Pro:
Spannung, sehr bewegend, Thema
Kontra:
Die anderen KInder bleiben etwas blass, etwas zu knappes Ende
Empfehlung:
Ja
1. Produktfakten
Taschenbuch: 384 Seiten
Verlag: rororo; Auflage: 2 (1. Dezember 2011)
ISBN-13: 978-3499257100
8,99 Euro
2. Autor
"Roman Rausch, 1961 in Würzburg geboren, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Trilogie um den Kommissar Johannes Kilian wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse mit dem Book on Demand Award ausgezeichnet."
3. Inhalt
Würzburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, im Jahr 1629: Die Hexenverfolgung erreicht einen ihrer Höhepunkte, immer wieder fallen unschuldige Frauen bösartigen Bezichtigungen zum Opfer und enden auf dem Scheiterhaufen. Vor allem der Hexenjäger Meister Dürr ist so fanatisch, dass er überall Beweise für Hexerei wittert. Eine dieser unschuldigen Frauen ist die alte Hebamme Babette. Ihr Pflegekind Kathi ist verzweifelt, denn die alte Frau war die Einzige, die Kathi in ihrem harten Leben bisher Liebe und Güte gezeigt hat. Das Mädchen schwört Rache für den Tod seiner Pflegemutter und hat dazu auch einen perfiden Plan:
Kathi und eine Freundin behaupten, Zeuginnen eines teuflischen Hexensabatts geworden zu sein, an dem viele Bürger Würzburgs teilgenommen haben. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich diese Anschuldigungen in der Stadt. Kathi und ihre Freunde sorgen dafür, dass das Misstrauen in der Stadt unter den Einwohnern immer größer wird. Irgendwann aber sueht Kathi, dass die Lügengeschichte außer Kontrolle geraten ist und schließlich müssen auch die Kinder fürchten, dem Feuertod zum Opfer zu fallen ...
4. Meinung
Ein äußerst brisantes und bewegendes Thema ist der Fokus dieses Historienromans, nämlich die Zeit der Hexenverbrennungen und der Folterungen in Deutschland. Es gibt viele Romane zu dieser Zeit, trotzdem empfinde ich "Die Kinderhexe" als recht originell darunter. Das Thema ist ja eigentlich dafür prädestiniert, dass man eine Liebesgeschichte in den Mittelpunkt stellt, wobei die Frau dann als Hexe verfolgt wird und gerettet werden muss. Hier sind es aber Kinder, die im Zentrum der Handlung stehen, besonders die Protagonistion Kathi. Sie ist erst zehn Jahre alt, aber nach einer langen Zeit des Leidens beschließt sie, zurückzuschlagen und geht einen ganz eignen Weg der Rache. Kathis Schicksal wird ausführlich geschildert und der Leser bekommt großes Mitleid mit ihr. Ihre Mutter schickt sie zu einem Apotheker, wo sie eine Ausbildung erlernen soll, um später ein besseres Leben zu führen als sie selbst. Die Mutter ahnt aber nicht, dass der Apotheker ein hartherziger Mann ist, der Kathi oft schlägt, ebenso der Vikar, bei dem sie regelmäßig beichten geht. Die boshaften Zwillingstöchter des Apothekers Lene und Lotti machen ihr ebenfalls das Leben schwer. Auch zu essen bekommt das Mädchen nur das Nötigste und die Zeit mit der Hebamme Babette sind die ezinzigen Lichtblicke in seinem Leben. Kathis Handeln wird stets plausibel dargestellt, sie ist zudem sehr klug für ihr Alter, aber trotzdem nicht unrealistisch gestaltet.
Was mir außerdem sehr gut gefallen hat, waren die Schilderungen der Zeitumstände. Es gibt viele Informationen zu den Hexenprozessen und auch zu den Folterungen - und das auch ohne Rücksicht auf empfindliche Leser, die sich auf manch drastische Schilderung vorbereiten müssen. Sehr eindrücklich mit allen unschönen Details wird auch das Leben der Armen zur damaligen Zeit beschrieben, ihre Krankheiten, ihre oft furchtbar unhygienischen Lebensumstände und alle weiteren schrecklichen Folgen, die der Krieg bei der Bevölkerung hinterlassen hat. Bei den vielen düsteren Aspekten gibt es aber auch hoffnungsvolle Momente, sodass die Lektüre auf keinen Fall ausschließlich melancholisch und deprimierend ist. Der Stil des Romans ist einfach, nicht anspruchslos, aber eben ganz leicht zu lesen. Man kommt auch sofort in die Handlung hinein und es gibt keine Längen. Ich kann insgesamt wirklich kaum etwas kritisieren - aber wenn man es genau will, gibt es zwei ganz kleine Schwachpunkte, die nicht optimal sind. Das ist zum einen das etwas zu plötzlich herbeigeführte Ende, das mir auch ein wenig zu offen war - möglicherweise Raum für eine Fortsetzung? Zum anderen sind mir die Charaktere im vergleich zu Kathi etwas zu blass geraten. Gerade über die anderen Kinder erfährt man im Vergleich etwas zu wenig. Das sind aber im grunde nur Kleinigkeiten, die nichts daran ändern, dass das Buch sehr zu empfehlen ist.
5. Zusammenfassung
Ich vergebe eine deutliche Empfehlung und vier Sterne für diesen Roman. Er versetzt den Leser detailgenau in das Würzurg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und erzählt viele interessante Dinge über die Hexenverfolgung. Es gibt eine gelungene Protagonistin und man kann die ganz kleinen Schwächen gut verschmerzen. weiterlesen schließen
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