Pro:
Farben, Schauplätze, Intensität in Saorises Spiel, Musik passend
Kontra:
für manch einen sicherlich die Story, Musik nervig
Empfehlung:
Ja
*Filmzitat
Im Jahr 2011 führte Joe Wright Regie bei einem Film, dessen Drehbuch von Seth Lochhead stammt und bei dem die Chemical Brothers um musikalische Unterstützung gebeten worden sind.
Heraus kam dabei ein Film, der auf dem deutschen Merkt den etwas unglücklich gewählten TitelWer ist Hanna? trägt und in dem so bekannte Gesichter wieCate Blanchett (als Marissa Wiegler) ,Eric Bana (als Erik Heller) undSaoirse Ronan (als Hanna Heller) mitspielen und somit sicherlich dazu beitragen, dass einige Leute schon allein wegen dieser Namen zu dem Film greifen und die Story eher nebensächlich für sie ist.Für mich war die Story jedoch ausschlaggebender als die Schauspieler, weswegen ich nun auch mal langsam zu diesem Punkt kommen sollte:
Hanna hat einen Großteil ihres Lebens zusammen mit ihrem Vater Erik, einem ehemaligen CIA-Agenten, alleine im äußersten Norden Finnlands zugebracht. Dort wurde sie von ihm in allem unterrichtet, was ihm notwendig erschien - vor allem aber im Morden.
Allerdings geht es dabei nicht um sinnloses Hinmetzeln ohne Verstand und Ziel, sondern Erik macht seine Hanna zu einer gebildeten Profikillerin, deren vorrangiges Ziel es ist, Marissa Wiegler zu töten, damit Erik und Hanna ein "normales" Leben ohne Verfolgung führen können.
Wieso, weshalb und warum Frau Wiegler dafür sterben muss, erfährt man dann im Laufe des Filmes und soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden.Die Umsetzung ist mehr oder weniger gelungen.
Dass die Story für den einen oder andern ein wenig zu witzlos und teils auch zu bekannt oder gar hanebüchen und verschwörungstheoretisch vorkommen kann, ist durchaus klar, aber mir persönlich sagt sie einigermaßen zu. Klar, es gibt ein paar Unstimmigkeiten, aber die Idee, einen perfekten Killer zu produzieren hat an sich etwas, finde ich.
Leider gibt es aber natürlich ein paar Komplikationen bei der Glaubwürdigkeit der Geschichte, denn Hanna findet sich - meiner Meinung nach - viel zu schnell in der modernen Welt abseits der finnischen Ödnis zurecht und kann sogar nach nur zwei einleitenden Handgriffen bereits einwandfrei mit google umgehen. Gut, ihr Vater hat sie ja auch gut auf die Außenwelt vorbereitet und sie ist intelligent... aber ein paar mehr Probleme sehe ich da trotzdem. In anderen Bereichen - vor allem im Umgang mit anderen Menschen - fehlt es ihr ja auch an Wissen... wieso dann dort nicht?
Außerdem gibt es ein paar merkwürdig anmutende Szenen, die nur Raum für Spekulationen übrig lassen und an sich keinen Zusammenhang zum eigentlichen Filmgeschehen haben, so dass man sie auch gerne hätte rauslassen können.
Dass bei einem Film wie diesem viel Wert auf Verfolgungsszenen, Mord und Totschlag und Action im Allgemeinen gelegt wird, versteht sich beinahe von selbst. Hier geschieht das aber teilweise wirklich unterhaltsam, denn immer wieder wird mit Hannas außergewöhnlichen Fähigkeiten gespielt und ihre ruhige Gelassenheit, wenn sie jemandem den Kopf ausrenkt, ist auf beängstigende Weise schön anzusehen.
Etwas schade finde ich, dass man unbedingt einendeutschen Quotennazieinführen musste, der Hanna und ihrem Vater das Leben schwer machen soll, aber damit werde ich wohl leben müssen.Erwähnenswert ist sicherlich auch noch die Musik , die einen über erstaunlich weite Strecken des Filmes unaufdringlich aufdringlich verfolgt oder zu verfolgen scheint. Genau kann ich das nämlich nicht mehr sagen, weil sich die elektronischen Töne so sehr ins Gehirn einbrennen, dass man sie auch dann noch hört, wenn sie längst verklungen sind.
Wirklich "schön" finde ich die Musik nicht und es ist auch garantiert nichts, was ich mir normalerweise anhören würde, weil ich es nicht so sonderlich mit rein elektronischen Sachen habe, aber hier passt es einfach, weil von ihnen die größte Sterilität in Verbindung mit der größten Kraft ausgeht, was an einigen Stellen des Films einfach mehr als gut passt. Besonders Hannas Ausbruch wird auf diese Art und Weise noch um einiges effektvoller und überzeugender.
Allerdings hat diese Musik auch einen eben schon angedeuteten Nachteil: Sie bleibt einfach zu sehr im Gedächtnis haften und ist da auch noch einen Monat nach Sichtung des Filmes abrufbar. Das ist zwar an sich nahezu perfekt für den Film und den Wiedererkennungseffekt - aber mich treibt das fast in den Wahnsinn.
DieSchauspieler machen ihren Job größtenteils gut bis sehr gut. Saoirse Ronan stiehlt natürlich den anderen ein wenig die Show, weil sie es schafft Hanna wirklich unheimlich perfekt, kalt, stark und ein wenig in sich zurückgezogen zu spielen, dass eine unwahrscheinliche Faszination von ihrem Charakter ausgeht, die sich besonders dann zeigt, wenn sie gegen ihren eigenen Vater kämpft. Frau Blanchett wirkt dagegen ein bisschen starr, was aber auch an ihrer Rolle liegen kann. Eric Bana wirkt ebenfalls ein bisschen blass, aber auch das dürfte daran liegen, dass seine seine Rolle eben nicht mehr hergibt.Die Schauplätze gefallen mir persönlich natürlich teilweise besonders gut, denn ich liebe sowohl verschneite Wälder als auch den wunderbaren verlassenen Vergnügungspark in Berlin (Spreepark) mit seinen vor sich hinrostenden Attraktionen und den umgeworfenen Dinosaurierfiguren auch so schon und freue mich natürlich, wenn ich die minutenlang ansehen darf. Dabei stört mich dann auch nicht die kühle, leicht grünblaue Farbgebung des Films, denn vor allem zum Spreepark passt sie perfekt und sie unterstreicht sowohl die Stimmung des Films als auch den Zerfall an dieser Stelle.
Extras gibt es natürlich auch auf der DVD. So kann man sich ein paar entfallene Szenen ansehen, die es auch durchaus wert sind, angesehen zu werden, wenn man ein bisschen mehr vom Film haben will. Ein alternatives Ende, das eigentlich nur eine weitere entfallene Szene ist und noch hinter das eigentliche Ende gehört, ist auch dabei und klärt, wie es weitergeht, ist aber an sich ein wenig "unschön" , weil die Stimme aus dem Off einfach nicht passt.
Wer will, kann sich auch einen Audiokommentar ansehen und ein bisschen was zur Entstehung des Films erzählen lassen. Nett, muss aber nicht sein.Das Menü ist übersichtlich, nervt aber ein wenig, weil hier die gelungene ätzende Musik in Dauerschleife läuft.
Fazit
Die knapp über 100 Minuten Spielzeit ziehen sich quasi gar nicht, obwohl ich nicht genau weiß, woran es liegt, denn weite Strecken des Films passiert kaum etwas Aufregendes. - Hanna läuft halt viel. Das spricht dann meiner Meinung nach dafür, dass der Film gelungen ist, oder?
Außerdem sollte man ihn schon allein wegen der schönen Aufnahmen aus dem Spreepark und der Leistung der jungen Hauptdarstellerin ansehen.
Aufgrund von diversen Kleinigkeiten, die sich summieren, ziehe ich allerdings einen Stern ab, so dass solide vier Sterne übrig bleiben. weiterlesen schließen
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