Pro:
zunehmend spannend, unheimlich, temporeich, Effekte, passables Bonusmaterial, Sound & Bild bestens
Kontra:
die Logik bleibt schon früh auf der Strecke
Empfehlung:
Ja
Bei einer Expedition am Südpol stößt ein norwegisches Forscherteam auf ein Alien-Raumschiff. Im vereisten Wrack entdecken sie ein außerirdisches Wesen, das vermutlich beim Absturz ums Leben gekommen ist. Die Paläontologin Kate Lloyd (Mary Elizabeth Winstead) und ihr Team beginnen sofort mit der Untersuchung. Dabei erwacht die Kreatur aus ihrem „Winterschlaf“ und eine gnadenlose Hetzjagd beginnt. Gemeinsam mit dem Crew-Piloten Carter (Joel Edgerton) versucht Kate den hochentwickelten Parasiten zu stoppen, der jede Lebensform nachahmen kann, die er berührt. Paranoia und Todesangst packen die Mannschaft. Abgeschnitten von der Außenwelt traut keiner mehr dem anderen. Jetzt geht es nur noch ums nackte Überleben … (Verleihinfo)
Dieser Streifen wurde von Anfang an als Vorgeschichte zum gleichnamigen SF-Klassiker von John Carpenter aus dem Jahr 1982 konzipiert. Dieser wiederum war ein Remake einer Verfilmung aus den 50er Jahren.
Filminfos
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O-Titel: The Thing (USA 2011)
Dt. Vertrieb: Universal
EAN: 5050582890617
VÖ: 22.03.2012
FSK: ab 16
Länge: ca. 122 Min.
Regisseur: Matthijs van Heijningen jr.
Drehbuch: Ronald D. Moore, Eric Heisserer
Musik: Marco Beltrami
Darsteller: Mary Elizabeth Winstead (Kate Lloyd, "Stirb Langsam 4.0")), Joel Edgerton (Braxton Carter, "King Arthur")), Ulrich Thomsen (Dr. Sander Halvorson, "Der letzte Tempelritter"), Eric Christian Olsen (Adam Goodman, "Der letzte Kuss") u.a.
Handlung
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Bei einer Erkundungsfahrt fallen die Forscher der norwegischen Antarktisstation THULE mit ihrem Raupengefährt in eine Gletscherspalte - und starren auf das Ding, das sich in der Tiefe abzeichnet: ein Alien-Raumschiff. Unweit des riesigen Konstrukts finden sie ein Wesen, das im Eis eingeschlossen ist, wahrscheinlich der einzige Überlebende.
Mit Hilfe der Paläontologin Kate Lloyd lässt Forschungsleiter Sander das Wesen in einem Block Eis in die Station bringen, um dort eine Gewebeprobe zu entnehmen. Kates Einwand, dass keinerlei sterile Bedingungen für diese Untersuchung herrschen, bügelt Sander einfach nieder. Und er hat den Stationsleiter Edvard auf seiner Seite. Noch.
Während schnell klar wird, dass es sich um ein Alien handelt und die Crew feiert, schaut einer der amerikanischen Helikopterpiloten nach dem Eisblock. Dieser ist schon weit geschmolzen. Urplötzlich schießt das Wesen aus dem Block und durch die hölzerne Decke des Lagerschuppens. Die alarmierte Crew macht Jagd auf das entkommene Wesen, doch schon bald gibt es erste Opfer: erst den Lagerhund, dann Henrik.
Bevor das Wesen verbrannt werden kann, stellt etwas mit ihm an. Eine erneute Untersuchung des verkohlten Kadavers gibt Rätsel auf. Denn in kürzester Zeit scheint es eine Kopie des Opfers in seiner Körperhülle hergestellt zu haben. Die Kopie ist zwar nicht lebensfähig, doch die bange Frage bleibt, wen es noch hat kopieren können. Doch Sander verbietet jede Verlautbarung über das Monster.
Drei Männer fliegen zur amerikanischen Antarktisstation McMurdo, um Hilfe zu holen. Urplötzlich kommt der Hubschrauber ins Schwanken und stürzt ab. Offenbar hat sich eine Kopie an Bord befunden. Doch was, wenn jemand im Wrack überlebt hat? Ist er eine Mensch oder eine Kopie? Unterdessen fällt der Funk aus, weil ein Schneesturm über die Station hereinbricht. Die Männer und zwei Frauen sind eingeschlossen.
Die Frage, wie man die echten menschen von ihren Kopien unterscheiden kann, lässt sich bald beantworten, denn Kate findet in der Dusche Zahnfüllungen. Offenbar ist das Alien nicht in der Lage, künstliches Material nachzuformen, sondern nur organisches Material. Der nächste Schritt ist zwingend erforderlich: eine Inspektion der Zähne aller Verdächtigen. Doch manche weigern sich…
Mein Eindruck
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Zeig mir deine Zähne, und ich sag dir, ob du ein Mensch bist - je schlechter, desto besser. So könnte das Motto für diese Dentalinspektion lauten. Doch die Lage komplexer, als Kate ahnt. Es kommt nicht nur zu Verdächtigungen zwischen Amerikanern und Norwegern, sondern auch unter den Frauen und Männern. Hätte Kate mal aufgepasst, so wäre ich auch etwas Merkwürdiges an Juliet, der einzigen anderen Frau, aufgefallen.
Trau schau wem?, heißt das Spielchen, das der Streifen so perfide mit aller Konsequenz durchzieht. Dabei gilt es für den Zuschauer, die verquere Logik zu begreifen, und das erweist sich als zunehmend vergebliches Unterfangen. Wie schon in John W. Campbells Buchvorlage aus dem Jahr 1938 kommt so ziemlich jeder in Betracht, eine Kopie zu sein, was Deduktion ad absurdum führt. Deshalb ist der Blickwinkel entscheidend.
Dieser Blickwinkel ist der von Kate Lloyd, die so langsam die Rolle eines Lt. Ellen Ripley von der Nostromo übernimmt (einer der Produzenten trägt ein NOSTROMO-T-Shirt). Gerüstet mit Entschlossenheit und einem Flammenwerfer, der ab und zu sogar funktioniert, macht sie den diversen Kopien und ihren Mutationen den Garaus. Zu diesen Mutationen gehört der freundliche Adam Goodman, zu dem sie irgendeine emotionale Beziehung hat. Er verschmilzt mit einem weiteren Opfer, um ein doppelköpfiges Monster zu formen, das es nach weiterem Blut gelüstet.
Das Beste an dem Streifen ist wohl der Showdown. Dieser findet, wie auf der NOSTROMO, in den Eingeweiden des Raumschiffes statt, nur dass dieses von Aliens konstruiert wurde und unerwartete Eigenschaften aufweist. Eines dürfte jedoch klar sein: "If you can't join 'em, blow 'em up!" Wörtlich: Wenn du nicht einer von ihnen sein kannst (geschweige denn willst), dann jag sie alle in die Luft!
Und so kommt denn auch das Szenario zustande, das die Nachfolgecrew vorfindet, die in John Carpenters Klassiker die Station übernimmt. Etwas hat überlebt…
Die DVD
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Technische Infos
Bildformate: 2,35:1 (anamorph)
Tonformate: DTS
Sprachen: DTS Digital 5.1 in Deutsch; DTS Digital 5.1 in Französisch; DTS Digital 5.1 in Spanisch; DTS Digital 5.1 in Portugiesisch; DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Mandarin-Chinesisch
Extras:
- Unveröffentlichte & erweiterte Szenen
- THE THING entwickelt sich
- Feuer und Eis
- Regiekommentar (inkl. Produzent Eric Newman)
Hinweis: Die Extras sind bei der Limited Edition die gleichen, nur die Verpackung ist ein "Steelbook".
Mein Eindruck: die Blu-Ray
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Wie man sich bei einer Blu-Ray leicht vorstellen kann sind Bild und Ton hier auf dem höchsten derzeit erreichbaren Niveau. (Das wird hoffentlich in der nächsten Disc-Generation noch besser werden.) Da auf die Silberscheibe Gigabyte von Daten gepackt werden können, finden wir nicht nur diverse Sprachen in DTS-Qualität vor, sondern eine Unmenge von Sprachen für die Untertitel. Wohl dem, der hier nicht den Überblick verliert.
Nicht genug damit, lässt sich die Interaktivität der Blu-Ray-Technik ausreizen - wenn man genügend Zeit mitbringt. U-Control ist hier das Stichwort (siehe unten: Punkt 5), und BD Live ist, wie jeder weiß, der Netzzugang zu weiteren Informationen und Trailern.
EXTRAS
1) Unveröffentlichte & erweiterte Szenen (9 min)
Die unveröffentlichten Szenen halten sich sehr in Grenzen, so etwa den Freitod von Colin; vielmehr handelt es sich oftmals um erweiterte Szenen, die mitunter noch mehr Spezialeffekte bieten. Da jedoch alles einerlei erscheint, sobald die Logik flötengegangen ist, juckt uns dies nicht.
2) THE THING entwickelt sich (eine Art Making-of, 14 min)
Die Macher erzählen, dass sie vom Carpenter-Film ausgingen und sich wie Ermittler anhand der darin gelieferten Rückverweise zu einer Story vorarbeiteten, die mit den präsentierten Fakten übereinstimmt. Der Schluss ihres Films soll praktisch dem Anfang des Carpenter-Streifens entsprechen. Und das haben sie auch geschafft, nur dass ihre digitalen Effekte um Welten besser sind als die von 1982. Eine Abweichung gibt es: Das Alien-Raumschiff fliegt in die Luft statt in der Tiefe zu verbleiben.
Recht lustig sind die Aussagen über die echten norwegischen Schauspieler, die in deren heimat, die gerade mal 4 Mio. Einwohner zählt, natürliche allesamt Superstars darstellen. Unter den Norwegern fällt besonders der verrückte, rothaarige Wikinger auf, der innige Freundschaft mit einem Alienwesen geschlossen, das er liebevoll Clarisse nennt…
Desweiteren erfahren wir mehr über die "Puppen" von ADI sowie die digitalen visuellen Effekte. Im Anschluss daran lohnt sich ein Blick auf:
3) Feuer und Eis (ca. 5 min)
Dies ist praktisch die Fortsetzung des inoffiziellen Making-ofs. Hier hantiert Mary Winstead mit einem echten Flammenwerfer. Das ist halb so gefährlich, wie es klingt. Denn alle Flammenwerfer sind ferngesteuert, und es gibt erhebliche Sicherheitsmaßnahmen. Dennoch ist es eindrucksvoll, wenn die einzige Stuntfrau im Team in Flammen steht, und das eine volle Minute lang! Auch Puppen werden abgefackelt, versteht sich.
4) Regiekommentar (inkl. Produzent Eric Newman)
Regisseur und Produzent unterhalten sich mehr miteinander als uns Informationen zu liefern. Wer Lust darauf hat, welche Schwierigkeiten überwunden werden mussten, um in British Columbia drehen zu können, ist hier genau richtig. Niemand war am Südpol - eine echte Enttäuschung.
5) U-Control
Mit dieser Funktion kann man seine eige Szenensammlung zusammenstellen. Die Bedienungsanleitung gibt's im nächsten Menüpunkt.
6) BD Live
Trailer und neue Informationen sind nicht auf der Disc abgelegt, sondern über BD Live erreichbar, die einen Internetzugang erfordert. Der Filmtrailer selbst ist dem Topmenü unterlegt und recht spannend.
Unterm Strich
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Das nennt man wohl einen Abstauber: Den größten Reiz dieses SF-Horrorstreifens findet man in der Tatsache, dass er die komplette Vorgeschichte zu John Carpenters Klassiker "The Thing - Das Ding aus einer anderen Welt" aus dem Jahr 1982 liefert. Dort trifft eine neue Crew auf das, was von der norwegischen Crew noch übrigblieb, nachdem das Alien etliche Kopien hergestellt hatte, die zu vernichten waren. Da rotiert der Lieferant der Buchvorlage "Who goes there?" (1938), SF-Herausgeber und -Autor John W. Campbell, wohl im Grabe.
Andererseits weiß der Streifen flott zu unterhalten. Dafür sind nicht etwa die schon bald jeder Logik entbehrende Handlung - wieviele Kopien kann ein Alien in fünf Minuten anfertigen? - verantwortlich, sondern vielmehr die gelungenen Spezialeffekte. Neben animatronischen Puppen (siehe das Making-of) mit zweiköpfigen Mutanten sind auch etliche mechatronische Arm-Viecher zu sehen, die sich per digitaler Manipulation zusammenfügen. Evolutionstheoretiker hätten ihre helle Freude daran.
Eine der Hauptattraktionen sind die zahlreichen Verkörperungen des Aliens und seine Vernichtung durch diverse pyrotechnische Attacken. Dabei leistet ein Flammenwerfer, den Mary Winstead offenbar fachmännisch (fachfraulich?) handhabt, wertvolle Dienste. Das Ergebnis sind brennende Alienverkörperungen - ein Fest für jeden Pyromanen.
Der Höhepunkt in dieser Vernichtungsdisziplin wird selbstverständlich erst dann erreicht, wenn Kate Lloyd und der zwielichtige Carter - ist er ein echter Mensch oder eine Kopie? - das Alien-Raumschiff betreten. Hier hat sich die schrecklichste Mutation von allen eingenistet, und es ist wahrlich keine Überraschung, als wir entdecken, dass es sich um den miesesten Charakter im ganzen Film geht (dreimal darf man raten).
Der Horror-SF-Film beachtet sämtliche Regeln des Genres: Alle Crewmitglieder müssen dranglauben, denn es gilt das Prinzip der zehn kleinen Negerlein. Zweitens ist innen außen, so dass miese Charaktere auch eine miese Erscheinungsform aufweisen. Und drittens muss eine Frau überleben, denn seit Lt. Ellen Ripley 1979 die NOSTROMO gesprengt hat, ist dies eisernes Gesetz des Genres. Außerdem gehört Kate Lloyd nicht zur Crew und ist moralisch unbescholten - sie hat alle Pluspunkte auf ihrer Seite. Aber auch die Intelligenz, um zu überleben? In Carpenters Fortsetzung taucht sie nicht mehr auf…
Die Blu-Ray
Dass Ton und Bild auf einer Blu-Ray erstklassig sind, dürfte keinen verwundern, so auch hier. Die Extras sind zwar etwas unzusammenhängend, doch liefern sie dem interessierten Fan einige recht nette Einsichten, was der Film will, wie sich die Darsteller dabei fühlen und wie viele Effekte zustandekamen, vor allem die Pyrotechnik. Am besten sind aber die Norweger, die doch große Ähnlichkeit mit spinnerten Finnen aufweisen (oder einfach nur die Amis verulken wollten).
Fazit: zwei von fünf YOPI-Sternen.
Michael Matzer (c) 2012ff weiterlesen schließen
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