hat aber eher das Prädikat „ Kultfilm“ verdient, als „billiges Ballettfilmchen“ und gehört für mich in die Kategorie: Den muss man nicht mögen, aber man muss ihn gesehen haben!
Für alle, die die Hoffnung haben Klassisches Ballett zu erleben und wundervolle Ballerinas, die über die Bühne schweben: Bitte nicht unbedingt diesen Film kaufen, sondern auch wirklich ins echte Ballett gehen!
Für alle, die auf der Suche nach einem mitreißenden Film sind, der einfach mal anders ist: Unbedingt kaufen und selbst eine Meinung bilden.
Aufgrund der mangelnden Features der DVD muss ich hier einen Stern abziehen. Die Kinoversion hätte 5 Sterne von mir bekommen, aber leider ist die DVD in der Ausstattung und zu dem Preis etwas dürftig geworden und das Preis-Leistungsverhältnis muss ich eben auch bewerten.
PatMcNamara für Ciao, Yopi und Dooyoo weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben